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2. Hälfte 14. Jh.

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2. H ̈alfte 14. Jh.Adalbert Rankonis de EricinioAdalbert Rankonis de Ericinio(A. de Heituno;Vo j tˇech Raˇnk ̊uv z Jeˇzova), * um 1320 Mal ́yJeˇzov(lat. Ericinium)/S ̈udb ̈ohmen, † 15.8.1388 Prag. –Theologe und Prediger, 14. Jh.A. studierte in Paris zun ̈achst die Artes, wurde1344 Baccalaureus und 1346 Magister Artium. Seit1352 war er Magister des Kollegs Sorbonne. Einvon A. eigenh ̈andig erstelltes Register der «libricathenati» ist erhalten. Seit 1355 war er Rektorder Pariser Universit ̈at und f ̈uhrte eine Reform derVorlesungen durch ( ̈uberliefert u. d. T.Statutum demodo legendi libros in scholis) und betrieb neben seinerLehrverpflichtung an der Artistenfakult ̈at theologi-sche Studien; seit 1363 ist A. als Baccalaureus undsp ̈ater auch als Magister der Theologie beurkun-det. Studienreisen f ̈uhrten A. nach Oxford. AuchW ̈urzburg besuchte er, und 1362–64 hielt er sichin Avignon auf. Nach der R ̈uckkehr nach B ̈ohmenwurde A. 1366 Kanonikus an St. Veit in Prag, 1369Domscholasticus. Trotz seines Renommees als Pa-riserMagisterlehrteernichtanderPragerUniver-sit ̈at und geriet 1369/70 mit dieser in Streit ̈uberseine H ̈aresieklage gegen HeinrichTotting vonOyta. Im Prozess 1373 am p ̈apstlichen Hof in Avi-gnon wurde Heinrich vom Verdacht der Ketzereifreigesprochen. A. konnte daraufhin zun ̈achst nichtnach Prag zur ̈uckkehren, da er auch bei Karl IV. inUngnade gefallen war. Seiner Prager Pfr ̈unde ledig,betrieb er mittellos weitere theologische Studien inParis, wurde wom ̈oglich zum Doktor promoviert.Im sp ̈ateren Prager ErzbischofJohann von Jen-stein fand A. einen G ̈onner und konnte 1374/75nach Prag zur ̈uckkehren. Als Prediger und Gelehr-ter weiterhin angesehen, gewann er auch die GunstKarls IV. zur ̈uck, dessen Leichenrede er 1378 hielt.A. unterst ̈utzte die b ̈ohmische religi ̈ose Reform-bewegung, blieb aber der offiziellen kirchlichenLehre stets verbunden. Mit seinem einstigen F ̈orde-rer Johann, mittlerweile Erzbischof, ̈uberwarf sichA. 1386 im Streit um das von Johann eingef ̈uhrteFest Mari ̈a Heimsuchung.Von A. ist ein umfangreiches philosophischesund theologisches Werk breit ̈uberliefert. Darunterfinden sich aus der Pariser Zeit vier Predigten sowiezwei philosophische und drei kurze theologischeQu ̈astiones. In einer weiteren Predigt (gehaltenvor W ̈urzburger Domkanonikerin vor 1363) kon-trastiert A. das Vorbild des heiligen Nikolaus mitden zeitgen ̈ossischen seelsorgerischen Missst ̈anden.Das in Stabat-mater-Strophen gefassteCarmen siveCantilena de evitatione amoris carnalis, gleichsam ausder Pariser Zeit, ist A.s einziges poetisches Zeugnis.Wichtigeste Schrift aus dem Kontext des Streitsum Heinrich Totting von Oyta ist die apologeti-scheForma magistris universitatis Pragensis missavon1372. Aus den Prager Reden und Predigten ragt dieContio in sepultura Caroli IV imperatorisheraus. AlsZeugnisse seiner Unterst ̈utzung der Reformbewe-gung k ̈onnen A.sPropositio facta in receptione dominicardinalis Ravenatensis(1379) und derSermo synoda-lisgelten,diewieschondieW ̈urzburger Predigt,Missst ̈ande beim Klerus thematisieren. Schon zweiBriefe aus Paris von 1364 anKonrad von Wald-hausen belegen A.s positive Einstellung gegen ̈uberden Reformern.Die AbhandlungDe frequenti communionestehtim Kontext der in der zweiten H ̈alfte des 14. Jh. inPrag und in B ̈ohmen aufgeflammten Auseinander-setzung um die Laienkommunion. A. bef ̈urwortetdiese und propagiert eine w ̈ochentliche Kommu-nion. Weitere theologische Stellungnahmen sind:Rescriptum ad canonicos Trebonenses super obligationeregulae s. Augustini(Erl ̈auterung der Ordensregel f ̈urdie Augustiner-Chorherren von Wittingau),Solu-tio de b. Maria Magdalena peccatrice(bejahende Ant-wort darauf, ob Maria Magdalena gegen das 6. Ge-bot verstoßen habe), der TraktatUtrum Maria virgoconcepta sit in peccato originali( ̈uber die unbefleckteEmpf ̈angnis Marias in Quaestioform) undSpeculumspirituale(Unterweisung f ̈ur die Benediktinerinnenzu St. Georg in Prag).Das wichtigste Dokument in der Auseinander-setzung mit Johann von Jenstein ist dieApologiavon 1386. Die Antwort des Erzbischofs erfolgtekurz vor A.s Tod mitContra Albertum. ̈Uberlieferung:Prag,Arch.derPragerBurg/Bibl. des Metropolitankapitels, Cod. N 8 (Auto-graph). Die Pergamenths. enth ̈alt neben Textenanderer Autoren die meisten Schr. aus A.s Pari-ser Zeit (Vgl. zum genauen Inhalt: Anton ́in Pod-laha: Soupis rukopis ̊u knihovny Metropolitn ́iKa-pitoly Praˇzsk ́e Bd. 2: F–P (Soupis rukopis ̊u kniho-ven a archiv ̊uzem ́iˇcesk ́ych, jakoˇzirukopisn ́ychbohemik mimoˇceskych 4). Prag 1922, S. 374–376(Nr. 1532). – ̈Uberl. in weiteren 45 Hss. Vgl. Kad-lec 1971, S. 69–80.De frequenti communioneist mit16 Hss. am breitesten ̈uberliefert. – Zu erhaltenenHss. aus A.s Besitz vgl. Lehmann 1942, S. 11–14und Kadlec 1971, S. 57 f.Ausgaben:Jaroslav Kadlec, 1971 (genaue Fund-stellen der Einzelwerke vgl. Inhaltsverz., S. iii–iv). –467468

2. H ̈alfte 14. Jh.Adalbert Rankonis de EricinioAdalbert Rankonis de Ericinio(A. de Heituno;Vo j tˇech Raˇnk ̊uv z Jeˇzova), * um 1320 Mal ́yJeˇzov(lat. Ericinium)/S ̈udb ̈ohmen, † 15.8.1388 Prag. –Theologe und Prediger, 14. Jh.A. studierte in Paris zun ̈achst die Artes, wurde1344 Baccalaureus und 1346 Magister Artium. Seit1352 war er Magister des Kollegs Sorbonne. Einvon A. eigenh ̈andig erstelltes Register der «libricathenati» ist erhalten. Seit 1355 war er Rektorder Pariser Universit ̈at und f ̈uhrte eine Reform derVorlesungen durch ( ̈uberliefert u. d. T.Statutum demodo legendi libros in scholis) und betrieb neben seinerLehrverpflichtung an der Artistenfakult ̈at theologi-sche Studien; seit 1363 ist A. als Baccalaureus undsp ̈ater auch als Magister der Theologie beurkun-det. Studienreisen f ̈uhrten A. nach Oxford. AuchW ̈urzburg besuchte er, und 1362–64 hielt er sichin Avignon auf. Nach der R ̈uckkehr nach B ̈ohmenwurde A. 1366 Kanonikus an St. Veit in Prag, 1369Domscholasticus. Trotz seines Renommees als Pa-riserMagisterlehrteernichtanderPragerUniver-sit ̈at und geriet 1369/70 mit dieser in Streit ̈uberseine H ̈aresieklage gegen HeinrichTotting vonOyta. Im Prozess 1373 am p ̈apstlichen Hof in Avi-gnon wurde Heinrich vom Verdacht der Ketzereifreigesprochen. A. konnte daraufhin zun ̈achst nichtnach Prag zur ̈uckkehren, da er auch bei Karl IV. inUngnade gefallen war. Seiner Prager Pfr ̈unde ledig,betrieb er mittellos weitere theologische Studien inParis, wurde wom ̈oglich zum Doktor promoviert.Im sp ̈ateren Prager ErzbischofJohann von Jen-stein fand A. einen G ̈onner und konnte 1374/75nach Prag zur ̈uckkehren. Als Prediger und Gelehr-ter weiterhin angesehen, gewann er auch die GunstKarls IV. zur ̈uck, dessen Leichenrede er 1378 hielt.A. unterst ̈utzte die b ̈ohmische religi ̈ose Reform-bewegung, blieb aber der offiziellen kirchlichenLehre stets verbunden. Mit seinem einstigen F ̈orde-rer Johann, mittlerweile Erzbischof, ̈uberwarf sichA. 1386 im Streit um das von Johann eingef ̈uhrteFest Mari ̈a Heimsuchung.Von A. ist ein umfangreiches philosophischesund theologisches Werk breit ̈uberliefert. Darunterfinden sich aus der Pariser Zeit vier Predigten sowiezwei philosophische und drei kurze theologischeQu ̈astiones. In einer weiteren Predigt (gehaltenvor W ̈urzburger Domkanonikerin vor 1363) kon-trastiert A. das Vorbild des heiligen Nikolaus mitden zeitgen ̈ossischen seelsorgerischen Missst ̈anden.Das in Stabat-mater-Strophen gefassteCarmen siveCantilena de evitatione amoris carnalis, gleichsam ausder Pariser Zeit, ist A.s einziges poetisches Zeugnis.Wichtigeste Schrift aus dem Kontext des Streitsum Heinrich Totting von Oyta ist die apologeti-scheForma magistris universitatis Pragensis missavon1372. Aus den Prager Reden und Predigten ragt dieContio in sepultura Caroli IV imperatorisheraus. AlsZeugnisse seiner Unterst ̈utzung der Reformbewe-gung k ̈onnen A.sPropositio facta in receptione dominicardinalis Ravenatensis(1379) und derSermo synoda-lisgelten,diewieschondieW ̈urzburger Predigt,Missst ̈ande beim Klerus thematisieren. Schon zweiBriefe aus Paris von 1364 anKonrad von Wald-hausen belegen A.s positive Einstellung gegen ̈uberden Reformern.Die AbhandlungDe frequenti communionestehtim Kontext der in der zweiten H ̈alfte des 14. Jh. inPrag und in B ̈ohmen aufgeflammten Auseinander-setzung um die Laienkommunion. A. bef ̈urwortetdiese und propagiert eine w ̈ochentliche Kommu-nion. Weitere theologische Stellungnahmen sind:Rescriptum ad canonicos Trebonenses super obligationeregulae s. Augustini(Erl ̈auterung der Ordensregel f ̈urdie Augustiner-Chorherren von Wittingau),Solu-tio de b. Maria Magdalena peccatrice(bejahende Ant-wort darauf, ob Maria Magdalena gegen das 6. Ge-bot verstoßen habe), der TraktatUtrum Maria virgoconcepta sit in peccato originali( ̈uber die unbefleckteEmpf ̈angnis Marias in Quaestioform) undSpeculumspirituale(Unterweisung f ̈ur die Benediktinerinnenzu St. Georg in Prag).Das wichtigste Dokument in der Auseinander-setzung mit Johann von Jenstein ist dieApologiavon 1386. Die Antwort des Erzbischofs erfolgtekurz vor A.s Tod mitContra Albertum. ̈Uberlieferung:Prag,Arch.derPragerBurg/Bibl. des Metropolitankapitels, Cod. N 8 (Auto-graph). Die Pergamenths. enth ̈alt neben Textenanderer Autoren die meisten Schr. aus A.s Pari-ser Zeit (Vgl. zum genauen Inhalt: Anton ́in Pod-laha: Soupis rukopis ̊u knihovny Metropolitn ́iKa-pitoly Praˇzsk ́e Bd. 2: F–P (Soupis rukopis ̊u kniho-ven a archiv ̊uzem ́iˇcesk ́ych, jakoˇzirukopisn ́ychbohemik mimoˇceskych 4). Prag 1922, S. 374–376(Nr. 1532). – ̈Uberl. in weiteren 45 Hss. Vgl. Kad-lec 1971, S. 69–80.De frequenti communioneist mit16 Hss. am breitesten ̈uberliefert. – Zu erhaltenenHss. aus A.s Besitz vgl. Lehmann 1942, S. 11–14und Kadlec 1971, S. 57 f.Ausgaben:Jaroslav Kadlec, 1971 (genaue Fund-stellen der Einzelwerke vgl. Inhaltsverz., S. iii–iv). –467468
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