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Kapitel 3: Sprachpflege und ihre Formen im heutigen Spanien

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Spanische Sprachkultur
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Kapitel 3: Sprachpflege und ihre Formen im heutigen Spanien o. Einleitung In theoretischer Hinsicht läßt sich Sprachbewertung ohne Sprachpflege denken, Sprachpflege jedoch nicht ohne Sprachbewertung. Gleichwohl kommt Sprach-bewertung selten isoliert vor, sondern steht meistens im Dienst von Sprachpfle-ge. Wer Sprechen und Sprache bewertet, tut das fast immer mit dem Ziel, darauf so einzuwirken, daß beides einen Zustand erreicht bzw. bewahrt, der eine hohe Bewertung rechtfertigt. Der enge Zusammenhang zwischen beiden Tätigkeiten zeigt sich auch in mei-ner Darstellung der Bewertung des heutigen Spanisch. Die vorwiegend negative Bewertung versteht sich ja selbst meistens als erste Maßnahme zur Änderung des kritisierten Zustande von Sprechen und Sprache. Und hier und da habe ich auch anklingen lassen, welche über die bloße Bewertung hinausgehenden Formen der Pflege Sprachliebhaber und -Wissenschaftler dem Objekt ihrer Liebe angedeihen lassen bzw. angedeihen lassen wollen1. Diese Aktivitäten der Einwirkung auf Sprechen und Sprache mit dem Ziel, das heutige Spanisch in seinem öffentlichen Gebrauch zu verbessern, sind Ge-genstand des zweiten Teils. In diesem (dritten) Kapitel betrachte ich die theoreti-sche Grundlegung der Sprachpflege und gebe einen Überblick über ihre Ausprä-gungen im heutigen Spanien. In den folgenden Kapiteln analysiere ich dann an ausgewählten Beispielen die eigentliche Praxis der Sprachpflege. In theoretischer Hinsicht versucht die Sprachwissenschaft, den Status der Sprachpflege zu bestimmen und damit ihr eigenes Verhältnis zu dieser Tätigkeit zu klären. Im Kern geht es um die grundsätzliche Frage, ob aus wissenschaftlicher Sicht die Sprachpflege als berechtigte und wirkungsvolle Aufgabe im Sprach<le-ben> zu legitimieren und daher gegebenenfalls zu unterstützen ist. Unabhängig von der Haltung gegenüber dieser <Gewissensfrage> dient die für die Statusbe-stimmung notwendige Entwicklung eines begrifflichen Instrumentariums natür-lich ebenso dazu, die vielfältigen Formen der Sprachpflege wissenschaftlicher Beschreibung überhaupt zugänglich zu machen. Wie bei der Sprachbewertung bietet es sich an, inner- und außerspanische Beiträge zur Untersuchung von Status und Formen der Sprachpflege zu berück-sichtigen. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit beginne ich mit der deutschspra-1 S. oben, Kap. ι, 1.2., Kap. 2, 2. 76

Kapitel 3: Sprachpflege und ihre Formen im heutigen Spanien o. Einleitung In theoretischer Hinsicht läßt sich Sprachbewertung ohne Sprachpflege denken, Sprachpflege jedoch nicht ohne Sprachbewertung. Gleichwohl kommt Sprach-bewertung selten isoliert vor, sondern steht meistens im Dienst von Sprachpfle-ge. Wer Sprechen und Sprache bewertet, tut das fast immer mit dem Ziel, darauf so einzuwirken, daß beides einen Zustand erreicht bzw. bewahrt, der eine hohe Bewertung rechtfertigt. Der enge Zusammenhang zwischen beiden Tätigkeiten zeigt sich auch in mei-ner Darstellung der Bewertung des heutigen Spanisch. Die vorwiegend negative Bewertung versteht sich ja selbst meistens als erste Maßnahme zur Änderung des kritisierten Zustande von Sprechen und Sprache. Und hier und da habe ich auch anklingen lassen, welche über die bloße Bewertung hinausgehenden Formen der Pflege Sprachliebhaber und -Wissenschaftler dem Objekt ihrer Liebe angedeihen lassen bzw. angedeihen lassen wollen1. Diese Aktivitäten der Einwirkung auf Sprechen und Sprache mit dem Ziel, das heutige Spanisch in seinem öffentlichen Gebrauch zu verbessern, sind Ge-genstand des zweiten Teils. In diesem (dritten) Kapitel betrachte ich die theoreti-sche Grundlegung der Sprachpflege und gebe einen Überblick über ihre Ausprä-gungen im heutigen Spanien. In den folgenden Kapiteln analysiere ich dann an ausgewählten Beispielen die eigentliche Praxis der Sprachpflege. In theoretischer Hinsicht versucht die Sprachwissenschaft, den Status der Sprachpflege zu bestimmen und damit ihr eigenes Verhältnis zu dieser Tätigkeit zu klären. Im Kern geht es um die grundsätzliche Frage, ob aus wissenschaftlicher Sicht die Sprachpflege als berechtigte und wirkungsvolle Aufgabe im Sprach<le-ben> zu legitimieren und daher gegebenenfalls zu unterstützen ist. Unabhängig von der Haltung gegenüber dieser <Gewissensfrage> dient die für die Statusbe-stimmung notwendige Entwicklung eines begrifflichen Instrumentariums natür-lich ebenso dazu, die vielfältigen Formen der Sprachpflege wissenschaftlicher Beschreibung überhaupt zugänglich zu machen. Wie bei der Sprachbewertung bietet es sich an, inner- und außerspanische Beiträge zur Untersuchung von Status und Formen der Sprachpflege zu berück-sichtigen. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit beginne ich mit der deutschspra-1 S. oben, Kap. ι, 1.2., Kap. 2, 2. 76
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