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Vantourismus – Die neue Freiheit auf vier Rädern eine quantitativ-empirische Analyse von Van- und Campingtourismus

  • Wolfgang Aschauer

    Wolfgang Aschauer ist seit 2016 Assoziierter Professor an der Abteilung Soziologie und Kulturwissenschaft der Universität Salzburg. 2015 hat er sich mit der Monographie: Das gesellschaftliche Unbehagen in der EU. Ursachen, Dimensionen, Folgen habilitiert, das Buch ist 2017 im Springer-VS Verlag erschienen. Sein frühes Steckenpferd ist die Tourismusforschung, wo er sich seit Jahren in einschlägigen Studien mit den Motiven und Beweggründen des Reisens auseinandersetzt. Aktuell befasst sich Wolfgang Aschauer in einem breiteren soziologischen Zugang mit Herausforderungen der Sozialintegration in Zeiten der Individualisierung, mit gesellschaftlichem Zusammenhalt und interkultureller Verständigung und mit Solidaritätspotentialen in der westlichen Gesellschaft). Des Weiteren ist Wolfgang Aschauer auch seit Jahren im Bereich Methoden, Umfragen und quantitative Sozialforschung aktiv, er hat unter anderem vier Jahre das Methodennetzwerk der European Sociological Association geleitet (Kontakt: wolfgang.aschauer@sbg.ac.at; www.plus.ac.at/soziologie/aschauer)

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    and Carolin Oesterle

    Carolin Oesterle studiert seit 2016 Soziologie an der Paris Lodron Universität Salzburg. Neben ihrem Mitwirken im Vorsitzteam der Studienvertretung war sie sowohl als Tutorin als auch als studentische Mitarbeiterin in verschiedenen Forschungsprojekten an der Universität und der Fachhochschule Salzburg tätig. Aktuell beteiligt sie sich an der tourismussoziologischen Feldforschung „Tourism in Transition“ der Universität Salzburg. Bereits im Bachelorstudiengang kristallisierte sich ihr Interesse für das Fachgebiet der Tourismussoziologie heraus. Sie führte daher im Rahmen ihrer Bachelorarbeit eine quantitativ-empirische Studie zum Thema Vantourismus durch, welche als Datengrundlage für den vorliegenden Artikel diente. Nach ihrem Abschluss im Januar 2021 hat Carolin Oesterle im März 2021 ihr weiterführendes Masterstudium am Fachbereich Politikwissenschaft und Soziologie aufgenommen. (Kontakt: carolin.oesterle@stud.sbg.ac.at)

Published/Copyright: September 10, 2021

Zusammenfassung

Zusätzlich zum Klassiker der alternativen Reiseformen, dem Backpacking, hat sich im Bereich des Individualtourismus im letzten Jahrzehnt ein neuer Reisetrend, der sogenannte Vantourismus entwickelt. Immer mehr Menschen entscheiden sich dazu, im „Zuhause auf vier Rädern“ für begrenzte Zeit zu verreisen und dabei, anders als klassische Campingtouristen, weitgehend auf klassische Campingplätze und vorbestimmte Reiserouten zu verzichten. Aufgrund des Mangels an empirischer Forschung zu diesem Thema untersucht dieser Beitrag in einer Online-Studie, inwieweit sich VantouristInnen von klassischen CampingtouristInnen unterscheiden. Die Analyse zeigt, dass zahlreiche Diskrepanzen in Hinblick auf Reisemerkmale, Reisemotivationen, Urlaubsbedürfnisse und Lebensstilmerkmale einen eigenständigen Typus des Alternativtourismus nahelegen. Außerdem zeigt die empirische Prüfung eines ganzheitlichen Erklärungsansatzes, dass neben dem Alter, dem Familienstand und der Komfortorientierung vor allem Bedürfnisse der Selbstaktualisierung, Authentizität und Naturverbundenheit ausschlaggebend sind, sich für Vantourismus zu entscheiden.

Abstract

In addition to backpacking, the classic form of alternative tourism, a new travel trend has developed in the field of individual tourism in the last decade, the so-called vantourism. More and more people are choosing to travel in their „home on four wheels“ for a limited or extended period of time. In contrast to camping tourists, vantourists refrain from classic campsites and predetermined travel routes. Due to the lack of empirical research on this topic, we conducted an online survey to analyze the differences between vantourism and classical camping. The results indicate that vantourists differ in terms of their mode of travel, their travel motivation, vacation needs, and lifestyle characteristics. Furthermore, the empirical evaluation of a comprehensive explanatory approach showed that, in addition to age, marital status and comfort orientation, needs for self-actualization, authenticity and connection to nature are the most relevant factors explaining the decision for vantourism.

1 Einführung – Vantourismus als spezielle Form des Alternativtourismus?

Auf überflüssigen Luxus verzichten, abseits von Touristenmassen romantische Küstenstraßen entlang fahren und jeden Morgen an einem anderen Ort aufwachen. Spontan und individuell sein, jeden Tag aufregende Abenteuer erleben und unter dem Motto ‚der Weg ist das Ziel‘ im eigenen Zuhause auf vier Rädern einsame Strände, wunderschöne Landschaften und unberührte Natur entdecken. Diese romantische Vorstellung verbirgt sich hinter dem Konzept „Vanlife“, das sich auch unter der reisenden Bevölkerung immer größer werdender Begeisterung erfreut. Während Vanlife im ursprünglichen Sinne das „Leben im Bus“ und somit eine Form des Neo-Nomadismus beschreibt, hat sich aus diesem Lebensstil eine neuartige und eigenständige Reiseform – der Vantourismus – entwickelt. Zwar bestehen einige Parallelen zur Gruppe der klassischen CamperInnen, jedoch ist davon auszugehen, dass sich VantouristInnen ähnlich wie BackpackerInnen durch einen deutlich individualistischeren und minimalistischeren Reisestil auszeichnen. Eine Abgrenzung zu anderen Reiseformen befürworten auch Gretzel und Hardy (2019, S. 6) sowie Krüger (2002), der in diesem Zusammenhang von einer eigenständigen Gruppe der „Freisteher“ spricht. Obwohl das sogenannte Wildcampen in den meisten Teilen Europas verboten ist, hat seine Beliebtheit in den letzten fünf bis zehn Jahren massiv zugenommen und insbesondere auf sozialen Netzwerken kann ein explosionsartig wachsender Trend dieser Reiseform beobachtet werden[1]. Nicht zuletzt hat auch die 2020 ausgebrochene Pandemie und die damit zusammenhängenden Reisebeschränkungen und Schließungen von Hotels und Campingplätzen zu einem zusätzlichen Boom des Vantourismus geführt. Das führt dazu, dass sich immer mehr Menschen dazu entscheiden im „Zuhause auf vier Rädern“ für begrenzte Zeit zu verreisen und dabei abseits der üblichen Tourismusdomizile nach Authentizität und Freiheit suchen (vgl. Caldicott et al., 2014, S. 418).

Die Bedürfnisse einer (vorübergehenden) Flucht aus den Zwängen und Normen der westlichen Gesellschaft werden bereits seit dem Aufkommen des Massentourismus in der Nachkriegszeit thematisiert (Enzensberger, 1962) und können seit jeher im Bereich des Alternativtourismus beobachtet werden, welcher auf die Hippiebewegung zum Ende der 60er Jahre zurückgeführt werden kann. Im Laufe der 1980er und 1990er Jahre entwickelte sich daraus unter anderem der Backpackingtourismus, der als Prototyp der alternativen Reiseformen verstanden werden kann (vgl. Baumhackl, 1995, S. 404 f.). Backpacking ist geprägt durch ein globales Lebensgefühl und fungiert häufig als postadoleszenter Initiationsritus im stark studentisch-akademisch geprägten Milieu (vgl. Otte, 2000, S. 488). Alternativtourismus zeichnet sich vor allem durch antitouristische Visionen, die Betonung der Unabhängigkeit und eine kultur- und umweltverträgliche Form des Reisens aus und wurde einst als Gegenbewegung zum Massentourismus verstanden. Diese idealisierte Gegenüberstellung ist heute nur noch bedingt möglich, da seit Beginn der 1990er Jahre alternative Reiseformen, wie der Rucksacktourismus, zum Massenphänomen wurden (vgl. Baumhackl, 1995, S. 404 f.). Diese Tendenz der Kommerzialisierung ist auch bei VantouristInnen zu beobachten und die Idee der Anders- und Einzigartigkeit des Reisestils geht zunehmend verloren. Jedoch kann das Spannungsverhältnis zwischen einer Unterordnung in die gesellschaftliche Leistungsnorm und individuellen Zielen eines authentischen, selbstbestimmten Lebens in der Reiseform Vantourismus zumindest für kurze Zeit aufgebrochen und der eigene, präferierte Lebensstil exzessiv im Sinne einer Inszenierung (Schroer, 2010) nach außen getragen werden.

Es bleibt jedoch weitgehend offen, was das spezifisch Neue an dieser Reiseform darstellt und wie sich diese Reiseform von ähnlichen Typen abgrenzen lässt. Dazu kommt, dass die empirische Forschung zur Thematik noch in den Kinderschuhen steckt. Während zu anderen alternativen Reiseformen wie der Rucksackreise bereits einiges an Forschungsmaterial vorliegt (z. B. Cohen, 2003; Cohen, 2011; Hannam & Ateljevic, 2007; Majstorović, Stankov & Stojanov, 2013; Richards & Wilson, 2009; Spreitzhofer, 2008), wurde der Vantourismus bis dato in relativ geringem Umfang untersucht. Auch eine klare Begriffsdefinition und eine konkrete Beschreibung des Reiseverhaltens dieser Gruppe von Reisenden ist bislang nicht zu finden (vgl. Caldicott, Scherrer & Jenkin, 2014, S. 419 f.). Bestehende Forschungen zum Thema kommen hauptsächlich aus Australien, Neuseeland und teilweise aus Amerika, (z. B. Caldicott et al., 2014; Dorn, 2015; Hardy, Gretzel & Hanson, 2013; Gretzel & Hardy, 2019) was darauf schließen lässt, dass die Reiseform in diesen Teilen der Welt bereits länger und stärker etabliert ist als im europäischen Raum.

Wir orientieren uns im Artikel an der These, dass die touristische Praxis, mit dem Van zu verreisen, mittlerweile eine neue Form des Alternativtourismus darstellt.[2] Zur empirischen Analyse dieser Fragestellung wurde ein quantitativer Online-Fragebogen erstellt, der sich vor allem an VantouristInnen und klassische CampingtouristInnen richtete. In der Studie ist es geboten, die neuen VantouristInnen angemessen von CamperInnen zu differenzieren und die eigenständigen Merkmale dieses besonderen Reisestils herauszuarbeiten. Unsere weitgehend explorative Forschungsarbeit orientiert sich an den folgenden drei Forschungsfragen, die im Zentrum des Artikels stehen:

  • Kann Vantourismus anhand des sozialstrukturellen Profils der Reisenden und anhand der Reisemerkmale vom klassischen Camping abgegrenzt werden?

  • Sind unterschiedliche Lebensstilmerkmale, Reisemotive und Urlaubsbedürfnisse bei VantouristInnen im Vergleich zu den CamperInnen beobachtbar?

  • Durch welche Merkmale wird die Reisepraxis des Vantourismus in einem ganzheitlichen Erklärungsansatz beeinflusst?

Der Artikel folgt dem klassischen Aufbau einer empirischen Forschungsarbeit und gibt zunächst einen Überblick über das behandelte Thema. Dabei wird in einer ausführlichen Begriffsexplikation das Phänomen Vantourismus umrissen. Um einen Vergleich zur Gruppe der CamperInnen zu ermöglichen, wird anschließend auch der Campingtourismus in seinen Grundzügen beschrieben. Es folgt des Weiteren eine gesellschaftstheoretische Auseinandersetzung zu aktuellen Reisestilen, wobei ökonomische Zugänge, sozialstrukturelle Differenzierungslinien, Reisemotivansätze und Lebensstilforschungen zur Erklärung von Vantourismus herangezogen werden. Im empirischen Teil erfolgt eine nähere Charakteristik der Stichprobe und des Forschungsdesigns und im Anschluss die Präsentation der Ergebnisse. Abschließend werden diese im Lichte aktueller Forschungsarbeiten zum Alternativtourismus breiter reflektiert.

2 Vantourismus vs. Camping – Versuch einer Abgrenzung

Camping gilt im deutschsprachigen Raum bereits seit den 1930er Jahren als beliebte Reiseform und ist in beinahe allen Altersgruppen und sozialen Schichten zu finden. Campingtourismus wird als „ein zum Zweck der Erholung im Freien geführtes Leben (Urlaub und Naherholung) mit zeitweiligem Aufenthalt in einer transportablen Unterkunft (Zelt, Wohnwagen, Reisemobil)“ definiert (siehe Deutscher Fremdenverkehrsverband, 1985). Dabei kann laut Haas (1993, S. 363) zwischen Touristikcamping und Dauercamping unterschieden werden. Während ersteres sowohl Kurz- und WochenendcamperInnen als auch UrlaubscamperInnen umfasst, wird unter der zweiten Form das Aufstellen eines mobilen Heims verstanden, das ganzjährig als Ferienort genutzt werden kann. Zanger, Kaminski und Wenisch (2003, S. 16 ff.) konnten in einer Studie zur Marktsegmentierung des deutschen Caravaning-Markts zeigen, dass sich CampingtouristInnen in Bezug auf ihre Mobilität unterscheiden. Während sich die Gruppe der grenzenlos interessierten Entdeckungsreisenden kontinuierlich fortbewegt, suchen die wenigfahrenden SommerurlauberInnen auf fest geplanten Routen Erholung und Entspannung. Während VantouristInnen oder FreisteherInnen wie Krüger (2002) diese Art der Reisenden nennt, kostenpflichtige Stellplätze vermeiden, verbringen klassische CamperInnen ihren Urlaub hingegen fast ausschließlich auf kommerziellen Campingplätzen. Eine familien- und kinderfreundliche Infrastruktur spielt dabei häufig eine ausschlaggebende Rolle (vgl. Haas, 1993, S. 364). CampingtouristInnen organisieren ihre Urlaube in der Regel selbst, nutzen nur in Ausnahmefällen organisierte Pauschalangebote und gehören somit zu der Gruppe der IndividualistInnen (vgl. Zanger et al., 2003, S. 3).

Als unkonventionelle Art zu verreisen, stellt ein Aufenthalt in einer mobilen Unterkunft für viele Menschen eine Alternative zum Alltag dar. „Die Nähe zur Natur, Ungebundenheit und Ungezwungenheit sowie Geselligkeit und Sozialkontakte“ (Haas, 1993, S. 364) sind die am häufigsten genannten Motive von CampingurlauberInnen. Gleich wie bei VantouristInnen, stellt das Fortbewegungsmittel gleichzeitig auch die Übernachtungsmöglichkeit dar. Der klassische Campingreisende verreist jedoch eher in Wohnwägen oder Wohnmobilen, die abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse ausreichend Platz und Komfort bieten.

Im Unterschied zu CamperInnen zeichnen sich VantouristInnen durch einen höheren Grad an Mobilität aus. Anders als die meisten klassischen CampingtouristInnen, die ihren Urlaub häufig auf ein und demselben Campingplatz verbringen, bewegen sich VantouristInnen während ihrer Reise kontinuierlich fort. Ähnlich wie bei anderen alternativen Reiseformen wie zum Beispiel dem Backpacking, tritt das Motiv der Erholung in den Hintergrund und das Entdecken des Landes, neuer Orte und vor allem das Kennenlernen ursprünglicher Landschaften gewinnt an Bedeutung (vgl. Caldicott et al., 2014, S. 423). Der hohe Grad an Mobilität und die geographische Unabhängigkeit werden häufig mit dem Gedanken von absoluter Freiheit und dem Ausbrechen aus alltäglichen Routinen in Verbindung gebracht. Das Narrativ der Freiheit ist zudem häufig ein zentrales Thema auf sozialen Netzwerken sowie bei Marketing-Kampagnen von Van-VertreiberInnen (vgl. Hardy et al., 2013, S. 48).

Zweitens fallen VantouristInnen dadurch auf, dass sie sich abseits der üblichen Reiserouten bewegen und Tourismushotspots bewusst vermeiden. Caldicott et al. (2014, S. 417) beschreiben „Freedom camping (…) as a rapidly expanding RV [recreational vehicle] market with a strong desire to avoid traditional caravan parks and the features that they present“. Folglich werden trotz des europaweiten Verbots für Wildcampen bevorzugt unberührte Stellplätze in der Natur aufgesucht, an denen sich möglichst wenig andere TouristInnen aufhalten (vgl. Gretzel & Hardy, 2019, S. 3–6). Individuen suchen ähnlich wie bei alternativen Reiseformen nach „den letzten Paradiesen, unberührter Natur und dem authentischen Erleben fernab der touristischen Massen“ (Aschauer & Schinwald, 2010, S. 9). Eine nethnographische Analyse von Vantourismus auf Social-Media-Kanälen von Gretzel und Hardy (2019, S. 7) zeigte, dass Beiträge die mit dem Hashtag Vantourismus verlinkt wurden, häufig auf Narrative wie Naturverbundenheit und Individualität zurückgreifen, indem die Vans in unberührter Natur inszeniert werden. Passend zu diesen Narrativen steht die bewusste Entscheidung, sowohl mit natürlichen Ressourcen als auch mit monetären Mitteln sparsam zu sein und einen umweltbewussten Lebensstil zu pflegen. Auf gewisse Annehmlichkeiten wie fließendes Wasser, Strom oder Internet wird häufig verzichtet und die Reise wird möglichst minimalistisch gestaltet.

Ein drittes zentrales Element, das VantouristInnen von CamperInnen unterscheidet, ist die Ausstattung und der Fahrzeugtyp des Vans oder Campers, in dem die Reise angetreten wird. Anders als beim klassischen Campingurlauber, werden statt großzügigen Wohnmobilen oder Wohnwägen, meist Alltagsfahrzeuge wie PKWs, Kleinbusse, Transporter bis hin zu alten Schulbussen oder Feuerwehrwägen, die zu einem Camper umfunktioniert wurden, genutzt. Vans unterscheiden sich allerdings nicht nur in ihrer Größe von klassischen Campingmobilen, sondern sind auch in ihrer Ausstattung häufig minimalistischer gestaltet. Im Vordergrund steht bei der Stellplatzsuche möglichst mobil und unauffällig zu bleiben. Außerdem werden die Fahrzeuge in vielen Fällen von den VantouristInnen selbst ausgebaut und sowohl der Prozess des Ausbauens als auch das fertige Ergebnis auf Social-Media-Kanälen dokumentiert und präsentiert. Gretzel & Hardy (2019, S. 6) sprechen von sogenannten ‚sub-tribes‘ unter VantouristInnen, die sich basierend auf der Marke und Art des Fahrzeugs bilden. Zusätzlich dazu kann eine Tendenz zu Retro- und Vintage-Themen beobachtet werden, was auf eine Art von Nostalgie und die gewünschte Rückkehr in vormoderne Welten verweist.

In einer Ära der digitalen Inszenierung wird der alternative Lebensstil auch exzessiver über die sozialen Medien nach außen getragen wie dies in der ursprünglichen Backpacker-Bewegung der Fall war (vgl. z. B. Cohen, 2011). Dabei werden Plattformen wie Instagram nicht nur dazu genutzt, sich innerhalb der Community zu vernetzen, Projekte zu dokumentieren und um Informationen zu Reiserouten oder nützliche Tipps zu dem ‚do-it-yourself‘-Ausbau des Fahrzeugs auszutauschen, sondern auch um sich selbst und den eigenen Reisestil zu präsentieren. Auch abseits von Instagram können vielseitige Formen der Vernetzung beobachtet werden, sei es auf Blogs, Websites oder in verfilmten Dokumentationen (vgl. Dorn, 2015, S. 30 f.). Narrative der Freiheit und der modernen Auffassung von Glück werden durch diese Art von Medien vermittelt und tragen zur stetig wachsenden Beliebtheit dieses Reisetrends bei (Hardy et al., 2013, S. 54). Paradox ist, dass Vantourismus einerseits mit der Ablösung von Druck und Vorgaben der Gesellschaft in Verbindung gesetzt wird und die Suche nach einem einfachen und minimalistischen Leben ein zentrales Leitbild der Reiseform ist, auf der anderen Seite jedoch eine starke Präsenz auf sozialen Medien beobachtet werden kann und das sogenannte Storytelling eine extrem hohe Bedeutung innerhalb der Community hat (vgl. Dorn, 2015, S. 44 f.). Otte (2000, S. 471) bietet mit seiner Annahme, dass Urlaube als „langfristige Investitionen in symbolisches Kapital“ zum Zweck „der Erlangung sozialer Anerkennung“ verstanden werden können, eine mögliche Erklärung für die hohe Bedeutung der sozialen Medien.

Wir erleben das rasante Wachstum neuer Bühnen der Selbstdarstellung, auf denen sich Arbeit, Freizeit und Vantourismus professioneller Content ProducerInnen zunehmend vermischen und eine nahezu lückenlose bildliche und filmische Nacherzählung und Veröffentlichung des eigenen Lebens ermöglichen (vgl. Schroer, 2010, S. 282–285). Der erreichte Wohlstand über klassische oder alternative Berufskarrieren verbunden mit Formen der Selbstvermarktung der eigenen Freizeitgestaltung dient als Vehikel für weitere Reisen und temporäre Ausstiege aus dem Alltag. Bei jenen professionellen Vanreisenden wird folglich eine seltsame Mischung zwischen innerer Erlebnisorientierung und Außenorientierung, zwischen Materialismus und Postmaterialismus und zwischen Reichtum und Rebellion eingegangen. Sie pflegen mit großer Selbstsicherheit ihre alternative Weltsicht, wollen aber möglicherweise mental nicht zu tief in die sozioökonomischen Hintergründe der bereisten Destinationen eindringen, weil der persönliche Profit, die eigene Vermarktung des Reisestils und die damit verbundene Selbstverwirklichung durch das Reisen im Vordergrund steht.

3 Zu den Motiven und Bedürfnislagen der Vanreisenden

Wenn wir uns in weiterer Folge mit den Bedürfnislagen und dem Lebensgefühl der Gruppe der VantouristInnen auseinandersetzen, so verkörpert dieser Forschungszugang ein zentrales Anliegen der Tourismussoziologie.[3] Für die Erklärung der Wahl der Reiseform und des Urlaubsziels bietet die Tourismusforschung vier grundlegende Ansätze (vgl. Otte, 2000, S. 472 ff.). Neben Ansätzen, die primär auf ökonomische Anreize (z. B. Böventer, 1989) oder auf klassische soziodemographische Charakteristika im Tourismus Bezug nehmen, beschäftigen sich stärker tourismuspsychologisch orientierte Ansätze mit verschiedenen Aspekten von Reisemotiven. Um milieuspezifischen Segmentierungen im Tourismus besser zu entsprechen, kann auch mit Lebensstilelementen gearbeitet werden (vgl. Dolnicar, 1997). Da touristisches Verhalten jedoch von unterschiedlichen Faktoren und Strukturzusammenhängen beeinflusst wird und somit nicht ausschließlich durch ein einziges dieser Konzepte erklärt werden kann, ist es von großer Bedeutung, verschiedene Theorieansätze miteinander zu verknüpfen und somit einen ganzheitlichen Erklärungsversuch anzustreben (vgl. Freyer, 2015, S. 49). Mit der Berücksichtigung der vier genannten Erklärungsebenen schlagen wir ein theoriegeleitetes, integratives Modell zur Erklärung der Wahl der Reiseform Vantourismus vor, das in weiterer Folge als Basis unserer empirischen Studie dient.

3.1 Soziodemographische Segmentierung

Das Reiseverhalten und die Wahl der Reiseform Vantourismus können in einem ersten Schritt auf Basis soziodemographischer Merkmale untersucht werden. Generell gelten das Alter, die Bildung, der Beruf und die Reisesozialisation als klassische Erklärungsfaktoren für spezifische Reiseformen. Die Gruppe der AlternativtouristInnen, denen auch VantouristInnen im weitesten Sinne zugeordnet werden können, zeichnen sich in der Regel durch einen hohen Grad an Bildung aus (vgl. Spreitzhofer, 1995, S. 389). Außerdem ist beobachtbar, dass sich vor allem alleinstehende oder Personen in nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften und tendenziell jüngere Menschen mit individualisierten und unkonventionellen Lebensentwürfen für alternative Reiseformen wie Backpacking entscheiden (vgl. Otte, 2000, S. 488). Die Vermutung liegt nahe, dass sich VantouristInnen in ihren soziodemographischen Eigenschaften nur geringfügig von der Gruppe der AlternativtouristInnen unterscheiden und sich folglich im Alter, in der Bildung und im Familienstand von CamperInnen abgrenzen, bei welchen das Profil in Bezug auf die genannten Merkmale heterogener ausfällt (vgl. Haas, 1993, S. 363).

3.2 Ökonomische Beweggründe der Reise

Der zentrale Untersuchungsgegenstand ökonomischer Theorien in der Tourismusforschung ist nicht die konkrete Urlaubsart, sondern vielmehr die Urlaubsausgaben der reisenden Personen. Diese sind abhängig von der Urlaubsdauer, der Entfernung des Domizils und der Qualität der Unterkunft. Als erklärende Variable dieses Ansatzes dient das Haushaltseinkommen. Die Wahl des Urlaubsortes beziehungsweise der Urlaubsform, wird also überwiegend durch die finanziellen Mittel, die eine Person zur Verfügung hat, bestimmt. Grundsätzlich kann nicht nur davon ausgegangen werden, dass der Grad der Komfortorientierung der Reise mit dem ökonomischen Kapital der reisenden Person korreliert, sondern auch, dass ökonomische Umstände den Tourismus und das touristische Verhalten beeinflussen und somit ein Zusammenhang zwischen der Wahl der Reiseform und den monetären Mitteln der reisenden Person besteht (vgl. Freyer, 2015, S. 140). Da davon ausgegangen wird, dass VantouristInnen weitgehend auf gebührenpflichtige Campingplätze verzichten und die Reisemobile von VantouristInnen im Vergleich zu CamperInnen häufig minimalistischer ausgestattet sind, wird angenommen, dass Vantourismus die kostengünstigere Alternative zum klassischen Campingurlaub darstellt.

3.3 Reisemotivationstheorien

Das Hauptanliegen der motivationspsychologischen Tourismusforschung ist es, die Hintergründe subjektiver und kollektiver Urlaubswahlen aufzudecken und die dahinter stehenden Motivationen zu deuten (vgl. Opaschowski, 2002, S. 59). Denn trotz struktureller und soziokultureller Rahmenbedingungen, die die Reiseentscheidung möglicherweise beeinflussen, muss das Individuum die Handlungsmöglichkeiten letztendlich selbst aufgreifen (vgl. Bachleitner & Aschauer, 2015, S. 328). Grundlegend kann zwischen Schub- und Zugfaktoren des Reisens unterschieden werden (vgl. Mundt, 2013, S. 108). Unter Schubfaktoren werden Antriebskräfte verstanden, die aufgrund von gewissen Mangelsituationen Individuen dazu motivieren, sich von einem Ort wegzubewegen. Zugfaktoren ziehen Menschen hingegen durch die Attraktivität des Angebots vor Ort an und veranlassen sie, sich für ein gewisses Reiseziel zu entscheiden. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass Schubfaktoren für den grundsätzlichen Wunsch zu verreisen verantwortlich sind, Zugfaktoren hingegen die Wahl der Urlaubsart und des Urlaubsziels beeinflussen (vgl. Witt & Wright, 1992). Es existieren zahlreiche Modelle und Konstrukte zur Messung der Reisemotivation (vgl. Braun, 1993, S. 200). Im Folgenden werden sechs prominente Theorien in der gebotenen Kürze vorgestellt, die als Ausgangsbasis für die empirische Untersuchung dienten.

In der Fluchttheorie (Enzensberger, 1962) wird davon ausgegangen, dass Reisen als sogenannte ‚Fluchthelfer‘ dienen, die Personen für begrenzte Zeit vor „Zwängen, Belastungen und Verantwortungen der eigenen modernen, kapitalistischen Gesellschaft“ (Bachleitner & Aschauer, 2015, S. 329) entfliehen lassen.

Ähnlich wie die Fluchttheorie fokussiert auch der Ansatz der Sättigung[4] auf die sozio-kulturellen Rahmenbedingungen, die zu Erschöpfungszuständen im Alltag führen und die Menschen dazu motivieren, dem Alltag auf Reisen zu entfliehen. Entfremdungsphänomene im Zuge eines rationalisierten, durchorganisierten und eng getakteten Lebens können also mit spezifischen Reiseformen kompensiert werden, indem Möglichkeitsräume für einen intensiveren Erfahrungsaustausch mit der Welt ausgelotet werden (vgl. Aschauer, 2019). Betrachtet man die Reiseform Vantourismus, kann davon ausgegangen werden, dass das Element der Freiheits- und Sinnsuche auf Reisen im Vordergrund steht, weil die Abkehr von der Leistungs- und Konsumgesellschaft durch minimalistisches Reisen zumindest einen temporären Kontrast zum Alltag ermöglicht.

Einen sehr ähnlichen Ansatz vertritt die Authentizitätstheorie, wobei hier die Hinwendung zu einem Reiseziel und dessen Ursprünglichkeit und Echtheit in den Vordergrund tritt (Bachleitner & Aschauer, 2015, S. 329). Angetrieben durch das Gefühl der Entfremdung begeben sich Vanreisende auf die Suche nach Authentizität – also dem echten und unverfälschten Leben, das in der spätmodernen Industriegesellschaft immer weiter verloren gegangen ist (vgl. Mundt, 2013, S. 119). Konsum und Massentourismus werden bewusst vermieden und die Nähe zu unberührter Natur, der Kontakt zur einheimischen Bevölkerung und die Auseinandersetzung mit alternativen Lebensbedingungen gewinnen an Bedeutung.

Sowohl der soeben beschriebene Prozess der Entfremdung, als auch der Wandel von materiellen zu postmateriellen Werten in postmodernen Gesellschaften bringt laut der Theorie der Selbstaktualisierung durch Reisen eine neue Reisekultur des sanften Tourismus mit sich (vgl. Krippendorf, 1986). Dabei treten elementare Bedürfnisse in den Vordergrund und es wird während der Reise versucht, komplexe emotionale Bereiche des Selbst zu befriedigen, welche im von Kapitalismus und Konsum geprägten Alltag oft vernachlässigt sind (vgl. Aschauer, 2019). Der Reisestil von Vanreisenden ist deshalb primär von Selbstbestimmtheit, Flexibilität und einer Offenheit für neue Erfahrungen geprägt. Ziel ist es, persönliche Einsichten zu gewinnen und sich als Person weiterzuentwickeln (vgl. Wolff, 2019, S. 555).

Der Motivationsansatz des Flow-Konzepts auf Reisen bezieht sich auf die besondere Erlebnisqualität von Reiseerfahrungen (vgl. Aschauer, 2019). Mittels Vanreisen, bei denen die Suche nach spontanen und unvorhergesehenen Eindrücken überwiegt, ist die Chance für tiefer gehende Reiseerfahrungen erhöht. Wenn eine optimale Balance zwischen der Herausforderung der Reise und den eigenen Fähigkeiten der Bewältigung besteht, können einzigartige Erlebnisse generiert werden, die Gefühle tiefster Zufriedenheit mit sich bringen (vgl. Aschauer & Schinwald, 2010, S. 7). Gerade bei Van-Reisen ist der Weg das Ziel, die Reise an sich, die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und die damit verbundenen persönlichen und interpersonellen Erfahrungen stehen im Mittelpunkt.

Nichts desto trotz folgen Vanreisende nicht ausschließlich dem Credo, den eigenen Horizont in alternativen Welten zu erweitern (Köb, 2005), sondern die Reise mit dem Van kann auch durch extrinsische Interessen und Statussymbole geprägt sein. Die Reise erfüllt somit auch eine Prestigefunktion (Knebel, 1960), sie liegt in der Regel außerhalb des Alltäglichen, sie entspricht dem Trend und den Sehnsüchten vieler junger Menschen und sie weist immer noch einen Seltenheitsfaktor und folglich eine gewisse Exklusivität auf. Man kann davon ausgehen, dass Vanreisende, die sich unter anderem aufgrund des Prestigemotives für diese Reiseform entscheiden, ihre Erlebnisse mit anderen teilen möchten und das Lebensgefühl des Vantourismus gezielt nach außen tragen.

3.4 Psychographische Segmentierung: Lebensstil- und Lebensführungstypologien

Im Unterschied zur Reisemotivationsforschung, die gezielt auf Reisebedürfnisse Bezug nimmt, geht die Lebensstilforschung einen Schritt zurück und befasst sich stärker mit grundlegenden Wertorientierungen, Einstellungen oder Verhaltensweisen der Reisenden. Anhand dieser Merkmale findet in der Regel auch die Bildung von Lebensstiltypologien statt, die die wesentlichen Elemente der grundlegenden Alltags- oder Freizeitgestaltung abbilden sollen (vgl. Otte, 2000, S. 474). In der modernen Soziologie umfasst der Lebensstil „empirisch feststellbare Merkmale, die einer Gruppe von Menschen gemeinsam sind“ (Opaschowski, 1993, S. 176 f.). Lebensstile geben Aufschluss darüber, welche Interessen und Meinungen vertreten werden, was wichtig ist, wofür Zeit und Geld investiert werden und welche Aktivitäten für Personen bedeutsam sind (vgl. Klug, 2018, S. 2 f.). Zur Messung des Lebensstils der ProbandInnen orientieren wir uns an einer integrativen Typologie der Lebensführung für Deutschland, die von Gunnar Otte (2005) entsprechend entwickelt wurde. Die mehrdimensionale Typologie basiert auf den zwei Hauptdimensionen der ökonomischen Ressourcen und dem jeweiligen Niveau progressiver Werthaltungen. In Bezug auf VantouristInnen gilt die Annahme, dass konventionelle Werte, wie umfassende Sicherheitsorientierung oder Werte der Pflichterfüllung und Disziplin eher nachrangig sind. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass sich VantouristInnen durch einen höheren Grad an Welt- und Kulturoffenheit auszeichnen, durch einen nachhaltigen Lebensstil geprägt sind, stärker in der Gegenwart leben und eher nach Einfachheit und Minimalismus streben. Außerdem wird davon ausgegangen, dass postmoderne Werthaltungen wie eine hohe Erlebnisorientierung (z. B. Schulze, 1992) dominieren und die Einbettung in die kapitalistische Leistungsgesellschaft geringer ausfällt.

Nach der Vorstellung der zentralen Konzepte soll abschließend der theoretische Zugang der Studie nochmals illustriert werden, der uns auch als Basis für die empirische Operationalisierung dient. In einem ersten Schritt wollen wir prüfen (Forschungsfrage 1), wie sich Vanreisende und CamperInnen in wesentlichen soziodemographischen und strukturellen Indikatoren unterscheiden und ob Vanreisende im Reiseverhalten deutlich von CamperInnen abweichen. Die zweite zentrale Fragestellung der Studie thematisiert, ob es gerechtfertigt ist, bei VantouristInnen von einer eigenen, spezifischen alternativtouristischen Reiseform auszugehen. In diesem Abschnitt wurden zentrale Aspekte der Lebensführung, der Reisemotive und Urlaubspräferenzen spezifisch auf Vanreisende übertragen, wobei die zentralen Konzepte der Studie umfassend operationalisiert und anschließend entsprechende Auffälligkeiten im Vergleich zum klassischen Campingtourismus nachgewiesen werden. In einem abschließenden ganzheitlichen Zugang (Forschungsfrage 3) wird schließlich auch empirisch analysiert, welche der genannten Faktoren den Reisestil Vantourismus am ehesten erklären können. Es soll getestet werden, ob soziodemographische und strukturelle Indikatoren eine Aussagekraft in Bezug auf diese Reiseform aufweisen oder ob es vielmehr Aspekte der Lebensführung und der spezifischen Reisemotive sind, die eine Hinwendung zum Vantourismus begünstigen. Alle in Abbildung 1 erfassten Merkmale der Studie wurden in die Befragung integriert, um eine möglichst theoriegeleitete empirische Prüfung zu gewährleisten.

Abbildung 1: Die Erklärung des Phänomens Vantourismus (ganzheitliches Modell der Studie)
Abbildung 1:

Die Erklärung des Phänomens Vantourismus (ganzheitliches Modell der Studie)

4 Empirische Einsichten zur Reiseform Vantourismus

Zur Analyse eines neuen touristischen Phänomens, das nur geringfügig empirisch beforscht ist, schien uns ein explorativ gehaltener, quantitativer Ansatz am besten geeignet zu sein. Im Rahmen einer umfassenden Stichprobe von VantouristInnen und CamperInnen ist es am ehesten möglich, Vantourismus in seinen charakterisierenden Grundzügen zu skizzieren und Unterschiede zum klassischen Campingtourismus herauszuarbeiten. In der Betrachtung der empirischen Erkenntnisse werden nun in einem ersten Schritt das Forschungsdesign und die Stichprobe (Abschnitt 4.1) näher vorgestellt. Die Messung der zentralen reiserelevanten Merkmale wird in Abschnitt 4.2 behandelt, bevor auf die Ergebnisse der Studie (Abschnitt 4.3) Bezug genommen wird.

4.1 Forschungsdesign und Stichprobe

Für die Erhebung wurde ein umfassender Online-Fragebogen entwickelt und auf diversen Vantourismus- und Campingplattformen auf Facebook verbreitet. Der Online-Survey hat als Auswahlgesamtheit in etwa 100.000 Personen erreicht, die Mitglieder solcher Online-Communities sind.[5] In einer Zeitspanne von 10 Tagen füllten 420 ProbandInnen die Umfrage vollständig aus, rund 60 % der Befragten konnten als VantouristInnen identifiziert werden und rund ein Viertel konnte dem klassischen Spektrum der CamperInnen zugeordnet werden. Der Rest der Befragten gab an, sich weder mit dem klassischen Campingtourismus noch mit Vantourismus zu identifizieren und lässt sich somit nicht eindeutig einer der beiden Reiseformen zuordnen. Die Teilnahme an der Umfrage basierte auf Freiwilligkeit, wodurch es sich um ein sogenanntes Convenience-Sample handelt. Obwohl Zufallsstichproben als Goldstandard gelten und nur mit dieser Art der Stichprobenziehung verallgemeinerbare Schlussfolgerungen möglich sind (z. B. Schnell, Hill & Esser, 1999, S. 277–294), können durchaus auch auf Basis einer gezielten Schichtung theoretisch relevanter Merkmale (hier Camping- vs. Vanreisende) aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden. Unsere grundlegende Intention liegt in der Analyse von Gruppenunterschieden, wodurch Repräsentativität im engeren Sinne nicht erforderlich ist (z. B. Prein, Kluge & Kelle, 1994). Auch Cook und Campbell (1979, S. 76) stellen im bekannten Grundlagenwerk zu quasi-experimentellen Designs fest, dass es mittels einer durchdachten Stichprobenauswahl heterogener Untersuchungseinheiten ebenso möglich ist, Differenzen zwischen Subpopulationen zu identifizieren und statistisch zu prüfen.

Der Fragebogen bestand im Wesentlichen aus drei Themenblöcken und die Beantwortung dauerte in etwa 15 Minuten. Der erste Block, in dem Fragen zum allgemeinen Reiseverhalten gestellt wurden, wurde zur Gänze eigenständig entwickelt. Im zweiten Block, in dem Urlaubsbedürfnisse, Reisemotive und Aspekte des Lebensstils abgefragt wurden, erfolgte ein stärker theoriegeleiteter Zugang mit bereits etablierten bzw. mehrfach verwendeten Skalen. Abschließend wurden auch noch eine Reihe soziodemographischer und struktureller Merkmale der einzelnen BefragungsteilnehmerInnen erfasst.

4.2 Die theoriegeleitete Operationalisierung zentraler Erklärungsfaktoren

Da im Rahmen der Umfrage neben manifesten Variablen bezüglich Reisegewohnheiten und Soziodemographie auch die zentralen Konstrukte zu den Themen Reisemotivation, Urlaubsbedürfnisse und Lebensstil operationalisiert wurden, ist es wesentlich, die Zuverlässigkeit der Messungen empirisch zu analysieren. Dazu wurden jeweils die Items eines Themenblocks in eine explorative Faktorenanalyse[6] integriert. Auf Basis der Ladungszahlen wurde festgelegt, welche übergeordneten Dimensionen aus den Einzelindikatoren abgeleitet werden können. Aus jenen Items, die den Faktoren statistisch und inhaltlich eindeutig zugeordnet werden konnten, wurden anschließend Skalen gebildet, wobei die Zuverlässigkeit der Messung über das interne Konsistenzmaß Cronbach Alpha (bzw. bei zwei Items über Korrelationen) bestimmt wurde (siehe die Tabellen im Anhang).

Ein erstes wesentliches Konstrukt ist die Reisemotivation der Befragten. Die Auswahl der Items zur Messung der Reisemotivation erfolgte theoriegeleitet anhand der Ansätze, die in Abschnitt 3.3. vorgestellt wurden und für Vanreisende potentiell relevant sind. Dabei wurden Anleihen an bereits etablierte Skalen zur Messung von Reisemotiven bei jungen Erwachsenen (z. B. Aschauer & Schinwald, 2010) genommen. Aus den 22 Indikatoren konnten die fünf Thesen zur Reisemotivation (siehe Abschnitt 3.3) überwiegend nachgebildet werden, die Skalen wurden mit Sättigung und Alltagsflucht, Abgrenzung und Selbstaktualisierung, Authentizität und Naturverbundenheit, Unabhängigkeit und Freiheit und Prestige bezeichnet. Zusätzlich wurden zwei weitere Reisemotivdimensionen (Kosten und Beziehungserfahrung) auf Basis der Faktorenanalyse hinzugefügt. Wie Tabelle 6 (im Anhang) zeigt, messen jeweils zwei bis vier Indikatoren zuverlässig die Konstrukte.[7]

Ähnlich wie bei der Zusammenstellung der Items für Reisemotivationstheorien, wurden die Items für den Themenblock Urlaubsbedürfnisse in Anlehnung an etablierte Skalen (hier Jiang, Havitz & O’Brien, 2000) ausgewählt (Tabelle 5 im Anhang). Die Basis zur Messung von Urlaubspräferenzen bildet häufig die viel zitierte Tourismustypologie von Cohen (1973), wo zwischen institutionalisierten („organisierter“ und „unorganisierter“ Massentourist) und nicht institutionalisierten Formen („Explorer“ vs. „Drifter“) des Reisens unterschieden wird. Diese Grundausrichtung spiegelt sich in der Regel in unterschiedlichen Reisebedürfnissen nach Vertrautheit vs. Fremdheit, nach kulturell eher abgeschottetem vs. offenem Reisen und strukturierten vs. unstrukturierten Angeboten wider (vgl. Jiang et al., 2000, 965 f.). In der Stichprobe der Camping- und Vanreisenden konnten zumindest die Bedürfnisse nach Vertrautheit vs. Fremdheit und das Interesse für kulturelle Begegnungen gut abgebildet werden. Während diese beiden Faktoren mit mehreren Items gemessen werden und zufriedenstellende Reliabilitätswerte erreichten, kann die dritte Dimension, die wir als Komfort und Genuss vs. Verzicht beschreiben, nur auf Basis einer moderaten Korrelation (r= 0,19) zwischen zwei Items gebildet werden.[8]

Zur Operationalisierung der lebensstilbezogenen Faktoren wurde die Studie „Die Lebensführung in sozialen Netzwerken“ (Otte, 2000) herangezogen, die die Basis der Typologie der Lebensführung (Otte, 2005) bildet. Es wurden insgesamt 21 Items ausgewählt, die für unsere Untersuchung relevante Lebensstilmerkmale abbilden. Die Faktorenanalyse führt zu sieben Lebensstilorientierungen (Nachhaltigkeit, einfacher Lebensstandard, Gegenwartsorientierung, hohe vs. geringe Statusorientierung, Erlebnisorientierung, konservative vs. progressive Werte und Welt- und Kulturoffenheit), wobei nahezu alle Skalen auch eine zufriedenstellende Reliabilität (gemessen über Cronbach Alpha) erreichten. Auch bei den drei letztgenannten Dimensionen, die nur aus zwei Indikatoren zusammengesetzt sind, zeigen sich überwiegend mittlere Korrelationen zwischen den Items, die eine Skalenbildung rechtfertigen. In Tabelle 7 (im Anhang) ist zusätzlich auch die zentrale abhängige Variable der Studie integriert, die die Präferenz für Camping vs. Vanreisen anhand von drei Indikatoren erhebt. Neben der individuellen Zuordnung zum jeweiligen Reisetyp wurden zusätzlich zwei Aspekte des Reiseverhaltens (Campingplätze vs. Wildcampen und Reiseplanung im Vorhinein oder spontan) in die Skala aufgenommen. Mit der Faktorenanalyse kann gezeigt werden, dass diese drei Indikatoren tatsächlich eine zugrundeliegende Variable (Präferenz für Vanreisen) messen und auch die Reliabilität der Skala (Cronbach α = 0,54) kann als akzeptabel beurteilt werden kann. Die Skala, die aus den drei Items gebildet wurde, reicht von 1 (Präferenz für Camping) bis 3 (Präferenz für Vanreisen) und wird als zentrale abhängige Variable zur Erklärung des Reisestils (vgl. Abbildung 1) verwendet.

4.3 Zu den zentralen Ergebnissen der Studie

Die Ergebnisdarstellung beginnt nun mit deskriptiven Einblicken zum soziodemographischen Profil sowie zu den Reisemerkmalen der CamperInnen im Vergleich zu Vanreisenden (Fragestellung 1). Des Weiteren werden die Unterschiede zwischen CampingtouristInnen und VantouristInnen entlang von Reisemotiven, Urlaubspräferenzen und Lebensstilmerkmalen anhand der erstellten Skalen über Mittelwertsvergleiche und t-tests abgeleitet (Fragestellung 2). Abschließend wird mittels einer sequentiellen Regressionsanalyse geprüft, ob die vier Erklärungsebenen unseres ganzheitlichen Zugangs (soziodemographische Faktoren, ökonomische Anreize, Lebensstilmerkmale und Reisemotive) einen relevanten Einfluss auf die Reiseform Vantourismus ausüben.

4.3.1 Das soziodemographische Profil der Camping- und VantouristInnen

Tabelle 1 gibt einen Überblick über die sozidemographischen Merkmale (Geschlecht, Alter und Familienstand) und die sozialstrukturellen Charakteristika (Bildung, Einkommen) der Befragten. Betrachtet man die Stichprobe im Gesamten, so ist ersichtlich, dass sich 60 % der Befragten mit der Reiseform Vantourismus identifizieren, während sich knapp ein Drittel der Befragten als CamperInnen deklariert. Rund 10 % wollen sich keiner der beiden Reiseformen zuordnen und können folglich als Mischtypen betrachtet werden. Insgesamt sind hinsichtlich zentraler soziodemographischer Indikatoren durchaus Unterschiede zwischen den Reisetypen gegeben. In der gesamten Stichprobe ist eine Ungleichverteilung der Geschlechter auffallend, da Frauen in allen Kategorien überproportional vertreten sind. Da die Unterschiede zwischen den Reisetypen (mit Ausnahme einer leichten Abweichung im Mischtyp) marginal sind, dürfte der höhere Frauenanteil eher auf eine generell erhöhte Teilnahmebereitschaft bei Umfragen zurückzuführen zu sein.

In Bezug auf die Altersverteilung sind die Unterschiede in den drei Stichproben aber tatsächlich markant und dürften auf abweichende Altersverteilungen der Reisenden hindeuten. Vanreisende finden sich vermehrt im jüngeren Spektrum der Bevölkerung, während das Durchschnittsalter bei den Mischtypen und bei den CamperInnen signifikant ansteigt.[9] Zusätzlich ist auch der Bildungsgrad bei Vanreisenden geringfügig höher ausgeprägt, wobei die Unterschiede zu den anderen beiden Reisetypen hier nicht signifikant ausfallen. Insgesamt zeigt sich ein eher hoher Bildungsgrad in der Stichprobe, da knapp 16 % der Befragten angeben, zumindest ein Abitur abgeschlossen zu haben und sich mehr als 40 % im laufenden Studium befinden bzw. bereits akademische Abschlüsse aufweisen. Deutlichere Unterschiede zeigen sich auch im Familienstand der Befragten. So scheint die Reiseform Vantourismus tatsächlich für Singles und Paare in Beziehungen attraktiver zu sein, während insbesondere CamperInnen deutlich häufiger angeben, verheiratet zu sein.[10] Jene Personen, die sich mit keiner der beiden Reiseformen klar identifizieren, dürften sich in Bezug auf den Familienstand stark den VantouristInnen annähern.

Auch das Einkommensprofil der drei Reisegruppen deckt sich insofern mit den Erwartungen, als Vanreisende tatsächlich häufiger angeben, ein niedrigeres Einkommen zu besitzen. Während die Mehrheit der Vanreisenden ein Nettoeinkommen zwischen 1500 und 2000€ angibt, liegt der am häufigsten genannte Wert sowohl bei den Mischtypen als auch bei den CampingtouristInnen in der höchsten Einkommenskategorie (mehr als 2500€ Nettoeinkommen im Monat).[11]

Tabelle 2 gibt einen Überblick über Unterschiede in der Reisepraxis der drei Gruppen. Insgesamt zeigt sich in der Umfrage, dass knapp 90 % der Befragten einen eigenen Van/Camper besitzen, wobei sich die drei Gruppen kaum voneinander unterscheiden. Fragt man jedoch konkreter nach, welcher Kategorie das Fahrzeug zuzuordnen ist, so dominiert bei den Vanreisenden die Kategorie Microvan / Minicamper deutlich (zu 80,1 %), während bei den Campingreisenden sowohl Minicamper (zu 58,6 %) als auch Wohnmobile (zu 27,3 %) geläufig sind. Zudem ist erkennbar, dass es sowohl den Vanreisenden als auch den Befragten, die sich nicht klar zuordnen möchten, ein Anliegen ist, den eigenen Van selbst auszubauen. Während derartige Modifikationen am Fahrzeug von rund drei Viertel der ProbandInnen in beiden Gruppen vorgenommen werden, liegt der Wert bei CamperInnen ebenfalls deutlich darunter und bei knapp über 60 %. Beim eigenständigen Ausbau des Fortbewegungsmittels sind also nur geringe Unterschiede erkennbar.

Tabelle 1:

Unterschiede in zentralen soziodemographischen und strukturellen Charakteristika zwischen den Reisetypen

 

VantouristInnen

„weder-noch“

CamperInnen

Gesamt

 

n

Prozent

n

Prozent

n

Prozent

n

Prozent

Gesamt

Selbstidentifikation

286

60,6 %

54

11,4 %

132

28,0

472

100 %

Nach Geschlecht

männlich

60

21,0 %

25

46,3 %

39

29,5 %

124

26,3 %

weiblich

224

78,3 %

29

53,7 %

92

69,7 %

345

73,1 %

divers

2

0,7 %

0

0 %

1

0,8 %

3

0,6 %

Nach Altersgruppen

19–29 Jahre

82

30,0 %

8

15,1 %

24

18,8 %

114

25,1 %

30–39 Jahre

87

31,9 %

20

37,7 %

32

25,0 %

139

30,6 %

40–49 Jahre

48

17,6 %

11

20,8 %

39

30,5 %

98

21,6 %

50–59 Jahre

43

15,8 %

11

20,8 %

21

16,4 %

75

16,5 %

60 Jahre und älter

13

4,8 %

3

5,7 %

12

9,4 %

28

6,2 %

Nach Ausbildung

Keinen- oder Hauptschulabschluss

5

1,7 %

1

1,9 %

3

2,3 %

9

1,9 %

Lehre, Mittlere Reife, Berufsqualifizierender Abschluss

66

23,1 %

16

29,6 %

34

25,8 %

116

24,6 %

Fachschulabschluss (Meister/in, Techniker/in oder gleichwertiger Abschluss)

47

16,4 %

6

11,1 %

18

13,6 %

71

15,0 %

Matura/Abitur

43

15,0 %

7

13,0 %

25

18,9 %

75

15,9 %

Abschluss oder laufendes Studium an einer Universität/wissenschaftlichen Hochschule

125

43,7 %

24

44,4 %

52

39,4 %

201

42,6 %

Nach Familienstand

Alleinstehend

77

27,1 %

14

25,9 %

21

16,0 %

112

23,9 %

In einer Beziehung/Lebensgemeinschaft

112

39,4 %

21

38,9 %

46

35,1 %

179

38,2 %

Verheiratet

64

22,5 %

14

25,9 %

60

45,8 %

138

29,4 %

Geschieden

25

8,8 %

5

9,3 %

3

2,3 %

33

7,0 %

Verwitwet

6

2,1 %

0

0,0 %

1

,8 %

7

1,5 %

Nach individuellem Netto-Einkommen

Unter 1000 Euro

42

16,5 %

8

17,0 %

16

13,3 %

66

15,6 %

Zwischen 1000 und 1500 Euro

42

16,5 %

5

10,6 %

22

18,3 %

69

16,4 %

Zwischen 1500 und 2000 Euro

64

25,1 %

12

25,5 %

19

15,8 %

95

22,5 %

zwischen 2000 und 2500 Euro

46

18,0 %

10

21,3 %

23

19,2 %

79

18,7 %

Mehr als 2500 Euro netto

61

23,9 %

12

25,5 %

40

33,3 %

113

26,8 %

Im Gegensatz dazu zeigen sich im Reiseverhalten markante Diskrepanzen, die eine klare Abgrenzung des Vanreisens zum Camping ermöglichen. So wählen sowohl Vanreisende als auch Mischtypen mehrheitlich Plätze in der Natur bzw. versuchen Campingplätze möglichst zu vermeiden. In der Gruppe der deklarierten CamperInnen werden offizielle Campingplätze präferiert, auch wenn Stellplätze in der freien Natur auch hier zumindest teilweise als reizvoll eingestuft werden. Zusätzlich gibt es sowohl unter den Vanreisenden und in der „weder-noch“ Kategorie niemanden, der an ausgewiesenen Campingplätzen längerfristig verweilt, während dies noch immer von rund einem Viertel der klassischen CamperInnen praktiziert wird.

Des Weiteren zeigt sich eindeutig, dass Vanreisende und jene, die sich nicht klar deklarieren, überwiegend vor Ort über die weitere Reiseplanung entscheiden. Über 60 % entscheiden sich spontan für einen idealen Platz zur Übernachtung, während klassische CamperInnen zumindest teilweise (51,8 %) oder gänzlich (zu 20,2 %) im Voraus planen und reservieren. Insgesamt ziehen Vanreisende auch häufiger einen längerfristigen Ausstieg aus dem Alltag in Betracht, da zumindest mehr als 10 % der Angehörigen dieses Reisesegments angeben, in der Regel mehr als zwei Monate zu verreisen. Die Varianz in der Reisedauer scheint jedoch groß zu sein, wodurch auch die Gruppe der Vanreisenden (von der Präferenz für Vantourismus bis hin zu Vantourismus) sehr heterogen sein dürfte. Im Unterschied dazu wird beim traditionellen Camping in der überwiegenden Anzahl der Fälle die klassische Urlaubsdauer von zwei Wochen angegeben.

4.3.2 Unterschiede in lebensstilrelevanten Merkmalen, Reisemotiven und Urlaubsbedürfnissen

Neben dem Reiseverhalten und den soziodemographischen Unterschieden wurde des Weiteren untersucht, ob sich Vanreisende in den Aspekten der Lebensführung sowie in Reisemotiven und Urlaubsbedürfnissen signifikant von CampingtouristInnen unterscheiden. Da zu diesen zentralen Konstrukten jeweils Skalen gebildet wurden, können die Mittelwerte zwischen den Gruppen verglichen werden. Hierbei erfolgt nun ausschließlich ein Vergleich zwischen jenen UntersuchungsteilnehmerInnen, die sich als CamperInnen deklarierten und jenen, die sich mit der Reiseform Vantourismus identifizierten. Die Mittelwertsvergleiche basieren auf t-tests für unabhängige Stichproben, die wesentlichen Ergebnisse sind in Tabelle 3 aufgelistet.

Otte (2000) beschrieb in dem Artikel „Urlaub als lebensführungsspezifisches Investitionsverhalten“ bereits einen Zusammenhang zwischen der Wahl des Reiseziels und der Lebensführung von Personen. Diese Annahme wird auch in der vorliegenden Analyse bestätigt. VantouristInnen und CamperInnen weisen in Bezug auf ihren Lebensstil in drei der sieben erhobenen Dimensionen signifikante Mittelwertsunterschiede auf.

Ein höchstsignifikanter Mittelwertsunterschied von 0,3 kann hinsichtlich der Nachhaltigkeit beobachtet werden. Beide Gruppen scheinen mit einem Durchschnittswert von 3,8 und 3,5 eher umweltbewusst zu sein, wobei VantouristInnen insgesamt etwas stärker an einem nachhaltigen Lebensstil orientiert sind. Sie geben eher an, ihr Konsumverhalten nachhaltig zu gestalten, darauf zu achten mit ihrem Lebensstil die Umwelt zu schonen und zu Gunsten der Umwelt bewusst auf Flugreisen zu verzichten. Zweitens kann ein höchstsignifikanter Unterschied bezüglich der Gegenwartsorientierung der beiden Gruppen festgestellt werden. Mit einem um 0,3 Skalenpunkte höherem Durchschnittswert geben VantouristInnen eher an, im Hier und Jetzt zu leben und weniger Wert auf Planung zu legen. Auch in Bezug auf die Präferenz für einen einfachen Lebensstandard gibt der Mittelwertsvergleich einen hochsignifikanten Unterschied zwischen VantouristInnen und CamperInnen an. Zwar fällt die Differenz der Durchschnittswerte mit 0,25 hier eher gering aus, doch wird deutlich, dass klassische CamperInnen eher dazu neigen, einen gehobenen Lebensstandard zu führen und mehr Wert auf Kleidung, Aussehen und Komfort zu legen. In den Bereichen hohe vs. geringe Statusorientierung, konservative vs. progressive Werte, Welt und Kulturoffenheit und Erlebnisorientierung unterscheiden sich die Reisetypen nicht voneinander. Sowohl für VantouristInnen als auch für CamperInnen liegen die Mittelwerte der Dimension Statuserhöhung im mittleren Bereich. Beruflicher Erfolg und im Leben eine Führungsposition zu übernehmen scheint daher für beide Gruppen durchaus auch eine Rolle zu spielen. Deutlich höher sind die Mittelwerte beim Faktor konservative vs. progressive Werte, was darauf schließen lässt, dass beide Reisetypen eine stärkere Offenheit für liberale Werthaltungen zeigen. Außerdem scheinen beide Gruppen nach Weltoffenheit zu streben und erlebnisreichen Lebensstil zu bevorzugen.

Tabelle 2:

Unterschiede in den Reisemerkmalen zwischen den Reisetypen

 

 

VantouristInnen

„weder-noch“

CamperInnen

Gesamt

n

Prozent

n

Prozent

n

Prozent

n

Prozent

Gesamt

Selbstidentifikation

286

60,6 %

54

11,4 %

132

28,0 %

472

100 %

Nach Art des Fahrzeugs

Van/Kastenwagen/Sprinter

27

11,4 %

8

19,0 %

14

14,1 %

49

13,0 %

Mikrocamper/Minivan

189

80,1 %

29

69,0 %

58

58,6 %

276

73,2 %

Wohnwagen/Wohnmobil

20

8,5 %

5

11,9 %

27

27,3 %

52

13,8 %

Nach Ausbau des Fahrzeugs

Ja, Van eigenständig ausgebaut

131

55,5 %

24

58,5 %

49

49,5 %

204

54,3 %

Ja, zumindest teilweise

43

18,2 %

11

26,8 %

13

13,1 %

67

17,8 %

Nein

62

26,3 %

6

14,6 %

37

37,4 %

105

27,9 %

Nach Standorten auf der Reise

Hauptsächlich auf freien Plätzen in der Natur

134

55,1 %

20

50,0 %

12

16,0 %

166

46,4 %

Gleich oft auf Campingplätzen sowie auf freien Plätzen in der Natur

70

28,8 %

14

35,0 %

25

33,3 %

109

30,4 %

Hauptsächlich auf Campingplätzen

39

16,0 %

6

15,0 %

38

50,7 %

83

23,2 %

Nach Standortwechsel auf der Reise

Ich wechsle meinen Standort regelmäßig und bleibe mobil

251

95,8 %

43

91,5 %

76

69,7 %

370

88,5 %

Beides- teils ein paar Tage Campingplätze und teils autark/mobil

11

4,2 %

4

8,5 %

6

5,5 %

21

5,0 %

Ich bleibe während des gesamten Urlaubs auf einem Campingplatz.

0

0,0 %

0

0,0 %

27

24,8 %

27

6,5 %

Nach Vorbuchung

Ich suche Campingplätze spontan vor Ort.

139

61,2 %

28

60,9 %

30

28,8 %

197

52,3 %

Ab und zu reserviere ich vorher und ab und zu suche ich spontan.

78

34,4 %

16

34,8 %

53

51,0 %

147

39,0 %

Ja, ich informiere mich und buche im Voraus.

10

4,4 %

2

4,3 %

21

20,2 %

33

8,8 %

Nach Dauer der Reise

bis zu 2 Wochen

149

57,3 %

29

60,4 %

81

76,4 %

259

62,6 %

3–8 Wochen

76

29,2 %

16

33,3 %

24

22,6 %

116

28,0 %

mehr als 2 Monate

35

13,5 %

3

6,3 %

1

,9 %

39

9,4 %

Im Unterschied dazu können in Bezug auf Reisemotive bei fast allen Konstrukten signifikante Unterschiede festgestellt werden; lediglich in der Skala ‚Sättigung und Alltagsflucht‘ sind die Mittelwerte ähnlich ausgeprägt. Insgesamt scheint die Sehnsucht nach ‚Unabhängigkeit und Freiheit‘ sowohl für VantouristInnen mit einem Mittelwert von 4,6 als auch für CamperInnen mit einem Durchschnittswert von 4,3 das ausschlaggebendste Motiv der Reise zu sein. Am zweitwichtigsten ist für beide Gruppen das Motiv der Authentizität und Naturverbundenheit. VantouristInnen scheint dieser Beweggrund jedoch um 0,5 Skalenpunkte wichtiger zu sein als CamperInnen, was ein signifikanter Unterschied verdeutlicht. Obwohl für beide Reisetypen Abgrenzung und Selbstaktualisierung der drittwichtigste Grund ist die Reise im Van oder Camper anzutreten, kann auch hier ein ähnlich ausgeprägter, höchst signifikanter Unterschied der Reisetypen beobachtet werden. Auch in Bezug auf die Reisekosten kann ein hochsignifikanter Mittelwertsunterschied nachgewiesen werden. Für VantouristInnen sind die geringen Kosten der Reiseform im Mittel um 0,4 Skalenpunkte bedeutsamer, sich für die Reiseform zu entscheiden. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die Reiseform Vantourismus tatsächlich weniger finanziellen Aufwand erfordert, da der Großteil der VantouristInnen ausschließlich auf kostenfreien Plätzen in der Natur übernachtet. Als mittelmäßig ausschlaggebend empfinden VantouristInnen das Motiv neue Leute kennenzulernen und Aufregendes zu erleben. CamperInnen empfinden dieses Motiv als irrelevanter. Dieser Unterschied ist statistisch höchstsignifikant, doch zeigt auch hier eine geringere Mittelwertsdifferenz von 0,3. Prestige zu erlangen ist laut den Befragten am unwichtigsten für beide Gruppen, was nicht zuletzt mit der sozialen Unerwünschtheit dieser Reisemotivation erklärt werden könnte. Es kann jedoch ein geringer, aber signifikanter Mittelwertsunterschied von 0,2 zwischen den Gruppen festgestellt werden, wobei VantouristInnen dieses Motiv tatsächlich wichtiger ist als CamperInnen.

Hinsichtlich der Urlaubsbedürfnisse, können schließlich für jede der drei Dimensionen signifikante Unterschiede festgestellt werden. Auffallend ist jedoch auch hier, dass die Mittelwertsunterschiede eher gering sind und die Gruppen den Dimensionen eine idente Reihenfolge der Bedeutsamkeit zuschreiben. Ein höchstsignifikanter Unterschied des Durschnittwerts kann bezüglich des kulturellen Interesses beobachtet werden. Die Differenz liegt hier bei 0,4 und deutet darauf hin, dass VantouristInnen auf ihren Reisen interessierter an fremden Kulturen und den Einheimischen sind und sich eher in direkten Kontakt mit der lokalen Bevölkerung begeben möchten. Die Suche nach Fremdheit und die Präferenz für einen einfachen Lebensstandard (im Unterschied zu Komfort und Genuss auf Reisen) dürfte jedoch beiden Reisetypen wesentlich wichtiger sein. In Bezug auf die Präferenz für vertraute Destinationen zeigt der Mittelwertsunterschied (0,3) an, dass CamperInnen minimal stärker nach einer gut entwickelten Infrastruktur sowie nach einer vertrauten Küche und gewohnte Umgebungen streben. Auch in der Dimension Verzicht findet sich ein signifikanter Unterschied, was darauf schließen lässt, dass VantouristInnen in ihrem Urlaub eher bereit sind, einem minimalistischen Lebensstil nachzugehen.

Tabelle 3:

Unterschiede zwischen CamperInnen und Vanreisende in der Lebensführung sowie in Reisemotiven und Urlaubsbedürfnissen

Bereiche und Indikatoren

Reisetypen

n

mw

t-wert

Signifikanz

Reisemotive

Sättigung und Alltagsflucht

VantouristInnen

263

3,89

–0.32

0,752

CampingtouristInnen

109

3,93

Abgrenzung und Selbstaktualisierung

VantouristInnen

262

3,96

4,10

p<0,001

CampingtouristInnen

108

3,54

Kosten

VantouristInnen

259

3,29

2,82

p<0,01

CampingtouristInnen

107

2,94

Authentizität und Naturverbundenheit

VantouristInnen

263

4,22

5,50

p<0,001

CampingtouristInnen

109

3,68

Beziehungserfahrung

VantouristInnen

262

2,72

3,39

p<0,01

CampingtouristInnen

108

2,40

Unabhängigkeit und Freiheit

VantouristInnen

263

4,63

4,29

p<0,001

CampingtouristInnen

109

4,35

Prestige

VantouristInnen

281

126

2,94

2,69

2,48

p<0,05

Urlaubsbedürfnisse

Suche nach Vertrautheit vs. Suche nach Fremdheit

VantouristInnen

258

3,89

3,03

p<0,01

CampingtouristInnen

107

3,65

Interesse an kultureller Begegnung

VantouristInnen

262

3,36

4,14

p<0,001

CampingtouristInnen

108

3,01

Komfort und Genuss vs. Verzicht

VantouristInnen

263

3,83

2,26

p<0,05

CampingtouristInnen

108

3,62

Lebensstil

Nachhaltigkeit

VantouristInnen

284

3,78

3,69

p<0,001

CampingtouristInnen

129

3,45

Gegenwartsorientierung

VantouristInnen

284

3,25

4,19

p<0,001

CampingtouristInnen

130

2,92

Einfacher Lebensstandard

VantouristInnen

283

3,49

2,94

p<0,01

CampingtouristInnen

131

3,26

Hohe vs. geringe Statusorientierung

VantouristInnen

285

3,19

1,36

0,176

CampingtouristInnen

130

3,05

Konservative vs. progressive Werte

VantouristInnen

284

3,93

0,76

0,446

CampingtouristInnen

130

3,87

Welt- und Kulturoffenheit

VantouristInnen

286

3,90

1,31

0,188

CampingtouristInnen

132

3,78

Erlebnisorientierung

VantouristInnen

285

3,33

1,26

0,179

CampingtouristInnen

131

3,21

Notiz: Es sind jeweils die Stichprobengrößen, die Mittelwerte und t-Werte sowie die Signifikanz abgebildet. Je dunkler die Schattierung, desto stärker sind Unterschiede als signifikant einzustufen (von p<0,1+ bis p<0,001***)

4.3.3 Wie kann die Reiseform Vantourismus ganzheitlich erklärt werden?

Im theoretischen Teil der Arbeit wurde bereits darauf hingewiesen, dass touristisches Verhalten durch unterschiedlichste Faktoren beeinflusst wird und demnach ein eindimensionales Konzept zur Erklärung der Wahl der Reiseform unzureichend wäre. Daher wird abschließend ein integratives Erklärungsmodell geprüft, bei dem die vier Ansätze der soziodemographischen Segmentierung, der ökonomischen Beweggründe des Reisens, der Lebensführung und der Reisemotive miteinander verknüpft werden. Die Ableitung der zentralen Einflussgrößen erfolgt mit einer sequentiellen linearen Regression, bei der drei Erklärungsebenen (soziodemographische Segmentierung und ökonomische Beweggründe, Aspekte der Lebensführung und Reisemotive) schrittweise eingeführt werden. Die abhängige Variable stellt dabei die Skala zu Vantourismus dar, die sich aus der Selbstidentifikation mit der Reiseform, der Frage ob Personen auf Campingplätzen übernachten oder eher wildcampen und dem Buchungsverhalten (im Vorhinein oder spontan) zusammensetzt.

Insgesamt sind alle Erklärungsfaktoren in der Lage, rund 20 % der Gesamtvarianz zu erklären. Die stärksten Einflüsse gehen dabei von soziodemographischen und ökonomischen Bestimmungsfaktoren aus, mit der Integration lebensstilrelevanter Erklärungsfaktoren erhöht sich die erklärte Varianz nur unerheblich. Vielmehr sind es vor allem auch die in den Gruppen dominanten Reisemotive, die eine dominante Wirkung auf den Wahl des Reisetyps zeigen.[12]

In einem ersten Schritt wurde zunächst die soziodemographische Ebene mit den Indikatoren: Geschlecht, Alter, Bildung, Familienstand und Einkommen eingeführt. Im ersten Modell zeigen sich durchaus deutliche Effekte. Es sind vor allem, unabhängig vom Geschlecht, eher jüngere, alleinstehende, höher gebildete Personen mit niedrigen-mittleren Einkommen, die zur Reiseform Vantourismus tendieren. Zumindest der Alterseffekt und der Effekt des Familienstands bleiben stabil, während der Bildungs- und Einkommenseffekt bei Integration von lebensstil- und reiserelevanten Faktoren an Bedeutung verlieren. Betrachtet man die Integration der Lebensstilfaktoren, so erhöht sich die Erklärungskraft im Modell nur geringfügig. Dennoch werden zwei Lebensstilelemente klar als signifikant ausgewiesen. Die Reiseform Vantourismus gewinnt an Bedeutung, wenn Individuen generell stark an Nachhaltigkeit interessiert sind und ein hohes Bedürfnis nach einem einfach gehaltenen minimalistischen Lebensstil mitbringen. Die anderen Merkmale scheinen jedoch (unter Kontrolle anderer Einflussgrößen) zwischen CamperInnen und VantouristInnen ähnlich ausgeprägt zu sein. Wie die Mittelwertsvergleiche gezeigt haben, weisen beide Gruppen überproportional hohe Werte in der Erlebnisorientierung, in progressiven Werten, in der Weltoffenheit und in der Gegenwartsorientierung auf, während die Statusorientierung im mittleren Niveau liegt.

Integriert man die Reisemotivskalen, verlieren die Lebensstilelemente eher an Gewicht, einzig der Einfluss des minimalistischen Lebensstils bleibt tendenziell erhalten. Die Einführung dieser Erklärungsebene steigert die Erklärungskraft der Regression um über 10 %, was zeigt, dass die Reisemotivationen den größten Einfluss auf die Wahl des Reisestils Vantourismus haben. Als signifikant ausgewiesen werden hier primär die Dimensionen ‚Sättigung und Alltagsflucht‘ und ‚Authentizität und Naturverbundenheit‘. Während sich erstere negativ auf die Entscheidung zum Vantourismus auswirkt, übt das Streben nach Authentizität und Naturverbundenheit einen deutlichen, positiven Einfluss aus. Inhaltlich bedeutet das, dass Personen die vom Alltag stark gesättigt sind und somit durch das Motiv der Flucht getrieben sind, sich eher dazu entscheiden einen Campingurlaub anzutreten. Nach Authentizität, also nach echten und unverfälschten Erlebnissen und unberührter Natur Suchende tendieren hingegen eher dazu, sich für eine Reise mit dem Van zu entscheiden.

5 Diskussion der Ergebnisse

In diesem Beitrag zum Reisetrend Vantourismus lag unser Forschungsinteresse darin, tiefer zu ergründen, warum sich immer mehr Menschen dazu entscheiden mit dem Van zu verreisen und diese Art des Reisens in vielen Fällen dem klassischen Campingurlaub vorgezogen wird. Die empirische Forschung diente dazu, auf Basis eines ganzheitlichen tourismuswissenschaftlichen Zugangs ein Erklärungsmodell zu Vantourismus zu entwickeln und empirisch zu prüfen. Dabei sollten in erster Linie auch die unterschiedlichen Charakteristika der Reiseform im Vergleich zum klassischen Campingtourismus herausgestrichen werden. Allgemein ist zu betonen, dass einige Parallelen zwischen Vantouristen und klassischen Campern zu beobachten sind, was die teils eher kleineren Mittelwertsunterschiede bzw. homogenen Werte der Gruppen zeigen. Trotz dieser zu vermutenden Ähnlichkeiten gelang es dennoch, einige Unterschiede und Abgrenzungsmerkmale zwischen den Reisetypen zu finden, welche im Anschluss zusammengefasst und im soziologischen Kontext kurz diskutiert werden sollen.

Tabelle 4:

Sequentielle Regressionsanalyse zur Erklärung von Vantourismus

Variablen

Ausprägungen

Abhängige Variable

Reisestil Camping vs. Vantourismus

Modell 1

(soziodemographische und strukturelle Faktoren)

Korr r² = 7,2 %

Modell 2 (+ Aspekte der Lebensführung)

Korr r² = 9,7 %

Modell 3 (+ Reisemotive)

Korr r² = 20,3 %

Geschlecht

Männlich vs. weiblich

–0,01

–0,02

0,00

Alter

In Jahren

–0,15*

–0,17*

–0,15*

Bildung

(Referenzkategorie Studium, akademischer Abschluss)

Pflichtschulabschluss und Lehre, Mittlere Reife, Berufsqualifizierender Abschluss

–0,13+

–0,13*

–0,09

Fachschulabschluss (Meister/in, Techniker/in oder gleichwertiger Abschluss)

–0,08

–0,09

–0,05

Matura/Abitur

–0,10

–0,09

–0,06

Familienstand (Referenzkategorie alleinstehend)

In einer Beziehung/Lebensgemeinschaft

–0,21**

–0,19*

–0,14*

Verheiratet

–0,21**

–0,18*

–0,13+

Geschieden/verwitwet

0,02

0,03

0,03

Einkommen

(Referenzkategorie: mehr als 2500€)

Unter 1000 Euro

0,06

–0,02

–0,12

Zwischen 1000 und 1500 Euro

0,14*

0,07

–0,04

Zwischen 1500 und 2000 Euro

0,15*

0,09

0,01

zwischen 2000 und 2500 Euro

0,06

0,04

–0,03

Nachhaltigkeit

0,14*

0,08

Einfacher Lebensstandard

0,15*

0,11+

Gegenwartsorientierung

0,07

0,07

Hohe vs. geringe Statusorientierung

–0,02

–0,03

Erlebnisorientierung

0,02

–0,11

Konservative vs. progressive Werte

–0,05

–0,04

Welt- und Kulturoffenheit

–0,06

–0,04

Sättigung und Alltagsflucht

–0,24**

Abgrenzung und Selbstaktualisierung

0,13

Kosten

0,08

Authentizität und Naturverbundenheit

0,29***

Kontakt- und Sensation Seeking

0,03

Unabhängigkeit und Freiheit

0,05

Prestigetheorie

0,08

Notiz: Die standardisierten beta-koeffizienten der Regressionsanalyse sind abgebildet, je dunkler die Schattierung, desto stärker sind einzelne Einflussgrößen als signifikant einzustufen (von p<0,1+ bis p<0,001***)

In Bezug auf soziodemographische Merkmale zeigte sich, dass Personen, die sich mit dem Reisestil Vantourismus identifizieren, jünger und eher alleinstehend sind, während klassische Campingtouristen mehrheitlich verheiratet sind oder in Partnerschaften leben. Betrachtet man das Reiseverhalten, unterscheiden sich VantouristInnen von CamperInnen durch einen höheren Grad an Mobilität und Individualität, ein niedrigeres Bedürfnis nach Planung und eine längere durchschnittliche Reisedauer. VantouristInnen verzichten im Vergleich zu klassischen CampingtouristInnen mehrheitlich auf touristische Infrastruktur und vermeiden gebührenpflichtige Campingplätze. Außerdem leben Vanreisende häufiger zusätzlich zu ihren Reisen in ihrem Fahrzeug und besitzen im Vergleich zu CampingtouristInnen tendenziell kleinere und minimalistischer ausgestattete Fahrzeuge und nur in sehr seltenen Fällen Wohnwägen oder Wohnmobile. Insgesamt weisen VantouristInnen in Bezug auf ihre Reisegewohnheiten also deutliche Parallelen zum Alternativtourismus auf.

Insgesamt deuten die Ergebnisse eher auf einen leichten Rückgang des klassischen Campingtourismus hin, weil sich gerade bei jüngeren Singles im höher qualifizierten Bereich der Trend zum Vanreisen neu manifestiert. Es fehlt der „Generation Camping“ möglicherweise an Nachwuchs, weil in jüngeren alternativ geprägten Milieus sichtlich der Modus des Vanreisens zunehmend präferiert wird. Offen bleibt, ob es sich hier für junge Erwachsene um ein institutionelles Zeitfenster handelt, wo die Freiheitsgewinne für ein individuelles Experimentieren mit alternativen Lebensentwürfen genutzt werden können. Es ist jedoch durchaus plausibel, dass durch die Flexibilisierung der Arbeitswelt, derartige temporäre Ausstiege aus dem Alltag auch für die ältere Bevölkerung an Attraktivität gewinnen und künftig unabhängigere Reiseformen des freien Campings und Vanreisens (Krüger, 2002) abseits des Mainstream-Campings neue Bedeutung erlangen.

In Bezug auf die vorherrschenden Reisemotive zeigte die Studie, dass bei Vanreisenden – ähnlich wie bei anderen Formen des Alternativtourismus – das Motiv der Erholung und Entspannung in den Hintergrund tritt und das Entdecken der Reisedestination an Bedeutung gewinnt. Die Studie hat anhand einer differenzierten Analyse der Reisemotive klar gezeigt, dass VantouristInnen nach dem Reiz neuer Erfahrungen suchen, organisierte Aktivitäten ablehnen, nach Natur- und Kulturverbundenheit streben und ihre Reisen tendenziell ohne vorgeplante und vorbestimmte Reiserouten durchführen. Dies zeigt sich auch klar in den lebensstilrelevanten Merkmalen und in Bezug auf vorherrschende Urlaubsstile. Vertraute Destinationen spielen für VantouristInnen eine geringe Rolle und das Interesse an fremden Kulturen ist hoch. Sie bevorzugen außerdem einen nachhaltigen Lebensstil und frönen auf Reisen stärker dem Minimalismus, wohl auch um einen Kontrast zur westlichen Konsumgesellschaft zu demonstrieren (vgl. Dorn, 2015, S. 2). Ein Ausbrechen aus gesellschaftlich vorgegebenen Lebensbiographien wird durch wirtschaftliche und soziale Entwicklungen, die zu zunehmender Individualisierung und Pluralisierung von modernen, westlichen Gesellschaften geführt haben, möglich. Die Tendenz der Individualisierung beschreibt ein Abnehmen von sozialen Fremdzwängen und ein Zunehmen individueller Möglichkeiten (z. B. Gross, 1994), was durch kulturelle Werteverschiebungen und ökonomische Prosperität ermöglicht wurde (z. B. Inglehart, 1977). Die damit einhergehende Pluralisierung (z. B. Münch, 2010) beschreibt die kleiner werdende Bedeutung von früher unhinterfragten Milieuzwängen und eingeschränkten Lebenshorizonten, was dazu führt, dass Lebensentwürfe gesellschaftlicher Gruppen weitaus heterogener werden, als es in vorhergehenden Generationen der Fall war (vgl. Mundt, 2013, S. 41 f.). Allerdings hat die Tendenz der Individualisierung und Pluralisierung nicht ausschließlich steigende Handlungs- und Konsumspielräume zur Folge. Mit dieser gesellschaftlichen Entwicklung gehen ebenso neue, komplexer gewordene Abhängigkeiten und Zwänge, wie zunehmende Anforderungen der Arbeitswelt oder wachsende Forderungen nach höheren Qualifikationen, Flexibilität und Mobilität einher (vgl. z. B. im Überblick Schroer, 2000). Diese neuen und größer werdenden Erwartungen und die zunehmende Bedeutung der Berufskarriere der westlichen Leistungsgesellschaft stehen in einem Spannungsverhältnis zu dem Verlangen nach Selbstbestimmung und Individualismus. Da ein Aussteigen aus dem gesellschaftlichen Credo der Integration durch individuelle Leistung für den Großteil der Bevölkerung nicht möglich ist, liegt die Vermutung nahe, dass Personen, die nach Lebenskonzepten abseits des gesellschaftlichen Mainstreams streben, eher für alternative Reiseformen empfänglich sind (vgl. Aschauer & Schinwald, 2010, S. 2). Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit diesen der qualitativen Studie von Hardy et al. (2013, S. 48, 58), die recreational vehicle users als „highly mobile travelers (…) with the desire to experience freedom from the constrains of daily life, flexibility, experience a lifestyle change and self-actualization“ beschreiben.

Neben gewissen Ähnlichkeiten betonen jedoch auch Hardy et al. (2013, S. 58), dass „the Rving neo-tribe is not entirely homogenous“ und unterscheiden je nach Reisepraxis und Reisebedürfnissen in verschiedene sub-tribes.

Diese unterschiedlichen Tendenzen, die auch in unseren Analysen zwischen der klassischen Reiseform des Camping und der neuen alternativtouristischen Reiseform das Vantourismus zutage treten, bestätigen sich auch eindrucksvoll in der abschließenden Regressionsanalyse. Zurückgegriffen wurde dabei auf die vier theoretisch fundierten Erklärungsansätze der soziodemographischen Segmentierung, der ökonomischen Beweggründe des Reisens, der zentralen Aspekte der Lebensführung und der gängigen Reisemotivationstheorien im Tourismus. In einem sequenziellen linearen Regressionsmodell wurden die Dimensionen schrittweise eingeführt, um die zentralen Beweggründe des Vanreisens herauszuarbeiten. Dabei bestätigt sich auch in der multivariaten Analyse, dass Vanreisende – analog zu den Forschungen zum Alternativtourismus – tendenziell jünger, hoch gebildet und öfter alleinstehend sind. Sie weisen im Vergleich zu CamperInnen ein tendenziell geringeres Einkommen auf und pflegen stärker eine alternative Weltsicht. Dies äußert sich in einem Lebensstil, der stärker an Nachhaltigkeit und Minimalismus orientiert ist. Auffallend ist zudem, dass zwei zentrale Reisemotive eine Abgrenzung der beiden Reiseformen ermöglichen. Während bei CamperInnen eher Schubfaktoren (wie Flucht und Sättigung) für die Reise relevant sind und folglich der vorübergehende Ausstieg aus dem Alltag zu Erholungszwecken dominiert, herrscht bei den Vanreisenden eindeutig eine Hin-Zu-Motivation vor (vgl. Witt & Wright, 1992). Vanreisende streben nach Ursprünglichkeit und zeigen sich in ihrem Reiseverhalten stark naturverbunden, was auf eine höhere Sensibilität für einen ökologisch verträglichen Tourismus hindeutet. Dennoch scheinen auch aus den empirischen Daten stärker selbstbezogene Reisemotive durch, welche offenbaren, dass das Leitmotiv der Selbstverwirklichung durch Reisen dominiert. Es scheint den Vanreisenden auch wichtiger als den CamperInnen zu sein, mit ihren Reisen den eigenen Lebensstil nach außen zu tragen, in der Community ausgefallene Reiseerlebnisse entsprechend zu teilen und die Vorzüge des eigenen Reisestils gezielt zu vermarkten.[13]

So ist auch durchaus denkbar, dass die aktuelle Reflexionspause im Tourismus, die aus den dramatischen Folgen der Pandemie resultiert, diesem Trend weiter Aufschub geben könnte. Die länger andauernden Einschränkungen im Flugverkehr, die als Folge der Pandemie zu erwarten sind, die Herausforderungen des Klimawandels, die uns noch viele Jahrzehnte begleiten, sowie die leidvollen Erfahrungen des Overtourismus der letzten Jahre könnten neuen Bewegungen des individuellen Reisens und der Abkehr eines profitmaximierenden Tourismus neue Bedeutung verleihen. Umso entscheidender ist es, in der Betrachtung neuer Reiseformen wie Vantourismus die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und ausgefeilte empirische Studiendesigns zu entwickeln, um die vorherrschenden Reisemotive bei neuen touristischen Trends stärker herauszuarbeiten.

About the authors

MMAG. Dr. Assoz.Prof. Wolfgang Aschauer

Wolfgang Aschauer ist seit 2016 Assoziierter Professor an der Abteilung Soziologie und Kulturwissenschaft der Universität Salzburg. 2015 hat er sich mit der Monographie: Das gesellschaftliche Unbehagen in der EU. Ursachen, Dimensionen, Folgen habilitiert, das Buch ist 2017 im Springer-VS Verlag erschienen. Sein frühes Steckenpferd ist die Tourismusforschung, wo er sich seit Jahren in einschlägigen Studien mit den Motiven und Beweggründen des Reisens auseinandersetzt. Aktuell befasst sich Wolfgang Aschauer in einem breiteren soziologischen Zugang mit Herausforderungen der Sozialintegration in Zeiten der Individualisierung, mit gesellschaftlichem Zusammenhalt und interkultureller Verständigung und mit Solidaritätspotentialen in der westlichen Gesellschaft). Des Weiteren ist Wolfgang Aschauer auch seit Jahren im Bereich Methoden, Umfragen und quantitative Sozialforschung aktiv, er hat unter anderem vier Jahre das Methodennetzwerk der European Sociological Association geleitet (Kontakt: wolfgang.aschauer@sbg.ac.at; www.plus.ac.at/soziologie/aschauer)

Carolin Oesterle

Carolin Oesterle studiert seit 2016 Soziologie an der Paris Lodron Universität Salzburg. Neben ihrem Mitwirken im Vorsitzteam der Studienvertretung war sie sowohl als Tutorin als auch als studentische Mitarbeiterin in verschiedenen Forschungsprojekten an der Universität und der Fachhochschule Salzburg tätig. Aktuell beteiligt sie sich an der tourismussoziologischen Feldforschung „Tourism in Transition“ der Universität Salzburg. Bereits im Bachelorstudiengang kristallisierte sich ihr Interesse für das Fachgebiet der Tourismussoziologie heraus. Sie führte daher im Rahmen ihrer Bachelorarbeit eine quantitativ-empirische Studie zum Thema Vantourismus durch, welche als Datengrundlage für den vorliegenden Artikel diente. Nach ihrem Abschluss im Januar 2021 hat Carolin Oesterle im März 2021 ihr weiterführendes Masterstudium am Fachbereich Politikwissenschaft und Soziologie aufgenommen. (Kontakt: carolin.oesterle@stud.sbg.ac.at)

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Anhang

Tabelle 5:

Ladungszahlen & Cronbach Alpha – Urlaubsbedürfnisse

Faktoren

Ladung

Cronbach

1

Vertrautheit vs. Fremdheit

0,71

Ich fahre ungern in Länder mit einer gut entwickelten touristischen Infrastruktur.*

0,71

Ich fahre ungern in Länder, wo es Restaurants gibt, die mir eine vertraute Küche anbieten.*

0,71

Ich lege keinen großen Wert auf vertraute Umgebungen, wenn ich an verschiedene Urlaubsorte denke.*

0,68

Ich fahre ungern in Länder, wo dieselbe Infrastruktur (Autobahnen, Wasserversorgung, Kanalisation, Kommunikationssysteme) wie in meinem Heimatland besteht.*

0,54

Ich nehme ungerne Dienstleistungen wie geführte Touren oder organisierte Aktivitäten in Anspruch.*

0,49

2

Interesse an kultureller Begegnung

0,62

Ich strebe im Urlaub nach dem Reiz neuer Erfahrungen, indem ich mich in direkten Kontakt mit verschiedensten neuen und unterschiedlichen Menschen begebe.

0,74

Ich fahre lieber in Länder, wo die Kultur anders als meine eigene ist.

0,66

Ich bevorzuge es, so wie die Einheimischen zu leben, indem ich während meines Urlaubs ihre Unterkünfte nutze, ihre Speisen esse und ihre Gewohnheiten annehme

0,64

3

Komfort- und Genuss vs. Verzicht

0,19[14]

Wenn ich verreise gehe ich ungern essen sondern koche lieber selbst.*

0,72

Wenn ich reise kann ich mich gerne in Verzicht üben.*

0,45

Tabelle 6:

Ladungszahlen & Cronbach Alpha – Reisemotivationen

Faktoren

Ladung

Cronbach α

1

Sättigung und Alltagsflucht

0,80

Weil ich mich vom Stress des Alltags erholen möchte

,854

Weil ich durch diese Art des Reisens Abstand zu meinem Alltag finden kann

,782

Weil mit dieser Reiseform der Überforderung und Erschöpfung des Alltags entgegenwirken kann

,755

2

Abgrenzung und Selbstaktualisierung

0,77

Weil ich Massentourismus vermeiden möchte

,854

Weil ich Abstand von Leistungsdruck und Konsum suche

,834

Weil ich minimalistisch reisen möchte

,494

Weil ich Zwängen und Normen des Alltags entgehen möchte

,416

3

Kosten

0,83

Bei der Wahl der Reiseform spielen die damit verbundenen Kosten eine maßgebliche Rolle

,891

Weil eine Reise mit dem Van/Camper kostengünstiger ist als andere Reiseformen

,849

Wenn ich mit dem Van/Camper verreise versuche ich meine Kosten niedrig zu halten

,793

4

Authentizität und Naturverbundenheit

0,59

Weil ich an abgelegenen Orten frei stehen kann

,730

Weil ich Outdooraktivitäten direkt vor Ort ausüben kann

,667

Weil ich die Nähe zu unberührter Natur genieße

,663

5

Beziehungserfahrung

0,64

Weil ich den Kontakt zu anderen Reisenden eher finden kann

,863

Weil ich ein Teil der Van-Community sein möchte

,682

Weil ich den Kontakt zu Einheimischen eher finden kann

,674

6

Unabhängigkeit und Freiheit

0,54

Weil ich geographisch und zeitlich flexibel bin

,865

Weil ich selbstbestimmt und unabhängig reisen kann

,633

Weil ich die Reise mit dem Van/Camper mit Freiheit verbinde

,337

7

Prestigetheorie

0,18[15]

Wenn ich mit dem Van verreise poste ich regelmäßig Fotos auf sozialen Netzwerken

,702

Mit dem Van/Camper zu verreisen bedeutet für mich, mich von der breite Masse abzuheben

,476

Tabelle 7:

Ladungszahlen & Cronbach Alpha – Lebensstil & Vantourismus

Faktoren

Ladung

Cronbach

Lebensstil

1

Nachhaltigkeit

0,76

Ich versuche mein Konsumverhalten nachhaltig zu gestalten

,868

Ich verzichte bewusst auf Flugreisen um die Umwelt zu schonen

,865

Ich achte darauf mit meinem Lebensstil die Natur zu schonen

,815

2

Einfacher Lebensstandard

0,67

gehobener Komfort nicht wichtig*

,867

Kleidung und Aussehen nicht wichtig*

,760

Ich pflege keinen gehobenen Lebensstandard*

,646

3

Gegenwartsorientierung

0,59

Ich lebe gerne in den Tag hinein

,748

Ich lebe im Hier und Jetzt

,660

Zu Planen gibt mir keine Sicherheit*

,551

4

Hohe vs. geringe Statusorientierung

0,56*

Beruflicher Erfolg nicht wichtig*

,715

In meinem Leben ist es mir nicht wichtig, eine Führungsposition zu übernehmen.*

,698

5

Erlebnisorientierung

0,22*

Aktivsport treiben

,773

Mein Leben gefällt mir dann besonders gut, wenn ständig etwas los ist.

,570

6

Konservative vs. progressive Werte

0,32*

Ich lebe nicht nach religiösen Prinzipien.*

,863

Ich halte nicht an Traditionen fest.*

,733

7

Welt- und Kulturoffenheit

0,26*

Ich interessiere mich für Nachrichten aus aller Welt

,902

Fremde Kulturen kennen lernen ist für mich wichtig

,422

Vantourismus vs. Camping

0,54

Halten Sie sich auf Ihrer Reise eher auf freien Plätzen oder Campingplätzen auf?

,790

Mit welcher Reiseform identifizieren Sie sich?

,689

Wenn Sie sich auf einem Campingplatz aufhalten, buchen Sie im Vorhinein?

,679

* bei Faktoren, die sich aus zwei Items zusammensetzen wurden erneut Korrelationen berechnet. Stark korrelieren hierbei die Items zur Statuserhöhung (r = 0,56), mittelstark beim Faktor konservative vs. progressive Werte (r = 0,32) und eher moderat beim Faktor Welt- und Kulturoffenheit (r = 0,26) und Erlebnisorientierung (r = 0,22).

Published Online: 2021-09-10
Published in Print: 2021-09-08

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Downloaded on 20.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/tw-2021-0012/html
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