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Das Gefängnis des NKVD Nr. 5 Strelitz

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Band 1 Studien und Berichte
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LUTZ PRIEß Das Gefängnis des NKVD Nr. 5 Strelitz Das Gefängnis Nr. 5 Strelitz1 unterstand der "Abteilung Speziallager des NKVD der UdSSR in Deutschland" nur zwischen Mai 1945 und Ende 1946. Bisher konnte in der russischen Aktenüberlieferung dieser Abteilung, außer einigen wenigen Informationen, kein eigenstän-diger Bestand zu diesem Gefängnis gefunden werden. Es fehlen auch die Registraturunter-lagen mit dem Nachweis der Ab- und Zugänge von Gefangenen bzw. für die Deportationen oder dem Nachweis für die Verstorbenen. Deshalb können keine vollständigen und ab-schließenden Angaben über die Existenz dieses NKVD-Gefängnisses, die Zusammenset-zung der Häftlingsgesellschaft und der inneren Vorgänge gemacht werden. Zeitzeugenberichte von Verurteilten sowjetischer Militärtribunale (SMT), die im Herbst 1946 nach Oranienburg in das Speziallager Nr. 7 verlegt wurden, enthalten wenige Aus-künfte über die Häftlingszusammensetzung. Es überwiegen Schilderungen über den Alltag im Gefängnis, den Tagesablauf, die sowjetischen Wachmannschaften, besondere Vor-kommnisse usw. In neueren Veröffentlichungen ist der Aufenthalt im NKVD-Gefängnis Nr. 5 nicht thematisiert. Das hängt z. T. damit zusammen, daß die relativ kurze Zeitspanne des Gefängsnisaufenthaltes von der oft mehrjährigen Haftzeit im Speziallager "überlagert" wurde. Aber auch im Rahmen der bisherigen Forschungen und Publikationen über die Spe-ziallager in der SBZ blieben die Gefängnisse noch weitgehend unberücksichtigt. Das NKVD betrieb in den von der Roten Armee besetzten Gebieten neben den Sammel-und Filtrationslagern auch Gefängnisse. Die regional gegliederten Operativgruppen verfüg-ten über provisorische Gefängnisse, im deutschen Sprachgebrauch oft "GPU-Keller" ge-nannt. Diese "GPU-Keller" waren für die meisten Gefangenen des NKVD die erste Haftsta-tion. Jedem Operativsektor unterstanden mindestens ein Zentralgefängnis und weitere standortgebundene Gefängnisse. In die ortsfesten Gefängnisse wurden sowohl Untersuchungshäftlinge als auch von so-wjetischen Militärtribunalen (SMT) verurteilte Personen eingeliefert. In der Provinz Meck-lenburg wurde ein bereits existierendes Gefängnis in Strelitz als zentrales NKVD-Gefängnis Nr. 5 eingerichtet. Im Mai 1945 übergab der Leiter des Gefängnisses Oberleutnant P. N. Suvorov das Amt an Hauptmann A. S. Buklanov.2 Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 1.088 Gefangene, davon 1.077 Verurteilte und elf Untersuchungshäftlinge im Gefängnis. 1 In den sowjetischen Dokumenten aus der Zeit 1945/46 wird für den heutigen Ort Neustrelitz die Orts-bezeichnungen Strelitz verwendet. 2 GARF, f. 9409, op. l,d. 132.
© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

LUTZ PRIEß Das Gefängnis des NKVD Nr. 5 Strelitz Das Gefängnis Nr. 5 Strelitz1 unterstand der "Abteilung Speziallager des NKVD der UdSSR in Deutschland" nur zwischen Mai 1945 und Ende 1946. Bisher konnte in der russischen Aktenüberlieferung dieser Abteilung, außer einigen wenigen Informationen, kein eigenstän-diger Bestand zu diesem Gefängnis gefunden werden. Es fehlen auch die Registraturunter-lagen mit dem Nachweis der Ab- und Zugänge von Gefangenen bzw. für die Deportationen oder dem Nachweis für die Verstorbenen. Deshalb können keine vollständigen und ab-schließenden Angaben über die Existenz dieses NKVD-Gefängnisses, die Zusammenset-zung der Häftlingsgesellschaft und der inneren Vorgänge gemacht werden. Zeitzeugenberichte von Verurteilten sowjetischer Militärtribunale (SMT), die im Herbst 1946 nach Oranienburg in das Speziallager Nr. 7 verlegt wurden, enthalten wenige Aus-künfte über die Häftlingszusammensetzung. Es überwiegen Schilderungen über den Alltag im Gefängnis, den Tagesablauf, die sowjetischen Wachmannschaften, besondere Vor-kommnisse usw. In neueren Veröffentlichungen ist der Aufenthalt im NKVD-Gefängnis Nr. 5 nicht thematisiert. Das hängt z. T. damit zusammen, daß die relativ kurze Zeitspanne des Gefängsnisaufenthaltes von der oft mehrjährigen Haftzeit im Speziallager "überlagert" wurde. Aber auch im Rahmen der bisherigen Forschungen und Publikationen über die Spe-ziallager in der SBZ blieben die Gefängnisse noch weitgehend unberücksichtigt. Das NKVD betrieb in den von der Roten Armee besetzten Gebieten neben den Sammel-und Filtrationslagern auch Gefängnisse. Die regional gegliederten Operativgruppen verfüg-ten über provisorische Gefängnisse, im deutschen Sprachgebrauch oft "GPU-Keller" ge-nannt. Diese "GPU-Keller" waren für die meisten Gefangenen des NKVD die erste Haftsta-tion. Jedem Operativsektor unterstanden mindestens ein Zentralgefängnis und weitere standortgebundene Gefängnisse. In die ortsfesten Gefängnisse wurden sowohl Untersuchungshäftlinge als auch von so-wjetischen Militärtribunalen (SMT) verurteilte Personen eingeliefert. In der Provinz Meck-lenburg wurde ein bereits existierendes Gefängnis in Strelitz als zentrales NKVD-Gefängnis Nr. 5 eingerichtet. Im Mai 1945 übergab der Leiter des Gefängnisses Oberleutnant P. N. Suvorov das Amt an Hauptmann A. S. Buklanov.2 Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 1.088 Gefangene, davon 1.077 Verurteilte und elf Untersuchungshäftlinge im Gefängnis. 1 In den sowjetischen Dokumenten aus der Zeit 1945/46 wird für den heutigen Ort Neustrelitz die Orts-bezeichnungen Strelitz verwendet. 2 GARF, f. 9409, op. l,d. 132.
© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Chapters in this book

  1. Frontmatter 1
  2. Inhalt 5
  3. Einführungen
  4. Vorwort der Herausgeber 11
  5. Zur Geschichte des sowjetischen Speziallagersystems in Deutschland Einführung 19
  6. Die GARF-Bestände: Quellen zur Geschichte der Speziallager des NKVD/MVD der UdSSR in Deutschland von 1945 bis 1950 76
  7. Ungedruckte Quellen in deutschen Archiven und Bibliotheken zum Thema Speziallager 83
  8. Historischer Hintergrund
  9. Alliierte Internierungslager in Deutschland nach 1945. Ein Vergleich und offene Fragen 97
  10. Organisationseinheiten und Kompetenzstruktur des Sicherheitsapparates der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) 117
  11. Die Operationen des NKVD in Deutschland während des Vormarsches der Roten Armee (Januar bis April 1945) 132
  12. Die Apparate des NKVD/MVD und des MGB in Deutschland (1945-1953). Eine historische Skizze 143
  13. Verhaftungen und Haftanstalten der sowjetischen Geheimdienstorgane am Beispiel Thüringens 158
  14. Zur Tätigkeit der Sowjetischen Militärtribunale (SMT) in der SBZ/DDR 172
  15. Die Speziallager: Übergreifende Aspekte
  16. Versorgung, Krankheit, Tod in den Speziallagern 189
  17. Mobilität zwischen den Lagern 224
  18. Sowjetische Staatsangehörige und sonstige Ausländer in den Speziallagern 241
  19. Deutsche Kriegsgefangene als Häftlinge in den Speziallagern des NKVD in der SBZ 250
  20. Erfahrungsgeschichtliche Aspekte des Lagerlebens 264
  21. Die einzelnen Speziallager
  22. Das Speziallager Nr. 1 Mühlberg 1945-1948 279
  23. Speziallager Nr. 2 Buchenwald 291
  24. Das Speziallager Nr. 3 in Hohenschönhausen Mai 1945–Oktober 1946 318
  25. Zur Geschichte des Speziallagers Nr. 4 (3) in Bautzen 331
  26. Das Speziallager des NKVD Nr. 5 Ketschendorf 353
  27. Das Speziallager des NKVD Nr. 6 Jamlitz 364
  28. Das Speziallager des NKVD Nr. 7 Werneuchen/Weesow 375
  29. Das Speziallager des NKVD Nr. 7 (Nr. 1) Sachsenhausen 1945–1950 380
  30. Die sowjetischen Speziallager Nr. 8 und Nr. 10 in Torgau 1945–1948 411
  31. Das Speziallager Nr. 9 Fünfeichen 426
  32. Der Lagerstandort Frankfurt an der Oder und das Gefängnis Nr. 6 in Berlin-Lichtenberg 445
  33. Das Gefängnis des NKVD Nr. 5 Strelitz 452
  34. Quantitative Dimensionen
  35. Kritische Bemerkungen zu den sowjetischen Speziallagerstatistiken 457
  36. Häftlingsstruktur im Speziallager Buchenwald: Quellenbestand und Wertung 481
  37. Häftlingsstruktur im Speziallager Bautzen aus sowjetischer Sicht 497
  38. “Kompromat” 1949 – eine statistische Annäherung an Internierte, SMT-Verurteilte, antisowjetische Kämpfer und die Sowjetischen Militärtribunale 510
  39. Ausblick
  40. Die Waldheimer Prozesse 533
  41. Anhang
  42. Abkürzungsverzeichnis 555
  43. Bibliographie 560
  44. Personenregister 587
  45. Autorenverzeichnis 593
Downloaded on 9.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783050069913-027/html?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOoqpny-lE_LPEkmCC9kinrFconjFzsb-2BwaLsjE5ZLZC7IiYQ9N
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