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Kritische Analyse der Reform der betrieblichen Altersversorgung durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz

Published/Copyright: August 15, 2017
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StBProf.Dr.ThomasDommermuth,Weiden*KritischeAnalyseder Reformder betrieblichenAltersversorgungdurch das BetriebsrentenstärkungsgesetzDer Verf. behandeltdie Reformder betrieblichenAl-tersversorgung nachdemBetriebsrentenstärkungs-gesetz,das bei Redaktionsschlussnochnichtim BGBl.verkündet war.Erbegrüßt die Änderungen,die aus sei-ner Sichttrotzdes Sozialpartnermodells gelungen sind,undzeigtweitereunbedingterforderlicheReform-schritteauf.I. EinleitungNachdem der Bundestagden EntwurfeinesGesetzeszur Stärkungder betrieblichenAltersversorgungundzur ÄnderungandererGesetze(Betriebsrentenstär-kungsgesetz,nachfolgend: BRStG)1in zweiter und drit-ter Lesungam 1.6.2017beschlossen und der BundesratdemGesetz am 7.7.2017zugestimmthat,2wirddasBRStGin seinenmaßgeblichen Teilen zum1.1.2018inKrafttreten.Hintergrundder Reformist die Erkenntnis der Bundes-regierung, dassBetriebsrentenin Deutschlandnochnichtausreichendverbreitetsind.3Besondersin klei-nen und mittelständischen Unternehmen(nachfolgend:KMU)4undbei Beschäftigten mit niedrigemEinkom-menbestünden demnacherheblicheLücken.Die Ver-breitungder betrieblichenAltersversorgung(nachfol-gend:bAV) unterBeschäftigtenin KMUliegtaktuellbei ca. einemDrittel,5währendfast 60 %aller sozial-versicherungspflichtigBeschäftigten eineBetriebsren-tenanwartschaftihr Eigennennenkönnen;6knapp47 %der Beschäftigtenmit wenigerals monatlich1.500Erwerbseinkommenhabenwedereine Be-triebs-nocheineRiester-Rente,7weilsie sich eineperEntgeltumwandlungfinanzierte bAVgrundsätzlichnichtleistenkönnenundihr Unternehmenkeinear-beitgeberfinanzierteVorsorgeanbietet.KlardefinierteHauptzielgruppedes BRStGsinddaherdie Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer (nachfol-gendwerdenbeideBegriffevereinfachendzuArbeit-nehmerzusammengefasst)von KMUund Geringver-diener.8Eineweitere Verbreitung der bAVwäre nachAussagedes Gesetzgebersauchmit einemgesetzlichobligatori-schenBetriebsrentensystemzu erreichenoderauchdamit,dassein alleArbeitgeberverpflichtendesge-setzliches Opting-Out-Systemeingeführt würde.9DieEingriffsintensitätderartiger Systemefür Arbeitgeberund Beschäftigteist allerdings höherals die des geradebeschlossenenBRStG,weshalb der Gesetzgeberwei-terhinauf einenfreiwilligenAusbau der bAVsetzt.10Solltedas Gesetzesziel, die Teilhabequote an der bAVin Deutschlandmittelfristigdeutlichzu erhöhendieBundesregierungwirdsich hier an der VerbreitungderbAVinandereneuropäischenLändernorientieren,z.B.in denNiederlandenundGroßbritannien,die durchReformender letztenJahredeutlicheSteigerungenaufca. 90 %und Erhöhungendes Durchschnittsvolumenserzielthaben11,n icht erreichtwerden,dürftenein flä-Herausgegebenin Ve rbindungmitdemFachinstitutderSteuerberater20. August2017Seiten74580099. Jahrgang·16/2017*StBProf. Dr.Thomas Dommermuthist Prof. für Steuerlehrean der OstbayerischenTechnischenHochschule Amberg-Weidenund VorsitzenderdesBeirates des InstitutsfürVor-sorgeund Finanzplanung in Altenstadt.1BT-Drucks. 18/12612vom31.5.2017.2BR-Drucks.447/17vom 7.7.2017.3Vgl. Gesetzentwurf zumBRStG,BT-Drucks. 18/11286vom22.2.2017,S. 1.4DaruntersindnacheinerEmpfehlungder EuropäischenKommission Unternehmenmit nichtmehr als 250 Beschäf-tigtenund einemJahresumsatz von max.50 Mio.zu ver-stehen, vgl.Forschungsbericht Sozialforschung444desBMASvomJuni2014, S. 20.5Vgl. Forschungsbericht Sozialforschung444 des BMASvomJuni2014, S. 55 f.6Vgl. BT-Drucks. 18/11286 vom22.2.2017,S. 1.7Vgl. BT-Drucks. 18/11286 vom22.2.2017,S. 29.8Vgl. BT-Drucks. 18/11286 vom22.2.2017,S. 29.9Vgl. BT-Drucks. 18/12612 vom31.5.2017,S. 4.10 Vgl. BT-Drucks. 18/12612 vom31.5.2017,S. 4.11 DasbetrieblichePensionsvermögen in denNiederlanden,der Schweiz und Großbritannien2014betrug166 %, 121%bzw.116 %des jeweiligenBruttoinlandsproduktes, inDeutschlandlediglich15%.
Online erschienen: 2017-8-15
Erschienen im Druck: 2017-7-26

© 2017 by Verlag Dr. Otto Schmidt KG, Gustav-Heinemann-Ufer 58, 50968 Köln.

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