Home History Die Veteranen der Armia Krajowa und die »Partisanen« von Mieczysław Moczar in den sechziger Jahren
Chapter
Licensed
Unlicensed Requires Authentication

Die Veteranen der Armia Krajowa und die »Partisanen« von Mieczysław Moczar in den sechziger Jahren

Become an author with De Gruyter Brill
Die polnische Heimatarmee
This chapter is in the book Die polnische Heimatarmee
Krzysztof Lesiakowski Die Veteranen der Armia Krajowa und die »Partisanen« von Mieczyslaw Moczar in den sechziger Jahren Das Ende der Kampfhandlungen im Mai 1945 war für die Soldaten der Heimat-armee kein Moment der Freude oder des Triumphes, geschweige denn eine Zeit der Hoffnung gewesen, von nun an in Frieden leben zu können. Das »neue Po-len«, stark von der Sowjetunion abhängig und in Händen einiger weniger polni-scher Kommunisten, wußte die Leistungen und Anstrengungen der Soldaten der Armia Krajowa nicht zu würdigen. Doch dem nicht genug, es betrachtete diese sogar als seine Feinde. Für die heldenhaften Soldaten, Teilnehmer am Kampf ge-gen Hitlerdeutschland, die als Partisanen in den Wäldern lebten oder an der Aktion »Burza« bzw. am Warschauer Aufstand teilgenommen hatten, brach eine unge-wöhnlich schwierige, an dramatischen Momenten reiche Zeit an. Sie hatten für ein gerechtes Polen gekämpft und mußten nun in einem Land leben, das in allgegen-wärtiger Propaganda zu ersticken drohte und wo der Terror des sowjetischen Si-cherheitsapparates regierte. Die Soldaten der Armia Krajowa wurden unterdrückt, von Gerichten verurteilt, in die UdSSR deportiert und waren über viele Jahre un-glaublichen Verdächtigungen ausgesetzt. Den kommunistischen Machthabern in Polen war nicht daran gelegen, daß sich die Angehörigen der Heimatarmee in das legale Leben integrierten. Von Anfang an schlug den Kombattanten eine von extremem Mißtrauen und Verdächtigungen geprägte Atmosphäre entgegen. Dies stand in keinem Zusammenhang damit, daß sie sich in irgendeiner Weise organisiert hätten. Nach den Gesetzen des Stalinis-mus stellte bereits die Zugehörigkeit zur Heimatarmee einen nahezu unverzeihli-chen Fehler dar. Dieser Umstand reichte aus, um eine Person für »vogelfrei«1 zu erklären. Die einstigen Heimatarmee-Angehörigen waren an den Hochschulen, als Studenten, in leitenden Positionen oder in der Armee nicht gern gesehen, ganz zu schweigen von den Sicherheitsbehörden (UB) oder der Volksmiliz (MO). Das verleumderische Plakat »Die Heimatarmee der Sudelgnom der Reakti-on«, das, bereits im Jahre 1944 verbreitet, die Armia Krajowa als Handlanger der Reaktion bezichtigte, war von einer vertraulichen Anweisung der Politischen Hauptverwaltung der Polnischen Armee begleitet. Darin hieß es, daß zwischen den von der Heimatarmee verwendeten Losungen und der Goebbels-Propaganda gro-Eugeniusz Halpern, Ζ burzliwego wieku. Wspomnienia, Krakow 1998, S. 113.

Krzysztof Lesiakowski Die Veteranen der Armia Krajowa und die »Partisanen« von Mieczyslaw Moczar in den sechziger Jahren Das Ende der Kampfhandlungen im Mai 1945 war für die Soldaten der Heimat-armee kein Moment der Freude oder des Triumphes, geschweige denn eine Zeit der Hoffnung gewesen, von nun an in Frieden leben zu können. Das »neue Po-len«, stark von der Sowjetunion abhängig und in Händen einiger weniger polni-scher Kommunisten, wußte die Leistungen und Anstrengungen der Soldaten der Armia Krajowa nicht zu würdigen. Doch dem nicht genug, es betrachtete diese sogar als seine Feinde. Für die heldenhaften Soldaten, Teilnehmer am Kampf ge-gen Hitlerdeutschland, die als Partisanen in den Wäldern lebten oder an der Aktion »Burza« bzw. am Warschauer Aufstand teilgenommen hatten, brach eine unge-wöhnlich schwierige, an dramatischen Momenten reiche Zeit an. Sie hatten für ein gerechtes Polen gekämpft und mußten nun in einem Land leben, das in allgegen-wärtiger Propaganda zu ersticken drohte und wo der Terror des sowjetischen Si-cherheitsapparates regierte. Die Soldaten der Armia Krajowa wurden unterdrückt, von Gerichten verurteilt, in die UdSSR deportiert und waren über viele Jahre un-glaublichen Verdächtigungen ausgesetzt. Den kommunistischen Machthabern in Polen war nicht daran gelegen, daß sich die Angehörigen der Heimatarmee in das legale Leben integrierten. Von Anfang an schlug den Kombattanten eine von extremem Mißtrauen und Verdächtigungen geprägte Atmosphäre entgegen. Dies stand in keinem Zusammenhang damit, daß sie sich in irgendeiner Weise organisiert hätten. Nach den Gesetzen des Stalinis-mus stellte bereits die Zugehörigkeit zur Heimatarmee einen nahezu unverzeihli-chen Fehler dar. Dieser Umstand reichte aus, um eine Person für »vogelfrei«1 zu erklären. Die einstigen Heimatarmee-Angehörigen waren an den Hochschulen, als Studenten, in leitenden Positionen oder in der Armee nicht gern gesehen, ganz zu schweigen von den Sicherheitsbehörden (UB) oder der Volksmiliz (MO). Das verleumderische Plakat »Die Heimatarmee der Sudelgnom der Reakti-on«, das, bereits im Jahre 1944 verbreitet, die Armia Krajowa als Handlanger der Reaktion bezichtigte, war von einer vertraulichen Anweisung der Politischen Hauptverwaltung der Polnischen Armee begleitet. Darin hieß es, daß zwischen den von der Heimatarmee verwendeten Losungen und der Goebbels-Propaganda gro-Eugeniusz Halpern, Ζ burzliwego wieku. Wspomnienia, Krakow 1998, S. 113.

Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. Inhalt V
  3. Vorwort IX
  4. Danksagung und redaktionelle Hinweise XI
  5. Die Heimatarmee als Spiegelbild polnischer nationaler Identität 1
  6. I. Die Heimatarmee und ihr historisch-militärisches Umfeld
  7. Barrieren – Brücken – Barrikaden. Historische Perspektiven deutsch-polnischer Nachbarschaft im 19. und 20. Jahrhundert 29
  8. Die deutsche Besatzungspolitik in Polen 1939 bis 1945 51
  9. Die sowjetische Okkupation der polnischen Ostgebiete 1939 bis 1941 87
  10. Der »Bund für den bewaffneten Kampf – Heimatarmee« und seine Gliederung 111
  11. Die Führung der Republik Polen im Exil 151
  12. Die Aufklärung der Heimatarmee 169
  13. Die Unterwanderung des polnischen Untergrundes durch den Nachrichtendienst und Sicherheitsapparat der UdSSR 1939 bis 1945 187
  14. Der Warschauer Aufstand 217
  15. Die Aktion »Burza« 255
  16. Der sowjetische NKVD und die Heimatarmee im »Lubliner Polen« 1944/45 275
  17. II. Kriegsalltag
  18. Konzept und Organisation des »zivilen Kampfes« 303
  19. Leben unter dem Terror der Besatzer und das Randverhalten von Soldaten der Armia Krajowa 325
  20. Polen in der einheimischen Hilfspolizei. Ein Aspekt det Besatzungsrealität in den deutsch besetzten ostpolnischen Gebieten 355
  21. Die katholische Kirche und die Heimatarmee 369
  22. Frauen als Kombattanten 387
  23. Das Gesicht des Krieges in der Gemeinde Kotlice (Kreis Zamosc) 1939 bis 1945 411
  24. »Banditen« – »Terroristen« – »Agenten« – »Opfer«. Der polnische Widerstand und die Heimatarmee in der Presse-Propaganda des »Generalgouvernements« 431
  25. »Banditen« oder »Helden«? Der Warschauer Aufstand in der Wahrnehmung deutscher Mannschaftssoldaten 473
  26. Kriegslist oder Bündnis mit dem Feind? Deutsch-polnische Kontakte 1943/44 497
  27. III. Regionen, Minderheiten und nationale Deutungen außerhalb Polens
  28. Der polnisch-ukrainische Gegensatz in Wolhynien und Ostgalizien 531
  29. Die Heimatarmee aus ukrainischer Perspektive 549
  30. Der Bezirk Nowogródek der Heimatarmee. Nationalitätenkonflikte und politische Verhältnisse 1939 bis 1945 563
  31. Der Einsatz der Armia Krajowa auf dem Territorium Weißrußlands aus weißrussischer Sicht. Versuch einer Ortsbestimmung 585
  32. Die weißrussische Geschichtsschreibung und Publizistik und die Heimatarmee in den nordöstlichen Gebieten der Republik Polen 1939 bis 1945 599
  33. Die nationale Frage im Wilnagebiet 617
  34. Die Heimatarmee und die Juden 635
  35. IV. Geschichtsbilder von der Heimatarmee in der polnischen Nachkriegszeit
  36. Facetten des polnischen militärischen Widerstandes und seine Aktualität. Versuch einer Einordnung 679
  37. Militärische Traditionspflege in den polnischen Streitkräften 691
  38. Die Veteranen der Armia Krajowa und die »Partisanen« von Mieczysław Moczar in den sechziger Jahren 721
  39. Die Soldaten der Heimatarmee in der Emigration 739
  40. Der Kampf um die Erinnerung. Denkmäler der Heimatarmee in Warschau seit 1945 753
  41. Die »Kolumbus-Generation«. Überlegungen zu einer kollektiven Biographie 777
  42. Der polnische »Historikerstreit« zur Armia Krajowa 807
  43. Die Legende von der Armia Krajowa im kollektiven Gedächtnis der Nachkriegszeit 847
  44. Anhang
  45. Zeittafel 865
  46. Bildteil 881
  47. Karten 895
  48. Abkürzungen 903
  49. Die polnische Heimatarmee – Bibliographie 1945 bis 2002 913
  50. Personenregister 935
Downloaded on 24.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783486596236-032/html?srsltid=AfmBOooA7Hbw86qWkYLaBku31mQ1OT4XGpJU-fUSg15yghi3oxO-B4I8
Scroll to top button