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Nie war so viel Anfang wie damals – frei nach Walt Withman

LäNoKa – D/533569NIE WAR SO VIEL ANFANG WIE DAMALS– FREI NACH WALT WITHMAN –NOTAR DR. DIRK HELMUT BARTH, DESSAU-ROSSLAUDer Osten war neu und die Unterschiede unge-heuer. Mein erster Arbeitstag als „Notaranwär-ter“ in Schönebeck/Elbe („Notarassessor“ durf-ten wir uns in Sachsen-Anhalt als die erstmals zu diesem Zweck neu Eingestellten Mitte der neun-ziger Jahre noch nicht nennen; die offizielle Ver-wendung des Titels „Notarassessor“ war erst ab 1999 mit dem Inkrafttreten der BNotO im Be-reich der Ländernotarkasse zulässig) war aufre-gender als der als Notar. Schon der Umzug von Heidelberg nach Mag-deburg schien der Eintritt in eine andere Welt zu sein. Die Häuser waren grau, so grau, dass sie an die schwarz-weißen Vorkriegsphotographien aus den Alben der Großeltern gemahnten. Auf den Straßen war es nachts furchtbar dunkel, denn die Laternen waren selten und schwach. Der Straßenbelag erforderte eher Geländewagen als PKW. Eine Mietwohnung in Magdeburg zu finden, wurde nicht nur durch das geringe Ange-bot, sondern auch durch den Umstand erschwert, dass viele Straßen neue Namen erhalten hatten. Die alten Straßenschilder hatte man abmontiert, die Neuen waren– warum auch immer– noch nicht dran. In den käuflich zu erwerbenden Stadtplänen standen nur die neuen Straßennamen. Die durchaus hilfsbereite Bevölkerung erinnerte sich aber nur an die alten. Die kannte ich nicht. Es war nicht leicht. Je ländlicher das Umfeld wurde, desto eher hatte man Erfolg damit, nach dem Namen des Bewohners des Hauses, als nach der Straße zu fragen, in der das Haus lag.Schon im Vorfeld drohte man mir damit, dass man im Osten früh zu arbeiten beginne. Also, dann eben früher auf– bloß keine Umstände machen. Auf meine Nachfrage hin wurde mir von Seiten meines Ausbil-dungsnotariates mitgeteilt, dass man mich um 8:00Uhr erwarten würde. Das schien mir sogar eher sehr früh. Tatsächlich waren sämtliche Mitar-beiter– und die Notarin– schon gegen sieben am Platz. Das hatte man mir aber nicht sagen wollen, um mich nicht vor der Zeit zu verschrecken. Zum Autor:Dr. Dirk Helmut Barth wurde 1967 in Mannheim geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Freiburg i.Br., Lausanne und Heidelberg. Seit 1996 war Dr. Barth zunächst alsNotarassessor und No­tariatsverwalter in Sach­sen­Anhalt tätig und wur­de 1999 zum Notar in Dessau bestellt. Dr. Barth ist Verwaltungsratsmitglied der Ländernotarkasse und Vorsitzender des Rechts­ausschusses der Notar­kammer Sachsen­Anhalt.

LäNoKa – D/533569NIE WAR SO VIEL ANFANG WIE DAMALS– FREI NACH WALT WITHMAN –NOTAR DR. DIRK HELMUT BARTH, DESSAU-ROSSLAUDer Osten war neu und die Unterschiede unge-heuer. Mein erster Arbeitstag als „Notaranwär-ter“ in Schönebeck/Elbe („Notarassessor“ durf-ten wir uns in Sachsen-Anhalt als die erstmals zu diesem Zweck neu Eingestellten Mitte der neun-ziger Jahre noch nicht nennen; die offizielle Ver-wendung des Titels „Notarassessor“ war erst ab 1999 mit dem Inkrafttreten der BNotO im Be-reich der Ländernotarkasse zulässig) war aufre-gender als der als Notar. Schon der Umzug von Heidelberg nach Mag-deburg schien der Eintritt in eine andere Welt zu sein. Die Häuser waren grau, so grau, dass sie an die schwarz-weißen Vorkriegsphotographien aus den Alben der Großeltern gemahnten. Auf den Straßen war es nachts furchtbar dunkel, denn die Laternen waren selten und schwach. Der Straßenbelag erforderte eher Geländewagen als PKW. Eine Mietwohnung in Magdeburg zu finden, wurde nicht nur durch das geringe Ange-bot, sondern auch durch den Umstand erschwert, dass viele Straßen neue Namen erhalten hatten. Die alten Straßenschilder hatte man abmontiert, die Neuen waren– warum auch immer– noch nicht dran. In den käuflich zu erwerbenden Stadtplänen standen nur die neuen Straßennamen. Die durchaus hilfsbereite Bevölkerung erinnerte sich aber nur an die alten. Die kannte ich nicht. Es war nicht leicht. Je ländlicher das Umfeld wurde, desto eher hatte man Erfolg damit, nach dem Namen des Bewohners des Hauses, als nach der Straße zu fragen, in der das Haus lag.Schon im Vorfeld drohte man mir damit, dass man im Osten früh zu arbeiten beginne. Also, dann eben früher auf– bloß keine Umstände machen. Auf meine Nachfrage hin wurde mir von Seiten meines Ausbil-dungsnotariates mitgeteilt, dass man mich um 8:00Uhr erwarten würde. Das schien mir sogar eher sehr früh. Tatsächlich waren sämtliche Mitar-beiter– und die Notarin– schon gegen sieben am Platz. Das hatte man mir aber nicht sagen wollen, um mich nicht vor der Zeit zu verschrecken. Zum Autor:Dr. Dirk Helmut Barth wurde 1967 in Mannheim geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Freiburg i.Br., Lausanne und Heidelberg. Seit 1996 war Dr. Barth zunächst alsNotarassessor und No­tariatsverwalter in Sach­sen­Anhalt tätig und wur­de 1999 zum Notar in Dessau bestellt. Dr. Barth ist Verwaltungsratsmitglied der Ländernotarkasse und Vorsitzender des Rechts­ausschusses der Notar­kammer Sachsen­Anhalt.

Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. GRUSSWORT V
  3. VORWORT VII
  4. INHALT XIII
  5. TEIL 1. ZEITZEUGEN
  6. Zeittafel 1989–1990 3
  7. Die Entstehung des freiberuflichen Notariats in den neuen Bundesländern 17
  8. Die Notarverordnung – wie alles begann 29
  9. Der Flügelschlag des Schmetterlings 39
  10. Der Schlussstein 75
  11. Geschichte des Staatlichen Notariats in Plauen 81
  12. Oberhof liegt nicht im Erzgebirge 93
  13. Hühnerzucht und Hahnenkämpfe 101
  14. Das Ölbild – Geschichten aus dem Notariat 109
  15. Ausstattung im Wandel der Zeit 113
  16. 25 Jahre im Notariat – Herausforderungen und Entwicklungen 121
  17. Die Geschichte des Notariats in Torgau in den 90er Jahren 135
  18. Das Ringen um die Notariatsverfassung im Deutschen Bundestag 1990 bis 1998 153
  19. Erinnerungen an meine Zeit als Notaranwärter 1994 bis 1998 173
  20. TEIL 2. WISSENSCHAFT
  21. Gelungene Transformation des Liegenschaftsrechts 193
  22. („Nachwende-“) Notare zwischen Sittenwidrigkeit und Rechtsfrieden – Das Verkaufsgesetz und sein historischer Charakter 225
  23. Fortgeltendes DDR-Recht: Die Bindungswirkung gemeinschaftlicher Testamente nach dem ZGB 243
  24. Rückblick: Betreuungsunterhalt nach dem Familiengesetzbuch der DDR 251
  25. Vom Vielstoffpapier zur elektronischen Aktenführung – Stationen der Entwicklung im Elektronischen Rechtsverkehr 283
  26. Güterrecht in der Inhaltskontrolle von Eheverträgen – eine Bestandsaufnahme für die notarielle Praxis 305
  27. Sonderrecht der neuen Bundesländer in der notariellen Praxis – Erfahrungsbericht eines externen Mitarbeiters des Deutschen Notarinstituts 319
  28. (Gestalterische) Auswirkungen der Art. 234 §§ 4, 4a EGBGB, §§ 39, 40 FGB-DDR auf das geltende Pflichtteilsrecht 331
  29. Grundstücksrecht in der DDR – Entstehung und Folgen 345
  30. Die Berücksichtigung des Familienrechts des EGFGB, des FGB, des EGBGB und des Sachenrechtsbereinigungsgesetzes heutzutage, insbesondere bei Eigentumsfragen 375
  31. Anhörungspflicht der Kassen und Gutachten in Notarkostensachen 389
  32. TEIL 3. INSTITUTIONEN UND EINRICHTUNGEN
  33. Das Mitteilungsblatt der Ländernotarkasse 415
  34. Kapitalanlage – mit ruhiger Hand durch raues Gewässer 421
  35. Eine Kasse ohne Zahlstelle – aus der „Kinderstube“ der Ländernotarkasse 429
  36. „Pflanzen sind kein unverzichtbares Ausstattungsmerkmal eines Notariats“ 435
  37. „Notariat, SED-Vergangenheit und Staatssicherheit“ – eine Annäherung 449
  38. „Rechtssache Ländernotarkasse: causa finita!“ 477
  39. Assecurare necesse est – Von den Anfängen der Notarversicherung in den neuen Bundesländern 495
  40. Der Notarversicherungsfonds – Interview mit Notar Konrad Selder, Altenburg 503
  41. Leipzig, Springerstraße 8 – Sitz der Ländernotarkasse. Eine Spurensuche 507
  42. 25 Jahre Ländernotarkasse – was könnte die Zukunft bringen? 541
  43. TEIL 4. INTERVIEWS UND ERLEBNISBERICHTE
  44. Frauen im Notariat 551
  45. Die schöne Notarin – Gedichtzyklus nach Liedern aus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert 565
  46. Nie war so viel Anfang wie damals – frei nach Walt Withman 569
  47. Anekdoten zur Wiedervereinigung 571
  48. Der Diplomat 573
  49. Fragen an Notarin a.D. Martina Claviez, Plauen 577
  50. Fragen an Notarin a.D. Birgit Fleißig, Löbau 581
  51. Leiterlehrgang in Wustrau vom 20.2. bis 9.3.1984 583
  52. Fragen an Notar Uwe Glöckner, Magdeburg 593
  53. Gut gelaufen 599
  54. Fragen an Notar Dr. Guido Harder, Stralsund 601
  55. Fragen an Notarin Angelika Heimbold, Lichtenstein 605
  56. Wie kommt ein Münsteraner nach Wismar? 611
  57. Fragen an Notar Volker Hofmann, Zittau 615
  58. Fragen an Notar Prof. Dr. Stefan Hügel, Weimar 619
  59. Fragen an Notar Hans-Jörg Jarke, Leipzig 625
  60. Die Österreich-Connection 627
  61. Fragen an Frau Notarin a.D. Giesela Langer, Neustadt i.Sa 629
  62. Fragen an Burkhard Lischka, Magdeburg 633
  63. Ein Brief an Frau Notarin a.D. Eleonore Lohr, Salzwedel 637
  64. 1. Oktober 1990 – Mein erster Arbeitstag als freiberufliche Notarin 641
  65. Erinnerungen 643
  66. Fragen an Notarin Sonja Piehler, Thum 647
  67. Fragen an Notar Andreas Preißler, Döbeln 651
  68. Besuch (bei) der alten Dame – Begegnung mit einer außergewöhnlichen Juristin 655
  69. Fragen an Notar a.D. Dr. Karl Sauer, Regensburg 661
  70. Der Mann mit den vielen Eigenschaften 667
  71. Fragen an Notar a.D. Dr. Holger Schmidt, Bonn 671
  72. Fragen an Notar Klaus-Dietmar Schmidt, Weimar 675
  73. Fragen an Notar a.D. Dr. Bernhard v. Schweinitz, Hamburg 677
  74. Rückblick 679
  75. Fragen an Notarin Helgard Steglich, Kamenz 681
  76. Fragen an Notarin Bettina Sturm, Bautzen 683
  77. Fragen an Notarin Heidrun Szymanski, Torgau 687
  78. Fragen an Notar Dr. Hans Thalhammer, Regensburg 693
  79. Notar auf nordisch 697
  80. Fragen an Notar Andreas Zoch, Burg 701
  81. TEIL 5. VERZEICHNISSE
  82. I. Notarverzeichnis 707
  83. II. Vorstandsmitglieder der Notarbünde 732
  84. III. Vorstandsmitglieder der Notarkammern 737
  85. IV. Geschäftsführer der Notarkammern 742
  86. V. Geschäftsstellenmitarbeiter der Notarkammern 743
  87. VI. Ländernotarkasse 744
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