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Vorwort des Herausgebers

Published/Copyright: February 26, 2003

Die Jahrstagung, die der Verein fu» r Socialpolitik 2001 in Magdeburg veranstaltete,stand unter dem Generalthema ,,Wettbewerb der Institutionen``. U»ber die korrekteThemenformulierung gab es Diskussion. Beabsichtigt war von Anbeginn eineo» konomische Auseinandersetzung mit dem Wettbewerb, dem sich staatlicheSysteme zu stellen haben, wenn Bu» rger ihre Zugeho» rigkeit selbst wa»hlen du» rfen.Der nahe liegende Begriff des ,,Systemwettbewerbs`` wurde verworfen. Er erinnertzu sehr an die historische Auseinandersetzung zwischen Sozialismus undKapitalismus und an eine Form von Wettbewerb, die Freiheitsrechte einschra»nkt.Hans-Werner Sinn, CESifo und Universita»t Mu» nchen, nennt in seinem Tagungs-beitrag diesen weltanschaulich gepra»gten Wettbewerb politischer Systeme den,,alten``. Das Besondere am ,,neuen`` sei die Exit-Option. Unter dem Thema,,Wettbewerb der Institutionen`` sollten nicht alte Debatten neu aufgerollt werden.Vielmehr sollten die Herausforderungen thematisiert werden, mit denen sich derstaatliche Sektor unter den Bedingungen der Globalisierung konfrontiert sieht.Auch wenn die thematische Fokussierung eher zu nu» chternen Analyseneinladen sollte, waren die Auseinandersetzungen in Magdeburg nicht frei vonLeidenschaft. Die Teilnehmer wurden durch zwei Beitra»ge eingestimmt, die inihren wirtschaftspolitischen Botschaften nicht gegensa»tzlicher ha»tten seinko» nnen. Es handelt sich dabei um die beiden in diesem Heft abgedrucktenBeitra»ge von Frey und Sinn.NachBruno S. Frey, Universita»t Zu» rich, wird die Debatte u» ber die Zukunft desStaates im Zeitalter der Globalisierung durch falsche Vorstellungen beherrscht.Weder sei es richtig, davon auszugehen, dass der Staat im Allgemeinen und derSozialstaat im Besonderen unter a»u ̊erem Wettbewerbsdruck zum ,,Liliput``entartet, der die ihm zugewiesenen Aufgaben nicht la»nger wahrnehmen kann.Noch sei es richtig anzunehmen, dass sich die Staaten als Reaktion auf dendrohenden Verlust an politischen Gestaltungsmo» glichkeiten zu supra-nationalen Kartellen zusammenschlie ̊en und wahre Bu» rgerinteressen einem,,Leviathan`` gleich vernachla»ssigen. Die Zukunft des Staates sieht Frey vielmehrdarin, dass es ihn in der herko» mmlichen Form nicht mehr geben wird. DerGegensatz zwischen ,,privat`` und ,,o» ffentlich`` werde sich zunehmend auflo» sen.An die Stelle von Staaten werde eine Vielzahl von Organisationen treten, diemit funktionaler Zweckbestimmung um die freie Mitgliedschaft von Bu» rgernkonkurrieren. Vielfache und u» berlappende Mitgliedschaften seien fu» r denBu» rger der Zukunft kennzeichnend.flVerein fu» r Socialpolitik und Blackwell Publishers Ltd. 2002, 108 Cowley Road, Oxford OX4 1JF, UKund 350 Main Street, Malden, MA 02148, USA.Perspektiven der Wirtschaftspolitik2002 3(4): 355±358Vorwort des HerausgebersWolfram F. RichterUniversita»t Dortmund
Online erschienen: 2003-02-26
Erschienen im Druck: 2002-11

© 2014 by Walter de Gruyter GmbH & Co.

Downloaded on 10.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1111/1468-2516.00097/html?srsltid=AfmBOorl56-ZZC5vcTdTZtjBIw0Y_CmjAgI21Pe6WA_fax6QSHhDs901
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