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3. Zum Begriff des Stereotyps

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Sprachgeprägte Frauenbilder
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3. Zum Begriff des Stereotyps Als Terminus, der sowohl alltagssprachlich als auch fachsprachlich - in meh-reren wissenschaftlichen Disziplinen (Sozialwissenschaften, Linguistik, Me-dizin, Psychiatrie etc.) - in verschiedenen Bedeutungen verwendet wird, be-darf der Begriff, Stereotyp' zunächst einer Begriffsklärung.1 Der Terminus stammt ursprünglich aus der Druckersprache und steht für „,fest miteinander verbundene Druckzeilen' im Unterschied zu .beweglichen Lettern'" (Bußmann 1990: 735). Von den Sozialwissenschaften wurde .Ste-reotyp' zur Bezeichnung von emotional geprägten, festgefugten (Vor-)Urtei-len gegenüber sozialen Gruppen (Nationen, Religionsgemeinschaften etc.) aufgenommen. In der Linguistik wird .Stereotyp' in diversen theoretischen Modellen ver-wendet: Während sich soziolinguistische und gesprächsanalytische Ansätze (d.h. die eigentliche linguistische Stereotypenforschung; Abschnitt 3.2.1) weit-gehend auf den sozialwissenschaftlichen Stereotypbegriff stützen, bezeichnet .Stereotyp' in der Phraseologie eine gleich bleibende, feste sprachliche Wen-dung (Abschnitt 3.2.4). In der Semantik steht ,Stereotyp' für bestimmte Ele-mente der lexikalischen Bedeutung (Abschnitt 3.2.2). Die verschiedenen linguistischen Stereotyp-Auffassungen schließen sich gegenseitig nicht aus, sondern befruchten sich vielmehr gegenseitig - besonders in den letzten Jah-ren (Abschnitt 3.2.4). Im Folgenden sollen der sozialwissenschaftliche und die verschiedenen linguistischen Ansätze, d.h. insbesondere deren Stereotyp-begriffe kurz skizziert werden. 3.1. Sozialwissenschaftlicher Ansatz Die sozialwissenschaftliche Stereotypenforschung reicht zurück in die 1920er-Jahre und ist eng mit der Vorurteilsforschung verbunden. Als Grund-lage des sozialwissenschaftlichen Traditionsstrangs gilt das Werk „Public Opinion" von Walter Lippmann (1922; dt. „Die öffentliche Meinung", 1964). Mit der Verwendung des Terminus .Stereotyp' knüpft Lippmann an die Dru-ckersprache an und überträgt den Begriff erstmals auf soziale Beziehungen. Eine Definition von .Stereotyp' sucht man bei Lippmann jedoch vergeblich. 1 Neben den Bedeutungsdifferenzen des Begriffs existieren auch zwei Deklinations-formen im Plural: die Stereotype bzw. die Stereotype«, so dass - in den Zitaten -zwei Pluralformen vorkommen.

3. Zum Begriff des Stereotyps Als Terminus, der sowohl alltagssprachlich als auch fachsprachlich - in meh-reren wissenschaftlichen Disziplinen (Sozialwissenschaften, Linguistik, Me-dizin, Psychiatrie etc.) - in verschiedenen Bedeutungen verwendet wird, be-darf der Begriff, Stereotyp' zunächst einer Begriffsklärung.1 Der Terminus stammt ursprünglich aus der Druckersprache und steht für „,fest miteinander verbundene Druckzeilen' im Unterschied zu .beweglichen Lettern'" (Bußmann 1990: 735). Von den Sozialwissenschaften wurde .Ste-reotyp' zur Bezeichnung von emotional geprägten, festgefugten (Vor-)Urtei-len gegenüber sozialen Gruppen (Nationen, Religionsgemeinschaften etc.) aufgenommen. In der Linguistik wird .Stereotyp' in diversen theoretischen Modellen ver-wendet: Während sich soziolinguistische und gesprächsanalytische Ansätze (d.h. die eigentliche linguistische Stereotypenforschung; Abschnitt 3.2.1) weit-gehend auf den sozialwissenschaftlichen Stereotypbegriff stützen, bezeichnet .Stereotyp' in der Phraseologie eine gleich bleibende, feste sprachliche Wen-dung (Abschnitt 3.2.4). In der Semantik steht ,Stereotyp' für bestimmte Ele-mente der lexikalischen Bedeutung (Abschnitt 3.2.2). Die verschiedenen linguistischen Stereotyp-Auffassungen schließen sich gegenseitig nicht aus, sondern befruchten sich vielmehr gegenseitig - besonders in den letzten Jah-ren (Abschnitt 3.2.4). Im Folgenden sollen der sozialwissenschaftliche und die verschiedenen linguistischen Ansätze, d.h. insbesondere deren Stereotyp-begriffe kurz skizziert werden. 3.1. Sozialwissenschaftlicher Ansatz Die sozialwissenschaftliche Stereotypenforschung reicht zurück in die 1920er-Jahre und ist eng mit der Vorurteilsforschung verbunden. Als Grund-lage des sozialwissenschaftlichen Traditionsstrangs gilt das Werk „Public Opinion" von Walter Lippmann (1922; dt. „Die öffentliche Meinung", 1964). Mit der Verwendung des Terminus .Stereotyp' knüpft Lippmann an die Dru-ckersprache an und überträgt den Begriff erstmals auf soziale Beziehungen. Eine Definition von .Stereotyp' sucht man bei Lippmann jedoch vergeblich. 1 Neben den Bedeutungsdifferenzen des Begriffs existieren auch zwei Deklinations-formen im Plural: die Stereotype bzw. die Stereotype«, so dass - in den Zitaten -zwei Pluralformen vorkommen.
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