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15 Pragmatik und Grammatik: Negativ-polare Elemente

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Sprache und Kontext
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https://doi.org/10.1515/9783110491067-01515 Pragmatik und Grammatik: Negativ-polare ElementeDieses Kapitel beschreibt, wie die Pragmatik auch die grammatischen Regeln des  Deutschen formt. Dazu werden wir zunächst einen Datenbereich der deut­schen Grammatik betrachten, der Ihnen vielleicht noch nicht bekannt ist, die sogenannten negativ­polaren Elemente. Abschnitt  15.1 beschreibt, was es damit auf sich hat und Abschnitt 15.2 fasst den ersten erfolgreichen Beschreibungsver­such von William Ladusaw (1980, 1996) zusammen. Diese Theorie macht sehr viele richtige Vorhersagen – sie lässt nur offen, wieso Sprechergemeinschaften auf die Idee kommen könnten, dieses sehr abstrakte logische Regelwerk anzu­wenden.1 Kapitel  15.3. stellt die pragmatische Analyse negativ­polarer Elemente (NPE) vor. Diese Analyse sagt vorher, dass die NPE aus einer Art pragmatischer sogar- Konstruktion hervorgegangen sind. Zwar wird der heutige Sprachgebrauch von NPE im Deutschen teilweise syntaktisch geregelt, aber der Ursprung der Regeln liegt in der Pragmatik.15.1 Was sind negativ-polare Elemente?Das Adverb jemals im Deutschen hat eine überraschende grammatische Vertei­lung. Anders als andere Adverbien kann es nicht überall verwendet werden.(1) Keiner aus der Familie war jemals in Rom.(2) *Alle aus der Familie waren jemals in Rom.(3) *Anette war jemals in Rom.(4) Peter hat nicht behauptet, dass er jemals in Rom gewesen sei.Die Beispiele (1) und (4) sind völlig korrektes Deutsch, (2) und (3) dagegen sind ungrammatisch. In einem Schüleraufsatz würden sie rot angestrichen; die kor­rekte Version müsste lauten: Alle aus der Familie waren schon mal in Rom oder Anette war mal in Rom. Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob jemals nur in 1 Nach Kapitel 15.2 wird diese Kritik vermutlich plausibler sein. Sie können im Übrigen 15.2 über­springen und sofort zur pragmatischen Theorie gehen.
© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

https://doi.org/10.1515/9783110491067-01515 Pragmatik und Grammatik: Negativ-polare ElementeDieses Kapitel beschreibt, wie die Pragmatik auch die grammatischen Regeln des  Deutschen formt. Dazu werden wir zunächst einen Datenbereich der deut­schen Grammatik betrachten, der Ihnen vielleicht noch nicht bekannt ist, die sogenannten negativ­polaren Elemente. Abschnitt  15.1 beschreibt, was es damit auf sich hat und Abschnitt 15.2 fasst den ersten erfolgreichen Beschreibungsver­such von William Ladusaw (1980, 1996) zusammen. Diese Theorie macht sehr viele richtige Vorhersagen – sie lässt nur offen, wieso Sprechergemeinschaften auf die Idee kommen könnten, dieses sehr abstrakte logische Regelwerk anzu­wenden.1 Kapitel  15.3. stellt die pragmatische Analyse negativ­polarer Elemente (NPE) vor. Diese Analyse sagt vorher, dass die NPE aus einer Art pragmatischer sogar- Konstruktion hervorgegangen sind. Zwar wird der heutige Sprachgebrauch von NPE im Deutschen teilweise syntaktisch geregelt, aber der Ursprung der Regeln liegt in der Pragmatik.15.1 Was sind negativ-polare Elemente?Das Adverb jemals im Deutschen hat eine überraschende grammatische Vertei­lung. Anders als andere Adverbien kann es nicht überall verwendet werden.(1) Keiner aus der Familie war jemals in Rom.(2) *Alle aus der Familie waren jemals in Rom.(3) *Anette war jemals in Rom.(4) Peter hat nicht behauptet, dass er jemals in Rom gewesen sei.Die Beispiele (1) und (4) sind völlig korrektes Deutsch, (2) und (3) dagegen sind ungrammatisch. In einem Schüleraufsatz würden sie rot angestrichen; die kor­rekte Version müsste lauten: Alle aus der Familie waren schon mal in Rom oder Anette war mal in Rom. Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob jemals nur in 1 Nach Kapitel 15.2 wird diese Kritik vermutlich plausibler sein. Sie können im Übrigen 15.2 über­springen und sofort zur pragmatischen Theorie gehen.
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