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Warum ließ Herodes Antipas Johannes den Täufer verhaften? Oder: Wenn ein Prophet politisch gefährlich wird

Published/Copyright: January 1, 2016
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KLIO 89 2007 1 137-146 KAY EMLING (München) Warum ließ Herodes Antipas Johannes den Täufer verhaften? Oder: Wenn ein Prophet politisch gefährlich wird* In seinem RAC-Artikel über Johannes den Täufer stellt Joseph Ernst etwas resigniert fest, daß „die genaueren Umstände (der Zeitpunkt; der Hinrichtungsort: Machärus?; Ti-berias?; der Rahmen [das Festgelage]; die RoUe der Herodias als der treibenden Kraft; das Motiv: die unerlaubte Ehe oder Gründe der Staatsräson)", die zur Hinrichtung des Täufers führten, „weitgehend im Dunkeln" liegen.^ Während die Evangelien übereinstim-mend berichten, daß der Landesherr von Galiläa und Peräa den Täufer ins Gefängnis werfen ließ, weil dieser die von der Tora verbotene Eheschließung zwischen Antipas und seiner Schwägerin Herodias, der ehemaligen Frau seines Bruders Philippus, öffentlich kritisiert hatte,^ heißt es bei Flavius Josephus, daß Antipas Johannes verhaften Heß, weil er fürchtete, daß die Reden (^.öyoi) des Johannes bei den Menschen (ävdptoTcoi) „zu einer Art Aufruhr führen könnten" (sni atdasi xivi tpepoi: los. ant. lud. 18, 118). Von der Ehekritik hören wir bei Josephus nichts, was schon seltsam ist,^ sollte diese der Haupt-grund für die Verhaftung gewesen sein. Dennoch müssen die beiden unterschiedlichen Erklärungen Ehekritik oder ,Staatsräson', d. h. Furcht vor politischen Unruhennicht im Widerspruch stehen,'* und man wird deshalb beide Überlieferungen zusammen-ziehen dürfen. Aus dem weiteren Bericht des Josephus geht außerdem hervor, daß Jo-hannes in der in Peräa gelegenen Festung Machärus interniert und hingerichtet wurde, Der vorliegende Beitrag stellt die Zusammenfassung eines Vortrages dar, den ich im November 2005 im Rahmen meines HabiHtationscolloquiums vor den Mitgliedern des Habilitaüonsausschusses der Philologisch-Historischen Fakultät der Universität Augsburg gehalten habe. Für die anregende Diskussion danke ich den Kolleginnen und Kollegen Frau Prof. Dr. M. Lausberg, Frau Prof. Dr. S. S. Tschopp, Herrn Prof. Dr. J. Burckhardt, Herrn Prof. Dr. V. Kockel, Herrn Prof. Dr. W Kuhoff und Herrn Prof. Dr. B. Overbeck. Mein ganz besonderer Dank gilt Gregor Weber. J. Ernst, s. v. Johannes der Täufer, in: RAC XVIII, 1998, 518f. Diese Begründung findet sich zuerst bei Markus. Dort heißt es in 6, 17 f.: Amöc, ydp öHpräSric; dnocrcEiXai; EKpÜTTiCTev TÖv 'looövviiv KOI eStiCTev aÜTÖv EV <pu>xiKfl Siö "HpcpSidSa xfiv y^voiKa OiWTtJiou TOO ä5eX(poO aÜTOü, ÖTI AÜTIIV 18 E^EVEV yöp 6 lcodvvti(; T^ HpöiSTi ÖXI OÜK E^ECRCIV CTOI EXEIV xf|v YUVAIKA xoC ÄÖEXJPOC crou. Die neuere Forschung geht davon aus, daß Herodias in erster Ehe mit Herodes „ohne Land" und in zweiter Ehe mit Philippus, dem Tetrarchen der Gaulanius und Trachonitis, verheiratet war, vgl. dazu zuletzt L.-M. Günther, Herodes der Große, Darmstadt 2005, 24 f. Zum alttestamentlichen Eheverbot: Lev 18, 16; 20, 21. Vgl. dazu G. Theißen/A. Merz, Der historische Jesus, Göttingen 2001, 186 mit Anm. 12 und G. Theißen, Die Jesusbewegung. Sozialgeschichte einer Revolution der Werte, Gütersloh 2004, 198. Proble-matisch an der Ehe war, daß sie noch zu Lebzeiten seines Halbbruders Philippus geschlossen worden war. Angesichts der Ehekritik des Täufers kann Philippus zum Zeitpunkt der Eheschließung des Antipas und der Herodias eigentlich noch nicht verstorben gewesen sein: so aber zuletzt wieder Günther, ebd. 25. E. R Lupieri, John the Baptist in NT Traditions and History, in: ANRW II.26.1, 1992, 430-461, hier 460f. J. Ernst, Johannes der Täufer (BZNW 53), Berlin/New York 1989, 315.
Online erschienen: 2016-1-1
Erschienen im Druck: 2007-1-1

© 2014 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.

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