Nick Reynolds: Heavy Armoured Forces in Future Combined Arms Warfare. London: RUSI December 2023
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Nick Reynolds: Heavy Armoured Forces in Future Combined Arms Warfare. London: RUSI December 2023
Die hier vorliegende Studie des Royal United Services Institute befasst sich mit der Frage, welche Schlussfolgerungen aus dem Ukraine-Krieg für die Ausrüstung der britischen Streitkräfte mit gepanzerten Fahrzeugen zu ziehen sind.
Die britische Armee, so der Verfasser, muss in der Zukunft damit rechnen, bei hochintensiven Kriegshandlungen eingesetzt zu werden. Sie muss in der Lage sein, dies glaubwürdig zu tun, um zur Abschreckungsfähigkeit der NATO beizutragen. Schwere Panzertruppen und Kampfpanzer werden ein wichtiges Element der Kriegsführung bleiben und daher weiterhin eine wichtige Position in der Schlachtordnung der britischen Armee einnehmen. Aber es mehren sich die Bedenken bezüglich der Verwundbarkeit und Überlebensfähigkeit von Kampfpanzern auf dem heutigen Schlachtfeld. Vor allem sind die Fähigkeiten leichterer Streitkräfte zu berücksichtigen. Diese können durch die Nutzung einer verbesserten nachrichtendienstlichen Informationslage und einer intensiven Gefechtsfeldüberwachung in Kombination mit verbesserten Fähigkeiten zur Zielerfassung und der Unterstützung durch indirektes Feuer dem Feind schwierige operative Probleme in hochintensiven Kriegshandlungen bereiten (intelligence, surveillance, target acquisition, and reconnaissance – ISTAR). Das bedeute nicht das Ende gepanzerter Fahrzeuge, auch nicht schwerer Panzer. Diese bleiben weiterhin wichtig, um einer Truppe im direkten Kontakt mit feindlichen Streitkräften Mobilität zu verleihen. Panzer werden daher weiterhin eine wertvolle Rolle auf den Schlachtfeldern der Zukunft spielen.
Aber Anpassungen in der Doktrin sind jedoch notwendig, wenn schwere Panzerverbände relevant bleiben sollen. Der Verfasser argumentiert, dass die Hauptanforderung darin bestehe, eine relative Verschiebung weg vom Schutz durch gepanzerte Fahrzeuge und hin zur Mobilität umzusetzen. Das bedeutet etwa den Einsatz von Täuschung und Ködern, um den verbesserten feindlichen ISTAR-Fähigkeiten der anderen Seite entgegenzuwirken. Auch ist die Integration unbemannter Bodenfahrzeuge vorzusehen, um das Situationsbewusstsein und die Verteidigungsfähigkeiten zu erhöhen. All dies sollte erfolgen, ohne das Gewicht der Fahrzeuge zu erhöhen (das bereits problematisch hoch sei). Die gepanzerten Verbände der britischen Armee müssen auch ihre Einsatzgrundsätze im Bereich der Logistik, der Erhaltung und der Fahrzeugbergung den neuen Umständen anpassen. Auch sei der Wiederaufbau von gepanzerten Formationen neu zu konzipieren, wenn diese ein erhebliches Maß an Abnutzung auf dem Schlachtfeld erlitten haben. Schließlich sei das Fachwissen der Besatzung wichtig, um die Fahrzeuge auch unter Kampfbedingungen funktionsfähig zu halten, ohne auf Unterstützungstruppen zurückgreifen zu müssen.
Die Studie enthält eine interessante Auseinandersetzung mit der Frage, ob schwere Panzer und andere gepanzerte Fahrzeuge auf einem Schlachtfeld der hochintensiven Kriegführung noch von Bedeutung sind. In diesem Beitrag wird recht überzeugend argumentiert, dass gepanzerte Verbände ihre Berechtigung behalten werden, aber in der Hauptsache die Hauptanforderung darin besteht, die Mobilität leichterer Streitkräfte zu erhöhen.
© 2024 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter.
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