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Dimensionen von Amerikanisierung in der deutschen Gesellschaft

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Konturen von Ordnung
This chapter is in the book Konturen von Ordnung
DimensionenvonAmerikanisierung in derdeutschen Gesellschaft*Wervon derUS-Amerikanisierung¹anderer Gesellschaften spricht,hat zumeistdie Organisation desWirtschaftslebens und dieWelt des AlltagsvorAugen.Zweifellos sind dies, zusammen mit der politisch-ideellen Ebene, die am deut-lichsten konturiertenBereiche, in denensich in allen Ländern des Dollarraumseine Angleichung der jeweiligennationalenGegebenheiten an das Profil derFührungsmachtUSAvollzogen hat.Für die alte Bundesrepublik gilt obendreinwas sonst nur noch, wennauch in jeweils etwas andererForm,aufÖsterreich undJapan zutrifft,dass die Grundlagen derWirtschaftsordnung und des politischenSystemsaufamerikanischeVeranlassunggestaltetwurden. Ebenso wurdedieBundesrepublikinein Bündnissystem integriert,das mit seinen sicherheitspoli-tischen Bindungenauf den hegemonialen SeniorpartnerUSAhin orientiert war.Westdeutschland ist deshalb oft als das am meisten amerikanisierte Land imwestlichen Europa bezeichnet worden. Doch das ist das Bild einer pauschalenWirklichkeit,welchesder Gefahr unterliegt,zum Klischee zugerinnen. Es gilt,bedachtsam zu differenzieren und zu fragen, wie die Einflüssevon US-Amerika-nisierung im Gesamtgefüge der westdeutschen Gesellschaft wirken bzw.gewirkthaben, wo sie sich mit älterenTraditionen einer nachWesteuropagerichtetenOrientierung bestimmtergesellschaftlicher Gruppen und deren Offenheitgegen-über amerikanischen Einflüssenverbanden oder wo sie andere deutscheTradi-tionen überformten.Amerikanisierung meint hierKulturtransfer im weitestenSinne. DieBeson-derheitgerade diesesKulturtransfers ist darin zu sehen, dass eraufeiner langenTradition desKultur austauschsaufbaut.Die längerfristigenWirkungszusam-menhängezwischen zwei Staatenund Gesellschaften, die wie Deutschland unddie USAbeide in der europäischenZivilisationverwurzelt sind,beeinflußtennichtnur das deutsche Amerikabild und das amerikanische Deutschlandbild in derersten Hälftedes zwanzigstenJahrhunderts, sondern sie spieltenauch eine Rollein der Organisation und der Rezeption desKulturtransfers nach 1945. Wenn manhauptsächlich die hegemonialenBestrebungenimProzess der Amerikanisierungins Augefasst,dann engt sich das Blickfeld schnellaufdie Zeitnach 1945undobendrein nochaufdie Maßnahmen derBesatzungsmachtein: aufkapitalistische*Für PeterTschohl, denFreund und Ratgeber,zum 60.Geburtstag.Im vorliegendenText wirdunterAmerikanisierungstetsder Einfluß derUSA, alsoUS-Amerikanisierung,verstanden.https://doi.org/10.1515/9783110633870-012
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

DimensionenvonAmerikanisierung in derdeutschen Gesellschaft*Wervon derUS-Amerikanisierung¹anderer Gesellschaften spricht,hat zumeistdie Organisation desWirtschaftslebens und dieWelt des AlltagsvorAugen.Zweifellos sind dies, zusammen mit der politisch-ideellen Ebene, die am deut-lichsten konturiertenBereiche, in denensich in allen Ländern des Dollarraumseine Angleichung der jeweiligennationalenGegebenheiten an das Profil derFührungsmachtUSAvollzogen hat.Für die alte Bundesrepublik gilt obendreinwas sonst nur noch, wennauch in jeweils etwas andererForm,aufÖsterreich undJapan zutrifft,dass die Grundlagen derWirtschaftsordnung und des politischenSystemsaufamerikanischeVeranlassunggestaltetwurden. Ebenso wurdedieBundesrepublikinein Bündnissystem integriert,das mit seinen sicherheitspoli-tischen Bindungenauf den hegemonialen SeniorpartnerUSAhin orientiert war.Westdeutschland ist deshalb oft als das am meisten amerikanisierte Land imwestlichen Europa bezeichnet worden. Doch das ist das Bild einer pauschalenWirklichkeit,welchesder Gefahr unterliegt,zum Klischee zugerinnen. Es gilt,bedachtsam zu differenzieren und zu fragen, wie die Einflüssevon US-Amerika-nisierung im Gesamtgefüge der westdeutschen Gesellschaft wirken bzw.gewirkthaben, wo sie sich mit älterenTraditionen einer nachWesteuropagerichtetenOrientierung bestimmtergesellschaftlicher Gruppen und deren Offenheitgegen-über amerikanischen Einflüssenverbanden oder wo sie andere deutscheTradi-tionen überformten.Amerikanisierung meint hierKulturtransfer im weitestenSinne. DieBeson-derheitgerade diesesKulturtransfers ist darin zu sehen, dass eraufeiner langenTradition desKultur austauschsaufbaut.Die längerfristigenWirkungszusam-menhängezwischen zwei Staatenund Gesellschaften, die wie Deutschland unddie USAbeide in der europäischenZivilisationverwurzelt sind,beeinflußtennichtnur das deutsche Amerikabild und das amerikanische Deutschlandbild in derersten Hälftedes zwanzigstenJahrhunderts, sondern sie spieltenauch eine Rollein der Organisation und der Rezeption desKulturtransfers nach 1945. Wenn manhauptsächlich die hegemonialenBestrebungenimProzess der Amerikanisierungins Augefasst,dann engt sich das Blickfeld schnellaufdie Zeitnach 1945undobendrein nochaufdie Maßnahmen derBesatzungsmachtein: aufkapitalistische*Für PeterTschohl, denFreund und Ratgeber,zum 60.Geburtstag.Im vorliegendenText wirdunterAmerikanisierungstetsder Einfluß derUSA, alsoUS-Amerikanisierung,verstanden.https://doi.org/10.1515/9783110633870-012
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Chapters in this book

  1. Frontmatter i
  2. Inhalt v
  3. Vorwort der Herausgeberinnen und Herausgeber vii
  4. I. Die Ordnung der Zeitgeschichte
  5. Konturen von ‚Ordnung‘ in den Zeitschichten des 20. Jahrhunderts 3
  6. Die deutsche Geschichte in den Zeitbögen des 20. Jahrhunderts 33
  7. Internationale Geschichte als Systemgeschichte. Strukturen und Handlungsmuster im europäischen Staatensystem des 19. und 20. Jahrhunderts 67
  8. Soziale Demokratie als transnationales Ordnungsmodell im 20. Jahrhundert 100
  9. Deutschlands 20. Jahrhundert im Wandel zeithistorischer Narrative 126
  10. II. Suchbewegungen in der Moderne. Fortschrittsskepsis, Antihistorismus und die Krise des Liberalismus
  11. Mensch, Maschine, Zeit. Fortschrittsbewußtsein und Kulturkritik im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts 157
  12. Suchbewegungen in der Moderne. Religion im politischen Feld der Weimarer Republik 191
  13. Weimar als Modell: Der Ort der Zwischenkriegszeit in der Geschichte des 20. Jahrhunderts 222
  14. Die Ordnung der Zeit im nationalsozialistischen Herrschaftssystem 239
  15. Antifaschismus und Emigration: Transfers und Verflechtungen im beginnenden Ost-West Konflikt 259
  16. III. Ost-West-Konflikt, Westernisierung und das Ende des Booms
  17. Im Kampf um ‚Frieden‘ und ‚Freiheit‘: Über den Zusammenhang von Ideologie und Sozialkultur im Ost-West-Konflikt 281
  18. Dimensionen von Amerikanisierung in der deutschen Gesellschaft 306
  19. Westernisierung. Politisch-ideeller und gesellschaftlicher Wandel in der Bundesrepublik bis zum Ende der 60er Jahre 357
  20. Nach dem Boom: Brüche und Kontinuitäten der Industriemoderne seit 1970 392
  21. Der Epochenbruch in den 1970er-Jahren: Thesen zur Phänomenologie und den Wirkungen des Strukturwandels „nach dem Boom“ 424
  22. Nachweis der Erstveröffentlichungsorte 443
Downloaded on 10.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110633870-012/html?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOopx4deDqgRfkfOsWtDTTtoN4ovNTU5tCa40G-g6JLLhvXEcg2Hv
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