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3. Status, Positionswettbewerbe und Signale

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Wirtschaftssoziologie II
This chapter is in the book Wirtschaftssoziologie II
3 Status, Positionswettbewerbe und SignaleTobias WolbringDer Mensch ist ein soziales Wesen, das an seiner relativen Position in einer Gesellschaftinteressiert ist und der Meinung Anderer nicht gleichgültig gegenübersteht. Menschen stre-ben nach Prestige, Ansehen und Anerkennung im sozialen Leben – der Soziologe Girtler(1995) spricht sogar von einem „animal ambitiosum“: „Denn der Mensch trägt in sich dasVerlangen – und setzt dafür alle seine Raffinesse ein – sich über ‚seine‘ und manchmal auchalle anderen ‚Schichten‘ zu erheben. Er will vornehm sein, er will sich als Mensch geachtetund verehrt sehen.“ So liegt beispielsweise der Wert eines Nobelpreises nicht nur in demdamit verbundenen monetären Gewinn, sondern vor allem in der formal manifestiertenWertschätzung erbrachter Leistungen durch die Wissenschaftsgemeinschaft und die breiteÖffentlichkeit. Ebenso sind Menschen auch in vielen anderen Bereichen bereit, große An-strengungen oder finanzielle Investitionen auf sich zu nehmen, um in der sozialen Hierarchieaufzusteigen. Und auch in sportlichen Wettkämpfen spielen bei dem Gewinn bedeutenderMeisterschaften und Pokale Aspekte des sozialen Aufstiegs und Ruhms eine gewichtigeRolle. Sozialer Status und daran geknüpfte Positionswettbewerbe sind also allgegenwärtigePhänomene des menschlichen Lebens und fundamentale Triebkräfte menschlichen Handelnsund Entscheidens.1Betrachtet man wirtschaftliche Aktivitäten sowohl von Einzelpersonen als auch vonUnternehmen unter dem Aspekt von Statuswettbewerben, so finden sich zahlreiche Beispie-le dafür, dass es sich bei dem Begriff des sozialen Status um eine wirtschaftssoziologischeSchlüsselkategorie handelt. Eine kurze Auflistung von Beispielen verdeutlicht diese Omni-präsenz von Status-Phänomenen im Wirtschaftsleben:• Konsumentscheidungen werden zur Demonstration und/oder Manifestierung des ei-genensozialenStatusgetroffen(sieheKapitel7indiesemBand).• Individuelles Glück wird vor allem durch die relative Position in einer Gesellschaftbzw. Referenzgruppe – und weniger durch das absolute Einkommen – beeinflusst(siehe Kapitel 12 in diesem Band).• Berufe werden nicht nur aufgrund der monetären Entlohnung, sondern auch aufgrunddes damit verknüpften sozialen Prestiges gewählt.• Werbekampagnen und Spenden dienen der Formung eines bestimmten Unter-nehmensimages, welches maßgebliche finanzielle Konsequenzen (z.B. vermittelt über1Diese Einsicht ist keineswegs neu. So bemerkte bereits Thomas Hobbes (1651: Kap. 17): „Men are conti-nuously in competition for honour and dignity.“ Für eine Übersicht zum Stellenwert von Statusstrebenund demonstrativem Konsumverhalten in der Geschichte des ökonomischen Denkens siehe Thomas(2008).

3 Status, Positionswettbewerbe und SignaleTobias WolbringDer Mensch ist ein soziales Wesen, das an seiner relativen Position in einer Gesellschaftinteressiert ist und der Meinung Anderer nicht gleichgültig gegenübersteht. Menschen stre-ben nach Prestige, Ansehen und Anerkennung im sozialen Leben – der Soziologe Girtler(1995) spricht sogar von einem „animal ambitiosum“: „Denn der Mensch trägt in sich dasVerlangen – und setzt dafür alle seine Raffinesse ein – sich über ‚seine‘ und manchmal auchalle anderen ‚Schichten‘ zu erheben. Er will vornehm sein, er will sich als Mensch geachtetund verehrt sehen.“ So liegt beispielsweise der Wert eines Nobelpreises nicht nur in demdamit verbundenen monetären Gewinn, sondern vor allem in der formal manifestiertenWertschätzung erbrachter Leistungen durch die Wissenschaftsgemeinschaft und die breiteÖffentlichkeit. Ebenso sind Menschen auch in vielen anderen Bereichen bereit, große An-strengungen oder finanzielle Investitionen auf sich zu nehmen, um in der sozialen Hierarchieaufzusteigen. Und auch in sportlichen Wettkämpfen spielen bei dem Gewinn bedeutenderMeisterschaften und Pokale Aspekte des sozialen Aufstiegs und Ruhms eine gewichtigeRolle. Sozialer Status und daran geknüpfte Positionswettbewerbe sind also allgegenwärtigePhänomene des menschlichen Lebens und fundamentale Triebkräfte menschlichen Handelnsund Entscheidens.1Betrachtet man wirtschaftliche Aktivitäten sowohl von Einzelpersonen als auch vonUnternehmen unter dem Aspekt von Statuswettbewerben, so finden sich zahlreiche Beispie-le dafür, dass es sich bei dem Begriff des sozialen Status um eine wirtschaftssoziologischeSchlüsselkategorie handelt. Eine kurze Auflistung von Beispielen verdeutlicht diese Omni-präsenz von Status-Phänomenen im Wirtschaftsleben:• Konsumentscheidungen werden zur Demonstration und/oder Manifestierung des ei-genensozialenStatusgetroffen(sieheKapitel7indiesemBand).• Individuelles Glück wird vor allem durch die relative Position in einer Gesellschaftbzw. Referenzgruppe – und weniger durch das absolute Einkommen – beeinflusst(siehe Kapitel 12 in diesem Band).• Berufe werden nicht nur aufgrund der monetären Entlohnung, sondern auch aufgrunddes damit verknüpften sozialen Prestiges gewählt.• Werbekampagnen und Spenden dienen der Formung eines bestimmten Unter-nehmensimages, welches maßgebliche finanzielle Konsequenzen (z.B. vermittelt über1Diese Einsicht ist keineswegs neu. So bemerkte bereits Thomas Hobbes (1651: Kap. 17): „Men are conti-nuously in competition for honour and dignity.“ Für eine Übersicht zum Stellenwert von Statusstrebenund demonstrativem Konsumverhalten in der Geschichte des ökonomischen Denkens siehe Thomas(2008).
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