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,Geklonte Wörter": Anglizismen in spanischen Stilbüchern

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Sprachkontakte in der Romania
This chapter is in the book Sprachkontakte in der Romania
Petra Braselmann ,Geklonte Wörter": Anglizismen in spanischen Stilbüchern 0. Als Spezialisten für die kastilische Grammatik von Antonio de Nebrija (vgl. Ineichen: „Zur Stellung der spanischen Grammatik Nebrijas", 1991) lernte ich Gustav Ineichen persönlich kennen. Vor ein paar Tagen schickte er mir seinen jüngsten noch druckfrischen Beitrag „Englisch bzw. Angloamerikanisch als Universalsprache und die Sprachpolitik" (2003). Ich möchte in meinen Aus-fuhrungen beide Eckpunkte aufgreifen: Entlehnungen im Siglo de Oro und Ent-lehnungen in der Gegenwart, und zwar anhand von Stilbüchern, die die „sprach-politischen" Instrumente des gegenwärtigen Spaniens darstellen. 1. Eine sehr frühe Auseinandersetzung mit Lehnwörtern finden wir 1535 im Diálogo de la lengua von Juan de Valdés (einem der schärfsten Kritiker von Nebrija): „quiero aprovechar de los [vocablos] que hallo en las otras lenguas" (DL 143). Auf die Zustimmung seines Gesprächspartners Marcio, der betont, „que ninguna lengua ay en el mundo a la qual no estuviesse bien que le fuessen añadidos algunos vocablos" und einschränkend fortführt, dass man aber unter-scheiden müsse, ob es sich dabei um „Luxuslehnwörter" („por ornamento") oder um „Bedürfnislehnwörter" („por necessidad") handele (DL 143), entgegnet Valdés, dass Entlehnungen niemals „notwendig" seien, um „sprimir los con-cetos [...] porque, si algunas cosas no las podemos esplicar con una palabra, esplicámoslas con dos o tres" (DL 144). In diesem Sinne schlägt Valdés vor, aus dem Griechischen z.B. paradoxa, tiranizar (DL 140), aus dem Lateinischen etwa insolencia, decoro, obieto, professión (DL 141 f.) und aus dem Italieni-schen z.B. facilitar und aspirar in der Bedeutung ,tener ojo'1 zu übernehmen (DL 142). Valdés argumentiert meist semantisch: nicht nur bei dem letzten Bei-spiel, sondern auch bei obieto und professión, die er in der lat. Bedeutung verwendet wissen will. Er strebt also m.a.W. semantische Neologismen bzw. Lehnbedeutungen an. Gerne würde er auch obnoxius und abutere ins Kastili-sche einführen, gibt ihnen aber wenig Erfolgsaussichten, weil sie „son tan remotos del hablar castellano" (DL 142). Coriolano kritisiert die liberale Ein-stellung Valdés' („No me plaze que seáis tan liberal en acrecentar vocablos en vuestra lengua") mit dem (sprachpflegerischen) Argument, dass man auf Ent-lehnungen verzichten könne, da es sie auch früher nicht gegeben habe (DL 142), Er nennt da Beispiel: „Cada cardenal aspira al papado". In dieser italienischen Bedeutung zum ersten Mal bei Valdés belegt (Corominas / Pascual 1980—91 :II, s. espirar).

Petra Braselmann ,Geklonte Wörter": Anglizismen in spanischen Stilbüchern 0. Als Spezialisten für die kastilische Grammatik von Antonio de Nebrija (vgl. Ineichen: „Zur Stellung der spanischen Grammatik Nebrijas", 1991) lernte ich Gustav Ineichen persönlich kennen. Vor ein paar Tagen schickte er mir seinen jüngsten noch druckfrischen Beitrag „Englisch bzw. Angloamerikanisch als Universalsprache und die Sprachpolitik" (2003). Ich möchte in meinen Aus-fuhrungen beide Eckpunkte aufgreifen: Entlehnungen im Siglo de Oro und Ent-lehnungen in der Gegenwart, und zwar anhand von Stilbüchern, die die „sprach-politischen" Instrumente des gegenwärtigen Spaniens darstellen. 1. Eine sehr frühe Auseinandersetzung mit Lehnwörtern finden wir 1535 im Diálogo de la lengua von Juan de Valdés (einem der schärfsten Kritiker von Nebrija): „quiero aprovechar de los [vocablos] que hallo en las otras lenguas" (DL 143). Auf die Zustimmung seines Gesprächspartners Marcio, der betont, „que ninguna lengua ay en el mundo a la qual no estuviesse bien que le fuessen añadidos algunos vocablos" und einschränkend fortführt, dass man aber unter-scheiden müsse, ob es sich dabei um „Luxuslehnwörter" („por ornamento") oder um „Bedürfnislehnwörter" („por necessidad") handele (DL 143), entgegnet Valdés, dass Entlehnungen niemals „notwendig" seien, um „sprimir los con-cetos [...] porque, si algunas cosas no las podemos esplicar con una palabra, esplicámoslas con dos o tres" (DL 144). In diesem Sinne schlägt Valdés vor, aus dem Griechischen z.B. paradoxa, tiranizar (DL 140), aus dem Lateinischen etwa insolencia, decoro, obieto, professión (DL 141 f.) und aus dem Italieni-schen z.B. facilitar und aspirar in der Bedeutung ,tener ojo'1 zu übernehmen (DL 142). Valdés argumentiert meist semantisch: nicht nur bei dem letzten Bei-spiel, sondern auch bei obieto und professión, die er in der lat. Bedeutung verwendet wissen will. Er strebt also m.a.W. semantische Neologismen bzw. Lehnbedeutungen an. Gerne würde er auch obnoxius und abutere ins Kastili-sche einführen, gibt ihnen aber wenig Erfolgsaussichten, weil sie „son tan remotos del hablar castellano" (DL 142). Coriolano kritisiert die liberale Ein-stellung Valdés' („No me plaze que seáis tan liberal en acrecentar vocablos en vuestra lengua") mit dem (sprachpflegerischen) Argument, dass man auf Ent-lehnungen verzichten könne, da es sie auch früher nicht gegeben habe (DL 142), Er nennt da Beispiel: „Cada cardenal aspira al papado". In dieser italienischen Bedeutung zum ersten Mal bei Valdés belegt (Corominas / Pascual 1980—91 :II, s. espirar).

Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. Inhalt V
  3. Einleitung 1
  4. Schriftenverzeichnis von Gustav Ineichen (ab 1998) 3
  5. ITALOROMANIA
  6. Galloromanische Elemente im Altitalienischen 7
  7. Per lo studio del contatto romanzo-germanico: la sintassi del cimbro 23
  8. Allomorfia suffissale: prestiti e neoformazioni, predittività e produttività 45
  9. Oltre la lingua: nomi di eretici e di aderenti ai movimenti pauperistici (bigotto, béguine) e le loro implicazioni metodologiche. Forza semantica di bagordo e di bordello 89
  10. RAETOROMANIA
  11. Zur unpersönlichen Konstruktion im Gadertalisch- Grödnerischen und Friaulischen 109
  12. Gli orientalismi nel francese d'Oltremare 123
  13. A-lā, Eh und Holà: ‘Amr ibn Kulṯūms Verse über den Wein - zweimal französisch: von Jacques Berque und Pierre Larcher 135
  14. Eine Crux im Text von Marco Polo: rondes 147
  15. Das „Croissant": eine Nachschau im Abstand von 90 Jahren (mit zwei dialektometrisch erstellten Farbkarten) 159
  16. Considérations sur le francoprovençal 173
  17. IBEROROMANIA
  18. Die ersten brasilianischen Entlehnungen aus dem Tupi (1500-1570) 185
  19. Mexikanische und brasilianische Toponymie indianischen Ursprungs 203
  20. Materia iberoromanza e spirito olandese: Zum niederländischen Anteil am Papiamento 223
  21. ,Geklonte Wörter": Anglizismen in spanischen Stilbüchern 231
  22. Zur „Keltomanie" in Portugal 249
  23. ROMANIA
  24. Die Nutzung von Angloamerikanismen zwischen Bedürfnis und Luxus. Spanische, französische, italienische und deutsche Beispiele aus Hip-Hop-Zeitschriften 259
  25. EXKURS: VARIA
  26. Die „Rohen" und die „Gekochten": Anmerkungen zur Metaphorik des Kulinarischen in China 273
  27. Über die Versprachlichung des Weingeschmacks 283
  28. Ein professorales Partygespräch 297
Downloaded on 14.11.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110913712-016/pdf?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOooHq6olLpcEdwWr2ilRUbEPfMFkjTU2lWQghSYX_Y40U1K5IFDR
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