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4. Schaffensphase Februar 1530–Dezember 1539

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Hans Sachs
This chapter is in the book Hans Sachs
4 Schaffensphase Februar 1530–Dezember 1539184 geistlichen stehen bereits 168 weltliche und 4 beiden Bereichen zugehörige Meis- terlieder gegenüber, 1 geistlichen 4 weltliche Lieder, 21 geistlichen 155 weltliche Spruchgedichte und 3 geistlichen 18 weltliche Dramen, insgesamt also 213 geistlichen 345 weltliche Dichtungen. In dieser Phase verfasst Sachs 10 seiner 12 ersten tragedi/comedi, wobei er sich – vermutlich experimentell – einerseits am antiken und huma-nistischen Drama orientiert, anderseits auf Anregung Luthers an den beiden ersten biblischen Stoffen versucht. Dann unterbricht er das Dichten von tragedi und comedivom 8. 10. 1536 bis zum 17. 11. 1545, also für fast genau 9 Jahre.Mit dem folgenden Gedicht beginnt SG 2 (verl.):20. 2. 1530. [E] Ein lobspruch der statt Nürnberg (K./G. 4,189). 384 Vs. 189,2–191,33 die Allegorie aus KG 188 f. und Führung durch den Persifanten zur Stadt. 191,34 ff. Auflösung der Allegorie, Stadtbeschreibung in Frage und Antwort. 194,15 ff. Ein für-sichtiger, weiser rat. Vgl. KG 188, 189 = Mll.Lit.:Heger 1978, 789–799; Kugler 1978, 92–103 (100: „Begreift man den ‚Lobspruch‘ als eine Geste des guten Willens, dann ist verständlich, daß Sachs seine Polemik gegen die geistlichen und weltlichen Feinde Nürnbergs, die in der Meisterliedfassung ein wichtiges Thema gewesen war und die gesamte Mittelstrophe des ‚auffschlus‘ eingenommen hatte, nicht in seinen Spruch übernehmen mochte.“); Ecker 1981, 163–174; Weisshaar-Kiem 1982, 56.277 f. (56: „Sachs verarbeitet hier die Stoffe der bishe-rigen Lobgedichte zu einem höchst kunstvollen Neuen [...]. Sachs spricht hier alle Themen des huma-nistischen Städtelobs an.“); M. E. Müller 1985, 148–153 (148: „Der aktuelle Anlaß seiner Entstehung, Sachs’ Versuch, sich nach dem strengen Verweis von 1527 erneut das Wohlwollen des Rats zu sichern, ist bisher sicher überbewertet worden [...]. Sachs’ Nürnbergspruch ist seine ‚Utopia‘.“); Kugler 1986, 212–215; R. Brandt 1992/93, 92 f.; Feuerstein 2001, 144; Sasse 2002; Heinritz 2003, 497–499; Snyder 2003; Classen 2009a, 579–582; Classen 2009b, 84–88; Meyer 2009, 267–269.451 f.; Shockey 2009, 316 ff.; Paintner 2010, 370 f.; Gabaude 2013a.2. 3. 1530. [E] Die zehen fürtreffenlichen tugendt, so das ehrlich alter an im hat (K./G. 3,233). 160 Vs. Es sprechen der Reihe nach Sapientia, Prudentia, Diligentia, Elo-quentia, Constantia, Gravitas, Fides, Justitia, Temperantia, Pietas je 16 Verse.3. 3. 1530. Der Samariter Aligoria (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. [Str. 1 und 2 Aufge-sang] u. Q. wie KG 140 = Ml. Vgl. 1799, 4287 = Mll. und 449, 5473 = Sgg. Auslegung: Das Menschengeschlecht geht vom Himmel (Jerusalem) auf die Welt (Jericho), fällt in Sünde (Mörder), wird der Unschuld beraubt, das Gewissen wird wund geschlagen. Weder die Gebote (Priester) noch die Propheten (Levit) können ihm helfen. Christus (Samariter) kommt und gießt Gesetz und Evangelium in die Wunden, führt uns durch sein Sterben zur Gnade in die Herberge der Christenheit und lässt zwei Sakramente (Groschen) zurück.9. 3. 1530. Die grabes hueter aligoria (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,11–15. Vgl. 1958, 3255, 3266, 3512, 5147 = Mll. und 5461 = Sg. Die Chris-ten sollen unter den Hohepriestern diejenigen verstehen, die lange Jahre das Wort Gottes verhindert haben. Es lag in dem Grab, auf dem der Stein menschlicher Lehre 375376377378https://doi.org/10.1515/9783110657289-004
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

4 Schaffensphase Februar 1530–Dezember 1539184 geistlichen stehen bereits 168 weltliche und 4 beiden Bereichen zugehörige Meis- terlieder gegenüber, 1 geistlichen 4 weltliche Lieder, 21 geistlichen 155 weltliche Spruchgedichte und 3 geistlichen 18 weltliche Dramen, insgesamt also 213 geistlichen 345 weltliche Dichtungen. In dieser Phase verfasst Sachs 10 seiner 12 ersten tragedi/comedi, wobei er sich – vermutlich experimentell – einerseits am antiken und huma-nistischen Drama orientiert, anderseits auf Anregung Luthers an den beiden ersten biblischen Stoffen versucht. Dann unterbricht er das Dichten von tragedi und comedivom 8. 10. 1536 bis zum 17. 11. 1545, also für fast genau 9 Jahre.Mit dem folgenden Gedicht beginnt SG 2 (verl.):20. 2. 1530. [E] Ein lobspruch der statt Nürnberg (K./G. 4,189). 384 Vs. 189,2–191,33 die Allegorie aus KG 188 f. und Führung durch den Persifanten zur Stadt. 191,34 ff. Auflösung der Allegorie, Stadtbeschreibung in Frage und Antwort. 194,15 ff. Ein für-sichtiger, weiser rat. Vgl. KG 188, 189 = Mll.Lit.:Heger 1978, 789–799; Kugler 1978, 92–103 (100: „Begreift man den ‚Lobspruch‘ als eine Geste des guten Willens, dann ist verständlich, daß Sachs seine Polemik gegen die geistlichen und weltlichen Feinde Nürnbergs, die in der Meisterliedfassung ein wichtiges Thema gewesen war und die gesamte Mittelstrophe des ‚auffschlus‘ eingenommen hatte, nicht in seinen Spruch übernehmen mochte.“); Ecker 1981, 163–174; Weisshaar-Kiem 1982, 56.277 f. (56: „Sachs verarbeitet hier die Stoffe der bishe-rigen Lobgedichte zu einem höchst kunstvollen Neuen [...]. Sachs spricht hier alle Themen des huma-nistischen Städtelobs an.“); M. E. Müller 1985, 148–153 (148: „Der aktuelle Anlaß seiner Entstehung, Sachs’ Versuch, sich nach dem strengen Verweis von 1527 erneut das Wohlwollen des Rats zu sichern, ist bisher sicher überbewertet worden [...]. Sachs’ Nürnbergspruch ist seine ‚Utopia‘.“); Kugler 1986, 212–215; R. Brandt 1992/93, 92 f.; Feuerstein 2001, 144; Sasse 2002; Heinritz 2003, 497–499; Snyder 2003; Classen 2009a, 579–582; Classen 2009b, 84–88; Meyer 2009, 267–269.451 f.; Shockey 2009, 316 ff.; Paintner 2010, 370 f.; Gabaude 2013a.2. 3. 1530. [E] Die zehen fürtreffenlichen tugendt, so das ehrlich alter an im hat (K./G. 3,233). 160 Vs. Es sprechen der Reihe nach Sapientia, Prudentia, Diligentia, Elo-quentia, Constantia, Gravitas, Fides, Justitia, Temperantia, Pietas je 16 Verse.3. 3. 1530. Der Samariter Aligoria (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. [Str. 1 und 2 Aufge-sang] u. Q. wie KG 140 = Ml. Vgl. 1799, 4287 = Mll. und 449, 5473 = Sgg. Auslegung: Das Menschengeschlecht geht vom Himmel (Jerusalem) auf die Welt (Jericho), fällt in Sünde (Mörder), wird der Unschuld beraubt, das Gewissen wird wund geschlagen. Weder die Gebote (Priester) noch die Propheten (Levit) können ihm helfen. Christus (Samariter) kommt und gießt Gesetz und Evangelium in die Wunden, führt uns durch sein Sterben zur Gnade in die Herberge der Christenheit und lässt zwei Sakramente (Groschen) zurück.9. 3. 1530. Die grabes hueter aligoria (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,11–15. Vgl. 1958, 3255, 3266, 3512, 5147 = Mll. und 5461 = Sg. Die Chris-ten sollen unter den Hohepriestern diejenigen verstehen, die lange Jahre das Wort Gottes verhindert haben. Es lag in dem Grab, auf dem der Stein menschlicher Lehre 375376377378https://doi.org/10.1515/9783110657289-004
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