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6. Exkurs: Klassische Kriegsdenkmäler bei Pausanias

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Die Polis als Sieger
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6 Exkurs: Klassische Kriegsdenkmäler beiPausaniasUnter den Quellen zur Erforschung der klassischen Kriegserinnerung nimmt Pausa-nias eine zentrale Rolle ein. Er überliefert uns die einzige systematische Zusammen-stellung von Denkmälern im antiken Griechenland. Da er in vielen Fällen sowohlden Standort der Monumente als auch deren Aussehen und Stiftungsanlassd.h.breitere Informationen als jede andere Quellengattungüberliefert, sind seine An-gaben für die Identifikation und Rekonstruktion einzelner Kriegsdenkmäler vonunschätzbarer Bedeutung. Freilich liegt zwischen der Stiftung der Denkmäler undPausaniasʼBeobachtungen eine zeitliche Differenz von bis zu 650 Jahren. Die Ver-wendung der kaiserzeitlichen Reisebeschreibungen als historische Quelle ist daheraus methodischer Sicht problematisch und muss hinterfragt werden.6.1 Pausanias als QuelleDie griechischen Reisebeschreibungen des Pausanias sind unter den Hinterlassen-schaften periegetischer Literatur aus der Antike bei weitem das umfangreichste Zeug-nis. Sie dokumentieren detailliert die hellenischen Kulturlandschaften des 2. Jhs. n. Chr.aus eigener Anschauung. Von der historischen Person des Pausanias haben wiraber nur wenig Kenntnis.1186Da die Reisebeschreibungen nach ihrer AufzeichnungJahrhunderte lang eines geeigneten Publikums entbehrten, wurden in Antike undMittelalterüber den Namen des Autors hinauskeine Informationen überliefert.1187Einige Eckdaten seiner Biographie konnten aber aufgrund des intensivierten For-schungsinteresses seit der 2. Hälfte des 20. Jhs. zuverlässig rekonstruiert werden.1186Die These, dass der Perieget mit dem homonymen Pausanias von Damaskus (belegt in Kon-stantinos Porphyrogennetos, De thematibus 1,2) identisch ist, konnte nachhaltig widerlegt werden.Dazu Diller 1955, S. 276278. Zu beachten sind die Überlegungen von Frateantonio 2009, S. 157160zu den Syrien-Referenzen in der Periegese. Da die Nennungen allerdings sehr vage (auf ganz Syriabezogen), immer nur im Rahmen einer Aufzählung und in Vergleichen nie alserstrangigerschei-nen, scheiden sie als vermeintlich patriotische Bezüge zur Heimat des Autors definitiv aus.1187Bis in die frühe Neuzeit hinein wurde Pausanias nur durch Stephanos von Byzanz (6. Jh.n. Chr.) nachweislich rezipiert, dem wir die Kenntnis des Autorennamen verdanken. Die byzantini-schen Exzerpte (80 Stellen) befassen sich allerdings nicht mit der Person des Autors, sondern mitdem bei Pausanias überlieferten Namenmaterial griechischer Städte. Vgl. Habicht 1985, S. 13. Biller-beck 2017, S. 157 postuliert, dass Steph. Byz. die Periegese direkt benutzte und als derenWieder-entdeckerin Konstantinopel gelten darf. Für die Diskussionen um eine mögliche Rezeption in derAntike werden vier Stellen herangezogen, von denen sich allerdings keine zweifelsfrei mit Pausa-nias Text verbinden lässt: Ail. var. 12, 61; Philostr. Ap. 6, 1011; Poll. 7, 37; Longus, Daphnis etChloe 2, 25, 426, 1. Dazu zuletzt: Bowie 2001, S. 2931.https://doi.org/10.1515/9783110637113-006
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

6 Exkurs: Klassische Kriegsdenkmäler beiPausaniasUnter den Quellen zur Erforschung der klassischen Kriegserinnerung nimmt Pausa-nias eine zentrale Rolle ein. Er überliefert uns die einzige systematische Zusammen-stellung von Denkmälern im antiken Griechenland. Da er in vielen Fällen sowohlden Standort der Monumente als auch deren Aussehen und Stiftungsanlassd.h.breitere Informationen als jede andere Quellengattungüberliefert, sind seine An-gaben für die Identifikation und Rekonstruktion einzelner Kriegsdenkmäler vonunschätzbarer Bedeutung. Freilich liegt zwischen der Stiftung der Denkmäler undPausaniasʼBeobachtungen eine zeitliche Differenz von bis zu 650 Jahren. Die Ver-wendung der kaiserzeitlichen Reisebeschreibungen als historische Quelle ist daheraus methodischer Sicht problematisch und muss hinterfragt werden.6.1 Pausanias als QuelleDie griechischen Reisebeschreibungen des Pausanias sind unter den Hinterlassen-schaften periegetischer Literatur aus der Antike bei weitem das umfangreichste Zeug-nis. Sie dokumentieren detailliert die hellenischen Kulturlandschaften des 2. Jhs. n. Chr.aus eigener Anschauung. Von der historischen Person des Pausanias haben wiraber nur wenig Kenntnis.1186Da die Reisebeschreibungen nach ihrer AufzeichnungJahrhunderte lang eines geeigneten Publikums entbehrten, wurden in Antike undMittelalterüber den Namen des Autors hinauskeine Informationen überliefert.1187Einige Eckdaten seiner Biographie konnten aber aufgrund des intensivierten For-schungsinteresses seit der 2. Hälfte des 20. Jhs. zuverlässig rekonstruiert werden.1186Die These, dass der Perieget mit dem homonymen Pausanias von Damaskus (belegt in Kon-stantinos Porphyrogennetos, De thematibus 1,2) identisch ist, konnte nachhaltig widerlegt werden.Dazu Diller 1955, S. 276278. Zu beachten sind die Überlegungen von Frateantonio 2009, S. 157160zu den Syrien-Referenzen in der Periegese. Da die Nennungen allerdings sehr vage (auf ganz Syriabezogen), immer nur im Rahmen einer Aufzählung und in Vergleichen nie alserstrangigerschei-nen, scheiden sie als vermeintlich patriotische Bezüge zur Heimat des Autors definitiv aus.1187Bis in die frühe Neuzeit hinein wurde Pausanias nur durch Stephanos von Byzanz (6. Jh.n. Chr.) nachweislich rezipiert, dem wir die Kenntnis des Autorennamen verdanken. Die byzantini-schen Exzerpte (80 Stellen) befassen sich allerdings nicht mit der Person des Autors, sondern mitdem bei Pausanias überlieferten Namenmaterial griechischer Städte. Vgl. Habicht 1985, S. 13. Biller-beck 2017, S. 157 postuliert, dass Steph. Byz. die Periegese direkt benutzte und als derenWieder-entdeckerin Konstantinopel gelten darf. Für die Diskussionen um eine mögliche Rezeption in derAntike werden vier Stellen herangezogen, von denen sich allerdings keine zweifelsfrei mit Pausa-nias Text verbinden lässt: Ail. var. 12, 61; Philostr. Ap. 6, 1011; Poll. 7, 37; Longus, Daphnis etChloe 2, 25, 426, 1. Dazu zuletzt: Bowie 2001, S. 2931.https://doi.org/10.1515/9783110637113-006
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