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Langenschwar(t)z - Lavant, Christine

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Band 7 Kräm – Marp
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Langenschwar(t)z, Max(imilian) (Leo-pold), eigentl.: Meyer Hoffmann, auch:Joachim Bimbler, Z. N. Charles(z)wang,Langenschwarz-Rubini, M. Longonegro,Jakob Zwangso(h)n, Karl Zwengsahn, VunAa’m, der schun lang schwarz is, * um1801–1808 Rödelheim (heute zu Frank-furt/M. gehörig), † nach 1868. – Erzähler,Lyriker, Dramatiker, Schauspieler, Im-provisator; Mediziner u. Wasserheil-künstler.Nach eigenen Angaben wurde L. am23.5.1808 als Sohn jüd. Eltern geboren, dochsind die Angaben hierzu – wie zu vielen sei-ner Lebensstationen – widersprüchlich. Erbesuchte das Gymnasium in Frankfurt/M. u.Darmstadt, bevor er um 1825 nach Hamburgging, wo er als »Unterlehrer« tätig war. ImWinter 1826 brach L. nach Wien auf, wo derSohn eines Kaufmanns oder Lotteriekollek-teurs im Mai 1828 zum Katholizismus kon-vertierte. 1830 trat L. als Deklamator u. Im-provisator zunächst in Pressburg (Bratislava),später in weiteren dt. Städten wie München,Stuttgart, Dresden, Leipzig u. Hamburg auf(vgl. auch dieErste Improvisation stenographischaufgenommen von F. X. Gabelsberger. Mchn.1830). Fortan führte L. ein Wanderlebenzwischen Deutschland, Russland, Italien, derSchweiz, Finnland, England u. Frankreich;1832 ging er nach St. Petersburg u. 1834 nachParis, wo er – vermittelt durch Jakob Roth-schild – Heinrich Heine aufsuchte. Dieserhielt L. jedoch für einen »langweilige[n]Menschen« (Brief Heines vom 21.4.1834),Heines Bruder sah in L. gar »ein mauvaissujet« (Brief Anfang Mai 1834). Neben ver-schiedenen satir. Schriften versuchte L. indieser Zeit mit derArithmetik der Sprache(Lpz.1834) eine Rhetorik, mit derAnatomie desStaates(St. Gallen 1836) gar eine »Kritik dermenschlichen Gesellschaft« zu liefern. 1835heiratete er die Sängerin Rutini, ab 1842praktizierte er als Naturheilarzt unter demNamen Langenschwarz-Rubini in Paris. 1848kehrte er während der Märzbewegung nachDeutschland zurück; allein in Leipzig er-schienen in diesem Jahr unter seinem Namennicht weniger als 15 Veröffentlichungenmeist satir. Inhalts, wie beispielsweise die inBriefform gehalteneZeit im Wochenbette: einepopuläre Entbindungsgeschichteoder der fin-gierte Bericht eines chines. Ministers über diedt. Verhältnisse (Der Minister wird ein Esel).Dabei stehen oftmals Metternich u. seineRestaurationspolitik im Zentrum der KritikL.’, so etwa in denEuropäischen Geheimnisseneines Mediatisirten(Hbg. 1836) oder in den inGedichtform gehaltenenPolitischen Nachtge-danken einer Lichtputze(Lpz. 1848). L. wurdesodann 1849 aus Deutschland ausgewiesen,ging unter dem Namen Hoffmann nachLondon, wo er von Karl Marx als preuß. Po-lizeiagent entlarvt wurde. 1853 in Paris unterBeschuldigung politischer Umtriebe verhaf-tet, ist L. in einem auf den 12.10.1856 da-tierten Brief in New York bezeugt, wo er(wiederum unter dem Namen Max Hoff-mann) als Arzt praktizierte. Nach mehrerenVeröffentlichungen in New York (1858 u.1864) verliert sich L.’ Spur vorläufig, nacheiner Publikation 1868 in Philadelphia end-gültig.Weitere Werke: Satyr. Brille für alle Nasen: einTagblatt für Geschmack, Kultur u. Kunst. Mchn.1830. – Der Hofnarre: eine gar wundersame Ori-ginalhistorie in 10 Poemen; mit einem polit. In-termezzo: ›Die grosse Woche‹. Stgt. 1831. Lpz.1832. – Die europ. Lieder. Lpz. 1839. – Die be-rühmtesten Calembourgs u. Witz-Momente.Schleusingen 1841. – Schneider Kitz. 4 Bde., Lpz.1842. – Tiphonia: Trag. in 5 Akten. Paris/Lpz.1848. – Der gesetzgebende Schurke Justinian. Lpz.1848. – Thomas Morus: histor. Schausp. in 4 Akten.Bln. 1850. – Vergessene Dichtungen in Frankfurteru. Sachsenhäuser Mundart. Zusammengestellt v.Hans Ravenstein. Ffm. 1916.Literatur: Selbstbiogr. UB Ffm. SignaturMs.Ff. M. Langenschwarz. – Jüd. Plutarch II (1848),S. 156 f. – Brümmer (61913), Bd. 3, S. 182. – Fried-rich Wienstein: Lexikon der kath. dt. Dichter.Hamm 1899. – Salomon Wieninger: Große jüd.National-Biogr. Bd. 3 (1928), S. 494. – Kosch, Bd. 2.– Wolfgang Klötzer: Frankfurter Biogr. Bd. 1(1994).Hans Peter BuohlerLangenschwar(t)z221

Langenschwar(t)z, Max(imilian) (Leo-pold), eigentl.: Meyer Hoffmann, auch:Joachim Bimbler, Z. N. Charles(z)wang,Langenschwarz-Rubini, M. Longonegro,Jakob Zwangso(h)n, Karl Zwengsahn, VunAa’m, der schun lang schwarz is, * um1801–1808 Rödelheim (heute zu Frank-furt/M. gehörig), † nach 1868. – Erzähler,Lyriker, Dramatiker, Schauspieler, Im-provisator; Mediziner u. Wasserheil-künstler.Nach eigenen Angaben wurde L. am23.5.1808 als Sohn jüd. Eltern geboren, dochsind die Angaben hierzu – wie zu vielen sei-ner Lebensstationen – widersprüchlich. Erbesuchte das Gymnasium in Frankfurt/M. u.Darmstadt, bevor er um 1825 nach Hamburgging, wo er als »Unterlehrer« tätig war. ImWinter 1826 brach L. nach Wien auf, wo derSohn eines Kaufmanns oder Lotteriekollek-teurs im Mai 1828 zum Katholizismus kon-vertierte. 1830 trat L. als Deklamator u. Im-provisator zunächst in Pressburg (Bratislava),später in weiteren dt. Städten wie München,Stuttgart, Dresden, Leipzig u. Hamburg auf(vgl. auch dieErste Improvisation stenographischaufgenommen von F. X. Gabelsberger. Mchn.1830). Fortan führte L. ein Wanderlebenzwischen Deutschland, Russland, Italien, derSchweiz, Finnland, England u. Frankreich;1832 ging er nach St. Petersburg u. 1834 nachParis, wo er – vermittelt durch Jakob Roth-schild – Heinrich Heine aufsuchte. Dieserhielt L. jedoch für einen »langweilige[n]Menschen« (Brief Heines vom 21.4.1834),Heines Bruder sah in L. gar »ein mauvaissujet« (Brief Anfang Mai 1834). Neben ver-schiedenen satir. Schriften versuchte L. indieser Zeit mit derArithmetik der Sprache(Lpz.1834) eine Rhetorik, mit derAnatomie desStaates(St. Gallen 1836) gar eine »Kritik dermenschlichen Gesellschaft« zu liefern. 1835heiratete er die Sängerin Rutini, ab 1842praktizierte er als Naturheilarzt unter demNamen Langenschwarz-Rubini in Paris. 1848kehrte er während der Märzbewegung nachDeutschland zurück; allein in Leipzig er-schienen in diesem Jahr unter seinem Namennicht weniger als 15 Veröffentlichungenmeist satir. Inhalts, wie beispielsweise die inBriefform gehalteneZeit im Wochenbette: einepopuläre Entbindungsgeschichteoder der fin-gierte Bericht eines chines. Ministers über diedt. Verhältnisse (Der Minister wird ein Esel).Dabei stehen oftmals Metternich u. seineRestaurationspolitik im Zentrum der KritikL.’, so etwa in denEuropäischen Geheimnisseneines Mediatisirten(Hbg. 1836) oder in den inGedichtform gehaltenenPolitischen Nachtge-danken einer Lichtputze(Lpz. 1848). L. wurdesodann 1849 aus Deutschland ausgewiesen,ging unter dem Namen Hoffmann nachLondon, wo er von Karl Marx als preuß. Po-lizeiagent entlarvt wurde. 1853 in Paris unterBeschuldigung politischer Umtriebe verhaf-tet, ist L. in einem auf den 12.10.1856 da-tierten Brief in New York bezeugt, wo er(wiederum unter dem Namen Max Hoff-mann) als Arzt praktizierte. Nach mehrerenVeröffentlichungen in New York (1858 u.1864) verliert sich L.’ Spur vorläufig, nacheiner Publikation 1868 in Philadelphia end-gültig.Weitere Werke: Satyr. Brille für alle Nasen: einTagblatt für Geschmack, Kultur u. Kunst. Mchn.1830. – Der Hofnarre: eine gar wundersame Ori-ginalhistorie in 10 Poemen; mit einem polit. In-termezzo: ›Die grosse Woche‹. Stgt. 1831. Lpz.1832. – Die europ. Lieder. Lpz. 1839. – Die be-rühmtesten Calembourgs u. Witz-Momente.Schleusingen 1841. – Schneider Kitz. 4 Bde., Lpz.1842. – Tiphonia: Trag. in 5 Akten. Paris/Lpz.1848. – Der gesetzgebende Schurke Justinian. Lpz.1848. – Thomas Morus: histor. Schausp. in 4 Akten.Bln. 1850. – Vergessene Dichtungen in Frankfurteru. Sachsenhäuser Mundart. Zusammengestellt v.Hans Ravenstein. Ffm. 1916.Literatur: Selbstbiogr. UB Ffm. SignaturMs.Ff. M. Langenschwarz. – Jüd. Plutarch II (1848),S. 156 f. – Brümmer (61913), Bd. 3, S. 182. – Fried-rich Wienstein: Lexikon der kath. dt. Dichter.Hamm 1899. – Salomon Wieninger: Große jüd.National-Biogr. Bd. 3 (1928), S. 494. – Kosch, Bd. 2.– Wolfgang Klötzer: Frankfurter Biogr. Bd. 1(1994).Hans Peter BuohlerLangenschwar(t)z221
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