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Einleitung: Falkenhayn – Der rätselhafte Feldherr?

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Falkenhayn
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Einleitung: Falkenhayn Der rätselhafte Feldherr? Erich v. Falkenhayn ist eine der führenden Persönlichkeiten des späten Wilhelminismus. Er war von September 1914 bis August 1916 als Generalstabschef de facto der Oberbe-fehlshaber des deutschen Heeres und der Verantwortliche für die Kriegführung des Deut-schen Reiches. Allein schon durch die von ihm initiierte Schlacht von Verdun hat er sich die Aufmerksamkeit der Nachwelt bis zum heutigen Tage erhalten. Seine Abset-zung als Generalstabschef Ende August 1916 wird von Gerhard Ritter im Hinblick auf seine Nachfolger Hindenburg und Ludendorff als »epochaler Abschnitt« gewertet1. Uber die Bedeutung Falkenhayns als einem der führenden Vertreter der militärischen Führungsschicht im Deutschland Kaiser Wilhelms II. und als des Verantwortlichen der Kriegführung in der 2. Obersten Heeresleitung besteht kein Zweifel. Trotzdem fehlt bis heute eine kritische Biographie, die nicht nur über den äußeren Rahmen seines Werde-ganges, sondern auch über seine innere Entwicklung und sein politisches Denken Aus-kunft gibt. Alistair Hörne beschreibt in seiner Analyse der Schlacht von Verdun deren Initiator Fal-kenhayn: »Wir bekommen es mit einer der seltsamsten Gestalten des Krieges zu tun, deren persönliche Eigenschaften und Absichten bis zum heutigen Tage ein Geheimnis geblieben sind2 Nach einer Schilderung der Stationen von Falkenhayns Laufbahn kommt Hörne zu dem Schluß: »Uber Falkenhayn wissen wir absolut nichts3Nicht nur der Engländer Hörne beklagte das Fehlen ausreichender Informationen über Falkenhayn. Bereits in der Zwischenkriegszeit galt Falkenhayn als rätselhafte Figur. Dabei findet er in der Memoirenliteratur dieser Jahre reiche Erwähnung. Er wird unter ande-rem in den Erinnerungen der Reichskanzler Fürst Bülow und v. Bethmann Hollweg, der Generäle v. Freytag-Loringhoven, Groener, v. Gündell, Hoffmann, v. Loßberg, dem jün-geren Moltke, Wild v. Hohenborn, der Kronprinzen Wilhelm und Rupprecht sowie der Admirale v. Müller, v. Pohl und v. Tirpitz meist ausführlich beschrieben4. Trotz-dem trauten sich viele der damals noch lebenden Zeitzeugen kein Urteil über den »ein-samen Feldherrn«, wie Falkenhayn in einem Buch aus den 30er Jahren genannt wurde, zu5. Das galt auch für die engsten Mitarbeiter wie die Generäle Groener, Tappen und Wild v. Hohenborn, die sich in der Beurteilung von Falkenhayns letzten Zielen einge-1 Ritter, Staatskunst III, S. 249. Die vollständigen bibliographischen Angaben finden sich im Literatur-verzeichnis. In allen folgenden Anmerkungen sind die Literaturhinweise nach vorstehendem Kurzti-telthema einheitlich behandelt, also immer nur der Autorenname und in der Regel das erste Haupt-wort des Titels genannt. 2 Hörne, Lohn, S. 50. 3 Ebd., S. 55. 4 Die einzelnen Titel stehen im Literaturverzeichnis. 5 Ziese-Behringer, Feldherr.

Einleitung: Falkenhayn Der rätselhafte Feldherr? Erich v. Falkenhayn ist eine der führenden Persönlichkeiten des späten Wilhelminismus. Er war von September 1914 bis August 1916 als Generalstabschef de facto der Oberbe-fehlshaber des deutschen Heeres und der Verantwortliche für die Kriegführung des Deut-schen Reiches. Allein schon durch die von ihm initiierte Schlacht von Verdun hat er sich die Aufmerksamkeit der Nachwelt bis zum heutigen Tage erhalten. Seine Abset-zung als Generalstabschef Ende August 1916 wird von Gerhard Ritter im Hinblick auf seine Nachfolger Hindenburg und Ludendorff als »epochaler Abschnitt« gewertet1. Uber die Bedeutung Falkenhayns als einem der führenden Vertreter der militärischen Führungsschicht im Deutschland Kaiser Wilhelms II. und als des Verantwortlichen der Kriegführung in der 2. Obersten Heeresleitung besteht kein Zweifel. Trotzdem fehlt bis heute eine kritische Biographie, die nicht nur über den äußeren Rahmen seines Werde-ganges, sondern auch über seine innere Entwicklung und sein politisches Denken Aus-kunft gibt. Alistair Hörne beschreibt in seiner Analyse der Schlacht von Verdun deren Initiator Fal-kenhayn: »Wir bekommen es mit einer der seltsamsten Gestalten des Krieges zu tun, deren persönliche Eigenschaften und Absichten bis zum heutigen Tage ein Geheimnis geblieben sind2 Nach einer Schilderung der Stationen von Falkenhayns Laufbahn kommt Hörne zu dem Schluß: »Uber Falkenhayn wissen wir absolut nichts3Nicht nur der Engländer Hörne beklagte das Fehlen ausreichender Informationen über Falkenhayn. Bereits in der Zwischenkriegszeit galt Falkenhayn als rätselhafte Figur. Dabei findet er in der Memoirenliteratur dieser Jahre reiche Erwähnung. Er wird unter ande-rem in den Erinnerungen der Reichskanzler Fürst Bülow und v. Bethmann Hollweg, der Generäle v. Freytag-Loringhoven, Groener, v. Gündell, Hoffmann, v. Loßberg, dem jün-geren Moltke, Wild v. Hohenborn, der Kronprinzen Wilhelm und Rupprecht sowie der Admirale v. Müller, v. Pohl und v. Tirpitz meist ausführlich beschrieben4. Trotz-dem trauten sich viele der damals noch lebenden Zeitzeugen kein Urteil über den »ein-samen Feldherrn«, wie Falkenhayn in einem Buch aus den 30er Jahren genannt wurde, zu5. Das galt auch für die engsten Mitarbeiter wie die Generäle Groener, Tappen und Wild v. Hohenborn, die sich in der Beurteilung von Falkenhayns letzten Zielen einge-1 Ritter, Staatskunst III, S. 249. Die vollständigen bibliographischen Angaben finden sich im Literatur-verzeichnis. In allen folgenden Anmerkungen sind die Literaturhinweise nach vorstehendem Kurzti-telthema einheitlich behandelt, also immer nur der Autorenname und in der Regel das erste Haupt-wort des Titels genannt. 2 Hörne, Lohn, S. 50. 3 Ebd., S. 55. 4 Die einzelnen Titel stehen im Literaturverzeichnis. 5 Ziese-Behringer, Feldherr.
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