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»Ursprung und Gegenwart«

Ein Aufruf zur Besinnung auf die Wandlung der Grundlagen unseres Denkens, auch der Theologie, im Anschluß an Jean Gebser
Published/Copyright: April 1, 1954
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»Ursprung und Gegenwart«*) Ein Aufruf zur Besinnung auf die Wandlung der Grundlagen unseres Denkens, auch der Theologie, im Anschluß an Jean Gebser Von Wilhelm Hüster Die verschiedenen Veröffentlichungen der letzten Zeit in der „Ev. Theo-logie", die sich bemühen, nicht nur saubere Abgrenzungen zwischen der Theologie und den übrigen Fachwissenschaften zu schaffen, sondern dar-über hinaus geeignet sind, auch den Blick über das abgegrenzte Gebiet der Theologie in die Bereiche anderer Wissenschaftszweige hinein zu weiten geben mir den Mut, midi als ein interessierter Laie zu Wort zu melden, der einmal davon überzeugt ist, daß die Stunde des Aufbruchs aus allen fachwissenschaftlichen Isolierungen, des Aufbruchs, wie er sich am deut-lichsten in den Naturwissenschaften, aber auch in der Philosophie und der Psychologie abzeichnet, audi für die Theologie geschlagen hat, und der zum andern der Meinung ist, daß die Befreiung aus der fachwissenschaftlichen Isolierung eine Grundvoraussetzung für die Lösung der Theologie aus ihrer so viel beklagten mangelnden Wirksamkeit, namentlich audi aus der mangelnden Fruchtbarkeit kirchlicher Verkündigung ist. Es ist doch weit-hin so, daß der Verkündigung der christlichen Botschaft das Zauberwort abhanden gekommen zu sein scheint, das die Herzen der Zuhörer auf-schließt. Man soll den Mangel an Bereitschaft, auf Gottes Wort zu hören, nicht immer nur mit dem Ungeist der Zeit begründen, sich auch nicht da-mit trösten, daß es Gott (oder dem Satan) offenbar gefalle, die Herzen der Menschen zu verstocken, oder gar mit dem Ergebnis der Wirksamkeit auf eine kleine, angeblich auserlesene Schar zufrieden sein. Mir kommt es mitunter vor wie im Märchen vom Kalif Stordì, als habe die Theologie und die kirchliche Verkündigung das verwandelnde Zauberwort vergessen, und so melde idi midi zu Wort mit dem Hinweis auf ein wissenschaftliches Werk, das mir, wie kein anderes, geeignet erscheint, die wahrzunehmende Entwicklungstendenz zu universaler, alle Lebensgebiete umfassenden wissenschaftlichen Betrachtung zu fördern. Daß ich diesen Versuch als Verwaltungsjurist unternehme, ist vom fachwissenschaftlichen Standpunkt kaum entschuldbar, liegt aber im Zuge dieser Entwicklung. Idi setze mich also bewußt dem Vorwurf der „Amtsanmaßung" aus (um mich eines straf-rechtlichen Vergleichs zu bedienen), tue das aber als evangelischer Christ mit dem guten Gewissen dessen, der sich aufgerufen weiß, mit seinem Pfündlein, und sei es noch so bescheiden, zu wirken und mit kindlichem *) Georg Schulz zum 65. Geburtstag. !) Vgl. allein im Novemberheft der „Ev. Theologie" v. 1953 die Auf-sätze von Kütemeyer: „Ermächtigung der Macht", Stoevesandt: „Das Er-tragen der Spannungen", Georg Müller: „Martin Heidegger und die Ge-schichte", Hammelsbeck: „Zur theologisch-philosophischen Verlegenheit." Evangelische Theologie Heft 4 1954 145
Online erschienen: 1954-4-1
Erschienen im Druck: 1954-4-1

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