Lisa C. Nevett, Ancient Greek Housing. Cambridge, Cambridge University Press 2023

Elisabeth Günther

doi:10.1515/hzhz-2025-1180

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Lisa C. Nevett, Ancient Greek Housing. Cambridge, Cambridge University Press 2023

Elisabeth Günther

Veröffentlicht/Copyright: 1. August 2025

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Aus der Zeitschrift Historische Zeitschrift Band 321 Heft 1

Rezensierte Publikation:

Lisa C. Nevett, Ancient Greek Housing. 2023 Cambridge University Press Cambridge, 978-0-521-19872-1, € 99,75

Praktisch, übersichtlich, verständlich und zugleich inhaltlich wie methodisch ausgewogen zu sein – diese Balance gelingt Lisa C. Nevett in ihrer Einführung zum griechischen Wohnen, die sich vor allem an Studierende wendet bzw. für die Lehre gedacht ist. Die komplexe Materie wird konzentriert dargelegt und blickt weit in die griechische Welt hinein, chronologisch wie geographisch. Statt Anmerkungen gibt es ein „Bibliographic Essay“ (S. 270–295), was eine gute Orientierung bietet und offenbar dem (studentischen) Publikum die Herausforderungen eines Fuß- bzw. Endnotenapparates ersparen möchte; aus Sicht der Rezensentin ist das freilich durchaus kritisch zu sehen. Hilfreich sind des Weiteren ein kurzes Glossar (S. 261–263) sowie zwei Karten mit den behandelten Fundorten (S. 170 f.).

In der Einleitung (S. 1–30) wird die kulturelle und semantische Bedeutung des Hauses bzw. Wohnens kurz dargelegt. Die Aussagekraft der archäologischen Zeugnisse, insbesondere der Funde von Objekten in den Häusern, wird kritisch hinterfragt (feste Raumfunktionen, Nutzungszeiten, Kollaps des Obergeschosses, Umnutzung, Mitnahme oder Deponierung von Gegenständen). Die Wende von einer an der Architektur interessierten Forschung hin zu einer sozialgeschichtlich orientierten (Kultur-)Geschichte des Wohnens spannt den Horizont für die Betrachtungen der folgenden Kapitel auf.

Im Kapitel „Greek Domestic Architecture ca. 950–500 BCE: Reinventing the House“ (S. 31–65) wird die Entwicklung der frühen Wohnhäuser von ovalen bzw. apsidialen Einzelbauten hin zu rechteckigen Reihen mit geteilten Wänden dargelegt. Dabei betont Nevett die große Diversität der Häuser in Form und Größe, ebenso die Schwierigkeiten bei der Interpretation der archäologischen Zeugnisse. Das dritte Kapitel „Classical Athens and Attica: The Anatomy of Housing in a City and Its Territory“ (S. 66–105) ist dem „single-entrance, courtyard house“ gewidmet, dessen Grundform (mit Pastas/Prostas) immer wieder aufscheint, wenn es auch, etwa in den ländlichen Gebieten, je nach den Bedürfnissen der Bewohner abgewandelt werden konnte. Die Struktur erlaubt der Verfasserin zufolge insbesondere eine Überwachung des Hauses und seiner Bewohner(innen). Diese Sichtweise erscheint allerdings etwas einseitig, da überdies eine sehr gute Kommunikation zwischen Räumen und Hof und somit vermutlich auch eine Optimierung von Arbeitsprozessen als Erklärung infrage kommt. Insgesamt gerät die ökonomische Nutzung der Häuser gegenüber einer rein sozialgeschichtlichen Lesart etwas kurz, wie auch die Abgrenzung von Wohnhäusern zu öffentlichen Bauten.

Das Kapitel „Housing in Mainland Greece during the Classical Period: Towards a Shared Ideal?“ (S. 106–147) richtet den Blick zunächst auf Griechenland, bevor „Housing Greek Households in the Eastern, Western and Southern Mediterranean and Northern Black Sea Littoral: The Boundaries of an Ideal?“ (S. 148–185) diesen auch in weiter entfernte Gebiete der griechischen Welt in klassischer Zeit schweifen lässt. Dabei wird zum einen das Vorkommen des „single-entrance, courtyard house“, zum anderen das „Herdraumhaus“ als Organisationsprinzip immer wieder beobachtet, zugleich aber auch flexible, regionale Abweichungen, stets abhängig von den sehr unterschiedlichen Erhaltungs- und Überlieferungsbedingungen.

Das vielgestaltige Wohnen in hellenistischer Zeit wird in den letzten beiden Kapiteln thematisiert: „Housing, Power and Wealth in Greek Communities during the Late Classical and Early Hellenistic Periods: Stretching the Ideal?“ (S. 186–216); „Greek Housing into the Hellenistic Period: The Transformation of an Ideal?“ (S. 217–256). Hier kommen Palastbauen und Häuser mit doppeltem Peristyl mit ihrer reichen Ausstattung als „elite cultural koine“ (S. 218–233) ebenso zur Sprache wie weniger luxuriöse Alternativen. Die wichtigsten Erkenntnisse werden im abschließenden „Epilogue: The Single-Entrance, Courtyard House and Beyond“ (S. 257–260) pointiert zusammengefasst. Insgesamt bietet Lisa C. Nevetts Band einen ausgewogenen Einblick in das Wohnen im antiken Griechenland.

Online erschienen: 2025-08-01

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