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Das Reich (1940–1945)

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Ingrid Pieper DAS REICH (1940-1945) Die erste Ausgabe der deutschen Wochenzeitung 'Das Reich' erschien am 26. Mai 1940 im Deutschen Verlag zu Berlin mit einer Auflage von 300 000 Exemplaren. Der Leserschaft präsentierte sich dieses Blatt mit ungewöhnlich sachlicher Auf-machung: Die Kopfleiste der Titelseite enthielt in großen Antiqualettern die Be-zeichnung 'Das Reich', darunter zwischen zwei schmalen Querbalken in kleineren Buchstaben den Untertitel 'Deutsche Wochenzeitung', dazu Erscheinungsort und Datum, außerdem als einzige Auflockerung neben dem Titel die graphische Dar-stellung der Quadriga des Brandenburger Tores. Blickfang der fünfspaltigen Seite war eine über die gesamte Blattbreite verlaufen-de Schlagzeile, die in Beziehung stand zu weiteren Schwerpunkten: einem Titel-foto, das die Hälfte der drei mittleren Spalten füllte und zum Leitartikel von Reichsminister Dr. Goebbels, der die äußerste rechte Spalte füllte und sich auf der zweiten Seite fortsetzte. Die äußerste linke Spalte füllte ein Überblick "Aus dem Inhalt", darunter ein Beitrag des Hauptschriftleiters, der neben einem anony-men Beitrag die Restfläche füllte. Der Umfang der Zeitung betrug 32 Seiten, wo-von die Hälfte politischen und wirtschaftlichen Themen zugeordnet war, die übri-gen Seiten boten ein "sorgfältig redigiertes Feuilleton" (Müller). Besondere infor-matorische Bedeutung kam dem Foto-, Karikatur- und Kartenmaterial zu, das jeder Spalte beigefügt war. Uberraschend wie die äußere Struktur war auch die "Liste der Mitarbeiter, in der Mehrzahl bürgerliche Journalisten, die man von großen liberalen und konservati-ven Zeitungen her kannte; Paul Scheffer, Fritz von Globig, Sigurd Paulsen und Ernst Samhaber als Auslandskorrespondenten, im Feuilleton Karl Korn und Wer-ner Oelmann, im Wirtschaftsteil John Brech und Hans Otto Wesemann. . . Die erkennbaren Nationalsozialisten blieben in der Minderzahl"!). Als Hauptschrift-leiter fungierte Eugen Mündler, als sein Stellvertreter Werner Wirths. 'Das Reich' verzeichnete bis zum Einstellungstermin, dem 15. April 1945, trotz zunehmender Schrumpfung des Umfangs, eine bemerkenswerte Auflagenerhöhung. Die anfäng-liche Auflage von 300 000 stieg im Jahre 1941 auf 800 000 und erreichte 1943/44 einen Stand von 1 421 000 Exemplaren pro Woche.2) Gründe dafür mögen u.a. 1) Hans Dieter Müller: Facsimile Querschnitt durch 'Das Reich', München Bern — Wien 1964, S. 7. 2) Vgl. Carin Kessemeier: Der Leitartikler Goebbels in den NS-Organen 'Der Angriff' und 'Das Reich', Münster 1967; vgl. auch Hans Kreuzberger: Die deutsche Wochenschrift 'Das Reich'. Ein Beitrag zum Versuch der Deutung der Propagandapolitik Goebbels' im Zweiten Weltkriege, phil. Diss. Wien 1950 (Masch.Schr.l. 421
© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Ingrid Pieper DAS REICH (1940-1945) Die erste Ausgabe der deutschen Wochenzeitung 'Das Reich' erschien am 26. Mai 1940 im Deutschen Verlag zu Berlin mit einer Auflage von 300 000 Exemplaren. Der Leserschaft präsentierte sich dieses Blatt mit ungewöhnlich sachlicher Auf-machung: Die Kopfleiste der Titelseite enthielt in großen Antiqualettern die Be-zeichnung 'Das Reich', darunter zwischen zwei schmalen Querbalken in kleineren Buchstaben den Untertitel 'Deutsche Wochenzeitung', dazu Erscheinungsort und Datum, außerdem als einzige Auflockerung neben dem Titel die graphische Dar-stellung der Quadriga des Brandenburger Tores. Blickfang der fünfspaltigen Seite war eine über die gesamte Blattbreite verlaufen-de Schlagzeile, die in Beziehung stand zu weiteren Schwerpunkten: einem Titel-foto, das die Hälfte der drei mittleren Spalten füllte und zum Leitartikel von Reichsminister Dr. Goebbels, der die äußerste rechte Spalte füllte und sich auf der zweiten Seite fortsetzte. Die äußerste linke Spalte füllte ein Überblick "Aus dem Inhalt", darunter ein Beitrag des Hauptschriftleiters, der neben einem anony-men Beitrag die Restfläche füllte. Der Umfang der Zeitung betrug 32 Seiten, wo-von die Hälfte politischen und wirtschaftlichen Themen zugeordnet war, die übri-gen Seiten boten ein "sorgfältig redigiertes Feuilleton" (Müller). Besondere infor-matorische Bedeutung kam dem Foto-, Karikatur- und Kartenmaterial zu, das jeder Spalte beigefügt war. Uberraschend wie die äußere Struktur war auch die "Liste der Mitarbeiter, in der Mehrzahl bürgerliche Journalisten, die man von großen liberalen und konservati-ven Zeitungen her kannte; Paul Scheffer, Fritz von Globig, Sigurd Paulsen und Ernst Samhaber als Auslandskorrespondenten, im Feuilleton Karl Korn und Wer-ner Oelmann, im Wirtschaftsteil John Brech und Hans Otto Wesemann. . . Die erkennbaren Nationalsozialisten blieben in der Minderzahl"!). Als Hauptschrift-leiter fungierte Eugen Mündler, als sein Stellvertreter Werner Wirths. 'Das Reich' verzeichnete bis zum Einstellungstermin, dem 15. April 1945, trotz zunehmender Schrumpfung des Umfangs, eine bemerkenswerte Auflagenerhöhung. Die anfäng-liche Auflage von 300 000 stieg im Jahre 1941 auf 800 000 und erreichte 1943/44 einen Stand von 1 421 000 Exemplaren pro Woche.2) Gründe dafür mögen u.a. 1) Hans Dieter Müller: Facsimile Querschnitt durch 'Das Reich', München Bern — Wien 1964, S. 7. 2) Vgl. Carin Kessemeier: Der Leitartikler Goebbels in den NS-Organen 'Der Angriff' und 'Das Reich', Münster 1967; vgl. auch Hans Kreuzberger: Die deutsche Wochenschrift 'Das Reich'. Ein Beitrag zum Versuch der Deutung der Propagandapolitik Goebbels' im Zweiten Weltkriege, phil. Diss. Wien 1950 (Masch.Schr.l. 421
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