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XVIII Götzendämmerung

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XVIII GçtzendämmerungN an Constantin Georg Naumann, 25.11.1888: „Die Worte mit denen dieSchrift in dem Buchhändler-Bçrsenblatt anzuzeigen wäre, habe ich Herrn Kç-selitz überlassen, der Ihnen darüber Mitteilung machen wird. Es schadet Nichts,wenn dieselben etwas stark sind; es ist bei dieser Schrift nichterlaubt, Recen-sions-Exemplare an Zeitungen zu senden.“ KGB III/5, Bf. 1156, S. 486.Anonym :Die Gçtzendämmerung.In: Basler Nachrichten, Bd. 45, Nr. 34 vom4.2.1889.DieGçtzendämmerungoder: Wie man mit dem Hammer philosophiert, vonFriedrich Nietzsche, Leipzig, Neumann [sic] 1889. Den jeweiligen Inhalt einerneuen Schrift von Friedrich Nietzsche anzugeben, ist keine leichte Sache; denneines Theils spottet der Reichtum von verschiedenartigen Gedanken derUebersicht, andern Theils pflegt die Anordnung des Stoffes bei unserm Ver-fasser nicht der nüchternen Logik, sondern der Inspiration zu folgen. Ein Buchvon Fr. Nietzsche, welchen Titel es trage, ist stets ein rondo capricioso von tiefenAphorismen, dessen Neuheit gegenüber frühern Werken weniger auf der Er-schließung frischer Gedankenschächte, als auf der gründlicheren Erschçpfungbereits signalisirter Bergwerke beruht. Immer die nämlichen Themen: DieUmwerthung aller philosophischen Werthe, das heißt die Kritik und Richtig-stellung der maßgebenden Begriffe und Schlagwçrter, die Heiligsprechung dernaiven, jenseits des Guten und Bçsen stehenden Naturkraft gegenüber derReligion, der Moral und den übrigen Symptomen der menschlichen „dØca-dence“, die Verehrung des Genies, die Verachtung der schafmäßigen undlammesgeduldigen Masse, und der schrankenlose Glaube an sich selbst undseine Berufung. So denn auch jetzt in der kurzen (144 Seiten starken), aber gutund verhältnismäßig recht klar geschriebenen „Gçtzendämmerung“. Religionund Moral im Allgemeinen, das Christentum im Besonderen werden in der„Gçtzendämmerung“ von Nietzsche mit dem „Hammer“ verarbeitet und, wiewir dem Leser versichern, ohne Gnade und Barmherzigkeit. Wie sehr der Be-richterstatter Entschuldigung verdient, indem er von einer Darstellung desGedankenganges absieht, mag der Umstand zeigen, dass mitten in der „Gçt-zendämmerung“ ein Kapitel über den modernen Deutschen, ein anderes überneue Literatur vorkommt; zwei Kapitel, welche übrigens den Leser vielleicht

XVIII GçtzendämmerungN an Constantin Georg Naumann, 25.11.1888: „Die Worte mit denen dieSchrift in dem Buchhändler-Bçrsenblatt anzuzeigen wäre, habe ich Herrn Kç-selitz überlassen, der Ihnen darüber Mitteilung machen wird. Es schadet Nichts,wenn dieselben etwas stark sind; es ist bei dieser Schrift nichterlaubt, Recen-sions-Exemplare an Zeitungen zu senden.“ KGB III/5, Bf. 1156, S. 486.Anonym :Die Gçtzendämmerung.In: Basler Nachrichten, Bd. 45, Nr. 34 vom4.2.1889.DieGçtzendämmerungoder: Wie man mit dem Hammer philosophiert, vonFriedrich Nietzsche, Leipzig, Neumann [sic] 1889. Den jeweiligen Inhalt einerneuen Schrift von Friedrich Nietzsche anzugeben, ist keine leichte Sache; denneines Theils spottet der Reichtum von verschiedenartigen Gedanken derUebersicht, andern Theils pflegt die Anordnung des Stoffes bei unserm Ver-fasser nicht der nüchternen Logik, sondern der Inspiration zu folgen. Ein Buchvon Fr. Nietzsche, welchen Titel es trage, ist stets ein rondo capricioso von tiefenAphorismen, dessen Neuheit gegenüber frühern Werken weniger auf der Er-schließung frischer Gedankenschächte, als auf der gründlicheren Erschçpfungbereits signalisirter Bergwerke beruht. Immer die nämlichen Themen: DieUmwerthung aller philosophischen Werthe, das heißt die Kritik und Richtig-stellung der maßgebenden Begriffe und Schlagwçrter, die Heiligsprechung dernaiven, jenseits des Guten und Bçsen stehenden Naturkraft gegenüber derReligion, der Moral und den übrigen Symptomen der menschlichen „dØca-dence“, die Verehrung des Genies, die Verachtung der schafmäßigen undlammesgeduldigen Masse, und der schrankenlose Glaube an sich selbst undseine Berufung. So denn auch jetzt in der kurzen (144 Seiten starken), aber gutund verhältnismäßig recht klar geschriebenen „Gçtzendämmerung“. Religionund Moral im Allgemeinen, das Christentum im Besonderen werden in der„Gçtzendämmerung“ von Nietzsche mit dem „Hammer“ verarbeitet und, wiewir dem Leser versichern, ohne Gnade und Barmherzigkeit. Wie sehr der Be-richterstatter Entschuldigung verdient, indem er von einer Darstellung desGedankenganges absieht, mag der Umstand zeigen, dass mitten in der „Gçt-zendämmerung“ ein Kapitel über den modernen Deutschen, ein anderes überneue Literatur vorkommt; zwei Kapitel, welche übrigens den Leser vielleicht
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