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IX. Kulturtourismus im Ruhrgebiet

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Kulturtourismus
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IX Kulturtourismus im Ruhrgebiet Rotraud Hiicherig 1 Einleitung Industrieregionen wie das Ruhrgebiet sind für Touristen wenig attraktiv und kein erklärtes Reiseziel. Diese Meinung war bis vor wenigen Jahren unumstritten. Aus solch altindustrialisierten Räumen fährt man weg, um sich zu erholen, man be-sucht sie aber nicht. Auch heute noch wird mit dem Ruhrgebiet in erster Linie eine Region assoziiert, die von der Schwerindustrie, von Bergbau, Kohle und Stahl, geprägt ist. Dieses Image widerspricht deutlich den häufigsten Reisemoti-ven. In den letzten Jahren haben sich aber einige Rahmenbedingungen geändert, die für bestimmte Möglichkeiten einer touristischen Entwicklung im Ruhrgebiet sprechen. So erfreuen sich etwa Städte- und Kulturreisen einer wachsenden Nachfrage. Der touristische Wert von Industriedenkmälern ist erkannt und wird nicht mehr in Frage gestellt. Dies wird deutlich etwa durch die Anerkennung der Völklinger Hütte als UNESCO Weltkulturerbe oder durch die steigende Anzahl von Industriemuseen. Diesen aktuellen touristischen Nachfragetrends steht im Ruhrgebiet, wie aufgezeigt wird, ein entsprechendes Angebotspotential gegen-über. Die Tatsache, daß das Ruhrgebiet derzeit kein touristisches Image besitzt, birgt neben den damit verbundenen Nachteilen möglicherweise auch Vorteile. So kann ein touristisches Image erst aufgebaut und bewußt gestaltet werden. Hierbei sollte die Möglichkeit genutzt werden, sich von anderen Regionen abzusetzen, statt zu versuchen, diese nachzuahmen. Ein Absetzen gegenüber anderen Regionen kann vor allem erreicht werden durch die Betonung der Einzigartigkeit, die das Ruhr-gebiet aufgrund seiner Industriekultur besitzt. Diese ist zweifellos eine Besonder-heit, die in dieser Form in keiner anderen Region in Deutschland vorhanden ist. Damit stellt sich die Frage, wie eine Region, die aufgrund ihrer geschichtlichen Entwicklung mit einem negativen Image behaftet ist, touristisch erschlossen werden kann, d.h. wie eine Inwertsetzung des vorhandenen Potentials erfolgen kann und welche touristischen Marktsegmente hierfür in Betracht kommen. Die Art und Weise der Gestaltung eines touristischen Angebotes im Ruhrgebiet wird im vorliegenden Beitrag am Beispiel von Projekten der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA Emscher Park) aufgezeigt. Diese Projekte verleihen dem Ruhrgebiet ein unverwechselbares Profil, da die Betonung der

IX Kulturtourismus im Ruhrgebiet Rotraud Hiicherig 1 Einleitung Industrieregionen wie das Ruhrgebiet sind für Touristen wenig attraktiv und kein erklärtes Reiseziel. Diese Meinung war bis vor wenigen Jahren unumstritten. Aus solch altindustrialisierten Räumen fährt man weg, um sich zu erholen, man be-sucht sie aber nicht. Auch heute noch wird mit dem Ruhrgebiet in erster Linie eine Region assoziiert, die von der Schwerindustrie, von Bergbau, Kohle und Stahl, geprägt ist. Dieses Image widerspricht deutlich den häufigsten Reisemoti-ven. In den letzten Jahren haben sich aber einige Rahmenbedingungen geändert, die für bestimmte Möglichkeiten einer touristischen Entwicklung im Ruhrgebiet sprechen. So erfreuen sich etwa Städte- und Kulturreisen einer wachsenden Nachfrage. Der touristische Wert von Industriedenkmälern ist erkannt und wird nicht mehr in Frage gestellt. Dies wird deutlich etwa durch die Anerkennung der Völklinger Hütte als UNESCO Weltkulturerbe oder durch die steigende Anzahl von Industriemuseen. Diesen aktuellen touristischen Nachfragetrends steht im Ruhrgebiet, wie aufgezeigt wird, ein entsprechendes Angebotspotential gegen-über. Die Tatsache, daß das Ruhrgebiet derzeit kein touristisches Image besitzt, birgt neben den damit verbundenen Nachteilen möglicherweise auch Vorteile. So kann ein touristisches Image erst aufgebaut und bewußt gestaltet werden. Hierbei sollte die Möglichkeit genutzt werden, sich von anderen Regionen abzusetzen, statt zu versuchen, diese nachzuahmen. Ein Absetzen gegenüber anderen Regionen kann vor allem erreicht werden durch die Betonung der Einzigartigkeit, die das Ruhr-gebiet aufgrund seiner Industriekultur besitzt. Diese ist zweifellos eine Besonder-heit, die in dieser Form in keiner anderen Region in Deutschland vorhanden ist. Damit stellt sich die Frage, wie eine Region, die aufgrund ihrer geschichtlichen Entwicklung mit einem negativen Image behaftet ist, touristisch erschlossen werden kann, d.h. wie eine Inwertsetzung des vorhandenen Potentials erfolgen kann und welche touristischen Marktsegmente hierfür in Betracht kommen. Die Art und Weise der Gestaltung eines touristischen Angebotes im Ruhrgebiet wird im vorliegenden Beitrag am Beispiel von Projekten der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA Emscher Park) aufgezeigt. Diese Projekte verleihen dem Ruhrgebiet ein unverwechselbares Profil, da die Betonung der
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