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Einige Bemerkungen über die Stellung Schumpeters zum Sozialismus

EINIGE BEMERKUNGEN ÜBER DIE STELLUNG SCHUMPETERS ZUM SOZIALISMUS Günter Mieth, Dresden Der Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, die erfolgreiche Entwick-lung und das Wachstum des sozialistischen Systems, die Anziehungskraft, die es auf alle Werktätigen, auch der kapitalistischen Länder, ausübt, zwingen die moder-nen bürgerlichen Ökonomen immer wieder, sich mit dem Sozialismus und seiner wissenschaftlich-theoretischen Grundlage, dem Marxismus-Leninismus, auseinander-zusetzen. Wie bereits aus dem Referat von Kollegen Heretik ersichtlich wird, spielen dabei die Arbeiten des aus der österreichischen Schule der Nationalökonomie hervor-gegangenen Joseph Alois Schumpeter eine nicht unbedeutende Rolle. Auch Schumpeter gehört zu denjenigen, die einzelne entschärfte, entstellte, ihres Inhalts beraubte und aus dem Zusammenhang gerissene Thesen des Marxismus in ihre eigene apologetische Konzeption einbauen. Er hält es im Interesse einer wirk-sameren Apologetik des kapitalistischen Systems für zweckmäßig, mit Marx zu liebäugeln und in dieser oder jener Frage die angebliche Übereinstimmung seiner Auffassungen mit denen von Marx und der marxistischen politischen Ökonomie hervorzuheben. In seinem bekannten Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie", in dem er seine Auffassungen über den Sozialismus in umfassender und systematischer Form darzulegen versucht, ohne dadurch seiner Argumentation einen wissen-schaftlichen Charakter verleihen zu können, schreibt Schumpeter: „Meine endgültige Folgerung unterscheidet sich .. . nicht von jener der meisten sozialistischen Schriftsteller und namentlich nicht von jener aller Marxisten, so anders auch meine Begründung ist."1 Durch diese Bemerkung soll darüber hinweggetäuscht werden, daß Schumpeters Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie" ein antimarxistisches Machwerk ist, ein Loblied auf die bestehende monopolkapitalistische Ordnung und eine mit antisowjetischen Ausfällen garnierte Auseinandersetzung mit dem Sozialismus. Aus diesem Grunde ist mein Beitrag der Stellung Schumpeters zum Sozialismus gewid-met. Dabei wird eine Frage besonders in den Mittelpunkt gerückt: Wie sind positive Aussagen moderner bürgerlicher Ökonomen über den Sozia-Iismus, im dargelegten Fall von Schumpeter, einzuschätzen? 1 Joseph Alois Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, München 1950, 5. 106. 367
© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

EINIGE BEMERKUNGEN ÜBER DIE STELLUNG SCHUMPETERS ZUM SOZIALISMUS Günter Mieth, Dresden Der Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, die erfolgreiche Entwick-lung und das Wachstum des sozialistischen Systems, die Anziehungskraft, die es auf alle Werktätigen, auch der kapitalistischen Länder, ausübt, zwingen die moder-nen bürgerlichen Ökonomen immer wieder, sich mit dem Sozialismus und seiner wissenschaftlich-theoretischen Grundlage, dem Marxismus-Leninismus, auseinander-zusetzen. Wie bereits aus dem Referat von Kollegen Heretik ersichtlich wird, spielen dabei die Arbeiten des aus der österreichischen Schule der Nationalökonomie hervor-gegangenen Joseph Alois Schumpeter eine nicht unbedeutende Rolle. Auch Schumpeter gehört zu denjenigen, die einzelne entschärfte, entstellte, ihres Inhalts beraubte und aus dem Zusammenhang gerissene Thesen des Marxismus in ihre eigene apologetische Konzeption einbauen. Er hält es im Interesse einer wirk-sameren Apologetik des kapitalistischen Systems für zweckmäßig, mit Marx zu liebäugeln und in dieser oder jener Frage die angebliche Übereinstimmung seiner Auffassungen mit denen von Marx und der marxistischen politischen Ökonomie hervorzuheben. In seinem bekannten Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie", in dem er seine Auffassungen über den Sozialismus in umfassender und systematischer Form darzulegen versucht, ohne dadurch seiner Argumentation einen wissen-schaftlichen Charakter verleihen zu können, schreibt Schumpeter: „Meine endgültige Folgerung unterscheidet sich .. . nicht von jener der meisten sozialistischen Schriftsteller und namentlich nicht von jener aller Marxisten, so anders auch meine Begründung ist."1 Durch diese Bemerkung soll darüber hinweggetäuscht werden, daß Schumpeters Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie" ein antimarxistisches Machwerk ist, ein Loblied auf die bestehende monopolkapitalistische Ordnung und eine mit antisowjetischen Ausfällen garnierte Auseinandersetzung mit dem Sozialismus. Aus diesem Grunde ist mein Beitrag der Stellung Schumpeters zum Sozialismus gewid-met. Dabei wird eine Frage besonders in den Mittelpunkt gerückt: Wie sind positive Aussagen moderner bürgerlicher Ökonomen über den Sozia-Iismus, im dargelegten Fall von Schumpeter, einzuschätzen? 1 Joseph Alois Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, München 1950, 5. 106. 367
© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. VORBEMERKUNG III
  3. GESAMTINHALTS VERZEICHNIS V
  4. Ersten Halbbandes
  5. I. ERÖFFNUNG
  6. Eröffnungsansprache des Institutsdirektors 1
  7. Begrüßungsansprache des Vizepräsidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 9
  8. II. Referate
  9. Neue Tendenzen in der bürgerlichen Kritik an der marxistischen politischen Ökonomie 13
  10. Kritik einiger bürgerlicher Theorien der Entwicklung ökonomisch schwachentwickelter Länder 45
  11. III. Konferenzmaterialien
  12. Allgemeine Charakteristik der modernen bürgerlichen politischen Ökonomie 89
  13. Kritik der bürgerlichen Theorien und Auffassungen von der ökonomischen Entwicklung der schwachentwickelten Länder 134
  14. IV. Diskussion
  15. Zur kritischen Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Literatur über Wirtschaft und ökonomische Theorie des Sozialismus 197
  16. Zum Wandlungsprozeß der bürgerlichen Auffassungen über die Frage des Wertes und des Preises im Sozialismus 211
  17. Zur Theorie der Lage der Arbeiter in den schwachentwickelten Ländern 223
  18. Die bürgerliche Ökonomie zur Frage der schwachentwickelten Länder 229
  19. Über die gegenwärtige Rolle und Methode der klerikalen „Marxismus- Forschung" in Westdeutschland 235
  20. Die Rolle des Marginalprinzips in der bürgerlichen politischen Ökonomie 241
  21. Einige Bemerkungen über Veränderungen in der gegenwärtigen bürgerlichen Kritik am Marxismus 246
  22. Rostow, Marx und die Theorie des wirtschaftlichen Wachstums 254
  23. Zur Resonanz einer Marxkritik im bürgerlichen Deutschland 267
  24. Das Debakel der antisozialistischen und antimarxistischen Konzeption von der Unmöglichkeit der Wirtschaftsrechnung im Sozialismus 273
  25. Zur Frage des Kapitalexports in schwachentwickelte Länder 286
  26. Zur Kritik der heutigen rechtssozialdemokratischen Konzeption 289
  27. Der Staatskapitalismus unter den Bedingungen der unterentwickelten Wirtschaft Indiens und die Theorie einer „gemischten Wirtschaft" 295
  28. Einige Bemerkungen zur Rolle der bürgerlichen politischen Ökonomie bei der atomaren Kriegsvorbereitung des westdeutschen Imperialismus 304
  29. Zur Behandlung der Agrarfrage in der modernen bürgerlichen politischen Ökonomie 312
  30. Zeitgenössische bürgerliche ökonomische Theorien über die wirtschaftliche Entwicklung schwachentwickelter Länder 317
  31. Zu einigen Problemen der Entwicklungshilfe für schwachentwickelte Länder 324
  32. Über den durch die erfolgreiche Entwicklung des Sozialismus erzwungenen Rückzug der Neoliberalen 332
  33. Zur Einschätzung der bürgerlichen ökonomischen Theorien über die Entwicklung der ökonomisch schwachentwickelten Länder 340
  34. Bemerkungen zu Muddathir: „Die Industrialisierung der wirtschaftlich unterentwickelten afrikanischen Länder und ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft" 348
  35. Die Krise der modernen bürgerlichen Ökonomie und der Prozeß der Angleichung bürgerlicher und rechtssozialistischer ökonomischer Theorien 356
  36. V. Diskussionsbeiträge, die wegen Zeitmangels auf der Konferenz nicht gehalten wurden
  37. Einige Bemerkungen über die Stellung Schumpeters zum Sozialismus 367
  38. Zur bürgerlichen Theorie des sogenannten „circulus vitiosus der Armut" in den ökonomisch schwachentwickelten Ländern 372
  39. Über die Einwirkungen des sozialistischen Weltsystems auf die Haltung der imperialistischen Staaten gegenüber den ökonomisch schwachentwickelten Ländern 377
  40. Zur Einstellung der bürgerlichen Ökonomie gegenüber der Industrialisierung ökonomisch schwachentwickelter Länder 383
  41. Bemerkungen zum Referat von Kollegen Jerzy Kleer „Kritik einiger bürgerlicher Theorien der Entwicklung ökonomisch schwachentwickelter Länder" 389
  42. VI. Schlußworte
  43. SCHLUSSWORT ZU DER DISKUSSION ÜBER DAS REFERAT „NEUE TENDENZEN IN DER BÜRGERLICHEN KRITIK AN DER MARXISTISCHEN POLITISCHEN ÖKONOMIE" 397
  44. SCHLUSSWORT ZU DER DISKUSSION ÜBER DAS REFERAT „KRITIK EINIGER BÜRGERLICHER THEORIEN DER ENTWICKLUNG ÖKONOMISCH SCHWACHENTWICKELTER LÄNDER" 401
Downloaded on 24.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783112619261-029/html?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOopWFLYGUIqXjn2eQuz__KhBUzA9QwFK2Ko5cVsazTKQXTjtlHEt
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