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8. Das Christentum als Basis gesellschaftlicher Werte?

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Wie christlich ist unsere Gesellschaft?
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8. Das Christentum als Basis gesellschaftlicher Werte? Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte stützt sich auf ein Wertesys-tem, dessen höchster Wert die Menschwürde ist, von dem sich die anderen Werte ableiten; namentlich die Werte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlich-keit, die als Grundwerte der demokratischen Gesellschaften gelten. Vor allem die mit dem Begriff »Brüderlichkeit« verbundene Forderung nach gegensei-tiger Verantwortung und Solidarität scheint vom Christentum in besonderer Weise gestützt zu werden. So schreibt etwa José Casanova, dass wir Religion in der öffentlichen Sphäre brauchen, einmal, weil die Religionen die modernen Gesellschaft nötigen, öffentlich und kollektiv über ihre eigenen normativen Strukturen nachzudenken, zum anderen, weil die Religionen auf dem Ge-meinwohl gegenüber den herrschenden individualistisch-liberalen Tendenzen bestehen, und schließlich besteht seiner Meinung nach die »wichtigste Aufga-be der Religion darin, öffentlich für den Grundsatz der ›Solidarität‹ mit allen Menschen einzutreten« (Casanova 2004: 292f .)Ch rI s t e n t u mu n dg e s e l l sC h a f t lI Ch e mo r a lDem Christentum wird die Vermittlung sozialer Werte zugetraut, ja es wird vielfach damit geradezu identifiziert. Während es demgegenüber wenig Ver-trauen in die Generierung von sozialen Werten auf säkularer Basis gibt. Das war, wie wir sahen, bereits bei namhaften Auf klärern so, die die christliche Religion vor allem deshalb für unentbehrlich hielten, weil sie den Bürgern und Bürgerinnen die Liebe zum Gesetz und die Verantwortung für die Ge-sellschaft vermittle. Die Überzeugung, dass vor allem die Religion für die Moral in der Gesellschaft zuständig sei, ist jedoch selbst Folge christlicher Denktraditionen, denn nach christlicher Auffassung ist die Welt ein Ort der Sünde.
© 2017 transcript Verlag

8. Das Christentum als Basis gesellschaftlicher Werte? Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte stützt sich auf ein Wertesys-tem, dessen höchster Wert die Menschwürde ist, von dem sich die anderen Werte ableiten; namentlich die Werte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlich-keit, die als Grundwerte der demokratischen Gesellschaften gelten. Vor allem die mit dem Begriff »Brüderlichkeit« verbundene Forderung nach gegensei-tiger Verantwortung und Solidarität scheint vom Christentum in besonderer Weise gestützt zu werden. So schreibt etwa José Casanova, dass wir Religion in der öffentlichen Sphäre brauchen, einmal, weil die Religionen die modernen Gesellschaft nötigen, öffentlich und kollektiv über ihre eigenen normativen Strukturen nachzudenken, zum anderen, weil die Religionen auf dem Ge-meinwohl gegenüber den herrschenden individualistisch-liberalen Tendenzen bestehen, und schließlich besteht seiner Meinung nach die »wichtigste Aufga-be der Religion darin, öffentlich für den Grundsatz der ›Solidarität‹ mit allen Menschen einzutreten« (Casanova 2004: 292f .)Ch rI s t e n t u mu n dg e s e l l sC h a f t lI Ch e mo r a lDem Christentum wird die Vermittlung sozialer Werte zugetraut, ja es wird vielfach damit geradezu identifiziert. Während es demgegenüber wenig Ver-trauen in die Generierung von sozialen Werten auf säkularer Basis gibt. Das war, wie wir sahen, bereits bei namhaften Auf klärern so, die die christliche Religion vor allem deshalb für unentbehrlich hielten, weil sie den Bürgern und Bürgerinnen die Liebe zum Gesetz und die Verantwortung für die Ge-sellschaft vermittle. Die Überzeugung, dass vor allem die Religion für die Moral in der Gesellschaft zuständig sei, ist jedoch selbst Folge christlicher Denktraditionen, denn nach christlicher Auffassung ist die Welt ein Ort der Sünde.
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