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Kapitel XI. Die Gruppe der Edelgase

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Kapitel XIDie Gruppe der EdelgaseUnter der Bezeichnung»Edelgase«fasst man die in der 0. bzw. 18. Gruppe (0. bzw. VIII. Haupt-gruppe) des Periodensystems enthaltenen 6 gasförmigen chemisch außerordentlich reaktionsträ-gen Elemente Helium (He), Neon (Ne), Argon (Ar), Krypton (Kr), Xenon (Xe) und Radon (Rn)zusammen1. Bezüglich Oganesson (Og) vgl. S. 2349.Geschichtliches.Der englische Privatgelehrte Henry Cavendish (1731–1810) ließ im Jahre 1785durch ein über Seifenlauge (NaOH) abgesperrtes Gemisch von Luft und Sauerstoff elektrische Fun-ken schlagen, wodurch sich – nach heutigen Kenntnissen – NO2bildete, das von der Lauge absorbiertwird. Nach Konstantwerden des – während des Versuches abnehmenden – Gasvolumens und Ent-fernen des restlichen Sauerstoffs mit Hilfe eines Absorptionsmittels blieb schließlich eine winzigeGasblase zurück, welche (wie wir heute wissen) die – von Cavendish nicht als solche erkannten –Edelgaseenthielt. Die eigentliche Entdeckung der Edelgase wird dem englischen Physiker Lord JohnRayleigh (1842–1919) zuerkannt, dem 1894 auffiel, dass der aus Luft isolierte Stickstoff schwerer alsder aus Verbindungen erhaltene ist (1.2567 g l−1gegenüber 1.2505 g l−1bei 0C und 1 atm). Er schlossdaraus, dass Luft noch schwerere inerte Gase enthalte, die er dann zusammen mit dem englischenPhysikochemiker William Ramsay (1852–1916) alsRohargonisolierte. 1895 gelang es W. Ramsayund (unabhängig) P. T. Cleve ein von W. F. Hillebrand 1890 beim Auflösen von Uranmineralien inSäuren freigesetztes inertes Gas ebenfalls als Edelgas zu identifizieren. Seine Spektrallinien stimm-ten mit – ca. 30 Jahre zuvor von dem Astronomen P. J. C. Janssen und (unabhängig) J. N. Lockyerentdeckten – Linien eines im Sonnenspektrum aufgefundenen und alsHeliumbezeichneten Stoffsüberein. Durch fraktionierende Destillation des Rohargons nach dem 1895 von Carl von Linde inDeutschland erfundenen und in England von William Hampson 1896 nachvollzogene Verfahren derLuftverflüssigung gelang Ramsay 1898 die Gasauftrennung inNeon,Argon,KryptonundXenon.Später (1900) fanden der deutsche Forscher F. E. Dorn und die englischen Forscher E. Rutherfordsowie F. Soddy dasRadonals Produkt radioaktiver Zerfallsprozesse.1Die Elemente Helium, Neon, Argon, Krypton,Xenon und RadonVorkommenDieLuftweist nach unseren heutigen Kenntnissen folgende Mengen an Edelgasen auf (vgl.Tab. 13.1).HeliumNeonArgonKryptonXenonRadonVol.-%0.000 524 00.001 8180.93400.000 1140.000 008 76·10−18Gew.-%0.000 072 40.001 2671.28800.000 3300.000 0394.6·10−171DerName»Edelgase« leitet sich in Anlehnung an die chemisch widerstandsfähigen »Edelmetalle« von ihrer Reaktions-trägheit ab. Im Französischen ist der Name »gaz rare« (seltenes Gas) gebräuchlicher als der Name »gaz noble« (edlesGas), im Englischen umgekehrt der Name »noble gas« gebräuchlicher als der Name »rare gas«; helios (griech.) = Sonne;neos (griech.) = neu; argos (griech.) = träge; kryptos (griech.) = verborgen; xenos (griech.) = fremd; radius (griech.) =Strahl.
© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Kapitel XIDie Gruppe der EdelgaseUnter der Bezeichnung»Edelgase«fasst man die in der 0. bzw. 18. Gruppe (0. bzw. VIII. Haupt-gruppe) des Periodensystems enthaltenen 6 gasförmigen chemisch außerordentlich reaktionsträ-gen Elemente Helium (He), Neon (Ne), Argon (Ar), Krypton (Kr), Xenon (Xe) und Radon (Rn)zusammen1. Bezüglich Oganesson (Og) vgl. S. 2349.Geschichtliches.Der englische Privatgelehrte Henry Cavendish (1731–1810) ließ im Jahre 1785durch ein über Seifenlauge (NaOH) abgesperrtes Gemisch von Luft und Sauerstoff elektrische Fun-ken schlagen, wodurch sich – nach heutigen Kenntnissen – NO2bildete, das von der Lauge absorbiertwird. Nach Konstantwerden des – während des Versuches abnehmenden – Gasvolumens und Ent-fernen des restlichen Sauerstoffs mit Hilfe eines Absorptionsmittels blieb schließlich eine winzigeGasblase zurück, welche (wie wir heute wissen) die – von Cavendish nicht als solche erkannten –Edelgaseenthielt. Die eigentliche Entdeckung der Edelgase wird dem englischen Physiker Lord JohnRayleigh (1842–1919) zuerkannt, dem 1894 auffiel, dass der aus Luft isolierte Stickstoff schwerer alsder aus Verbindungen erhaltene ist (1.2567 g l−1gegenüber 1.2505 g l−1bei 0C und 1 atm). Er schlossdaraus, dass Luft noch schwerere inerte Gase enthalte, die er dann zusammen mit dem englischenPhysikochemiker William Ramsay (1852–1916) alsRohargonisolierte. 1895 gelang es W. Ramsayund (unabhängig) P. T. Cleve ein von W. F. Hillebrand 1890 beim Auflösen von Uranmineralien inSäuren freigesetztes inertes Gas ebenfalls als Edelgas zu identifizieren. Seine Spektrallinien stimm-ten mit – ca. 30 Jahre zuvor von dem Astronomen P. J. C. Janssen und (unabhängig) J. N. Lockyerentdeckten – Linien eines im Sonnenspektrum aufgefundenen und alsHeliumbezeichneten Stoffsüberein. Durch fraktionierende Destillation des Rohargons nach dem 1895 von Carl von Linde inDeutschland erfundenen und in England von William Hampson 1896 nachvollzogene Verfahren derLuftverflüssigung gelang Ramsay 1898 die Gasauftrennung inNeon,Argon,KryptonundXenon.Später (1900) fanden der deutsche Forscher F. E. Dorn und die englischen Forscher E. Rutherfordsowie F. Soddy dasRadonals Produkt radioaktiver Zerfallsprozesse.1Die Elemente Helium, Neon, Argon, Krypton,Xenon und RadonVorkommenDieLuftweist nach unseren heutigen Kenntnissen folgende Mengen an Edelgasen auf (vgl.Tab. 13.1).HeliumNeonArgonKryptonXenonRadonVol.-%0.000 524 00.001 8180.93400.000 1140.000 008 76·10−18Gew.-%0.000 072 40.001 2671.28800.000 3300.000 0394.6·10−171DerName»Edelgase« leitet sich in Anlehnung an die chemisch widerstandsfähigen »Edelmetalle« von ihrer Reaktions-trägheit ab. Im Französischen ist der Name »gaz rare« (seltenes Gas) gebräuchlicher als der Name »gaz noble« (edlesGas), im Englischen umgekehrt der Name »noble gas« gebräuchlicher als der Name »rare gas«; helios (griech.) = Sonne;neos (griech.) = neu; argos (griech.) = träge; kryptos (griech.) = verborgen; xenos (griech.) = fremd; radius (griech.) =Strahl.
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Chapters in this book

  1. Frontmatter i
  2. Vorwort zur 103. Auflage v
  3. Inhaltsverzeichnis ix
  4. Band 1: Grundlagen und Hauptgruppenelemente
  5. Einleitung 1
  6. Teil A. Grundlagen der Chemie. Der Wasserstoff
  7. Kapitel I. Element und Verbindung 5
  8. Kapitel II. Atom und Molekül 17
  9. Kapitel III. Atom- und Molekülion 56
  10. Kapitel IV. Das Periodensystem (Teil I) der Elemente 78
  11. Kapitel V. Der Atombau 88
  12. Kapitel VI. Der Molekülbau. Die chemische Bindung, Teil I 121
  13. Kapitel VII. Die Molekülumwandlung. Die chemische Reaktion, Teil II 206
  14. Kapitel VIII. Der Wasserstoff und seine Verbindungen 282
  15. Teil B. Hauptgruppenelemente
  16. Kapitel IX. Hauptgruppenelemente (Repräsentative Elemente) 325
  17. Kapitel X. Grundlagen der Molekülchemie 342
  18. Kapitel XI. Die Gruppe der Edelgase 459
  19. Kapitel XII. Die Gruppe der Halogene 475
  20. Kapitel XIII. Die Gruppe der Chalkogene 553
  21. Kapitel XIV. Die Stickstoffgruppe (Pentele) 739
  22. Kapitel XV. Die Kohlenstoffgruppe (»Tetrele«) 994
  23. Kapitel XVI. Die Borgruppe (»Triele«) 1216
  24. Kapitel XVII. Die Gruppe der Erdalkalimetalle 1429
  25. Kapitel XVIII. Die Gruppe der Alkalimetalle 1483
  26. Anhang
  27. Anhang I. Zahlentabellen 1535
  28. Anhang II. SI-Einheiten 1540
  29. Anhang III. Natürliche Nuklide 1545
  30. Anhang IV. Radien von Atomen und Ionen 1548
  31. Anhang V. Bindungslängen (ber.) zwischen Hauptgruppenelementen 1551
  32. Anhang VI. Normalpotentiale 1552
  33. Anhang VII. Nobelpreise für Chemie und Physik 1556
  34. Anhang VIII. Nomenklatur der Anorganischen Chemie 1562
  35. Tafeln
  36. Tafeln I. Langperiodensystem 1657
  37. Tafel II. Elemente 1659
  38. Tafel III. Hauptgruppenelemente 1661
  39. Tafel IV. Nebengruppenelemente 1663
  40. Tafel V. Lanthan und Lanthanoide, Actinium und Actinoide 1664
  41. Tafel VI. Kombiniertes Periodensystem 1665
  42. Backmatter
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