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Internationale Rohstoffabkommen und nationale Entwicklungspolitik im Widerspruch: Das Beispiel Kaffee (Indonesien)

Published/Copyright: October 21, 2015
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Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie Jg. 35 (1991) Heft 3-4, S. 158-169 Frankfurt a.M. Wolfram Jäckel, Göttingen Internationale Rohstoffabkommen und nationale Entwicklungspolitik im Widerspruch: Das Beispiel Kaffee (Indonesien) 1. Einleitung Internationale Rohstoffübereinkommen weisen eine lange Tradition auf. Im Rahmen der Dis kussion um eine neue Weltwirtschaftsordnung wurden sie jedoch besonders eng mit entwick lungspolitischen Zielvorstellungen verknüpft, wie etwa die Forderung nach einem Integrierten Rohstoffprogramm auf der vierten UNCTAD-Konferenz in Nairobi 1976 dokumentiert. Da bei standen mindestens zwei Ziele im Vorder grund: Zum einen sollten die Abkommen zur Stabilisierung der Rohstoffpreise, zum andern zu einem „angemessenen", „gerechten", mög lichst zu einem langfristig steigenden Preisni veau beitragen, um hierdurch „...das Entwick lungspotential der Dritten Welt [zu] vergrö ßern" (MATTHIES 1980, p.56). Mit den politischen Auseinandersetzungen ging seinerzeit eine theoretische Debatte über den Nutzen und Schaden derartiger Abkommen ein her, die vor allem in den Wirtschafts-und Poli tikwissenschaften geführt wurde (1). Wie ein Blick in die entsprechenden Jahrgänge ein schlägiger geographischer Zeitschriften lehrt, blieb diese Diskussion so wie überhaupt das Thema Welthandel in der Geographie jedoch weitgehend unbeachtet (eine Ausnahme: AUF DER HEIDE/MÖLLER 1983). Tatsache ist, daß es weder zu einer neuen Welt wirtschaftsordnung noch sektoral zu nachhalti gen Marktabsprachen kam. Im Gegenteil, die wenigen internationalen Abkommen, die über haupt bestanden oder zustande kamen (zumeist bereits vor und unabhängig von UNCTAD-Ver-handlungen; vgl. WELTBANK 1986, p.157; KEBSCHULL 1981, p.497), brachen in den 80er Jahren zusammen. Es ist jedoch für den gegenwärtigen wissenschaftlichen (wie übri gens auch für den politischen) Diskurs kenn zeichnend, daß diese Ereignisse kaum besonde re Aufmerksamkeit auf sich zogen. Dabei lägen doch nun vieljährige Erfahrungen mit diesen Instrumenten vor, so daß sich eine evaluierende Gesamtbetrachtung geradezu anböte. Der vorliegende Beitrag erhebt nicht den An spruch, nun dieses Defizit ausfüllen zu wollen. Beabsichtigt wird vielmehr, zunächst einmal das Thema Welthandel und Entwicklung stärker ins Bewußtsein zu rücken, sind doch Probleme des Welthandels nach wie vor von großem theo retischen und politischen Interesse, wie man beispielsweise am Streit um den nationalen Handelsprotektionismus bei den GATT-Ver handlungen oder am von der Weltbank propa gierten Weg der exportorientierten Entwicklung erkennen kann (2). Am Beispiel eines auf Exportquoten basieren den internationalen Rohstoffabkommens, des International Cqffee Agreement (ICA), soll hier die Frage diskutiert werden, warum dieses Ab kommen im Juli 1989 gescheitert ist. Waren es nur interne Widersprüche, also mehr oder weni ger technische, sektorspezifische Probleme? War es die Unvereinbarkeit der Interessen von Produzenten-und Konsumentenländern oder haben sich derartige multilaterale Vereinbarun gen vielleicht einfach überlebt? Die aufgeworfenen Fragen werden im folgen den allein mit Blick auf die Angebotsseite unter sucht. Außerdem wird aus der großen Zahl der Anbieter als Beispiel lediglich ein Land, Indo nesien, für eine genauere Analyse herangezo gen, wobei sich die Auswirkungen sowohl des ICA als auch des jetzt bestehenden freien Markts auf die unmittelbaren Produzenten, also etwa die indonesischen Kleinbauern, nur in gro ben Zügen darlegen lassen (wenn deshalb hier von „Produzenten" usw. gesprochen wird, dann sind damit stets Länder gemeint!). Unter diesen Einschränkungen sollen nun zunächst auf inter nationaler, sodann auf nationaler Ebene die
Online erschienen: 2015-10-21
Erschienen im Druck: 1991-10-1

© 2015 by Walter de Gruyter Berlin/Boston

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