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Gibt es ein Leben ohne Erzählung?

  • Chrstine Delory-Momberger
Published/Copyright: September 25, 2009
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Zusammenfassung

Die Erzählung transformiert Ereignisse, Aktionen und Personen des Lebens in Episoden, Handlungen und Protagonisten; sie ordnet Ereignisse in der Zeit und konstruiert zwischen ihnen Beziehungen von Ursache, Folge und Ziel, sie weist so dem Gelegentlichen, dem Zufälligen, dem Heterogenen einen Ort und einen Sinn zu. Durch die Erzählung werden die Menschen zu Protagonisten ihres Lebens und machen aus diesem eine Geschichte. Dieses Konfigurationsverfahren, das Paul Ricoeur mit dem Begriff mise en intrigue beschrieben hat, vollzieht sich in der Sprache. Die Erzählung als Diskursgenre ist dafür nicht nur das Mittel, sondern die Stätte: Das Leben findet in der Erzählung statt, es findet statt als Geschichte. Was dem Leben und der Erfahrung der Menschen Form gibt, sind die Erzählungen, die sie daraus machen. Das Erzählen ist demnach nicht nur das symbolische System, in dem die Menschen das Empfinden ihrer Existenz auszudrücken vermögen: das Erzählen ist die Stätte, wo die menschliche Existenz ihre Form erhält, wo sie sich in Form einer Geschichte ausarbeitet und entwirft.

Published Online: 2009-09-25
Published in Print: 2009-03

© by Akademie Verlag, Berlin, Germany

Downloaded on 2.11.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1524/para.2008.0032/pdf
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