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5. KAPITEL: FRIEDRICH AUGUST VON HAYEK: FREIHEIT UND SPONTANE ORDNUNG

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Kritischer Rationalismus
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5. KAPITEL: FRIEDRICH AUGUST VON HAYEK: FREIHEIT UND SPONTANE ORDNUNG Friedrich August von Hayek (1899-1992) studierte Jura und Nationalökonomie in Wien, wo er zweifach promovierte. Noch vor seiner Habilitation wurde er Leiter des Österreichischen Instituts für Konjunkturforschung, das von ihm und Ludwig von Mises gegründet wurde. Hayek war von 1931 bis 1950 Professor an der London School of Economics (LSE) und wurde zum wichtigsten Gegenspieler von John Maynard Keynes. 1938 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Von 1950 bis 1962 lehrte Hayek an der University of Chicago, danach bis zur Emeritierung an der Universität Freiburg (auf dem ehemaligen Lehrstuhl von Walter Eucken) sowie kurzzeitig an der Universität Salzburg. Hayek erhielt (zusammen mit seinem Anti-poden Gunnar Myrdal) 1974 den Nobelpreis für Ökonomie für seine Leistungen auf dem Gebiet der Geld-, Kapital- und Konjunkturtheorie. Die Verknüpfung von er-kenntnis-, wirtschafts- und wissenschaftstheoretischen Fragen, seine Theorie der kulturellen Evolution und seine politische Philosophie, die er als Fortführung des klassischen Liberalismus verstand, kulminieren zu einer eigenständigen Sozialphi-losophie, die in vielerlei Hinsicht mit dem kritischen Rationalismus in Verbindung steht, zumal Hayek und Popper eng befreundet waren. Hayek war es auch, der Popper von Neuseeland an die LSE berief. 1 Hayek steht in der Tradition der großen Begründer der liberalen Theorie im 18. Jahrhundert, insbesondere David Hume und Adam Smith. Seine uns hier interes-sierenden Ansätze - vom "Weg zur Knechtschaft" über die "Verfassung der Frei-heit" zur "Verhängnisvollen Anmaßung" und "Anmaßung von Wissen" (so auch der Titel seiner Nobelpreisrede) - demontieren die Vorstellung einer umfassenden Gesellschaftsplanung, die Hayek als sogenannten konstruktivistischen Rationa-lismus kritisierte. Die Idee der spontanen (Markt-)Ordnung und die einer Optimie-rung individueller Freiheitschancen lassen nur allgemeine Regeln und Institutio-nen zu, die selbst schlechte Menschen zu einem Handeln im Sinne des allgemeinen Wohls veranlassen können. Ordnungspolitik ist Rahmenpolitik innerhalb einer komplexen Ordnung; sie muß angesichts der Grenzen unserer Vernunft und un-seres Wissens äußerst behutsam erfolgen und auch auf tradierte Regeln in reflexi-1 Zur Biographie Hayeks siehe Streissler/Streissler 1995 sowie insbesondere Hayek 1994a, ferner Erning 1993, S. 18-26, Zeitler 1996, S. 19-29. Siehe auch Popper 1994a, S. 172.
© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

5. KAPITEL: FRIEDRICH AUGUST VON HAYEK: FREIHEIT UND SPONTANE ORDNUNG Friedrich August von Hayek (1899-1992) studierte Jura und Nationalökonomie in Wien, wo er zweifach promovierte. Noch vor seiner Habilitation wurde er Leiter des Österreichischen Instituts für Konjunkturforschung, das von ihm und Ludwig von Mises gegründet wurde. Hayek war von 1931 bis 1950 Professor an der London School of Economics (LSE) und wurde zum wichtigsten Gegenspieler von John Maynard Keynes. 1938 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Von 1950 bis 1962 lehrte Hayek an der University of Chicago, danach bis zur Emeritierung an der Universität Freiburg (auf dem ehemaligen Lehrstuhl von Walter Eucken) sowie kurzzeitig an der Universität Salzburg. Hayek erhielt (zusammen mit seinem Anti-poden Gunnar Myrdal) 1974 den Nobelpreis für Ökonomie für seine Leistungen auf dem Gebiet der Geld-, Kapital- und Konjunkturtheorie. Die Verknüpfung von er-kenntnis-, wirtschafts- und wissenschaftstheoretischen Fragen, seine Theorie der kulturellen Evolution und seine politische Philosophie, die er als Fortführung des klassischen Liberalismus verstand, kulminieren zu einer eigenständigen Sozialphi-losophie, die in vielerlei Hinsicht mit dem kritischen Rationalismus in Verbindung steht, zumal Hayek und Popper eng befreundet waren. Hayek war es auch, der Popper von Neuseeland an die LSE berief. 1 Hayek steht in der Tradition der großen Begründer der liberalen Theorie im 18. Jahrhundert, insbesondere David Hume und Adam Smith. Seine uns hier interes-sierenden Ansätze - vom "Weg zur Knechtschaft" über die "Verfassung der Frei-heit" zur "Verhängnisvollen Anmaßung" und "Anmaßung von Wissen" (so auch der Titel seiner Nobelpreisrede) - demontieren die Vorstellung einer umfassenden Gesellschaftsplanung, die Hayek als sogenannten konstruktivistischen Rationa-lismus kritisierte. Die Idee der spontanen (Markt-)Ordnung und die einer Optimie-rung individueller Freiheitschancen lassen nur allgemeine Regeln und Institutio-nen zu, die selbst schlechte Menschen zu einem Handeln im Sinne des allgemeinen Wohls veranlassen können. Ordnungspolitik ist Rahmenpolitik innerhalb einer komplexen Ordnung; sie muß angesichts der Grenzen unserer Vernunft und un-seres Wissens äußerst behutsam erfolgen und auch auf tradierte Regeln in reflexi-1 Zur Biographie Hayeks siehe Streissler/Streissler 1995 sowie insbesondere Hayek 1994a, ferner Erning 1993, S. 18-26, Zeitler 1996, S. 19-29. Siehe auch Popper 1994a, S. 172.
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