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3. Seelenräume – Zur Viel-Einheit der Seele in der räumlichen und raumzeitlichen Seelenbildlichkeit barocker Gedichte

3 Seelenräume – Zur Viel-Einheit der Seele in derräumlichen und raumzeitlichen Seelenbildlichkeitbarocker GedichteZu Beginn der nun folgenden paradigmatischen Interpretationen ein-zelner Seelenbilder der barocken Lyrik sollen zunächst verschiedeneLesarten des in Abschnitt 1.4.2 entworfenen, sehr weiten Begriffs ›See-lenraummetapher‹ angefu ̈hrt werden. An konkreten Beispielen wird inAbschnitt 3.1 zu ero ̈rtern sein, ob bei den folgenden Metaphernana-lysen alle Varianten metaphorischer Seelenräume beru ̈cksichtigt wer-den sollen oder ob die Konzentration auf einen Typus des Seelenraumssinnvoller ist. In Abschnitt 3.2 soll dann ein Begriffsinstrumentariumfu ̈r die weitere Analyse seelischer Räume entwickelt werden, desseneinzelne Komponenten einerseits die Binnengliederung der folgendenAbschnitte des Hauptteils (3.3–3.8) begru ̈nden und andererseits als Vo-kabular fu ̈r die konkreten Einzelanalysen dienen werden.3.1 Raum der Seele oder Seele als Raum? –U ̈ber die Mehrdeutigkeit des Begriffs ›Seelenraum‹In Abschnitt 1.4.2 wurde das Metaphernkorpus der vorliegenden Stu-die vorläufig auf alle jene Sprachbilder eingegrenzt, »in denen derAspekt des Räumlichen eine entscheidende Rolle bei der Charakteri-sierung des Seelischen spielt« bzw. »in denen man eine Entsprechungund/oder ein Zusammenspiel räumlicher und seelischer Strukturennachweisen kann«. Aus spracho ̈konomischen Gru ̈nden wurden alleMetaphern, die diese Voraussetzungen erfu ̈llen, unter dem neologisti-schen Begriff der ›Seelenraummetapher‹ zusammengefasst. Dieser Ter-minus erweist sich bei näherem Hinsehen als hervorragend geeignet,die Vagheit, die in der oben angefu ̈hrten Eingrenzung bewusst ange-strebt ist, zu transportieren. Vor allem der in diesem Kompositum ent-haltene Ausdruck ›Seelenraum‹ ist alles andere als eindeutig, was nichtallein damit zusammenhängt, dass es sich sowohl bei der ›Seele‹ alsauch beim ›Raum‹ um keineswegs leicht zu definierende, facettenreicheBegriffe handelt. Selbst wenn man hinter die Problematisierungen des

3 Seelenräume – Zur Viel-Einheit der Seele in derräumlichen und raumzeitlichen Seelenbildlichkeitbarocker GedichteZu Beginn der nun folgenden paradigmatischen Interpretationen ein-zelner Seelenbilder der barocken Lyrik sollen zunächst verschiedeneLesarten des in Abschnitt 1.4.2 entworfenen, sehr weiten Begriffs ›See-lenraummetapher‹ angefu ̈hrt werden. An konkreten Beispielen wird inAbschnitt 3.1 zu ero ̈rtern sein, ob bei den folgenden Metaphernana-lysen alle Varianten metaphorischer Seelenräume beru ̈cksichtigt wer-den sollen oder ob die Konzentration auf einen Typus des Seelenraumssinnvoller ist. In Abschnitt 3.2 soll dann ein Begriffsinstrumentariumfu ̈r die weitere Analyse seelischer Räume entwickelt werden, desseneinzelne Komponenten einerseits die Binnengliederung der folgendenAbschnitte des Hauptteils (3.3–3.8) begru ̈nden und andererseits als Vo-kabular fu ̈r die konkreten Einzelanalysen dienen werden.3.1 Raum der Seele oder Seele als Raum? –U ̈ber die Mehrdeutigkeit des Begriffs ›Seelenraum‹In Abschnitt 1.4.2 wurde das Metaphernkorpus der vorliegenden Stu-die vorläufig auf alle jene Sprachbilder eingegrenzt, »in denen derAspekt des Räumlichen eine entscheidende Rolle bei der Charakteri-sierung des Seelischen spielt« bzw. »in denen man eine Entsprechungund/oder ein Zusammenspiel räumlicher und seelischer Strukturennachweisen kann«. Aus spracho ̈konomischen Gru ̈nden wurden alleMetaphern, die diese Voraussetzungen erfu ̈llen, unter dem neologisti-schen Begriff der ›Seelenraummetapher‹ zusammengefasst. Dieser Ter-minus erweist sich bei näherem Hinsehen als hervorragend geeignet,die Vagheit, die in der oben angefu ̈hrten Eingrenzung bewusst ange-strebt ist, zu transportieren. Vor allem der in diesem Kompositum ent-haltene Ausdruck ›Seelenraum‹ ist alles andere als eindeutig, was nichtallein damit zusammenhängt, dass es sich sowohl bei der ›Seele‹ alsauch beim ›Raum‹ um keineswegs leicht zu definierende, facettenreicheBegriffe handelt. Selbst wenn man hinter die Problematisierungen des
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