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Historiografie und Forschungsprobleme in globalhistorischer Perspektive

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Handbuch Geschichte der Sklaverei
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Historiografie und Forschungsproblemein globalhistorischer PerspektiveQuem patrem, qui servos est? (Plautus, Captivi, 574)1Institutionalisierte Forschung und nationalhistorischePerspektivenWelt- und Globalgeschichte der Sklavereien reicht von ca. 10 000 v. u. Z. bis heute.Wenn die logische Frage gestellt wird, wann kannes denn begonnen haben,könnte man hypothetisch Formen des Sklavinnenstatusohne Institution als op-portunistische Sklavereiform seit dem jeweiligen Mesopaläolithikum mit bereitsnach Jagderfolg und Einfluss stratifizierten Gruppen ansetzen. Als lokale, nichtins-titutionalisierte Sklavereiformen, nicht als etwas flächendeckendes wie irgendeineSklavereiwirtschaft! Bis etwa zum 3. Jahrtausend v. u. Z. sind wir auf Vermutun-gen angewiesen sowie auf Extrapolationen aus Archäologie, Ethnographie/Anthro-pologie, Sprachwissenschaft und Geschichte von Migrationen sowie Expansionen.2Menschen im Sklavenstatus gab es überall auf dem Globus, die meiste Zeit alsSklavinnenohne Sklaverei sowie lokalekleine Sklavereien von Frauen undKindern. Diese Plateaus sind auch heute noch die wichtigsten Existenzformen derSklaverei. Heutige Sklavereien, heutiger Menschenhandels- und Körperkapitalis-mus können nicht mehr mit Rekursen auf die Quasi-Formationstheoriehegemoni-scher Sklavereien nach dem MusterAntike-Plantagensklaverei in den Amerikas(vor allem Süden der USA) begriffen werden, neuerdings manchmal durch Ver-weis aufislamische Sklaverei aufgebrochen (damit wird dasMittelalter in die-ser Quasi-Formationstheorie abgedeckt und oft antiislamische RessentimentsZitiert nach: Finley, Moses I.,The Emergence of a Slave Society, in: Finley, Ancient Slavery andModern Ideology, New York: Viking Press, 1980, S. 135160, hier S. 143 (Deutsch: Finley, Die Sklave-rei in der Antike. Geschichte und Probleme, München: Verlag C. H. Beck, 1981); siehe einen erstenEntwurf dieses Kapitels: Zeuske,Historiography and Research Problems of Slavery and the SlaveTrade in a Global-Historical Perspective, in: International Review of Social History Vol. 57:1 (April2012), S. 87111.Zur archäologischen Debatte überEliten,big menundSklaven, siehe: Kienlin; Zimmermann(eds.), Beyond Elites. Alternatives to Hierarchical Systems in Modelling Social Formations, passim;zu den Debatten um erste Institutionalisierungen und ihre materiellen Quellen siehe: Kristiansen,Kristian; Larsson, Thomas B., The Rise of Bronze Age Society: Travels, Transmissions and Transfor-mations, Oxford: Cambridge University Press, 2005; Kristiansen; Earle, Timothy,Neolithic versusBronze Age Social Formations: A Political Economy Approach, in: Kristiansen;Šmejda, Ladislav;Turek, Jan (eds.), Paradigm Found. Archaeological Theory. Present, Past And Future. Essays inHonour of Evžen Neustupný, Oxford: Oxbow Books, 2015, S. 234247.https://doi.org/10.1515/9783110561630-002
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Historiografie und Forschungsproblemein globalhistorischer PerspektiveQuem patrem, qui servos est? (Plautus, Captivi, 574)1Institutionalisierte Forschung und nationalhistorischePerspektivenWelt- und Globalgeschichte der Sklavereien reicht von ca. 10 000 v. u. Z. bis heute.Wenn die logische Frage gestellt wird, wann kannes denn begonnen haben,könnte man hypothetisch Formen des Sklavinnenstatusohne Institution als op-portunistische Sklavereiform seit dem jeweiligen Mesopaläolithikum mit bereitsnach Jagderfolg und Einfluss stratifizierten Gruppen ansetzen. Als lokale, nichtins-titutionalisierte Sklavereiformen, nicht als etwas flächendeckendes wie irgendeineSklavereiwirtschaft! Bis etwa zum 3. Jahrtausend v. u. Z. sind wir auf Vermutun-gen angewiesen sowie auf Extrapolationen aus Archäologie, Ethnographie/Anthro-pologie, Sprachwissenschaft und Geschichte von Migrationen sowie Expansionen.2Menschen im Sklavenstatus gab es überall auf dem Globus, die meiste Zeit alsSklavinnenohne Sklaverei sowie lokalekleine Sklavereien von Frauen undKindern. Diese Plateaus sind auch heute noch die wichtigsten Existenzformen derSklaverei. Heutige Sklavereien, heutiger Menschenhandels- und Körperkapitalis-mus können nicht mehr mit Rekursen auf die Quasi-Formationstheoriehegemoni-scher Sklavereien nach dem MusterAntike-Plantagensklaverei in den Amerikas(vor allem Süden der USA) begriffen werden, neuerdings manchmal durch Ver-weis aufislamische Sklaverei aufgebrochen (damit wird dasMittelalter in die-ser Quasi-Formationstheorie abgedeckt und oft antiislamische RessentimentsZitiert nach: Finley, Moses I.,The Emergence of a Slave Society, in: Finley, Ancient Slavery andModern Ideology, New York: Viking Press, 1980, S. 135160, hier S. 143 (Deutsch: Finley, Die Sklave-rei in der Antike. Geschichte und Probleme, München: Verlag C. H. Beck, 1981); siehe einen erstenEntwurf dieses Kapitels: Zeuske,Historiography and Research Problems of Slavery and the SlaveTrade in a Global-Historical Perspective, in: International Review of Social History Vol. 57:1 (April2012), S. 87111.Zur archäologischen Debatte überEliten,big menundSklaven, siehe: Kienlin; Zimmermann(eds.), Beyond Elites. Alternatives to Hierarchical Systems in Modelling Social Formations, passim;zu den Debatten um erste Institutionalisierungen und ihre materiellen Quellen siehe: Kristiansen,Kristian; Larsson, Thomas B., The Rise of Bronze Age Society: Travels, Transmissions and Transfor-mations, Oxford: Cambridge University Press, 2005; Kristiansen; Earle, Timothy,Neolithic versusBronze Age Social Formations: A Political Economy Approach, in: Kristiansen;Šmejda, Ladislav;Turek, Jan (eds.), Paradigm Found. Archaeological Theory. Present, Past And Future. Essays inHonour of Evžen Neustupný, Oxford: Oxbow Books, 2015, S. 234247.https://doi.org/10.1515/9783110561630-002
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston
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