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Prüfung der Bilanzierung und Bewertung von ERP-Software

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Bert Kaminski Prüfung der Bilanzierung und Bewertung von ERP-Software In den letzten Jahren hat der technische Fortschritt dazu geführt, dass sich das Rech-nungswesen vieler Unternehmen grundlegend verändert hat. Die Steuerung von und die Verwaltung der Unternehmen erfolgt heute über integrierte Softwarelösungen, die alle Bereiche des Unternehmens umfassen. Hierbei handelt es sich um so genannte ERP-Software. ERP steht für Enterprise Resource Planning. Diese Software stellt nicht nur eine einheitliche Datenbasis zur Verfügung, sondern beinhaltet auch die Verknüpfung von operativen rechnungslegungsbezogenen Funktionen. Diese Pro-gramme sind dadurch gekennzeichnet, dass vom Anbieter nur ein „Rohling"1 und eine Lizenz zur individuellen Anpassung erworben werden kann. Der eigentliche Nutzen für das Unternehmen entsteht erst durch die Anpassung an die individuellen Verhältnisse und Bedürfhisse des Unternehmens. Dieses so genannte „Customizing" führt dazu, dass die Software in dieser Form für andere Unternehmen nicht nutzbar ist und verursacht regelmäßig hohe Kosten, die zum Teil ein Mehrfaches der Lizenz-kosten für den „Rohling" betragen können. Aus der Perspektive der Jahresabschlussprüfung stellt sich hierbei u. a. die Frage, wie die Kosten für diese Software handelsbilanziell zu behandeln sind. Diesem Aspekt widmet sich die folgende Aufgabe. Darüber hinaus ergeben sich aus dieser Verände-rung in den Unternehmen weitergehende Auswirkungen auf die Jahresabschlussprü-fung, die jedoch nicht Gegenstand dieses Beitrags sind. Aufgabe Die X-AG, Stuttgart, hat eine Lizenz zur Nutzung der ERP-Software „S" erworben. Diese ist zeitlich unbegrenzt und umfasst auch das Recht zu einer internen Weiter-entwicklung. Hierzu erfolgt die Überlassung des Quellcodes des Programms. Verein-bart wurde eine Einmalzahlung in Höhe von 1.000.000,- €, die zum vorgesehenen Zeitpunkt (02. Januar 01) auch geleistet wird. Außerdem verpflichtet sich der Soft-wareanbieter gegen ein laufendes jährliches Entgelt von 5.000,- € zur Pflege der Software, indem er auftretende Fehler beseitigt und die X-AG unverzüglich auf mög-liche Anwendungsprobleme mit und Sicherheitslücken in der Software hinweist. Um die Software „S" bei der X-AG sinnvoll nutzen zu können, nimmt die Gesell-schaft umfangreiche Anpassungen und Schulungsmaßnahmen der Mitarbeiter vor. Diese umfassen insbesondere die folgenden Maßnahmen: 1 Begriff übernommen von KÖHLER/BENZEL/TRAUTMANN, S. 927.

Bert Kaminski Prüfung der Bilanzierung und Bewertung von ERP-Software In den letzten Jahren hat der technische Fortschritt dazu geführt, dass sich das Rech-nungswesen vieler Unternehmen grundlegend verändert hat. Die Steuerung von und die Verwaltung der Unternehmen erfolgt heute über integrierte Softwarelösungen, die alle Bereiche des Unternehmens umfassen. Hierbei handelt es sich um so genannte ERP-Software. ERP steht für Enterprise Resource Planning. Diese Software stellt nicht nur eine einheitliche Datenbasis zur Verfügung, sondern beinhaltet auch die Verknüpfung von operativen rechnungslegungsbezogenen Funktionen. Diese Pro-gramme sind dadurch gekennzeichnet, dass vom Anbieter nur ein „Rohling"1 und eine Lizenz zur individuellen Anpassung erworben werden kann. Der eigentliche Nutzen für das Unternehmen entsteht erst durch die Anpassung an die individuellen Verhältnisse und Bedürfhisse des Unternehmens. Dieses so genannte „Customizing" führt dazu, dass die Software in dieser Form für andere Unternehmen nicht nutzbar ist und verursacht regelmäßig hohe Kosten, die zum Teil ein Mehrfaches der Lizenz-kosten für den „Rohling" betragen können. Aus der Perspektive der Jahresabschlussprüfung stellt sich hierbei u. a. die Frage, wie die Kosten für diese Software handelsbilanziell zu behandeln sind. Diesem Aspekt widmet sich die folgende Aufgabe. Darüber hinaus ergeben sich aus dieser Verände-rung in den Unternehmen weitergehende Auswirkungen auf die Jahresabschlussprü-fung, die jedoch nicht Gegenstand dieses Beitrags sind. Aufgabe Die X-AG, Stuttgart, hat eine Lizenz zur Nutzung der ERP-Software „S" erworben. Diese ist zeitlich unbegrenzt und umfasst auch das Recht zu einer internen Weiter-entwicklung. Hierzu erfolgt die Überlassung des Quellcodes des Programms. Verein-bart wurde eine Einmalzahlung in Höhe von 1.000.000,- €, die zum vorgesehenen Zeitpunkt (02. Januar 01) auch geleistet wird. Außerdem verpflichtet sich der Soft-wareanbieter gegen ein laufendes jährliches Entgelt von 5.000,- € zur Pflege der Software, indem er auftretende Fehler beseitigt und die X-AG unverzüglich auf mög-liche Anwendungsprobleme mit und Sicherheitslücken in der Software hinweist. Um die Software „S" bei der X-AG sinnvoll nutzen zu können, nimmt die Gesell-schaft umfangreiche Anpassungen und Schulungsmaßnahmen der Mitarbeiter vor. Diese umfassen insbesondere die folgenden Maßnahmen: 1 Begriff übernommen von KÖHLER/BENZEL/TRAUTMANN, S. 927.

Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. Geleitwort V
  3. Vorwort VII
  4. Inhaltsverzeichnis IX
  5. I. Rechnungslegung
  6. 1. Grundlagen
  7. Ziel und Zweck der Rechnungslegung - HGB, IFRS und US-GAAP im Vergleich 3
  8. Fallbeispiel zur Umstellung der Rechnungslegung von HGB auf IFRS 9
  9. 2. Ausgewählte Fallstudien zur Bilanzierung
  10. Bewertung von Sachanlagen nach HGB und IFRS 24
  11. Die Bilanzierung von Programmvermögen nach HGB, IFRS und US-GAAP 39
  12. Bilanzierung von Leasingverhältnissen nach HGB und IFRS 55
  13. Zum Ansatz des beizulegenden Zeitwerts nach IAS 40 67
  14. Finanzinstrumente nach IAS 39 und HGB im Vergleich 74
  15. Zurechnung des wirtschaftlichen Eigentums an Aktien und GmbH-Anteilen bei KaufVertragsvereinbarungen unter Berücksichtigung von Putund Call-Optionen - eine handels- und steuerrechtliche Analyse - 93
  16. Zur bilanziellen Behandlung von Anteilen an Joint Ventures in der Rechtsform einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts und der daraus resultierenden Erfolge nach HGB und IFRS 99
  17. Herstellungskostenermittlung nach HGB, IFRS und US-GAAP 116
  18. Die Abgrenzung latenter Steuern im Jahresabschluss 134
  19. Latente Steuern nach IAS 12 151
  20. Bewertung von Rückstellungen mit Hilfe der Optionspreistheorie 163
  21. Die Abbildung von Verlusten im Jahresabschluss 181
  22. 3. Ausgewählte Fallstudien zur Konzernrechnungslegung
  23. Abgrenzung des Konsolidierungskreises nach HGB und IFRS 192
  24. Erwerb, Besitz und Veräußerung eines Tochterunternehmens 210
  25. Fair-Value-Bewertung immaterieller Vermögenswerte 231
  26. Bilanzierung von Geschäftswerten nach HGB und IFRS und die geplante Annährung an den Impairment-Only-Approach des FAS 142 durch den Exposure Draft 3 „Business Combinations" des IASB 246
  27. Markenbewertung vor dem Hintergrund neuer Rechnungslegungsanforderungen 273
  28. Der Abhängigkeitsbericht: Fallstudie - Polit AG 293
  29. II. Prüfung
  30. 1. Grundlagen
  31. Unternehmenspublizität in der Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft 307
  32. Handelsrechtliche Jahresabschlussprüfung - Prüfungspflicht, Auswahl und Bestellung des Abschlussprüfers 318
  33. Abschlussprüfung der Philipp Holzmann AG oder „Don't Blame Us, We're Only Accountants" - Ein Fallbeispiel zur Funktion von Wirtschaftsprüfern 331
  34. Die Haftung des Abschlussprüfers 353
  35. Wirtschaftsprüferermessen und risikoorientierte Prüfung 369
  36. Die Auswirkungen des TransPuG auf die handelsrechtliche Jahresabschlussprüfung in Deutschland 384
  37. 2. Ausgewählte Einzelfragen
  38. Systemgebundene Risikofrüherkennung nach § 91 Abs. 2 AktG und die Prüfung des Systems durch den Wirtschaftsprüfer 394
  39. Die Prüfung großer Prüffelder mittels Monetary-Unit-Sampling im Rahmen der Einzelfallprüfung 411
  40. Prüfung der Bilanzierung und Bewertung von ERP-Software 422
  41. Die Prüfung der Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren 430
  42. Matrizenmodelle als Hilfsmittel zur Prüfung ergebnisabhängiger Aufwendungen bei Kapitalgesellschaften 449
  43. Die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln als Gegenstand der Prüfung 470
  44. Kreditprüfung durch den Wirtschaftsprüfer 485
  45. 3. Unternehmensbewertung
  46. Unternehmensbewertung auf der Grundlage von Discounted Cash Flow (DCF)-Verfahren und des Economic Value Added (EVA) 500
  47. Unternehmensbewertung mit DCF-Verfahren gemäß IDW-S1 510
  48. Die Argumentationsfunktion in der Unternehmensbewertung - „Rotes Tuch" oder „Blaues Band" für Wirtschaftsprüfer? 515
  49. III. Bilanzpolitik und -analyse
  50. 1. Bilanzpolitik
  51. Grundlagen der Jahresabschlusspolitik 527
  52. Bilanzpolitik durch Ingangsetzungs- und Erweiterungsaufwendungen 543
  53. Gesamtkostenverfahren versus Umsatzkostenverfahren - Erstellung der Erfolgsrechnung, bilanzpolitische Überlegungen und Fallbeispiel zur Überleitung einer Gewinn- und Verlustrechnung vom Gesamtkostenverfahren zum Umsatzkostenverfahren 557
  54. 2. Bilanzanalyse
  55. Jahresabschlussanalyse: Fallstudie - TELECOMMUNICA AG 572
  56. Pro-forma-Kennzahlen aus Sicht der Erfolgsanalyse 593
  57. Die jahresabschlussbasierte Konkurrenzanalyse als Instrument des Competitor Accounting 615
  58. Rekonstruktion eines Kapitalwerts aus dem Einzeljahresabschluss 636
  59. Unternehmensanalyse mit Hilfe der Kapitalflußrechnung 653
  60. IV. Bibliographie ausgewählter deutschsprachiger Übungsbücher und Lehrbücher mit Aufgaben und/oder Fallstudien zur Betriebswirtschaftslehre und zur Rechnungslegung sowie zur Prüfung und Analyse von Jahresabschlüssen Gerrit Brösel und Heiko Burchert
  61. 1. Übungsbücher zur Betriebswirtschaftslehre 677
  62. 2. Übungsbücher zur Rechnungslegung sowie zur Analyse von Jahresabschlüssen 679
  63. 3. Lehrbücher mit Aufgaben und/oder Fallstudien zur Betriebswirtschaftslehre 681
  64. 4. Lehrbücher mit Aufgaben und/oder Fallstudien zur Rechnungslegung sowie zur Prüfung und Analyse von Jahresabschlüssen 683
  65. Die Autoren des Bandes 687
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