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I. BAHNHOFSBUCHHANDEL – VON DER VERSORGUNG MIT REISELITERALIEN ZUM PREMIUMHANDEL FÜR ZEITUNGEN UND ZEITSCHRIFTEN

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Bahnhofsbuchhandel
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I. BAHNHOFSBUCHHANDEL - VON DER VERSORGUNG MIT REISELITERALIEN ZUM PREMIUMHANDEL FÜR ZEITUNGEN UND ZEITSCHRIFTEN 1. Introduktion Im Jahre 1825 fuhr der Erfinder der Eisenbahn, der britische Ingenieur George Stephenson, mit einem selbstgebauten Dampfzug von Stockton nach Darlington. Zehn Jahre später, am 7. Dezember 1835 wurde als erste deutsche Eisenbahnstrecke die 6,1 Kilometer lange „Ludwigs-bahn" von Nürnberg nach Fürth eröffnet. 1839 folgte die 115 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Leipzig und Dresden. Bahnhofsbuchhandlungen gibt es fast so lange, wie es Eisenbahnen gibt. Die ersten Ver-kaufsstellen für Reiseliteratur auf Bahngelände entstanden in England und Frankreich. 1848 richtete die Firma Smith ihre erste Bahnhofsbuchhandlung im Bahnhof zu Euston ein. 1853 wurde in Paris das Bahnhofsbuchhandels-Unternehmen Librairie Hachette gegründet. Die erste deutsche Bahnhofsbuchhandlung eröffnete der Universitäts-Buchhändler Carl Schmitt 1854 in Heidelberg. Carl Schmitt war es (aus Bahnhofsbuchhändlersicht) auch vorbehalten, 1875 als eines von 24 Mitgliedern den Badisch-Pfälzischen Buchhändler-Verband zu gründen. 1905 entstand in Leipzig der Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler, weil die spezifischen Probleme der Branche im Börsenverein der Deutschen Buchhändler „nicht die notwendige Berücksichtigung fanden" (H.H. Peters, zitiert in: Schmitt/Hahn 1991: 161). Die Ausschreibungen der Bahnhofs-buchhandlungen durch die Bahnverwaltungen und die dadurch immer höher werdenden Pach-ten hatten diese Buchhändlergruppe in die Verteidigung gedrängt. Während der nationalsozialistischen Herrschaft war das gesamte deutsche Pressewesen und folgerichtig auch der Bahnhofsbuchhandel der Lenkung durch die NSDAP und den Staat unterworfen. Die Mitglieder der im „Reichsverband Deutscher Bahnhofsbuchhändler" (RVBB) organisierten Buch- und Presse-Einzelhändler waren der zentralistischen Verwaltung der Reichskultur- bzw. Reichspressekammer unterstellt, die Berufsschutzanordnungen und spartenbezogene Geschäftsgrundsätze erließ und deren Einhaltung peinlich kontrollierte (Dorn/Vogel 2001: 114 ff. Der Bahnhofsbuchhandel wurde von den Nationalsozialisten in-strumentalisiert und in den Pachtverträgen schriftlich verpflichtet, die NS-Presse bevorzugt zu behandeln. Das Anbieten oppositioneller Schriften führte zur fristlosen Kündigung des Pacht-vertrages (Dom/ Vogel 2001: 107f. + 117 f). Nach dem Ende des II. Weltkrieges vollzog sich eine berufliche Neuorganisation des Bahn-hofsbuchhandels. Am 15. April 1947 konstituierte sich in Hamburg der „Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler e.V.", der seine Geschäftsstelle 1957 nach Frankfurt am Main verlegte, um einen schnellen und permanenten Kontakt zur Zentralverwaltung der Deutschen Bundes-bahn zu gewährleisten. Satzungsgemäß ist Frankfurt bis heute Sitz des Verbandes 1 Abs. 2), auch wenn die Geschäftsstelle 1986 nach Düsseldorf verlegt wurde. Erster Verbandsvorsitzen-der war Georg Stilke (1947-1956). Ihm folgten Hermann Montanus (1956-1968), Hans Hein-rich Peters (1968-1977), Hans Wilhelm Grauert (1977-1983), Konrad Paul Wittwer (1983-1989), Adam-Claus Eckert (1989-1998), Gustav Stirnberg (1998-2002) und Götz Grauert (2002 bis heute). Der Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler e.V. begeht im Jahr 2005 den 100. Geburts-tag seit seiner Gründung. Zu seinen Hauptaufgaben gehörte stets die Interessenvertretung des Bahnhofsbuchhandels gegenüber der Bundesbahn und den Verlagen. Die Wahrnehmung dieser Aufgabe war nicht immer leicht, denn beide Partner bemühten sich nach Kräften, sich ihren Anteil an den Vertriebserlösen des Bahnhofsbuchhandels zu sichern bzw. ihn zu mehren (Schmitt/Hahn 1991: 161). Die Geschichte des Bahnhofsbuchhandels war stets von der beson-deren Stellung der einzelnen Unternehmen in dem Spannungsfeld aus sich ändernden Beliefe-XV

I. BAHNHOFSBUCHHANDEL - VON DER VERSORGUNG MIT REISELITERALIEN ZUM PREMIUMHANDEL FÜR ZEITUNGEN UND ZEITSCHRIFTEN 1. Introduktion Im Jahre 1825 fuhr der Erfinder der Eisenbahn, der britische Ingenieur George Stephenson, mit einem selbstgebauten Dampfzug von Stockton nach Darlington. Zehn Jahre später, am 7. Dezember 1835 wurde als erste deutsche Eisenbahnstrecke die 6,1 Kilometer lange „Ludwigs-bahn" von Nürnberg nach Fürth eröffnet. 1839 folgte die 115 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Leipzig und Dresden. Bahnhofsbuchhandlungen gibt es fast so lange, wie es Eisenbahnen gibt. Die ersten Ver-kaufsstellen für Reiseliteratur auf Bahngelände entstanden in England und Frankreich. 1848 richtete die Firma Smith ihre erste Bahnhofsbuchhandlung im Bahnhof zu Euston ein. 1853 wurde in Paris das Bahnhofsbuchhandels-Unternehmen Librairie Hachette gegründet. Die erste deutsche Bahnhofsbuchhandlung eröffnete der Universitäts-Buchhändler Carl Schmitt 1854 in Heidelberg. Carl Schmitt war es (aus Bahnhofsbuchhändlersicht) auch vorbehalten, 1875 als eines von 24 Mitgliedern den Badisch-Pfälzischen Buchhändler-Verband zu gründen. 1905 entstand in Leipzig der Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler, weil die spezifischen Probleme der Branche im Börsenverein der Deutschen Buchhändler „nicht die notwendige Berücksichtigung fanden" (H.H. Peters, zitiert in: Schmitt/Hahn 1991: 161). Die Ausschreibungen der Bahnhofs-buchhandlungen durch die Bahnverwaltungen und die dadurch immer höher werdenden Pach-ten hatten diese Buchhändlergruppe in die Verteidigung gedrängt. Während der nationalsozialistischen Herrschaft war das gesamte deutsche Pressewesen und folgerichtig auch der Bahnhofsbuchhandel der Lenkung durch die NSDAP und den Staat unterworfen. Die Mitglieder der im „Reichsverband Deutscher Bahnhofsbuchhändler" (RVBB) organisierten Buch- und Presse-Einzelhändler waren der zentralistischen Verwaltung der Reichskultur- bzw. Reichspressekammer unterstellt, die Berufsschutzanordnungen und spartenbezogene Geschäftsgrundsätze erließ und deren Einhaltung peinlich kontrollierte (Dorn/Vogel 2001: 114 ff. Der Bahnhofsbuchhandel wurde von den Nationalsozialisten in-strumentalisiert und in den Pachtverträgen schriftlich verpflichtet, die NS-Presse bevorzugt zu behandeln. Das Anbieten oppositioneller Schriften führte zur fristlosen Kündigung des Pacht-vertrages (Dom/ Vogel 2001: 107f. + 117 f). Nach dem Ende des II. Weltkrieges vollzog sich eine berufliche Neuorganisation des Bahn-hofsbuchhandels. Am 15. April 1947 konstituierte sich in Hamburg der „Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler e.V.", der seine Geschäftsstelle 1957 nach Frankfurt am Main verlegte, um einen schnellen und permanenten Kontakt zur Zentralverwaltung der Deutschen Bundes-bahn zu gewährleisten. Satzungsgemäß ist Frankfurt bis heute Sitz des Verbandes 1 Abs. 2), auch wenn die Geschäftsstelle 1986 nach Düsseldorf verlegt wurde. Erster Verbandsvorsitzen-der war Georg Stilke (1947-1956). Ihm folgten Hermann Montanus (1956-1968), Hans Hein-rich Peters (1968-1977), Hans Wilhelm Grauert (1977-1983), Konrad Paul Wittwer (1983-1989), Adam-Claus Eckert (1989-1998), Gustav Stirnberg (1998-2002) und Götz Grauert (2002 bis heute). Der Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler e.V. begeht im Jahr 2005 den 100. Geburts-tag seit seiner Gründung. Zu seinen Hauptaufgaben gehörte stets die Interessenvertretung des Bahnhofsbuchhandels gegenüber der Bundesbahn und den Verlagen. Die Wahrnehmung dieser Aufgabe war nicht immer leicht, denn beide Partner bemühten sich nach Kräften, sich ihren Anteil an den Vertriebserlösen des Bahnhofsbuchhandels zu sichern bzw. ihn zu mehren (Schmitt/Hahn 1991: 161). Die Geschichte des Bahnhofsbuchhandels war stets von der beson-deren Stellung der einzelnen Unternehmen in dem Spannungsfeld aus sich ändernden Beliefe-XV
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