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ERSTES KAPITEL Die Gründung literarischer Salons um 1780

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ERSTES KAPITEL Die Gründung literarischer Salons um 1780 Entstehungsbedingungen der Berliner Salons im 18. Jahrhundert Gegen eine mit ihrer Geschichte bis in die Römerzeit zurückrei-chende Metropole wie Paris, die schon jahrhundertelang eine Universi-tät besaß und ein kulturelles Zentrum Europas darstellte, wirkte Berlin im 17. Jahrhundert klein, unbedeutend und provinziell. Im armen und durch den Dreißigjährigen Krieg schwer betroffenen Brandenburg-Preußen entwickelte sich nur langsam und unter Schwierigkeiten ein kulturelles Leben, das eine Grundlage für die Entstehung von literari-schen Salons bilden konnte. Durch seine nordöstliche Randlage in Deutschland hatte Brandenburg-Preußen zusätzliche Nachteile: Es war räumlich weit von kulturell tonangebenden Städten wie Wien oder Paris entfernt. Allerdings lagen einige nordwestdeutsche Besitzungen Brandenburg-Preußens in der Nachbarschaft der Niederlande, die da-mals ihr goldenes Zeitalter erlebten. Niederländische, nicht französi-sche Einflüsse prägten den ersten wirtschaftlichen und kulturellen Auf-schwung Berlins unter der Regierung des Kurfürsten Friedrich Wil-helm (1640—1688). In diesem Zusammenhang ist dessen erste Frau zu nennen, die fromme und hochgebildete Luise Henriette von Oranien (1627—1667). Einen „Musenhof" oder einen salonartigen Zirkel konnte sie bis zu ihrem frühen Tode freilich noch nicht schaffen. Dagegen richtete sie auf ihren Besitzungen in Oranienburg Musterwirtschaften nach niederländischem Vorbild ein und kümmerte sich um die Verbes-serung der Milchwirtschaft und des Gemüseanbaus.65 Nachdem Brandenburg-Preußen durch den Großen Kurfürsten poli-tisch, wirtschaftlich und militärisch gefestigt worden war, konnte sich das kulturelle Leben unter seinem Nachfolger Friedrich III. (I.) stärker entwickeln. Dessen Gemahlin Sophie Charlotte (1668—1705), seit 1701 erste preußische Königin, gehört in die unmittelbare Vorge-

ERSTES KAPITEL Die Gründung literarischer Salons um 1780 Entstehungsbedingungen der Berliner Salons im 18. Jahrhundert Gegen eine mit ihrer Geschichte bis in die Römerzeit zurückrei-chende Metropole wie Paris, die schon jahrhundertelang eine Universi-tät besaß und ein kulturelles Zentrum Europas darstellte, wirkte Berlin im 17. Jahrhundert klein, unbedeutend und provinziell. Im armen und durch den Dreißigjährigen Krieg schwer betroffenen Brandenburg-Preußen entwickelte sich nur langsam und unter Schwierigkeiten ein kulturelles Leben, das eine Grundlage für die Entstehung von literari-schen Salons bilden konnte. Durch seine nordöstliche Randlage in Deutschland hatte Brandenburg-Preußen zusätzliche Nachteile: Es war räumlich weit von kulturell tonangebenden Städten wie Wien oder Paris entfernt. Allerdings lagen einige nordwestdeutsche Besitzungen Brandenburg-Preußens in der Nachbarschaft der Niederlande, die da-mals ihr goldenes Zeitalter erlebten. Niederländische, nicht französi-sche Einflüsse prägten den ersten wirtschaftlichen und kulturellen Auf-schwung Berlins unter der Regierung des Kurfürsten Friedrich Wil-helm (1640—1688). In diesem Zusammenhang ist dessen erste Frau zu nennen, die fromme und hochgebildete Luise Henriette von Oranien (1627—1667). Einen „Musenhof" oder einen salonartigen Zirkel konnte sie bis zu ihrem frühen Tode freilich noch nicht schaffen. Dagegen richtete sie auf ihren Besitzungen in Oranienburg Musterwirtschaften nach niederländischem Vorbild ein und kümmerte sich um die Verbes-serung der Milchwirtschaft und des Gemüseanbaus.65 Nachdem Brandenburg-Preußen durch den Großen Kurfürsten poli-tisch, wirtschaftlich und militärisch gefestigt worden war, konnte sich das kulturelle Leben unter seinem Nachfolger Friedrich III. (I.) stärker entwickeln. Dessen Gemahlin Sophie Charlotte (1668—1705), seit 1701 erste preußische Königin, gehört in die unmittelbare Vorge-
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