Theater als Praxis der Verunsicherung
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Matthias Warstat
Abstract
In modernen und zeitgenössischen Ausprägungen partizipatorischen Theaters, insbesondere auch in therapeutischen Theaterformen, wird die Aufführung häufig als eine Art Schutzraum aufgefasst, in dessen Grenzen Experimente, Wagnisse, Wutausbrüche, Beichten, Kämpfe und andere riskante Praktiken mehr als andernorts möglich sind. Heilsame Wirkungen erhofft man sich davon, im Theater Gefühle zuzulassen, die im Alltag nicht ohne Weiteres ihren Platz finden. Die Rede vom Theater als Schutzraum steht allerdings in einem seltsamen Gegensatz zur Denkfigur der Transgression, deren Bedeutung für die programmatischen Diskurse der Avantgarden kaum hoch genug eingeschätzt werden kann. Transgressive Praktiken sind dadurch gekennzeichnet, dass sie die Grenzen von Räumen mehr oder minder gewaltsam überschreiten - und gerade dadurch ein hohes Maß an Unsicherheit hervorbringen. Wird ein Theater, das sich überschreitenden Handlungen verpflichtet fühlt, jemals Schutzräume bereitstellen können? Übersieht die Rede vom Theater als einem „konsequenzverminderten“ Handeln möglicherweise die Risiken, die mit Theaterformen in der Tradition der Avantgarde verbunden sind? Fragen wie diese verweisen auf ein handlungstheoretisches Problem, nämlich auf Dissonanzen zwischen (künstlerischen) Praktiken und ihren jeweiligen Rahmungen bzw. zwischen Akt und Kontrakt.
© 2015 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
Articles in the same Issue
- Titelei
- Editorial
- Unsicherheitsabsorption und Resilienz/ Strategien zur Bewältigung von Unsicherheit
- Ohne Gewähr oder: Die unsichere Zukunft
- Berge, Menschen, Meere
- Unsicherheit durch Katastrophen und Desaster
- Die utopischen Sicherheitszwänge Süchtiger und das Wagnis der Anonymität
- Struggling for Control
- Uncertainty as a Challenge for Leadership
- Ein sicheres Leben lohnt sich ja kaum!
- Zwei gegensätzliche Formen sozialer Unsicherheit aus psychotherapeutischer Sicht
- Unsicherheit, Ursache paranoider Ängste
- Negative Therapeutik
- Zwischen normal und abweichend
- Unsicherheit und Vertrauen
- Vom Erröten
- Überempfindlichkeit
- Theater als Praxis der Verunsicherung
- Künstlerische Praktiken des Ver(un)sicherns
- Unsicherheit, Krise und Routine
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