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4. Zur Worttrennung in der Grundschule

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Worttrennung am Zeilenende
This chapter is in the book Worttrennung am Zeilenende
4 Zur Worttrennung in der Grundschule Die Worttrennung ist einer der Bereiche, die beim Erlernen der Rechtschreibung in der Grundschule nur am Rande eine Rolle spielen. Das hängt zum einen sicherlich damit zu-sammen, dass die Worttrennung optional ist und die Kinder, wenn sie unsicher sind, das betreffende Wort einfach ungetrennt in die nächste Zeile schreiben können. Doch zum an-deren scheint die Methode, die in der Grundschule für die Worttrennung eingeführt wird, das Sprechen in Silben, so eingängig zu sein, dass sie nicht ausführlicher geübt werden muss. „Das Sprechen in Silben ist eine „klassische", oft unhinterfragt praktizierte Verfah-rensweise im Rechtschreibunterricht", so (Risel 2002, 71). Dass die Worttrennung nicht so einfach ist, wie sie zu sein scheint, zeigt schon ein Blick in die Sprachbücher für das 2. und 3. Schuljahr. Nehmen wir die folgende Grundregel für die Worttrennung aus dem Sprachbuch Fusteblume für das 2. Schuljahr: (1) Es gibt Wörter mit einer Silbe (Herbst), mit zwei Silben (Win—ter), mit drei Silben (Weih—nach—ten) und mit noch mehr Silben (Som—mer—fe—ri—en—rei—se). Nach einer Silbe können wir Wörter am Zeilenende trennen. In der Übung, die dieser Regel folgt, sollen die zwölf Monatsnamen der Reihenfolge nach aufgeschrieben werden, und zwar die mehrsilbigen Monatsnamen nach Silben getrennt. In dieser Übung wird auch die Methode eingeführt, wie man die Silben, aus denen ein Wort besteht, entdecken kann: (2) Sprich die Wörter deutlich Silbe für Silbe aus. Wenn man sich die zwölf Monatsnamen genauer ansieht, findet man zwei Namen darun-ter, bei denen hinter dem Trennstrich zwei Konsonantbuchstaben stehen, und zwar Fe— bru—ar und A—pril. Abgesehen davon, dass wir hier zwei Trennungen haben, die unter die Sonderregel in §112 fallen, gibt es aber noch ein weiteres Problem. Diese Wörter kann man auch anders trennen, und zwar so, dass die Trennstellen nicht mit den Silbengrenzen zusammenfallen (Ap—ril und Feb—ru-ar). Es ist sicher aus didaktischen Gründen einsich-tig, dass an der Stelle, an der die Grundregel eingeführt wird, und auch in der Wörterliste diese alternativen Trennungen nicht angeführt werden. In der Wörterliste von Fusteblume für das 2. Schuljahr findet man nur A—pril und Fe—bru—ar als mögliche Trennungen. Das ist anders in der Wörterliste von Fusteblume für das 3. Schuljahr. Dort sind A—pril und Feb—ru—ar als mögliche Trennungen zu finden, was offensichtlich nicht konsistent ist. Warum wird zuerst Fe—bru—ar angegeben und dann nur Feb—ru-ar? Warum nicht Fe—bru— ar und Feb—ru—ar? Und wenn man Feb—ru—ar angibt, warum dann nicht auch Ap—ril? Hinzu kommen Fehler wie bei Creme, das man nach der Wörterliste in Pusteblume für das 2. Schuljahr als Cre—me trennen darf, obwohl es laut Ausspracheduden und Rechtschreib-duden einsilbig ist ([kRe:m]), und deshalb anders als etwa Chance nicht getrennt werden

4 Zur Worttrennung in der Grundschule Die Worttrennung ist einer der Bereiche, die beim Erlernen der Rechtschreibung in der Grundschule nur am Rande eine Rolle spielen. Das hängt zum einen sicherlich damit zu-sammen, dass die Worttrennung optional ist und die Kinder, wenn sie unsicher sind, das betreffende Wort einfach ungetrennt in die nächste Zeile schreiben können. Doch zum an-deren scheint die Methode, die in der Grundschule für die Worttrennung eingeführt wird, das Sprechen in Silben, so eingängig zu sein, dass sie nicht ausführlicher geübt werden muss. „Das Sprechen in Silben ist eine „klassische", oft unhinterfragt praktizierte Verfah-rensweise im Rechtschreibunterricht", so (Risel 2002, 71). Dass die Worttrennung nicht so einfach ist, wie sie zu sein scheint, zeigt schon ein Blick in die Sprachbücher für das 2. und 3. Schuljahr. Nehmen wir die folgende Grundregel für die Worttrennung aus dem Sprachbuch Fusteblume für das 2. Schuljahr: (1) Es gibt Wörter mit einer Silbe (Herbst), mit zwei Silben (Win—ter), mit drei Silben (Weih—nach—ten) und mit noch mehr Silben (Som—mer—fe—ri—en—rei—se). Nach einer Silbe können wir Wörter am Zeilenende trennen. In der Übung, die dieser Regel folgt, sollen die zwölf Monatsnamen der Reihenfolge nach aufgeschrieben werden, und zwar die mehrsilbigen Monatsnamen nach Silben getrennt. In dieser Übung wird auch die Methode eingeführt, wie man die Silben, aus denen ein Wort besteht, entdecken kann: (2) Sprich die Wörter deutlich Silbe für Silbe aus. Wenn man sich die zwölf Monatsnamen genauer ansieht, findet man zwei Namen darun-ter, bei denen hinter dem Trennstrich zwei Konsonantbuchstaben stehen, und zwar Fe— bru—ar und A—pril. Abgesehen davon, dass wir hier zwei Trennungen haben, die unter die Sonderregel in §112 fallen, gibt es aber noch ein weiteres Problem. Diese Wörter kann man auch anders trennen, und zwar so, dass die Trennstellen nicht mit den Silbengrenzen zusammenfallen (Ap—ril und Feb—ru-ar). Es ist sicher aus didaktischen Gründen einsich-tig, dass an der Stelle, an der die Grundregel eingeführt wird, und auch in der Wörterliste diese alternativen Trennungen nicht angeführt werden. In der Wörterliste von Fusteblume für das 2. Schuljahr findet man nur A—pril und Fe—bru—ar als mögliche Trennungen. Das ist anders in der Wörterliste von Fusteblume für das 3. Schuljahr. Dort sind A—pril und Feb—ru—ar als mögliche Trennungen zu finden, was offensichtlich nicht konsistent ist. Warum wird zuerst Fe—bru—ar angegeben und dann nur Feb—ru-ar? Warum nicht Fe—bru— ar und Feb—ru—ar? Und wenn man Feb—ru—ar angibt, warum dann nicht auch Ap—ril? Hinzu kommen Fehler wie bei Creme, das man nach der Wörterliste in Pusteblume für das 2. Schuljahr als Cre—me trennen darf, obwohl es laut Ausspracheduden und Rechtschreib-duden einsilbig ist ([kRe:m]), und deshalb anders als etwa Chance nicht getrennt werden
Downloaded on 10.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110969351.89/html?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOoqfIiUzHRzQdII0XnJdPpPk1TeB42mb6gEuLqjCC4KJfXRaw11g
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