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I. Verrechnungspreisvorschriften

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121 C. Vereinbarkeit der Einkünftekorrekturvorschriftenmit höherrangigem Recht Die deutschen Verrechnungspreis- und Unterkapitalisierungsvorschriften zählen zu den einfachgesetzlichen Normen. Diese müssen in Einklang mit höherrangigem Recht stehen, insbesondere mit nationalem Verfassungsrecht und aufgrund der Mitgliedschaft der Bundesrepublik in der Europäischen Union auch mit Europarecht. In Teil C. dieser Arbeit sollen daher zunächst die Verrechnungspreisvorschriften und im Anschluss die Zinsschranke auf ihre Vereinbarkeit mit höherrangigem Recht untersucht werden. I. Verrechnungspreisvorschriften Während die Vereinbarkeit der deutschen Verrechnungspreisvorschriften mit dem Verfassungsrecht kaum in Frage gestellt wird, wird in der deutschen Rechtsprechung1 und Literatur2 seit einigen Jahren zunehmend kontrovers über deren Vereinbarkeit mit Europarecht gestritten. Um in dieser Frage eine Klärung herbeizuführen, sollen zunächst die relevanten unionsrechtlichen Vorgaben, insbesondere der Gewährleistungsgehalt der Grundfreiheiten, her-ausgearbeitet werden. Erst daraufhin können die Verrechnungspreisvorschrif-ten auf ihre Vereinbarkeit mit diesen Vorgaben überprüft werden. 1 Zweifel an der Vereinbarkeit wurden insbesondere bekundet im BFH-Bschl. v. 21.06.2001, I B 141/00, BFHE 195, 398; FG Düsseldorf, Urt. v. 19.02.2008, 17 K 894/05 E, IStR 2008, 449; zurückhaltender: BFH, Urt. v. 29.11.2000, I R 85/99, BStBl. II 2002, 720 (721 f.); sogar einen Verstoß annehmend: FG Münster, Urt. v. 22.02.2008, 9 K 509/07 K,F, EFG 2008, 923. Zuletzt in Drittstaatenfällen einen Verstoß aufgrund der Verdrängung der Kapitalverkehrs- durch die Niederlassungsfreiheit ablehnend: BFH, Urt. v. 23.06.2010, I R 37/09, BStBl. II 2010, 895 (896 f.). 2 Einen Verstoß nehmen etwa an: Dautzenberg/Goksch,BB 2000, 904 ff.; Wassermeyer,IStR 2001, 633 (637); Scheuerle,IStR 2002, 798 ff.; Rasch/Nakhai, DB 2005, 1984 ff.; Rehm/Nagler,IStR 2008, 421 ff.; Mann,Einkünftekorrekturnormen, 2008, S. 109 ff.; Schenke/Mohr,DStZ 2009, 439 (450); a.A.: Rehfeld,Die Vereinbarkeit des Außensteu-ergesetzes mit den Grundfreiheiten des EG-Vertrags, 2008, S. 71 ff.; Goebel/Küntscher,Ubg 2009, 235 ff.; Naumann u.a.,IStR 2009, 665 ff. Die Diskussion wird auch nach Er-lass des EuGH-Urt. v. 21.01.2010, C-311/08 (SGI), Slg. 2010, I-487, das zur belgischen Verrechnungspreisvorschrift des Art. 26 CIR erging, kontrovers fortgesetzt, vgl. mit der Annahme eines Unionsrechtsverstoßes etwa Thömmes,IWB 2010, Fach 11a, 107 (111 f.); Bron,EWS 2010, 80 (82 f.); Englisch,IStR 2010, 139 ff.; Andresen,IStR 2010, 289 (290 f.); Glahe,IStR 2010, 870 ff.; Schaumburg,Internationales Steuerrecht, 3. Aufl. 2011, Rz. 18.105; Schönfeld,IStR 2011, 219 (220 ff.); a.A.: Becker/Sydow,IStR 2010, 195 (197 f.); wohl auch Korn,GWR 2010, 72.
© 2012 Verlag Dr. Otto Schmidt KG, Gustav-Heinemann-Ufer 58, 50968 Köln.

121 C. Vereinbarkeit der Einkünftekorrekturvorschriftenmit höherrangigem Recht Die deutschen Verrechnungspreis- und Unterkapitalisierungsvorschriften zählen zu den einfachgesetzlichen Normen. Diese müssen in Einklang mit höherrangigem Recht stehen, insbesondere mit nationalem Verfassungsrecht und aufgrund der Mitgliedschaft der Bundesrepublik in der Europäischen Union auch mit Europarecht. In Teil C. dieser Arbeit sollen daher zunächst die Verrechnungspreisvorschriften und im Anschluss die Zinsschranke auf ihre Vereinbarkeit mit höherrangigem Recht untersucht werden. I. Verrechnungspreisvorschriften Während die Vereinbarkeit der deutschen Verrechnungspreisvorschriften mit dem Verfassungsrecht kaum in Frage gestellt wird, wird in der deutschen Rechtsprechung1 und Literatur2 seit einigen Jahren zunehmend kontrovers über deren Vereinbarkeit mit Europarecht gestritten. Um in dieser Frage eine Klärung herbeizuführen, sollen zunächst die relevanten unionsrechtlichen Vorgaben, insbesondere der Gewährleistungsgehalt der Grundfreiheiten, her-ausgearbeitet werden. Erst daraufhin können die Verrechnungspreisvorschrif-ten auf ihre Vereinbarkeit mit diesen Vorgaben überprüft werden. 1 Zweifel an der Vereinbarkeit wurden insbesondere bekundet im BFH-Bschl. v. 21.06.2001, I B 141/00, BFHE 195, 398; FG Düsseldorf, Urt. v. 19.02.2008, 17 K 894/05 E, IStR 2008, 449; zurückhaltender: BFH, Urt. v. 29.11.2000, I R 85/99, BStBl. II 2002, 720 (721 f.); sogar einen Verstoß annehmend: FG Münster, Urt. v. 22.02.2008, 9 K 509/07 K,F, EFG 2008, 923. Zuletzt in Drittstaatenfällen einen Verstoß aufgrund der Verdrängung der Kapitalverkehrs- durch die Niederlassungsfreiheit ablehnend: BFH, Urt. v. 23.06.2010, I R 37/09, BStBl. II 2010, 895 (896 f.). 2 Einen Verstoß nehmen etwa an: Dautzenberg/Goksch,BB 2000, 904 ff.; Wassermeyer,IStR 2001, 633 (637); Scheuerle,IStR 2002, 798 ff.; Rasch/Nakhai, DB 2005, 1984 ff.; Rehm/Nagler,IStR 2008, 421 ff.; Mann,Einkünftekorrekturnormen, 2008, S. 109 ff.; Schenke/Mohr,DStZ 2009, 439 (450); a.A.: Rehfeld,Die Vereinbarkeit des Außensteu-ergesetzes mit den Grundfreiheiten des EG-Vertrags, 2008, S. 71 ff.; Goebel/Küntscher,Ubg 2009, 235 ff.; Naumann u.a.,IStR 2009, 665 ff. Die Diskussion wird auch nach Er-lass des EuGH-Urt. v. 21.01.2010, C-311/08 (SGI), Slg. 2010, I-487, das zur belgischen Verrechnungspreisvorschrift des Art. 26 CIR erging, kontrovers fortgesetzt, vgl. mit der Annahme eines Unionsrechtsverstoßes etwa Thömmes,IWB 2010, Fach 11a, 107 (111 f.); Bron,EWS 2010, 80 (82 f.); Englisch,IStR 2010, 139 ff.; Andresen,IStR 2010, 289 (290 f.); Glahe,IStR 2010, 870 ff.; Schaumburg,Internationales Steuerrecht, 3. Aufl. 2011, Rz. 18.105; Schönfeld,IStR 2011, 219 (220 ff.); a.A.: Becker/Sydow,IStR 2010, 195 (197 f.); wohl auch Korn,GWR 2010, 72.
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