Home Mensch und Computer 2015
Article Publicly Available

Mensch und Computer 2015

  • Albrecht Schmidt EMAIL logo
Published/Copyright: December 1, 2015

Elektronische Medien und digitale Kommunikation sind heute ein fester Bestandteil unseres Alltags. Computertechnologien verändern unser Leben. Software schafft neue Erlebnisse. Informationssysteme ermöglichen neue Formen der Arbeit. Vieles, was heute alltäglich ist, ist ohne moderne Informations- und Kommunikationstechnologie nicht denkbar. Freude an der Arbeit, aber auch Frustration, haben inzwischen häufig ihren Ausgangspunkt in den Computern, mit denen wir arbeiten. Digitale Kommunikationskanäle sind heute ein integraler Bestandteil der Kommunikation mit Freunden und in der Familie. Dokumente und Medien, ob geschäftlich oder privat, sind zunehmend digital. Die Mensch Computer Interaktion in ihren vielfältigen Ausprägungen (z. B. PC, Werkzeugmaschine, Handy, Tablet, Automobil, Heizungssteuerung oder Fernsehgerät) ist stark mit unseren Tätigkeiten verwoben und kann eigentlich nicht mehr isoliert betrachtet werden.

Die Gestalterinnen und Gestalter digitaler Technologien haben einen sehr großen Spielraum mit ganz direkten Auswirkungen auf die Lebenswirklichkeit einzelner Menschen. Sie bestimmen mit der Implementierung von Systemen, was man machen kann und was nicht, was einfach zu machen ist und was kompliziert ist. Damit liegt eine große Verantwortung in den Händen der Entwicklerinnen und Entwickler, und diese sind sich der Auswirkung ihres Handelns bewusst.

Dieser gesellschaftliche Kontext und diese vielfältigen Themen standen im Zentrum der 15. Fachkonferenz Mensch und Computer, welche vom 6. bis 9. September in Stuttgart stattfand. Mit über 750 Teilnehmern ist sie weltweit eine der größten Fachkonferenzen, die sich mit dem Thema Mensch Computer Interaktion und Benutzbarkeit beschäftigt. Die Konferenz wurde gemeinsam von der Universität Stuttgart (Prof. Albrecht Schmidt), der Hochschule der Medien (Prof. Michael Burmester) und dem Fraunhofer IAO (Prof. Annette Weisbecker) organisiert. Die Tagung wurde vom Fachbereich Mensch und Computer der Gesellschaft für Informatik (GI) und von den Usability Professionals (German UPA) getragen und von INFOS e. V. an der Universität Stuttgart unterstützt.

Die Teilnehmerzahl, das ausgewogene Interesse aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie die inhaltliche Breite, zeigen klar, wie wichtig dieses Thema in Deutschland in den letzten Jahren geworden ist. Die Veranstaltung hat ein Forum bereitgestellt, in dem Forscher und Forscherinnen sowie Praktikerinnen und Praktiker neue Entwicklungen präsentieren, Ideen diskutieren und über Veränderungen reflektieren. Dabei gab es wie in den vergangen Jahren Veranstaltungen, die vom Fachbereich Mensch Computer Interaktion der Gesellschaft für Informatik organisiert wurden, wie auch dem Track der Usability Professionals (German UPA). Geboten wurden insgesamt drei hochrangige Keynotes, eine Vielzahl an Vorträgen, 20 Tutorien und 22 Workshops. Das vielfältige Programm war stark darauf ausgerichtet, Mensch Computer Interaktion erlebbar zu machen. Viele der Themen, Methoden und Ideen lassen sich nur verstehen und nachvollziehen, wenn man sie ausprobieren kann.

Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Yvonne Rogers vom University College London. In ihrem Vortrag stellte sie die Frage nach der Rolle des Menschen in einer Welt, die mehr und mehr Automatisierung erfährt. Beispiele wie Smart Homes oder selbstfahrende Fahrzeuge zeigen eindrücklich, wie Computer Aufgaben übernehmen, dennoch konnte sie mit verschiedenen Beispielen zeigen, dass es auch mittel- und langfristig nicht ohne den Menschen in der Schleife (Human in the Loop) geht. Eine ähnliche Botschaft, wenn auch aus einer technischen Perspektive (z. B. Internet der Dinge und Industrie 4.0) motiviert, hatte Dr. Florian Michahelles in der Abschlusskeynote. Er leitet die „Web-of-Things“ Forschungsgruppe bei Siemens Corporate Technology in Berkeley, Kalifornien, und sprach in seinem Vortrag über die Interaktion mit dem Internet der Dinge. Die Keynote am Dienstag wurde von Janaki Kumar (Head of Strategic Design Services, America; SAP), präsentiert. Sie sprach über den Entwurf und die Umsetzung eine Nutzererfahrung, die von Ende-zu-Ende durchgängig ist. Alle drei Vorträge haben zu spannenden Diskussionen angeregt.

Die Teilnehmer waren bunt gemischt, etwa die Hälfte aus dem akademischen Umfeld und dort aus den Fächern Informatik, Ergonomie, Psychologie und Design. Bei den Teilnehmern aus Unternehmen gab es eine ähnliche fachliche Breite. Es wird zunehmend sichtbar, dass für viele Firmen und Geschäftsbereiche der Kontakt mit dem Kunden stark durch digitale Systeme, insbesondere Webanwendungen und Apps, geprägt ist und dass somit Benutzbarkeit zentral für den Unternehmenserfolgt ist. Es ist inzwischen auch vielen traditionellen Firmen klar, dass das Nutzungserlebnis (User Experience) essentiell ist, um im Konkurrenzkampf zu bestehen.

Mit dem Motto „Gemeinsam – Arbeit – Erleben“ wurde der Fokus in diesem Jahr besonders auf die vielfältigen Herausforderungen im heutigen und zukünftigen Arbeitsleben gelegt. Die Konferenz zeigte viele innovative Lösungen und neue Methoden, um die Anwendungen zu gestalten, mit denen wir in Zukunft mit Freude arbeiten. Viele Ideen, Themen und Projekte im Themenfeld der Mensch Computer Interaktion, Usability und User Experience lieferten konkrete Anregungen und boten die Grundlage für spannende Diskussionen. Die schriftlichen Beiträge sind in den Tagungsbänden archiviert. Diese sind in der Digitalen Bibliothek des Fachbereichs Mensch-Computer-Interaktion unter dl.mensch-und-computer.de verfügbar und für alle offen zugänglich auf den Seiten des Verlags:

  1. Mensch und Computer 2015 – Usability Professionals: http://www.degruyter.com/view/product/462126

  2. Mensch und Computer 2015 – Workshopband: http://www.degruyter.com/view/product/462127

  3. Mensch und Computer 2015 – Tagungsband: http://www.degruyter.com/view/product/462128

Auch der Fokus der Abendveranstaltung lag auf dem Anfassen, Ausprobieren, Interagieren und Diskutieren. In der Hochschule der Medien wurde ein offenes Format für die Abendveranstaltung gewählt, wo man 23 Demonstrationen erleben konnte und dabei mit Speisen und Getränken versorgt wurde. Zum Abschluss der Abendveranstaltung wurden noch zahlreiche Preise verliehen. Besonders hervorzugeben sind dabei der Dissertationspreis und der Best Paper Award. Der Dissertationspreis wurde an Herrn Dr.-Ing. Matthias Heinrich vergeben, der an der TU Chemnitz mit einer Arbeit zu „Enriching Web Applications Efficiently with Real-Time Collaboration Capabilities“ promovierte. Die Arbeit „The Uncanny Valley and the Importance of Eye Contact“ von Valentin Schwind und Solveigh Jäger wurde mit dem MuC Best Paper Award ausgezeichnet. Der lokale Publikumsliebling bei den Demonstrationen war die Installation „IrrSinn“ von der HdM, ein zimmergroßes digitales Bewegungsspiele für mehrere Benutzer.

Und wie immer ist nach der Tagung auch wieder vor der Tagung. Die Mensch und Computer 2016 wird vom 4. bis zum 7. September 2015 unter dem Motto „Sozial Digital – Gemeinsam auf neuen Wegen“ in Aachen stattfinden. Die Veranstaltung wird wieder einen wissenschaftlichen Track zur Mensch-Computer-Interaktion und den Praxistrack der Usability Professionals haben. Wie auch in den vorigen Jahren wird auch 2016 wieder die Usability- und die CSCW-Challenge für Studierende organisiert. Nähere Informationen zur Tagung finden Sie auf der Website der Tagung unter Mensch und Computer 2016 http://muc2016.mensch-und-computer.de/

Published Online: 2015-12-01
Published in Print: 2015-12-01

© 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 18.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/icom-2015-0039/html
Scroll to top button