Home Bainitische und martensitische Umwandlung von Legierungen aus Eisen-Chrom-Kohlenstoff und Eisen-Kohlenstoff-Silicium
Article
Licensed
Unlicensed Requires Authentication

Bainitische und martensitische Umwandlung von Legierungen aus Eisen-Chrom-Kohlenstoff und Eisen-Kohlenstoff-Silicium

Published/Copyright: November 2, 2023

H. Vetters und J. M. Schissler: Bainitische und martensitische UmwandlungH. Vetters und J. M. SchisslerBainitische und martensitische Umwandlungvon Legierungen aus Eisen-Chrom-Kohlenstoffund Eisen-Kohlenstoff-Silicium*Zum tieferen Verständnis der bei Umwandlungen Austenit-Mar­tensit und Austenit-Bainit in den Legierungssystemen Fe-Cr-Cund Fe-C-Si ablaufenden Vorgänge wurde eine metallographi-sche Studie, ergänzt durch dilatometrische Verfahren, angefer­tigt. Als Versuchswerkstoffe dienten für das System Fe-Cr-C derin der Praxis häufig eingesetzte Werkzeugstahl lOOCrö und fürdas System Fe-C-Si die für den Konstrukteur interessante baini­tische Gusseisenlegierung GGG 1000 ADI. Das Umwandlungs­verhalten der Legierungen hängt von der chemischen Zusam­mensetzung, der Homogenität der Legierungen und den ent­sprechenden Wärmebehandlungsparametern ab. Die Gefüge­ausbildung nach Austenit-Martensit- und Austenit-Bainit-Um-wandlungen wurde mit der Transmissionselektronen (TEM)-und Rasterelektronen (REM)-Mikroskopie untersucht und do­kumentiert; die charakteristischen Gefügemerkmale in Abhän­gigkeit von der Wärmebehandlung und dem Legierungseinflussin beiden Systemen werden diskutiert.To obtain a better understanding of the austenite-martensiteand austenite-bainite transformation, a metallographic studyadded with dilatometric measurements has been made. Themainly used tool steel lOOCrö representing the system Fe-Cr-Cand the austempered ductile cast SCI 1000 ADI representingthe system Fe-C-Si and of engineering interest have been usedas master material. The transformation characteristics dependupon the chemical composition and the homogeneity of thealloy, but also upon suitable heat treatment parameters. Themorphology and microstructure after austenite-martensite andaustenite-bainite transformation have been investigated andproved by transmission (TEM)- and scanning (SEM)-electronmicroscopy. Structural characteristics due to the thermal treat­ment and changes caused by alloying elements of both systemsare discussed.1 EinleitungHöhere Restaustenitanteile sind sowohl im Härtungsgefüge von Einsatz- und Wälzlagerstählen [1, 2] als auch in Guss­eisen mit Kugelgraphit, das zur Erzielung hoher Zähigkeit in der oberen Bainitstufe umgewandelt wird (Typ GGG-ADI [3]), von großem wissenschaftlichen und praktischen Inte­resse. Die potentielle Wirkung des Restaustenits auf die mechanischen Eigenschaften sowie Maß- und Formänderun­* Auszugsweise vorgetragen von H. Vetters auf der AWT/ATTT- Tagung „Bainitische und martensitische Umwandlungen“, 22.-23.4.1999 in Belfort/Frankreich, und dem „63. Giesserei- Weltkongress“, 12.-18. 9.1998 in Budapesf/Ungarn.gen (Verzug) nach der Wärmebehandlung sind hauptsächlich eine Frage der Stabilität des Restaustenits, d. h. seines Wi­derstandes gegenüber erzwungener martensitischer Um­wandlung.Die bei den Legierungssystemen durch isothermische Um­wandlung in der Bainitstufe und martensitische Umwand­lung erzeugten Mischgefüge werden in ihrer Unterschied­lichkeit herausgestellt und ihre Mikrostruktur mit Rückgriff auf eigene Untersuchungen an beiden Forschungsstellen, dem IWT und der Universität in Bremen wie auch dem Labo­ratorium LSG2M an der Ecole des Mines und der Universität Henri Poincare in Nancy, grundlegend diskutiert.Eine generelle Bewertung der Gefügeausbildung in der Bainitstufe erweist sich als schwierig, da abhängig von dem Kohlenstoffgehalt, aber auch der Legierungszusammenset­zung zahlreiche unterschiedliche Gefügevarianten beobach­tet werden [4]. Beim System Fe-C-Cr wird die Carbidaus- scheidung begünstigt, bei dem System Fe-C-Si dagegen ist die voreutektoidische Ferritausscheidung vorherrschend und die Carbidbildung wird unterdrückt. Obwohl die Wärmebe­handlung in vergleichbaren Temperaturbereichen abläuft, entstehen bei beiden Legierungssystemen vollkommen un­terschiedliche Umwandlungsgefüge.2 Umwandlungsgefüge des Wälzlagerstahls 10006Bei der Umwandlung des austenitisierten Zustandes ist die Ausscheidung von Ferrit und Eisen-Chrom-Zementit prägend [2, 4], Zur Charakterisierung des Übergangsbereiches Perlit obere Bainitstufe sind Proben im Salzbad einer 20-minütigen Hochtemperaturaustenitisierung bei 1050 °C unterworfen, anschließend auf einer Temperatur von 355 °C 1 h gehalten und in Öl von 60°C abgekühlt worden. Im Umwandlungsge­füge sind die in Vorzugsrichtung orientierten plattenförmi­gen Zementitausscheidungen entlang einzelner Bahnen im Ferrit verteilt (Bild 1). Man nimmt wegen der Lagebeziehung der Carbide zur Austenitphasengrenze (y/a) an, dass die Carbidausscheidung bereits aus der Austenitphase beginnt [5], Das Ferrit-Zementit-Gefüge wird geprägt durch die Wachstumsgeschwindigkeit des Ferrits (Ga) und des Carbids (Gc). Ist das Verhältnis G« : Gc = 1 entsteht Perlit. Die glei­che Wachstumsgeschwindigkeit von Ferrit und Zementit wird einer koordinierten Atombewegung während des Vor­ganges zugeschrieben [5]. Wird die Reaktionstemperatur abgesenkt, so entsteht ein Missverhältnis von Ga : Gc > 1, d.h. die Geschwindigkeit für die Carbidausscheidung verrin­gert sich. Wegen des Verlustes an Kohärenz zwischen Ferrit und Zementit geht die Strukturbeziehung, die zu der typisch lamellaren Anordnung von Ferrit und Zementit führt, all­mählich verloren. Der Zementit ist in Fasern getrennt und166© Carl Hanser Verlag, München GUM! 55 (2000) 3
Online erschienen: 2023-11-02
Erschienen im Druck: 2000-12-01

© 2023 by Walter de Gruyter Berlin/Boston

Downloaded on 24.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/htm-2000-550311/html?srsltid=AfmBOopuqfxzghb34b-PQxS8EFiLrJ0O3H36S1DXQpkhar6BRBZfVKrc
Scroll to top button