Home Linguistics & Semiotics XIV. Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache seit der Mitte des 20. Jahrhunderts
Chapter
Licensed
Unlicensed Requires Authentication

XIV. Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache seit der Mitte des 20. Jahrhunderts

Become an author with De Gruyter Brill
2. Teilband
This chapter is in the book 2. Teilband
XIV. Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache seit derMitte des 20. Jahrhunderts139. Die Rolle der Fachsprachen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts1.Ausgangspositionen2.Neue Anstöße3.Fachwortschatz/Terminologie4.Fachtexte5.Einfluß auf die Gemeinsprache6.Aufschwung der Fachsprachenforschung7.Literatur (in Auswahl)1.Ausgangspositionen1.1. Der Literatur, d. h. sowohl Standardwer-ken und Überblicksdarstellungen als auch spe-ziellen Einzeluntersuchungen, ist unschwerzu entnehmen, daß die Fachkommunikationseit der Mitte des 20. Jh. beträchtlich an Be-deutung gewonnen und daß die Fachspra-chenforschung seit den 60er Jahren eine be-merkenswerte Entwicklung genommen hat(vgl. z. B. Fluck 1976, 9; 1996, 10; Hoffmann1976, 11 ff.; 1987, 11; 1988, 23 ff.; Beier 1980,9 f.; Sager/Dungworth/McDonald 1980, XIII;Kocourek 1982, 1; Möhn/Pelka 1984, 1). Be-obachtungen im beruflichen und alltäglichenLeben bestätigen diese beiden korrespondie-renden Tendenzen.Natürlich haben sich Fachsprachen schonwesentlich früher herausgebildet, und auchdieAnsätzederFachsprachenforschungreichen weiter zurück. Der Ursprung derFachsprachen wird im allgemeinen in derdurch Arbeitsteilung bewirkten Spezialisie-rung menschlicher Tätigkeiten und dersprachlichen Verständigung darüber gesucht(vgl. Fluck 1996, 27 ff.). Ansätze von Fach-sprachenforschung finden sich da, wo überden fachlich determinierten Gebrauch vonSprache reflektiert wird, ohne daß sofort einesystematische Analyse und Darstellung ange-strebt werden muß. Je nach Kulturkreis fälltdie Datierung dafür unterschiedlich aus; un-terschiedlich ist auch die Quellenlage etwazur ägyptischen, chinesischen, indischen,antiken, arabischen und abendländischen Ar-beits- bzw. Sprachwelt. Das historische Inter-esse an der Fachkommunikation hat sich bis-her im wesentlichen auf den europäischenRaumkonzentriert,wobeiAntikeundAbendlandgeklammert durch das sogen.„Mittelalter“nur zu leicht als Kontinuumgesehen werden. (Die Verwendung des Lat.als Sprache der Wissenschaft über Jahr-hunderte hinweg und die Konstituierung gan-zer Terminologien aus griech. und lat. Wort-bildungselementen legen diese Sichtweisenahe!).1.2. Eine auf Periodisierung gerichtete dia-chronische Sprachbetrachtung ist darauf an-gewiesen, mehr oder weniger deutliche Gren-zen zwischen bestimmten Entwicklungsetap-pen zu ziehen und diese durch sichtbare Ver-änderungen zu belegen. Für fast alle europ.Sprachen von Rang und Bedeutung gibt esbereits Darstellungen ihrer Geschichte, häu-fig unterteilt in historische Phonetik und hi-storische Grammatik (Morphologie, Syntax),seltener historische Lexik(ologie). Die dortfestgehaltenen qualitativen Unterschiede imSystem der Gesamtsprache(n), z. B. zwischenAhd., Mhd. und Nhd. oder zwischen Urslaw.,Aruss. und Nruss. gelten gleichermaßen fürdie Sub- bzw. Fachsprachen. Bei diesen kom-men aber quantitative Veränderungen vorallem im Fachwortschatz hinzu, die man alsInnovationsschübe bezeichnen kann. Sie tre-ten nicht bei allen Fachsprachen gleichzeitigund auch nicht gleichzeitig mit den allge-meinen qualitativen Veränderungen der Ein-zelsprachen ein, sondern hängen direkt vonder Entwicklung der verschiedenen Fächerab. Über den Benennungsbedarf ergibt sicheine Korrelation zwischen der Entwicklungder Fächer und ihrer Fachsprachen. Nebender Fachlexik, die sich im Laufe der Zeit interminologischen Subsystemen organisiert,äußert sich die spezifische Entwicklung derFachsprachen in der Gestaltung der Fach-texte bis hin zur Schaffung neuer Fachtext-sorten.
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

XIV. Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache seit derMitte des 20. Jahrhunderts139. Die Rolle der Fachsprachen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts1.Ausgangspositionen2.Neue Anstöße3.Fachwortschatz/Terminologie4.Fachtexte5.Einfluß auf die Gemeinsprache6.Aufschwung der Fachsprachenforschung7.Literatur (in Auswahl)1.Ausgangspositionen1.1. Der Literatur, d. h. sowohl Standardwer-ken und Überblicksdarstellungen als auch spe-ziellen Einzeluntersuchungen, ist unschwerzu entnehmen, daß die Fachkommunikationseit der Mitte des 20. Jh. beträchtlich an Be-deutung gewonnen und daß die Fachspra-chenforschung seit den 60er Jahren eine be-merkenswerte Entwicklung genommen hat(vgl. z. B. Fluck 1976, 9; 1996, 10; Hoffmann1976, 11 ff.; 1987, 11; 1988, 23 ff.; Beier 1980,9 f.; Sager/Dungworth/McDonald 1980, XIII;Kocourek 1982, 1; Möhn/Pelka 1984, 1). Be-obachtungen im beruflichen und alltäglichenLeben bestätigen diese beiden korrespondie-renden Tendenzen.Natürlich haben sich Fachsprachen schonwesentlich früher herausgebildet, und auchdieAnsätzederFachsprachenforschungreichen weiter zurück. Der Ursprung derFachsprachen wird im allgemeinen in derdurch Arbeitsteilung bewirkten Spezialisie-rung menschlicher Tätigkeiten und dersprachlichen Verständigung darüber gesucht(vgl. Fluck 1996, 27 ff.). Ansätze von Fach-sprachenforschung finden sich da, wo überden fachlich determinierten Gebrauch vonSprache reflektiert wird, ohne daß sofort einesystematische Analyse und Darstellung ange-strebt werden muß. Je nach Kulturkreis fälltdie Datierung dafür unterschiedlich aus; un-terschiedlich ist auch die Quellenlage etwazur ägyptischen, chinesischen, indischen,antiken, arabischen und abendländischen Ar-beits- bzw. Sprachwelt. Das historische Inter-esse an der Fachkommunikation hat sich bis-her im wesentlichen auf den europäischenRaumkonzentriert,wobeiAntikeundAbendlandgeklammert durch das sogen.„Mittelalter“nur zu leicht als Kontinuumgesehen werden. (Die Verwendung des Lat.als Sprache der Wissenschaft über Jahr-hunderte hinweg und die Konstituierung gan-zer Terminologien aus griech. und lat. Wort-bildungselementen legen diese Sichtweisenahe!).1.2. Eine auf Periodisierung gerichtete dia-chronische Sprachbetrachtung ist darauf an-gewiesen, mehr oder weniger deutliche Gren-zen zwischen bestimmten Entwicklungsetap-pen zu ziehen und diese durch sichtbare Ver-änderungen zu belegen. Für fast alle europ.Sprachen von Rang und Bedeutung gibt esbereits Darstellungen ihrer Geschichte, häu-fig unterteilt in historische Phonetik und hi-storische Grammatik (Morphologie, Syntax),seltener historische Lexik(ologie). Die dortfestgehaltenen qualitativen Unterschiede imSystem der Gesamtsprache(n), z. B. zwischenAhd., Mhd. und Nhd. oder zwischen Urslaw.,Aruss. und Nruss. gelten gleichermaßen fürdie Sub- bzw. Fachsprachen. Bei diesen kom-men aber quantitative Veränderungen vorallem im Fachwortschatz hinzu, die man alsInnovationsschübe bezeichnen kann. Sie tre-ten nicht bei allen Fachsprachen gleichzeitigund auch nicht gleichzeitig mit den allge-meinen qualitativen Veränderungen der Ein-zelsprachen ein, sondern hängen direkt vonder Entwicklung der verschiedenen Fächerab. Über den Benennungsbedarf ergibt sicheine Korrelation zwischen der Entwicklungder Fächer und ihrer Fachsprachen. Nebender Fachlexik, die sich im Laufe der Zeit interminologischen Subsystemen organisiert,äußert sich die spezifische Entwicklung derFachsprachen in der Gestaltung der Fach-texte bis hin zur Schaffung neuer Fachtext-sorten.
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston
Downloaded on 24.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110194166-008/html?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOoqtBz7l7uSmyEXYrwcEz4cdme1AH6YnyABKuhtfGiYOucqeE5_J
Scroll to top button