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5. Schaffensphase 1540–1549. Part 2

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Hans Sachs
This chapter is in the book Hans Sachs
350 1546gezierten“ Sprachen und Astronomie, Dingen, die kein Mensch brauche. Schluss: Die Lehre vom rechten Leben ist einfach; man soll sich nach dem Gewissen richten, viele Bücher und Unterricht brauche man nicht. Q.: Ulenspiegel 1532, Zusatzgeschichte Nr. 99.Lit.:Tenberg 1996, 121.29.  4. 1546. Der wolff mit dem pild (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 4, Nr. 282). Ein hungriger Wolf findet im Gras ein schönes Bild und ist enttäuscht, weil es nicht lebendig ist. Er meint, es sei zwar schön geschnitten, doch die Kunst sei umsonst, da das Bild kein Hirn und keine Sinne habe [Str. 1 und 2]. Ein Aufruf an die Jugend: Ein schöner Mensch ohne geistige Fähigkeiten ist eine Schande, wenn er als Tölpel herumsitzt. Die Schönheit vermag nichts ohne Tugend [Str. 3]. Q.: Romulus 2,14 = 44 T. (2,14 Steinhöwel).30.  4. 1546. Der Herman mit dem Esel (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D.  4, Nr.  283). Hermann, ein Bauer aus Erfurt, transportiert sein Korn auf sieben Eseln, die wie auf einem Saumpfad hintereinander laufen, auf ein Schloss. Heimwärts reitet der Bauer auf dem hintersten Esel und zählt nur sechs Tiere. Sofort sucht er das siebte. Als er die Suche aufgegeben hat und von seinem Esel absteigt, lacht ihn seine Frau aus. Schluss: Wer etwas sucht, ohne zu denken, zu dem sagt man: Du bist wie Hermann, der seinen Esel sucht, obwohl er auf ihm sitzt.30. 4. 1546. Eulenspigel mit dem rosschwancz (Folz, Blutton; G./D. 4, Nr. 284). Ein Pferdehändler in Wismar prüft die Pferde nicht dadurch, dass er ihnen ins Maul schaut, sondern indem er sie am Schwanz zieht. Eulenspiegel lässt einem alten Ross den Schwanz abschneiden und es schmücken. Mit Blut und Harz klebt er dem Gaul den Schwanz wieder an. Er will ihn auf dem Pferdemarkt dem Händler für zwanzig Gulden verkaufen. Der Händler gibt ihm nur zehn. Aber da geraten zwei nasse knabenaneinander: Als der Händler das Ross prüfen will, reißt er ihm den Schwanz ab. Eulen-spiegel verklagt den Händler vor Gericht, weil der seinen Gaul geschändet habe, bekommt seine restlichen zehn Gulden und zieht weiter. Q.: <Hermann Bote>, Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 63 (65).2.  5. 1546. Der Saul mit dem spies (Vogel, Lilienweise). David wird nach dem Sieg über die Philister mehr gefeiert als Saul. Dieser versucht deswegen, ihn zu ermorden [Str. 1 und 2]. Merckt: Dünkel führt zu Neid und Hass, Zorn aber zu Tyrannei. Eine Sünde zieht die andere nach sich. Bitte um Verschonung vor solchen Lastern [Str. 3]. Q.: 1Sam 18,6–16. Vgl. KG 3727 = Ml. und 5078 = Trag.2. 5. 1546. Drey Fünsinger Schwenk (Fülsack, Reuterton; G./D. 4, Nr. 285). Ein Fün-singer Bauer findet im Wald eine Armbrust und hält sie für ein Kreuz. Als er die Arm-brust aufhebt, um das „Kreuz“ zu küssen, wird er zurückgestoßen, und seine Nase wird abgeschlagen. Nun verflucht der Bauer das Holz [Str. 1]. Sechs Bauern kommen zu einem Brunnen, in dem sich die Sonne spiegelt. Die Bauern halten das Spiegelbild für einen Käse. Sie hängen sich aneinander, um ihn zu holen. Als der oberste in die Hände spuckt, stürzen alle in den Brunnen [Str. 2]. Fünsinger Bauern sitzen auf Eichen, um die Eicheln abzurupfen. Dabei fällt einer vom Baum, verfängt sich in einer 19821983198419851986
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350 1546gezierten“ Sprachen und Astronomie, Dingen, die kein Mensch brauche. Schluss: Die Lehre vom rechten Leben ist einfach; man soll sich nach dem Gewissen richten, viele Bücher und Unterricht brauche man nicht. Q.: Ulenspiegel 1532, Zusatzgeschichte Nr. 99.Lit.:Tenberg 1996, 121.29.  4. 1546. Der wolff mit dem pild (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 4, Nr. 282). Ein hungriger Wolf findet im Gras ein schönes Bild und ist enttäuscht, weil es nicht lebendig ist. Er meint, es sei zwar schön geschnitten, doch die Kunst sei umsonst, da das Bild kein Hirn und keine Sinne habe [Str. 1 und 2]. Ein Aufruf an die Jugend: Ein schöner Mensch ohne geistige Fähigkeiten ist eine Schande, wenn er als Tölpel herumsitzt. Die Schönheit vermag nichts ohne Tugend [Str. 3]. Q.: Romulus 2,14 = 44 T. (2,14 Steinhöwel).30.  4. 1546. Der Herman mit dem Esel (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D.  4, Nr.  283). Hermann, ein Bauer aus Erfurt, transportiert sein Korn auf sieben Eseln, die wie auf einem Saumpfad hintereinander laufen, auf ein Schloss. Heimwärts reitet der Bauer auf dem hintersten Esel und zählt nur sechs Tiere. Sofort sucht er das siebte. Als er die Suche aufgegeben hat und von seinem Esel absteigt, lacht ihn seine Frau aus. Schluss: Wer etwas sucht, ohne zu denken, zu dem sagt man: Du bist wie Hermann, der seinen Esel sucht, obwohl er auf ihm sitzt.30. 4. 1546. Eulenspigel mit dem rosschwancz (Folz, Blutton; G./D. 4, Nr. 284). Ein Pferdehändler in Wismar prüft die Pferde nicht dadurch, dass er ihnen ins Maul schaut, sondern indem er sie am Schwanz zieht. Eulenspiegel lässt einem alten Ross den Schwanz abschneiden und es schmücken. Mit Blut und Harz klebt er dem Gaul den Schwanz wieder an. Er will ihn auf dem Pferdemarkt dem Händler für zwanzig Gulden verkaufen. Der Händler gibt ihm nur zehn. Aber da geraten zwei nasse knabenaneinander: Als der Händler das Ross prüfen will, reißt er ihm den Schwanz ab. Eulen-spiegel verklagt den Händler vor Gericht, weil der seinen Gaul geschändet habe, bekommt seine restlichen zehn Gulden und zieht weiter. Q.: <Hermann Bote>, Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 63 (65).2.  5. 1546. Der Saul mit dem spies (Vogel, Lilienweise). David wird nach dem Sieg über die Philister mehr gefeiert als Saul. Dieser versucht deswegen, ihn zu ermorden [Str. 1 und 2]. Merckt: Dünkel führt zu Neid und Hass, Zorn aber zu Tyrannei. Eine Sünde zieht die andere nach sich. Bitte um Verschonung vor solchen Lastern [Str. 3]. Q.: 1Sam 18,6–16. Vgl. KG 3727 = Ml. und 5078 = Trag.2. 5. 1546. Drey Fünsinger Schwenk (Fülsack, Reuterton; G./D. 4, Nr. 285). Ein Fün-singer Bauer findet im Wald eine Armbrust und hält sie für ein Kreuz. Als er die Arm-brust aufhebt, um das „Kreuz“ zu küssen, wird er zurückgestoßen, und seine Nase wird abgeschlagen. Nun verflucht der Bauer das Holz [Str. 1]. Sechs Bauern kommen zu einem Brunnen, in dem sich die Sonne spiegelt. Die Bauern halten das Spiegelbild für einen Käse. Sie hängen sich aneinander, um ihn zu holen. Als der oberste in die Hände spuckt, stürzen alle in den Brunnen [Str. 2]. Fünsinger Bauern sitzen auf Eichen, um die Eicheln abzurupfen. Dabei fällt einer vom Baum, verfängt sich in einer 19821983198419851986
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