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4. Deontologische Ethik

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Analytische Einführung in die Ethik
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4.Deontologische Ethik4.1 Was heißt „deontologisch“?Der Ausdruck „deontologisch“ gehört seit C. D. Broads ein-flussreichem BuchFive types of ethical theoryvon 1930 zumBegriffsinventar der modernen Moralphilosophie und hatseine Nützlichkeit – auch wenn diese immer wieder in Fragegestellt worden ist – auch heute noch nicht eingebüßt. Deonto-logische Theorien sind nach Broad dadurch bestimmt, dass sieAussagen von der folgenden Form enthalten: „Handlungender Art h sind in Situationen vom Typ s immer richtig (oderfalsch), gleichgültig welche Folgen sie haben“ (vgl. Broad 1930,206). Im Kern entspricht diese Begriffsbestimmung dem heutegebräuchlichen Verständnis, auch wenn an der Terminologieinzwischen einige Modifikationen vorgenommen worden sind.Die erste Modifikation betrifft nicht den Begriff „deontolo-gisch“ selbst, sondern den Gegenbegriff. Broad konstrastierte„deontologische“ Ethiken mit „teleologischen“ Ethiken, undzwar so, dass alle Ethiken, die inhaltlich gehaltvolle und nichtnur prozedurale Normen postulieren, entweder der einen oderder anderen Kategorie zugeordnet werden können. Demge-genüber wird „teleologisch“ heute nicht mehr als kontradikto-rischer, sondern als konträrer Gegensatz zu „deontologisch“verwendet. Als „teleologisch“ werden nur solche nicht-deon-tologischen ethischen Theorien bezeichnet, die annehmen,dass die moralische Richtigkeit und Falschheit von Handlun-gen ausschließlich von der nicht-moralischen Qualität ihrerFolgen abhängt, d. h. davon, in welchen Maße sie nicht-mora-lische oder axiologische Werte realisieren oder zu deren Reali-sierung beitragen. Da man die moralische Richtigkeit undFalschheit von Handlungen jedoch nicht nur von der nicht-moralischen, sondern auch von der moralischen Qualität ihrerFolgen abhängig machen kann, schöpfen die Begriffedeonto-

4.Deontologische Ethik4.1 Was heißt „deontologisch“?Der Ausdruck „deontologisch“ gehört seit C. D. Broads ein-flussreichem BuchFive types of ethical theoryvon 1930 zumBegriffsinventar der modernen Moralphilosophie und hatseine Nützlichkeit – auch wenn diese immer wieder in Fragegestellt worden ist – auch heute noch nicht eingebüßt. Deonto-logische Theorien sind nach Broad dadurch bestimmt, dass sieAussagen von der folgenden Form enthalten: „Handlungender Art h sind in Situationen vom Typ s immer richtig (oderfalsch), gleichgültig welche Folgen sie haben“ (vgl. Broad 1930,206). Im Kern entspricht diese Begriffsbestimmung dem heutegebräuchlichen Verständnis, auch wenn an der Terminologieinzwischen einige Modifikationen vorgenommen worden sind.Die erste Modifikation betrifft nicht den Begriff „deontolo-gisch“ selbst, sondern den Gegenbegriff. Broad konstrastierte„deontologische“ Ethiken mit „teleologischen“ Ethiken, undzwar so, dass alle Ethiken, die inhaltlich gehaltvolle und nichtnur prozedurale Normen postulieren, entweder der einen oderder anderen Kategorie zugeordnet werden können. Demge-genüber wird „teleologisch“ heute nicht mehr als kontradikto-rischer, sondern als konträrer Gegensatz zu „deontologisch“verwendet. Als „teleologisch“ werden nur solche nicht-deon-tologischen ethischen Theorien bezeichnet, die annehmen,dass die moralische Richtigkeit und Falschheit von Handlun-gen ausschließlich von der nicht-moralischen Qualität ihrerFolgen abhängt, d. h. davon, in welchen Maße sie nicht-mora-lische oder axiologische Werte realisieren oder zu deren Reali-sierung beitragen. Da man die moralische Richtigkeit undFalschheit von Handlungen jedoch nicht nur von der nicht-moralischen, sondern auch von der moralischen Qualität ihrerFolgen abhängig machen kann, schöpfen die Begriffedeonto-
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