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1. Grundlagen der Blutgerinnung

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https://doi.org/10.1515/9783110492873-001 1 Grundlagen der Blutgerinnung1.1 EinleitungDie Blutgerinnung (Hämostase)ist ein lebenswichtiger Prozess, der bei einer Gefäßver-letzung zur Blutungsstillung führt und somit die Integrität des Gefäßsystems sowie die Aufrechterhaltung des Blutflusses gewährleistet. Die Komplexität des Gerinnungs-systems ist darauf zurückzuführen, dass einerseits eine effiziente Blutstillung am Ort der Gefäßläsion stattfinden und andererseits eine überschießende Blutgerinnung mit Beeinträchtigung der Perfusion durch Gefäßverschluss sowie eine Gerinnselbildung abseits der Gefäßläsion verhindert werden muss. Hierbei wird der Gerinnungsprozess dadurch kompliziert, dass das gerinnende Medium „Blut“ im Gefäßsystem zirkuliert, was eine komplexe Regulation erforderlich macht, um den Gerinnungsprozess auf den Bereich der Gefäßläsion zu begrenzen.Im Gerinnungssystem können aus didaktischen Gründen verschiedene Systeme unterschieden werden, die einerseits eine Blutstillung durch Gerinnselbildung er-möglichen und andererseits einen überschießenden Gerinnungsprozess verhindern. In vivo laufen die nachfolgend beschriebenen Prozesse nahezu simultan ab, können also zeitlich kaum voneinander abgegrenzt werden.Primäre und sekundäre (plasmatische) Hämostase führen im Rahmen des Gerin-nungsprozesses zu einer Gerinnselbildung und somit zur Blutstillung. Angeborene und erworbene Defekte oder medikamentöse Hemmung dieser Systeme, etwa durch antithrombotische Pharmaka, können zu einer Störung der Gerinnselbildung und folglich zu einer vermehrten Blutungsneigung führen. Protein-C-/Protein-S-System,Antithrombin und Fibrinolyse stellen Systeme dar, die den Gerinnungsprozess kon-trollieren und eine überschießende Blutgerinnung – und somit insbesondere das Auftreten thrombotischer Ereignisse – verhindern sollen. Defekte des Protein-C-/Protein-S-Systems, Verminderung oder Dysfunktion von Antithrombin sowie vermin-derte fibrinolytische Aktivität können zu einer Dysinhibition des Gerinnungsprozes-ses führen und eine Thromboseneigung zur Folge haben, während eine gesteigerte Fibrinolyse (Hyperfibrinolyse) die Ursache einer vermehrten Blutungsneigung sein kann. Eine Übersicht über die Grundstruktur des Gerinnungssystems zeigt Abb. 1.1. Nachfolgend wird der Prozess der Blutstillung detaillierter dargestellt.
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

https://doi.org/10.1515/9783110492873-001 1 Grundlagen der Blutgerinnung1.1 EinleitungDie Blutgerinnung (Hämostase)ist ein lebenswichtiger Prozess, der bei einer Gefäßver-letzung zur Blutungsstillung führt und somit die Integrität des Gefäßsystems sowie die Aufrechterhaltung des Blutflusses gewährleistet. Die Komplexität des Gerinnungs-systems ist darauf zurückzuführen, dass einerseits eine effiziente Blutstillung am Ort der Gefäßläsion stattfinden und andererseits eine überschießende Blutgerinnung mit Beeinträchtigung der Perfusion durch Gefäßverschluss sowie eine Gerinnselbildung abseits der Gefäßläsion verhindert werden muss. Hierbei wird der Gerinnungsprozess dadurch kompliziert, dass das gerinnende Medium „Blut“ im Gefäßsystem zirkuliert, was eine komplexe Regulation erforderlich macht, um den Gerinnungsprozess auf den Bereich der Gefäßläsion zu begrenzen.Im Gerinnungssystem können aus didaktischen Gründen verschiedene Systeme unterschieden werden, die einerseits eine Blutstillung durch Gerinnselbildung er-möglichen und andererseits einen überschießenden Gerinnungsprozess verhindern. In vivo laufen die nachfolgend beschriebenen Prozesse nahezu simultan ab, können also zeitlich kaum voneinander abgegrenzt werden.Primäre und sekundäre (plasmatische) Hämostase führen im Rahmen des Gerin-nungsprozesses zu einer Gerinnselbildung und somit zur Blutstillung. Angeborene und erworbene Defekte oder medikamentöse Hemmung dieser Systeme, etwa durch antithrombotische Pharmaka, können zu einer Störung der Gerinnselbildung und folglich zu einer vermehrten Blutungsneigung führen. Protein-C-/Protein-S-System,Antithrombin und Fibrinolyse stellen Systeme dar, die den Gerinnungsprozess kon-trollieren und eine überschießende Blutgerinnung – und somit insbesondere das Auftreten thrombotischer Ereignisse – verhindern sollen. Defekte des Protein-C-/Protein-S-Systems, Verminderung oder Dysfunktion von Antithrombin sowie vermin-derte fibrinolytische Aktivität können zu einer Dysinhibition des Gerinnungsprozes-ses führen und eine Thromboseneigung zur Folge haben, während eine gesteigerte Fibrinolyse (Hyperfibrinolyse) die Ursache einer vermehrten Blutungsneigung sein kann. Eine Übersicht über die Grundstruktur des Gerinnungssystems zeigt Abb. 1.1. Nachfolgend wird der Prozess der Blutstillung detaillierter dargestellt.
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