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4 De- und Re-Mythisierung. Alfred Andersch: Der Tod des James Dean

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Die Bedeutung des Populären
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4De- undRe-Mythisierung. Alfred Andersch:DerToddes James Dean4.1 Ein diskursivesRelaisIm UnterschiedzuzahlreichenAutorinnen undAutoren der frühen Bundesre-publik führte derWegvon Alfred Andersch nichtaus der Literatur ins Radio,sondern umgekehrtausdem Radio und der Presse in die Literatur.Zeitweise warihm die redaktionelle Leitungvon Kulturprogrammen des NWDR und desHRgleichzeitigüberantwortet.¹Gewiss sorgte derautobiografischeBerichtDieKir-schen der Freiheit(1952),indem die Desertion an der italienischenFront als einAkt der freien Entscheidungzur Demokratie heroisiert wird, für literarischeAuf-merksamkeit.Mit der Desertionausder Wehrmacht schnitt derText ein heiklesThemaan. Eine Debatte war Andersch, der so etwasgutzunutzen wusste,gesi-chert.²Vorund nach dem Romandebüt dominieren jedochRundfunk-und Pres-searbeit.Vgl. Stephan Reinhardt,AlfredAndersch.Eine Biographie,Zürich 1996,S.194199.Auf dieengeBindungvonLiteratur und Hörfunk in der frühen Bundesrepublikwurde anverschiedenenStellen hingewiesen.Das Radioverschafft denAutorinnen undAutoren Gehör im Rahmen di-verserKultursendungen und bietet mit der GattungHörspiel eine wichtige,zusätzliche Einnah-mequelle.Vgl. zumHörspiel der 1950erJahre instruktiv: ThomasKoebner,Parabelernst undKonversationskomik. Das Hörspiel der fünfzigerJahre. In: Geschichteder deutschen Literaturvon1945bis zur Gegenwart.Hg. vonWilfriedBarner et al., München22006,S.244259; sowie Hans-JürgenKrug, Kleine Geschichtedes Hörspiels.Konstanz22008, S.5180.Bekanntlich wirddiese Stilisierungder Freiheitauch Jahrzehntespäter zu einem Zankapfel, alsder in Großbritannien lebende SchriftstellerW. G. Sebald in einer harschen PolemikaufAnderschsopportunistische Rolle im DrittenReich hinweist.Literatursei hier,soSebald,hauptsächlich einMittel zurBegradigung desLebenslaufsund kaum alsKunstform zu be-zeichnen.W. G. Sebald, Der Schriftsteller Alfred Andersch. In: Sebald,Luftkrieg und Literatur.Miteinem EssayzuAlfredAndersch,Frankfurt a. M.72001,S.111148, hier S.144. Eine Debatteentzündet sich, in der demAutor Andersch freilich nur eineStellvertreterfunktionzukommt.Vielmehr wirdgenerell nach demZusammenhangvonBiografien, DrittemReich und narrativerAufarbeitung nach 1945gefragt.NormanÄchtler,Einleitung: Alfred AnderschEngagierteAu-torschaft im Literatursystem der Bundesrepublik. In: Alfred Andersch.EngagierteAutorschaft imLiteratursystem der Bundesrepublik, hrsg. vonNormanÄchtler,Stuttgart2016,S.142,hier S.14.ZurgrundlegendenAufbereitungdieser Debattevgl. den SammelbandvonJörgDöring/MarkusJoch (Hg.), Alfred Anderschrevisited.Werkbiographische Studien im Zeichen der Sebald-De-batte, Berlin/Boston2011.https://doi.org/10.1515/9783110739947-004
© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

4De- undRe-Mythisierung. Alfred Andersch:DerToddes James Dean4.1 Ein diskursivesRelaisIm UnterschiedzuzahlreichenAutorinnen undAutoren der frühen Bundesre-publik führte derWegvon Alfred Andersch nichtaus der Literatur ins Radio,sondern umgekehrtausdem Radio und der Presse in die Literatur.Zeitweise warihm die redaktionelle Leitungvon Kulturprogrammen des NWDR und desHRgleichzeitigüberantwortet.¹Gewiss sorgte derautobiografischeBerichtDieKir-schen der Freiheit(1952),indem die Desertion an der italienischenFront als einAkt der freien Entscheidungzur Demokratie heroisiert wird, für literarischeAuf-merksamkeit.Mit der Desertionausder Wehrmacht schnitt derText ein heiklesThemaan. Eine Debatte war Andersch, der so etwasgutzunutzen wusste,gesi-chert.²Vorund nach dem Romandebüt dominieren jedochRundfunk-und Pres-searbeit.Vgl. Stephan Reinhardt,AlfredAndersch.Eine Biographie,Zürich 1996,S.194199.Auf dieengeBindungvonLiteratur und Hörfunk in der frühen Bundesrepublikwurde anverschiedenenStellen hingewiesen.Das Radioverschafft denAutorinnen undAutoren Gehör im Rahmen di-verserKultursendungen und bietet mit der GattungHörspiel eine wichtige,zusätzliche Einnah-mequelle.Vgl. zumHörspiel der 1950erJahre instruktiv: ThomasKoebner,Parabelernst undKonversationskomik. Das Hörspiel der fünfzigerJahre. In: Geschichteder deutschen Literaturvon1945bis zur Gegenwart.Hg. vonWilfriedBarner et al., München22006,S.244259; sowie Hans-JürgenKrug, Kleine Geschichtedes Hörspiels.Konstanz22008, S.5180.Bekanntlich wirddiese Stilisierungder Freiheitauch Jahrzehntespäter zu einem Zankapfel, alsder in Großbritannien lebende SchriftstellerW. G. Sebald in einer harschen PolemikaufAnderschsopportunistische Rolle im DrittenReich hinweist.Literatursei hier,soSebald,hauptsächlich einMittel zurBegradigung desLebenslaufsund kaum alsKunstform zu be-zeichnen.W. G. Sebald, Der Schriftsteller Alfred Andersch. In: Sebald,Luftkrieg und Literatur.Miteinem EssayzuAlfredAndersch,Frankfurt a. M.72001,S.111148, hier S.144. Eine Debatteentzündet sich, in der demAutor Andersch freilich nur eineStellvertreterfunktionzukommt.Vielmehr wirdgenerell nach demZusammenhangvonBiografien, DrittemReich und narrativerAufarbeitung nach 1945gefragt.NormanÄchtler,Einleitung: Alfred AnderschEngagierteAu-torschaft im Literatursystem der Bundesrepublik. In: Alfred Andersch.EngagierteAutorschaft imLiteratursystem der Bundesrepublik, hrsg. vonNormanÄchtler,Stuttgart2016,S.142,hier S.14.ZurgrundlegendenAufbereitungdieser Debattevgl. den SammelbandvonJörgDöring/MarkusJoch (Hg.), Alfred Anderschrevisited.Werkbiographische Studien im Zeichen der Sebald-De-batte, Berlin/Boston2011.https://doi.org/10.1515/9783110739947-004
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