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Einleitung Die Lage der Landwirtschaft in der Weimarer Republik

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19 Hauptteil Einleitung Die Lage der Landwirtschaft in der Weimarer Republik Einer eingehenden Untersuchung der Agrarpolitik der letzten Jahre von Weimar und der Rolle, die Hermes in ihr gespielt hat, soll zum besseren Verständnis ein kurzer Überblick über die Entwicklung der Landwirtschaft seit Kriegsende vorausgeschickt werden. Eine grundsätzliche Vorbemerkung zur Bedeutung einer historischen Untersuchung der Agrarpolitik für Aufschlüsse über das Ende der Wei-marer Republik sei vorangestellt. Die Agrarpolitik war neben der Ar-beitsbeschaffungspolitik einer der Schwerpunkte der Wirtschaftspolitik wäh-rend der Krise. "Politische Entscheidungen wurden mehr und mehr von der wirtschaftlichen Krisensituation beeinflusst. Wirtschaftspolitik wur-de in jenen Jahren zu einer immer zentraleren Aufgabe der Regierun-gen. " (1) Wie unter aussen- und innenpolitischem Gesichtspunkt - z. B. im Hin-blick auf die Parteienentwicklung - lässt sich auch unter auf die Landwirt-schaft konzentrierter Fragestellung eine Periodisierung in drei Abschnit-te vornehmen. Auf die 1923 mit der Währungsstabilisierung abgeschlos-sene Nachkriegszeit folgte die des Wiederaufbaus, die schon 1928/29 von der nun einsetzenden Wirtschaftskrise beendet wurde. Die in der ersten Phase am deutlichsten spürbaren Folgen des Welt-krieges bestanden für die Landwirtschaft in Folgendem: Die Gebietsabtretungen des Friedensvertrages betrafen insgesamt Ge-biete, "die weniger dicht bevölkert, weniger industrialisiert waren als die Restfläche und wichtiger für die Versorgung mit land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugnissen. Deutschland verlor durch die Abtretungen 11% sei-ner Waldfläche, 20% seiner reichen Wiesen, 24% seiner Weinberge, 15,6% des Ackerlandes, und zwar von den Anbauflächen für Brotgetreide 17%, Futtergetreide 13,3%, Zuckerrüben 13,9% und Kartoffeln 18,2%. Auch die Viehbestände sanken im Verhältnis zur Volkszahl. " (2) Die schon vor 1914 bestehende Verschuldung der Landwirtschaft war durch die Finanzierung des Krieges durch Anleihen, wie die deutsche Reichs-regierung sie in der Hoffnung auf einen schnellen Sieg anders als die eng-lische Regierung vorgenommen hatte, stark erhöht worden und bedeutete eine Belastung für lange Zeit. Raubbau an Boden und Produktionsmitteln hatte im Kriege eine Substanz-Vernichtung herbeigeführt, "die einen längeren Regenerationsprozess zur Besserung des ausgelaugten Bodens und zum Wiederaufbau der Viehbe-stände erfordert hätte. " (3) (1) Petzina,Dieter; Hauptprobleme der deutschen Wirtschaftspolitik 1932-33, VjHZG 15. Jg. 1967, Heft 1,S. 18. (2) Sering,Max: Deutsche Agrarpolitik auf geschichtlicher und landeskund-licher Grundlage, Leipzig 1934 , S. 70. (3) Gies, Horst: R. Walther Darre und die nationalsozialistische Bauernpo-litik in den Jahren 1930 bis 1933, phil. Diss. Frankfurt 1966 , S. 10.
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

19 Hauptteil Einleitung Die Lage der Landwirtschaft in der Weimarer Republik Einer eingehenden Untersuchung der Agrarpolitik der letzten Jahre von Weimar und der Rolle, die Hermes in ihr gespielt hat, soll zum besseren Verständnis ein kurzer Überblick über die Entwicklung der Landwirtschaft seit Kriegsende vorausgeschickt werden. Eine grundsätzliche Vorbemerkung zur Bedeutung einer historischen Untersuchung der Agrarpolitik für Aufschlüsse über das Ende der Wei-marer Republik sei vorangestellt. Die Agrarpolitik war neben der Ar-beitsbeschaffungspolitik einer der Schwerpunkte der Wirtschaftspolitik wäh-rend der Krise. "Politische Entscheidungen wurden mehr und mehr von der wirtschaftlichen Krisensituation beeinflusst. Wirtschaftspolitik wur-de in jenen Jahren zu einer immer zentraleren Aufgabe der Regierun-gen. " (1) Wie unter aussen- und innenpolitischem Gesichtspunkt - z. B. im Hin-blick auf die Parteienentwicklung - lässt sich auch unter auf die Landwirt-schaft konzentrierter Fragestellung eine Periodisierung in drei Abschnit-te vornehmen. Auf die 1923 mit der Währungsstabilisierung abgeschlos-sene Nachkriegszeit folgte die des Wiederaufbaus, die schon 1928/29 von der nun einsetzenden Wirtschaftskrise beendet wurde. Die in der ersten Phase am deutlichsten spürbaren Folgen des Welt-krieges bestanden für die Landwirtschaft in Folgendem: Die Gebietsabtretungen des Friedensvertrages betrafen insgesamt Ge-biete, "die weniger dicht bevölkert, weniger industrialisiert waren als die Restfläche und wichtiger für die Versorgung mit land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugnissen. Deutschland verlor durch die Abtretungen 11% sei-ner Waldfläche, 20% seiner reichen Wiesen, 24% seiner Weinberge, 15,6% des Ackerlandes, und zwar von den Anbauflächen für Brotgetreide 17%, Futtergetreide 13,3%, Zuckerrüben 13,9% und Kartoffeln 18,2%. Auch die Viehbestände sanken im Verhältnis zur Volkszahl. " (2) Die schon vor 1914 bestehende Verschuldung der Landwirtschaft war durch die Finanzierung des Krieges durch Anleihen, wie die deutsche Reichs-regierung sie in der Hoffnung auf einen schnellen Sieg anders als die eng-lische Regierung vorgenommen hatte, stark erhöht worden und bedeutete eine Belastung für lange Zeit. Raubbau an Boden und Produktionsmitteln hatte im Kriege eine Substanz-Vernichtung herbeigeführt, "die einen längeren Regenerationsprozess zur Besserung des ausgelaugten Bodens und zum Wiederaufbau der Viehbe-stände erfordert hätte. " (3) (1) Petzina,Dieter; Hauptprobleme der deutschen Wirtschaftspolitik 1932-33, VjHZG 15. Jg. 1967, Heft 1,S. 18. (2) Sering,Max: Deutsche Agrarpolitik auf geschichtlicher und landeskund-licher Grundlage, Leipzig 1934 , S. 70. (3) Gies, Horst: R. Walther Darre und die nationalsozialistische Bauernpo-litik in den Jahren 1930 bis 1933, phil. Diss. Frankfurt 1966 , S. 10.
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