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Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Überlegungen zu Wolframs von Eschenbach Titurel
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Gattungsinterferenzen
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Elisabeth Martschini Wer nicht wagt, der nicht gewinnt Überlegungen zu Wolframs von Eschenbach TiturelAbstract: Throughout the last century and especially in its last decades, various interpretations of Wolfram von Eschenbach’s Titurel have been proposed. This essay takes three – those of Christian Kiening/Susanne Köbele, Matthias Meyer and Elisabeth Martschini – and reflects upon the steps which researchers must take to in order to respect the fragmentary form of this enigmatic work in their interpretations. Subsequently, the essay asks whether it is actually possible to interpret a work which is so far from completeness and consistency. A somewhat new approach to Wolfram’s Titurel is offered: what if Wolfram were trying to cre-ate a wholly new romance, one which was not a translation or adaptation of the Old French and which needed no influential sources outside of his own Parzival? And why was Wolfram, who failed, so much more successful than his successor Albrecht, who integrated the Titurel fragments into his Jüngerer Titurel? Wer sein Augenmerk auf dieses Werk richtet, [...] wird nicht die Hoffnung haben und haben dürfen, ein entscheidendes, lösendes Wort oder gar das entscheidende, abschließende Wort sprechen zu können. Er wird, wenn er überhaupt Neues in den Blick bekommt, dies vorsichtig als Möglichkeit hinstellen, als Entwurf, als Vorschlag zum Überdenken oder bes-tenfalls zum Weiterdenken.1Diese Aussage Helmut Brackerts über den Text, der uns als der Titurel bzw. die Titurel-Fragmente des Wolfram von Eschenbach bekannt ist, kann quasi als Fazit der Titurel-Forschung gelten, die von sehr unterschiedlichen Möglichkeiten, Ent-würfen und Vorschlägen zur Interpretation dieses Werks geprägt ist. Da ein Fazit für gewöhnlich jedoch erst am Ende eines Textes steht, will ich auf den folgenden Seiten einige Interpretationsmöglichkeiten ›nachliefern‹, bevor ich mit einem neuen Vorschlag hinsichtlich der – in erster Linie formalen und literaturge-schichtlichen – Einschätzung des Titurel den Bogen zurück zu Brackert schlage. Dabei geht es mir nicht in erster Linie um die Ergebnisse der einzelnen Analysen, || 1 Helmut Brackert, »Sinnspuren. Die Brackenseilinschrift in Wolframs von Eschenbach Titurel«, in: Harald Haferland, Michael Mecklenburg (Hrsg.), Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in Mittelalter und Früher Neuzeit, München 1996 (Forschungen zur Geschichte der Äl-teren deutschen Literatur 19), 155–175, hier: 155f.
© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Elisabeth Martschini Wer nicht wagt, der nicht gewinnt Überlegungen zu Wolframs von Eschenbach TiturelAbstract: Throughout the last century and especially in its last decades, various interpretations of Wolfram von Eschenbach’s Titurel have been proposed. This essay takes three – those of Christian Kiening/Susanne Köbele, Matthias Meyer and Elisabeth Martschini – and reflects upon the steps which researchers must take to in order to respect the fragmentary form of this enigmatic work in their interpretations. Subsequently, the essay asks whether it is actually possible to interpret a work which is so far from completeness and consistency. A somewhat new approach to Wolfram’s Titurel is offered: what if Wolfram were trying to cre-ate a wholly new romance, one which was not a translation or adaptation of the Old French and which needed no influential sources outside of his own Parzival? And why was Wolfram, who failed, so much more successful than his successor Albrecht, who integrated the Titurel fragments into his Jüngerer Titurel? Wer sein Augenmerk auf dieses Werk richtet, [...] wird nicht die Hoffnung haben und haben dürfen, ein entscheidendes, lösendes Wort oder gar das entscheidende, abschließende Wort sprechen zu können. Er wird, wenn er überhaupt Neues in den Blick bekommt, dies vorsichtig als Möglichkeit hinstellen, als Entwurf, als Vorschlag zum Überdenken oder bes-tenfalls zum Weiterdenken.1Diese Aussage Helmut Brackerts über den Text, der uns als der Titurel bzw. die Titurel-Fragmente des Wolfram von Eschenbach bekannt ist, kann quasi als Fazit der Titurel-Forschung gelten, die von sehr unterschiedlichen Möglichkeiten, Ent-würfen und Vorschlägen zur Interpretation dieses Werks geprägt ist. Da ein Fazit für gewöhnlich jedoch erst am Ende eines Textes steht, will ich auf den folgenden Seiten einige Interpretationsmöglichkeiten ›nachliefern‹, bevor ich mit einem neuen Vorschlag hinsichtlich der – in erster Linie formalen und literaturge-schichtlichen – Einschätzung des Titurel den Bogen zurück zu Brackert schlage. Dabei geht es mir nicht in erster Linie um die Ergebnisse der einzelnen Analysen, || 1 Helmut Brackert, »Sinnspuren. Die Brackenseilinschrift in Wolframs von Eschenbach Titurel«, in: Harald Haferland, Michael Mecklenburg (Hrsg.), Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in Mittelalter und Früher Neuzeit, München 1996 (Forschungen zur Geschichte der Äl-teren deutschen Literatur 19), 155–175, hier: 155f.
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