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Eine Familien Geschichte unserer Zeit – Die 1930er Jahre und später

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Band 10 Die Erfahrung des Exils
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Eine Familien geschichte unserer Zeit – die 1930er Jahre und späterVon H. Peter SinclairHugh Peter Sinclair (Hans Peter Siegel) wurde am 27. Februar 1921 als erstes Kind des Rechtsanwalts Dr. jur. Michael Siegel und seiner Frau Mat-hilde (Tilde, geb. Waldner) in München geboren. Seine Schwester Maria Beate erblickte am 14. März 1925 das Licht der Welt. H. Peter Sinclair besuchte nach der Gebeleschule das Wilhelmsgymnasium, das er infolge einer Juden diskriminierenden Gesetzesänderung verlassen musste. Er setzte seine Ausbildung an der Höheren Handelsschule der Hansa-heime fort, von der er 1936 nach erfolgreichem Abschluss abging. Da eine uni-versitäre Weiterbildung für Juden in Deutschland zu diesem Zeitpunkt gesetz-lich ausgeschlossen war, begann er eine einjährige Ausbildung zum Braumeis-ter in der Brauerei Kaltenberg und nahm am 2. November 1938 ein Studium an der Brauereischule Dr. Doemens & Dr. Heller in Schwabing auf.Am 10. März 1934 hatte H. Peter Sinclair noch seine Bar Mizwa in München feiern können. Angesichts der fortschreitenden Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung emigrierte er am 21. März 1939 mit einem befristeten Aus-bildungsvisum nach England und arbeitete dort für kurze Zeit im „Jüdischen Flüchtlingskomitee“ im Bloomsbury House in London und anschließend als Filmvorführer in Liverpool. 1940, kurz nachdem seine Schwester mit einem Kindertransport nach England gekommen war, meldete er sich als Freiwilli-ger zur englischen Armee: Er war Mitglied des Pioneer Corps, einer Einheit, der hauptsächlich Juden aus Deutschland angehörten, und diente bis 1946 als Staff-Sergeant die letzten drei Jahre in Neu-Delhi. Anschließend arbeitete er für eine Backmaschinenfabrik, erkrankte jedoch an Polio, was ihn für ein Jahr arbeitsunfähig machte. 1949 heiratete er Susan (Susanne) Oppenheimer aus Nürnberg. H. Peter Sinclair wechselte 1951 zu einer Londoner Dependance von PMSC, einem Unternehmen, das in Südamerika Nichteisenmetall-Gruben und -Schmelzen betrieb. Nach sieben Jahren wurde er Vizedirektor der Londoner Dependance und drei Jahre später Generaldirektor und Aufsichtsratsvorsitzen-der. 1985 ging er in den Ruhestand und starb am 27. April 2010 in London.Den hier mit vereinzelten Auslassungen abgedruckten autobiographischen Text verfasste H. Peter Sinclair im Dezember 1997 sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache.„Vor mehr als einem halben Jahrhundert“ klingt weit entfernt, wenn man die-ses Etikett an sein eigenes Leben heftet – aber Erinnerungen und Ereignisse in den 1930er Jahren von individuellen Juden in deutschland unter Hitler müssen

Eine Familien geschichte unserer Zeit – die 1930er Jahre und späterVon H. Peter SinclairHugh Peter Sinclair (Hans Peter Siegel) wurde am 27. Februar 1921 als erstes Kind des Rechtsanwalts Dr. jur. Michael Siegel und seiner Frau Mat-hilde (Tilde, geb. Waldner) in München geboren. Seine Schwester Maria Beate erblickte am 14. März 1925 das Licht der Welt. H. Peter Sinclair besuchte nach der Gebeleschule das Wilhelmsgymnasium, das er infolge einer Juden diskriminierenden Gesetzesänderung verlassen musste. Er setzte seine Ausbildung an der Höheren Handelsschule der Hansa-heime fort, von der er 1936 nach erfolgreichem Abschluss abging. Da eine uni-versitäre Weiterbildung für Juden in Deutschland zu diesem Zeitpunkt gesetz-lich ausgeschlossen war, begann er eine einjährige Ausbildung zum Braumeis-ter in der Brauerei Kaltenberg und nahm am 2. November 1938 ein Studium an der Brauereischule Dr. Doemens & Dr. Heller in Schwabing auf.Am 10. März 1934 hatte H. Peter Sinclair noch seine Bar Mizwa in München feiern können. Angesichts der fortschreitenden Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung emigrierte er am 21. März 1939 mit einem befristeten Aus-bildungsvisum nach England und arbeitete dort für kurze Zeit im „Jüdischen Flüchtlingskomitee“ im Bloomsbury House in London und anschließend als Filmvorführer in Liverpool. 1940, kurz nachdem seine Schwester mit einem Kindertransport nach England gekommen war, meldete er sich als Freiwilli-ger zur englischen Armee: Er war Mitglied des Pioneer Corps, einer Einheit, der hauptsächlich Juden aus Deutschland angehörten, und diente bis 1946 als Staff-Sergeant die letzten drei Jahre in Neu-Delhi. Anschließend arbeitete er für eine Backmaschinenfabrik, erkrankte jedoch an Polio, was ihn für ein Jahr arbeitsunfähig machte. 1949 heiratete er Susan (Susanne) Oppenheimer aus Nürnberg. H. Peter Sinclair wechselte 1951 zu einer Londoner Dependance von PMSC, einem Unternehmen, das in Südamerika Nichteisenmetall-Gruben und -Schmelzen betrieb. Nach sieben Jahren wurde er Vizedirektor der Londoner Dependance und drei Jahre später Generaldirektor und Aufsichtsratsvorsitzen-der. 1985 ging er in den Ruhestand und starb am 27. April 2010 in London.Den hier mit vereinzelten Auslassungen abgedruckten autobiographischen Text verfasste H. Peter Sinclair im Dezember 1997 sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache.„Vor mehr als einem halben Jahrhundert“ klingt weit entfernt, wenn man die-ses Etikett an sein eigenes Leben heftet – aber Erinnerungen und Ereignisse in den 1930er Jahren von individuellen Juden in deutschland unter Hitler müssen
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