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RRabenschlachtstropheDEpenstropheRadıˆfDGhaselRadikaler KonstruktivismusDAnalytische LiteraturwissenschaftRätselVerschlüsselte Frage als literarische Klein-form.Expl:Rätsel gehören, kommunikations-theoretisch gesehen, zur Gruppe der Prü-fungsfragen, da dem Rätselsteller die Ant-wort bekannt ist und der Gefragte sich inder Rolle eines Geprüften befindet. Im Un-terschied zu Examens- oder Quizfragenwird jedoch bei ihnen das Frageziel ver-schlüsselt umschrieben. Die Mittel der Rät-selverschlüsselung, die sich auf die Inhalts-(,Sachrätsel‘) und Ausdrucksseite (,Wort-rätsel‘) eines Lösungswortes beziehen kön-nen, sind vielfältig, daDAmbiguität, Vag-heit und fast alle Arten des uneigentlichenSprechens zur Verrätselung genutzt wer-den (Synonymie, Homonymie,DMetapher,Synekdoche(DMetonymie) u. a.). Auch dieVertextungsstrategien sind zahlreich: Rätselkönnen die Gestalt eines Berichts, einerFrage, Aufzählung, Ich-Rede usw. anneh-men. Meist sind sie von prägnanter Kürze,in Einzelfällen aber auch von mehrseitigerLänge.Bei der Unterscheidung zwischen ,Kunst-rätseln‘ und ,Volksrätseln‘ betont ,Kunsträt-sel‘ dieDPoetizitäteines Textes, während,Volksrätsel‘ eine soziale Komponente inden Vordergrund rückt. Die Begriffe stellenkein echtes Oppositionspaar dar und solltenauch nicht mit dem Gegensatz ,mündlich/schriftlich‘ vermischt werden.[Terminologisches Feld:]Für Untertypen des Rätsels haben sichEinzelbezeichnungen eingebürgert: so z. B.Halslösungsrätselfür Rätsel, die durch ihreRahmenhandlung definiert werden (ein Ver-urteilter kann sein Leben retten, indem erein Rätsel aufgibt, das niemand zu lösenvermag); auch werden Rätselformen nachden verwendeten Verschlüsselungen be-nannt, etwa derLogogriph, bei dem das Lö-sungswort durch Auslassung, Zufügungoder Änderung von Buchstaben gefundenwird; dasDAnagramm, das mit Buchsta-benversetzungen operiert; oder das rückläu-fig lesbarePalindrom(DKryptogramm). Beider Scharadewird die Lösung in selbstän-dige (silbische) Bestandteile zerlegt undderen Sinn umschrieben, beim Rebusistsie durch Aneinanderreihung von Bildern,Zahlen und Buchstaben verschlüsselt.WortG:Bereits im Ahd. sind Bezeichnun-gen wieratnussa,ratissau. a. für lat.aenigmabezeugt. Diese Bildungen warenvieldeutiger als der heutige Gattungsaus-druck, zumal lat.aenigmaauch als Begriffder Bibelhermeneutik gebraucht wurde.Noch bis in die Neuzeit konnten mitre-dersch,rednisz,retsche,rettrisch,ratung,rattusw. neben Rätseln auch andere schwie-rige Aufgaben bezeichnet sein. Die großeVielfalt der vonratenabgeleiteten Variantenhatte über das 16. Jh. hinaus Bestand, bissich mit dem Lutherschen Sprachgebrauchdie durch das Suffix-selgebildete nhd.Form durchsetzte. Auch die Tatsache, daßfür ,Rätsel‘ kein gemeingermanisches Wortexistierte (altnordischga ́ta; vgl. den goti-schen Belegfrisahts), deutet an, daß es sichbei Bildungen wieratnussanicht um eineuralte Terminologie zur engeren Bezeich-nung des Rätsels als Gattung handelndürfte (Nachweise: Tomasek 1993, 92102).

RRabenschlachtstropheDEpenstropheRadıˆfDGhaselRadikaler KonstruktivismusDAnalytische LiteraturwissenschaftRätselVerschlüsselte Frage als literarische Klein-form.Expl:Rätsel gehören, kommunikations-theoretisch gesehen, zur Gruppe der Prü-fungsfragen, da dem Rätselsteller die Ant-wort bekannt ist und der Gefragte sich inder Rolle eines Geprüften befindet. Im Un-terschied zu Examens- oder Quizfragenwird jedoch bei ihnen das Frageziel ver-schlüsselt umschrieben. Die Mittel der Rät-selverschlüsselung, die sich auf die Inhalts-(,Sachrätsel‘) und Ausdrucksseite (,Wort-rätsel‘) eines Lösungswortes beziehen kön-nen, sind vielfältig, daDAmbiguität, Vag-heit und fast alle Arten des uneigentlichenSprechens zur Verrätselung genutzt wer-den (Synonymie, Homonymie,DMetapher,Synekdoche(DMetonymie) u. a.). Auch dieVertextungsstrategien sind zahlreich: Rätselkönnen die Gestalt eines Berichts, einerFrage, Aufzählung, Ich-Rede usw. anneh-men. Meist sind sie von prägnanter Kürze,in Einzelfällen aber auch von mehrseitigerLänge.Bei der Unterscheidung zwischen ,Kunst-rätseln‘ und ,Volksrätseln‘ betont ,Kunsträt-sel‘ dieDPoetizitäteines Textes, während,Volksrätsel‘ eine soziale Komponente inden Vordergrund rückt. Die Begriffe stellenkein echtes Oppositionspaar dar und solltenauch nicht mit dem Gegensatz ,mündlich/schriftlich‘ vermischt werden.[Terminologisches Feld:]Für Untertypen des Rätsels haben sichEinzelbezeichnungen eingebürgert: so z. B.Halslösungsrätselfür Rätsel, die durch ihreRahmenhandlung definiert werden (ein Ver-urteilter kann sein Leben retten, indem erein Rätsel aufgibt, das niemand zu lösenvermag); auch werden Rätselformen nachden verwendeten Verschlüsselungen be-nannt, etwa derLogogriph, bei dem das Lö-sungswort durch Auslassung, Zufügungoder Änderung von Buchstaben gefundenwird; dasDAnagramm, das mit Buchsta-benversetzungen operiert; oder das rückläu-fig lesbarePalindrom(DKryptogramm). Beider Scharadewird die Lösung in selbstän-dige (silbische) Bestandteile zerlegt undderen Sinn umschrieben, beim Rebusistsie durch Aneinanderreihung von Bildern,Zahlen und Buchstaben verschlüsselt.WortG:Bereits im Ahd. sind Bezeichnun-gen wieratnussa,ratissau. a. für lat.aenigmabezeugt. Diese Bildungen warenvieldeutiger als der heutige Gattungsaus-druck, zumal lat.aenigmaauch als Begriffder Bibelhermeneutik gebraucht wurde.Noch bis in die Neuzeit konnten mitre-dersch,rednisz,retsche,rettrisch,ratung,rattusw. neben Rätseln auch andere schwie-rige Aufgaben bezeichnet sein. Die großeVielfalt der vonratenabgeleiteten Variantenhatte über das 16. Jh. hinaus Bestand, bissich mit dem Lutherschen Sprachgebrauchdie durch das Suffix-selgebildete nhd.Form durchsetzte. Auch die Tatsache, daßfür ,Rätsel‘ kein gemeingermanisches Wortexistierte (altnordischga ́ta; vgl. den goti-schen Belegfrisahts), deutet an, daß es sichbei Bildungen wieratnussanicht um eineuralte Terminologie zur engeren Bezeich-nung des Rätsels als Gattung handelndürfte (Nachweise: Tomasek 1993, 92102).
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