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„Kindersoldaten“. Zur Kontinuität kämpfender Kinder in Kriegen und bewaffneten Konflikten

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Kinder und Krieg
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DOI10.1515/9783110469196-017383„Kindersoldaten“Zur Kontinuität kämpfender Kinder in Kriegen und bewaffneten Konfliktenvon Michael PittwaldI. EinleitungKinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren, mitunter auch jünger, sindgegenwärtig fester Bestandteil regulärer Armeen und außerstaatlicher bewaffneterGruppen. Wird über Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen in den Me-dien berichtet, tauchen darin immer wieder bewaffnete und kämpfende Kinder undJugendliche auf – ein mittlerweile gewohntes, jedoch nach wie vor schwer zu fassen-des und irritierendes Phänomen der heutigen Kriegsrealität.Das Thema von in Kriegen und bewaffneten Konflikten involvierten und kämp-fenden Kindern und Jugendlichen wird seit Mitte der 1990er-Jahre verstärkt in derÖffentlichkeit wahrgenommen. Maßgeblich dazu beigetragen haben internationalvernetzte Aktivitäten und Kampagnen von Organisationen der Zivilgesellschaft, diesich mit Kinderrechten und dem Themenfeld ‚Kinder in bewaffneten Konflikten‘ be-schäftigen und als eines ihrer Ziele die völkerrechtliche Verbesserung des Schutzesvon Kindern in kriegerischen Auseinandersetzungen haben. Einen zentralen Im-puls dafür gab die 1996 im Auftrag des UN-Generalsekretariats von der damaligenmosambikanischen Bildungsministerin Graça Machel und einer Sachverständigen-kommission erstellte Studie „Impact of Armed Conflict on Children“1, die auch als„Machel Report“ benannt wird. Der Report basiert auf intensiven Recherchen in 24Ländern. Er belegt einen bis dahin von der Weltöffentlichkeit so nicht wahrgenom-menen und für viele Menschen ungeheuerlichen Aspekt des Kriegsgeschehens: Dieweit verbreitete und systematische Versklavung von Kindern als Soldaten, ihre viel-fältigen Arbeitsaufgaben in den Truppen und bewaffneten Gruppen sowie ihren di-rekten Einsatz im bewaffneten Kampf.1Graça Machel, Impact of Armed Conflict on Children. Report of the Expert of the Secretary-General, Ms.Graça Machel, Submitted Pursuant to General Assembly Resolution 48/157. New York 1996.hz-beiheft-68.book Seite 383 Dienstag, 9. August 2016 10:20 10
© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

DOI10.1515/9783110469196-017383„Kindersoldaten“Zur Kontinuität kämpfender Kinder in Kriegen und bewaffneten Konfliktenvon Michael PittwaldI. EinleitungKinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren, mitunter auch jünger, sindgegenwärtig fester Bestandteil regulärer Armeen und außerstaatlicher bewaffneterGruppen. Wird über Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen in den Me-dien berichtet, tauchen darin immer wieder bewaffnete und kämpfende Kinder undJugendliche auf – ein mittlerweile gewohntes, jedoch nach wie vor schwer zu fassen-des und irritierendes Phänomen der heutigen Kriegsrealität.Das Thema von in Kriegen und bewaffneten Konflikten involvierten und kämp-fenden Kindern und Jugendlichen wird seit Mitte der 1990er-Jahre verstärkt in derÖffentlichkeit wahrgenommen. Maßgeblich dazu beigetragen haben internationalvernetzte Aktivitäten und Kampagnen von Organisationen der Zivilgesellschaft, diesich mit Kinderrechten und dem Themenfeld ‚Kinder in bewaffneten Konflikten‘ be-schäftigen und als eines ihrer Ziele die völkerrechtliche Verbesserung des Schutzesvon Kindern in kriegerischen Auseinandersetzungen haben. Einen zentralen Im-puls dafür gab die 1996 im Auftrag des UN-Generalsekretariats von der damaligenmosambikanischen Bildungsministerin Graça Machel und einer Sachverständigen-kommission erstellte Studie „Impact of Armed Conflict on Children“1, die auch als„Machel Report“ benannt wird. Der Report basiert auf intensiven Recherchen in 24Ländern. Er belegt einen bis dahin von der Weltöffentlichkeit so nicht wahrgenom-menen und für viele Menschen ungeheuerlichen Aspekt des Kriegsgeschehens: Dieweit verbreitete und systematische Versklavung von Kindern als Soldaten, ihre viel-fältigen Arbeitsaufgaben in den Truppen und bewaffneten Gruppen sowie ihren di-rekten Einsatz im bewaffneten Kampf.1Graça Machel, Impact of Armed Conflict on Children. Report of the Expert of the Secretary-General, Ms.Graça Machel, Submitted Pursuant to General Assembly Resolution 48/157. New York 1996.hz-beiheft-68.book Seite 383 Dienstag, 9. August 2016 10:20 10
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Chapters in this book

  1. Frontmatter i
  2. Inhalt v
  3. Kinder und Krieg. Ein epochenübergreifender Zugriff 1
  4. I. Erziehung, Fürsorge und Propaganda
  5. Kriegswaisen und staatliche Fürsorge: Griechenland, Rom, Byzanz 37
  6. Verstümmelte Knaben, vergewaltigte Mädchen. Zur Konstruktion von Kreuzzugspropaganda im „Alexiosbrief“ 59
  7. Erziehung, Bildung und Ausbildung von Soldatenkindern im 18.Jahrhundert 81
  8. Kinder und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Eine transnationale Perspektive 105
  9. „Autogramm bitte!“. Heldenverehrung unter deutschen Jugendlichen während des Zweiten Weltkrieges 131
  10. Timur. Sowjetische Kinder und der Krieg um das Gute 151
  11. II. Alltag und Erfahrung
  12. Kinder im Krieg als Thema der römischen Geschichtsschreibung der späten Republik und frühen Kaiserzeit 179
  13. Krieg im Mittelalter. Der Blick auf die Kinder 201
  14. „mit weib und kinderlein wider von der statt nach hauß getzogen“. Kinder im Dreißigjährigen Krieg 219
  15. Von Kontinuität und Wandel. Eltern-Kind-Beziehungen in den beiden Weltkriegen 245
  16. III. Prägungen und Erbschaften
  17. Kindheit in ,eisernen Zeiten‘. Mentalitätsgeschichtliche und transgenerationale Aspekte von Kriegskindheiten im Ersten Weltkrieg 273
  18. Deutsche Kriegswaisen im 20.Jahrhundert. Gesellschaftliche Deutungen und individuelle Erfahrungen 293
  19. Die Waisenkinder der „verwaisten Nation“. Armenische Kinder als Überlebende des Völkermordes im Ersten Weltkrieg 321
  20. „So verlief meine Jugend und so wird sie mir ewig im Gedächtnis bleiben – hart und ohne Freude“. Kriegsprägungen und der Weg in die SA 345
  21. Jüdische Kindheit nach dem Zweiten Weltkrieg. Aufwachsen zwischen Trauma und Neubeginn 367
  22. „Kindersoldaten“. Zur Kontinuität kämpfender Kinder in Kriegen und bewaffneten Konflikten 383
  23. Die Autorinnen und Autoren 401
  24. Verzeichnis der Zeitschriftensiglen 405
  25. Register 407
Downloaded on 14.11.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110469196-017/pdf?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOorK8-4GHVhbNMeLZ7VQnvzLx28KD5loAcphZxn1m1S1699f14er
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